Mit ‘Klaus Badelt’ getaggte Artikel

Montag, 20. September 2010, von Georg Jajus

Woche der Filmmusik: Kritik: “Hollywood in Vienna”

Das ORF Radio Symphonie Orchester Wien interpretiert Meisterwerke der Filmmusik
Foto: © Georg Jajus

Mitte September Stand Wien ganz im Zeichen Hollywoods – über die “Woche der Filmmusik in Wien” wurde hierorts ja schon berichtet. Den Abschluss bildete der zum dritten Mal stattfindende “Hollywood in Vienna” Abend im Wiener Konzerthaus. Filmmusikkompositionen der “klassischen” Musik gleichberechtigt akzeptiert zu sehen, galt über viele Jahre ja als schweres Unterfangen, zu festgefahren war die gesellschaftlich akzeptierte Ansicht, dieses Prädikat nur der “ernsten” Musik zuzugestehen.

Dabei sind -historisch betrachtet- gerade Wien und seine angrenzenden Städte der österreichisch-ungarischen Monarchie die Wiege der symphonischen Filmmusik: Erich Wolfgang Korngold aus Brno/Brünn, Miklós Rózsa aus Budapest und schliesslich Max Steiner aus Wien eroberten mit ihren Filmkompositionen die goldene Ära Hollywoods, inspirieren mit ihren Inszenierungen fast alle heute tätigen Filmmusikkomponisten.

Howard Shore dirigiert das ORF Radio Symphonie Orchester Wien
Foto: © Georg Jajus

So bildeten “The Sea Hawk” (Korngold) und “Ben Hur” (Rózsa) dann auch den Auftakt, ehe das Programm mit “The Rocketeer” (James Horner) in die Neuzeit schwenkte und sich mit “Indiana Jones” und “Jurassic Park” (John Williams) auf schon Vielgehörtes fokussierte. Und das ist vielleicht ein Umstand, der – trotz aller Perfektion des ORF Radio Symphonie Orchesters Wien unter Dirigent John Axelrod – aus der Sicht des Cineasten kritisch hinterfragt werden könnte:

Warum nur Populäres, wieso nichts Neues? Gerade John Williams Repetoire ans Filmmusik ist breit gefächert, warum nichts aus “Minority Report”, “Amistad” oder “Empire of the Sun” (“Im Reich der Sonne”). Auch ein Auszug aus James Horners “Avatar” konnte im Anschluss nur mässig überzeugen, ob dieser Film und seine Musik das Potential zum Klassiker hat, wird erst die Zeit weisen. Die Welturaufführung von Klaus Badelts “Pirates of the Caribbean” Suite (“Fluch der Karibik”) setzte des Schlusspunkt des ersten Teils und überzeugte nicht nur druck- und schwungvoll inszeniert, sondern auch mit teils zum ersten Mal gehörten Variationen des Grundthemas: Von Klaus Badelt darf in den nächsten Jahren gewiss noch viel erwartet werden.

Hollywoodgrössen unter sich: Klaus Badelt, Rick Porras und Howard Shore
Foto: © Leimgruber

Der zweite Teil des Abends war Howard Shore gewidmet, dessen musikalisches Schaffen sich über unterschiedliche Genres und Regiesseuren wie David Cronenberg “The Fly” (“Die Fliege”), Jonathan Demme “Silence Of The Lambs” (“Das Schweigen der Lämmer”) über David Fincher (“The Game”) erstreckte, ehe er mit der Filmmusik zu Peter Jacksons “The Lord on the Rings” Trilogie (“Der Herr der Ringe”) jene Popularität und jene Wertschätzung zuteil wurde, die er schon früher verdient hätte. Ein Querschnitt seines musikalischen Schaffens wurde in Form eines Medleys präsentiert, gefolgt von der “Lord of the Rings – Grand Suite” (wie bei Fluch der Karibik ebenfalls eine Welturaufführung) ehe der 1946 in Toronto geborene Komponist mit dem “Max Steiner Award” geehrt wurde. Seinen Score zu “Lord of the Rings” dirigierte Howard zum Abschluss schliesslich selbst und bewies auch hier sein Können.

Zusammenfassend ein sehr gelungener Abend, welcher nicht zuletzt dank der äusserst positiven Publikumsresonanz auch im nächsten Jahr stattfinden dürfte. Und nachdem John Williams Kompositionen schon bei den vergangenen “Hollywood in Vienna” Konzerten vertreten waren, wäre er sicher ein möglicher würdiger Kandidat für den nächsten “Max Steiner Award”.

Donnerstag, 16. September 2010, von Elmar Leimgruber

Wiener Filmmusikpreis 2010 vergeben – Kompositions-Workshops mit Badelt und Kolonovits

Christof Unterberger gewinnt den Wiener Filmmusikpreis 2010

Der Wiener Cellist Christof Unterberger hat den Wiener Filmmusikpreis 2010 gewonnen. Er erhielt am 14. September die von der Stadt Wien gestiftete Auszeichnung in Höhe von 7.000 Euro im Rahmen der Film Composers Lounge, wo er seine musikalische Untermalung des Streifens “Der Räuber” auch live vortrug. Die beiden ex Equo am zweiten Platz sind Juan Manuel Abras und Wolfgang Rabl und der dritte Platz ging an den begnadeten Cellisten Thomas Reinhardt. Hintergründe und Infos zum von Reinhard Karger (Professor für Komposition an der Musikuniversität Wien) und Alexander Kukelka (Österreichischer Komponistenbund ÖKB) ausgeschriebenen Wiener Filmmusikpreis sind hier abrufbar.

Wolfgang Radl wird mit dem 2. Platz ausgezeichnet von Prof. Gerold W. Gruber und von Vize-Rektorin Claudia Walkensteiner-Preschl

Am Montag abend wurden die Nachwuchskünstler im Wiener Jazz-Lokal Porgy & Bess im Rahmen der Film Composers Lounge ausgezeichnet. Musikalische Einlagen boten die österreichischen Komponisten und Formationen Gerd Schuller, Mia Zabelka, Quin Huang & Alpar Balazs, Long (Chris Eckman und Rupert Huber), die Sofa Surfers, Lothar Scherpe, Walther Soyka & Karl Stirner sowie Gerhard Gruber, Adula Ibn Quadr und Peter Rosmanith. Fotos der Star-Performances sind hier abrufbar.

Juan Manuel Abras (2. Platz) mit Alexander Kukelka, Gruber und Walkensteiner-Preschl

Am 15. September fand an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst das International Film Music Symposium Vienna (Wiener Filmmusiksymposium) statt. Neben Vorträgen der Hollywoodkomponisten Howard Shore (“Lord of The Rings“, “Philadelphia”) und Klaus Badelt (“Pirates of The Caribbean – The Curse of the Black Pearl”) und dem Co-Produzenten des Films “Lord Of The Rings” Rick Porras, boten Christian Kardeis (Vienna Symphonic Library), Wolfgang Schlögl (Sofa Surfers), Klaus Badelt und der österreichische Dirigent, Arrangeur und Komponist Christian Kolonovits Kompositions-Workshop und trafen sich Kolonovits und die Regie-Legende Peter Patzak (“Kottan ermittelt”) zum öffentlichen Talk.

Thomas Reinhardt schafft den 3. Platz (hier mit Gruber und Walkensteiner-Preschl)

Howard Shore kündigte bei der Pressekonferenz die Veröffentlichung seines Scores für den teils in Wien gedrehten “Freud”-Film von David Cronenberg mit November 2010 an. Bei seinem Workshop für Komponisten und Filmmusik-Freaks erklärte Klaus Badelt, dass er es liebt “Fehler zu machen”, also Musik zu schreiben und diese immer wieder neu zu überarbeiten. Zuerst stehe die musikalische Idee, die lediglich 10 Prozent des Aufwandes bedeute, die anschliessende Feinarbeit hingegen würde die restliche Zeit bis zur Veröffentlichung benötigen. Sein Produktionsteam sei eine Art “Architektenteam” mit klaren Aufgabengebieten für jeden Mitarbeiter.

Hollywood-Komponist Klaus Badelt hielt einen Kompositions-Workshop

Der realistischste Weg zum Erfolg beginne als “Kaffeekocher” in einer Musikproduktionsfirma, so habe er auch nach seiner Zeit als Komponist in Deutschland für TV-Serien und Werbung in Kalifornien seine Tätigkeit bei Hans Zimmer begonnen. Zudem müsse man “sich selbst der grösste Kritiker sein”. Aber “Filmmusik zu schreiben kann man nicht lernen”.

Klaus Badelt beim Kompositionsworkshop

Er beginne einen Track meistens mit Strings oder mit Piano anschliessend würden dann unzählige Variationen programmiert und arrangiert und allen Beteiligten (Produzent, Regisseur…) online zur Verfügung gestellt, bis schliesslich zwischen 80 und 140 Spuren vorhanden sind und der Track bereit ist für die Orchesteraufnahme. Badelts persönlichen Lieblings-Kompositionen -auf deren Veröffentlichung er nach eigenen Angaben keinen Einfluss hat, auch weil die dafür nötigen Rechte meist die Filmproduktionsfirma innehat- sind übrigens “Pour Elle” (2008), “Der kleine Nick” (2009) und “The Promise” (2006).

Mittwoch, 15. September 2010, von Elmar Leimgruber

Woche der Filmmusik in Wien – Eindrücke in Bildern

Die Hollywoodkomponisten Howard Shore (“Lord Of The Rings“-Trilogie, Philadelphia) und Klaus Badelt (“Fluch der Karibik“, “The Time Machine”) sind in diesen Tagen zu Gast in Wien. Der mehrfach Oscar-prämierte Shore erhält den von der Stadt Wien vergebenen Max Steiner Filmpreis 2010 (Max Steiner Film Music Achievement Award) und Klaus Badelt leitete unterem anderem einen Intensiv-Kompositions-Workshop an der Musikuniversität Wien. Beide Hollywoodkomponisten werden im Rahmen der am Donnerstag stattfindenden ausverkauften “Hollywood in Vienna“-Gala im Wiener Konzerthaus neben dem österreichischen Komponisten und Dirigenten Christian Kolonovits und dem amerkanischen Dirigenten John Axelrod ihre Filmmusik dirigieren.

Und hier gibts Eindrücke in Bildern von der Wiener Film Composers Lounge und des Wiener Filmmusiksymposiums (Fotos der Vergabe des Wiener Filmmusikpreises sind inklusive nähere Infos sind hier zu finden):

(jeweils von links nach rechts:)

Erste Reihe:

1. Dirigent John Axelrod, Organisatorin Sandra Tomek (Best of Film Music), Hollywoodkomponist “Herr der Ringe” Howard Shore 2. Hollywoodkomponist “Fluch der Karibik” Klaus Badelt, Produzent Rick Porras (Herr der Ringe), Dirigent John Axelrod, Tomek, Shore, Komponist Christian Kolonovits (VSOP, Nordwand) 3. Der österreichische Filmmusik-Komponist “Kommissar Rex” Gerd Schuller (Keyboard) mit Band 4. Organisator Univ. Prof. Gerold W. Gruber (Musikuniversität)

Zweite Reihe:

1. Axelrod 2. Sänger und E-Gitarrist Chris Eckman (Long) 3. Pianist und Komponist Rupert Huber (Long, Tosca) 4. Der österreichische Komponist Lothar Scherpe (MA2412, Dorfer-Filme)

Dritte Reihe:

1. Film-Regisseur Peter Patzak im Talk mit Kolonovits 2.Porras und Shore 3. Shore und Porras 4. Sängerin Rebekka Bakken

Vierte Reihe:

1. Howard Shore 2. Die österreichische Formation Sofa Surfers (“Silentium”, “Komm süsser Tod”, “Der Knochenmann”) 3. Die österreichischen Komponisten Karl Stirner (Zither) und Walther Soyka (Akkordeon) 4. Die österreichische Extremviolinistin und -Komponistin Mia Zabelka

Alle Fotos (und viele mehr) sind auf Bestellung auch in besserer Auflösung erhältlich und © Elmar Leimgruber, redakteur.cc

Dienstag, 3. August 2010, von Elmar Leimgruber

Filmmusikpreis 2010 – Hollywood in Vienna – Film Music Symposium

Der Österreichische Komponistenbund (ÖKB, Alexander Kukelka) schreibt in Zusammenarbeit mit EU XXL FILM, Universität für Musik & darstellende Kunst Wien / Institut f. Medienkomposition / Filmakademie Wien, und Best-of-Film-Music den zum zweiten Male von der Stadt Wien gestifteten “Wiener Filmmusikpreis 2010″ aus. Dieser mit 7.000 EUR dotierte Preis richtet sich an alle Musikschaffenden, Komponistinnen und Komponisten in Österreich – Arrivierte und Newcomer gleichermaßen – und setzt sich zum Ziel, heimische Filmmusik-Talente aufzuspüren und neue kreative und dynamische Impulse in die Szene österreichischen Musikschaffens im Genre der Film- und Medienmusik abzugeben.

Es stehen 3 Filmsequenzen von jeweils ca. 4 Minuten Länge aus den Filmen “Der Knochenmann” (Regie: Wolfgang Murnberger, Produzenten: Danny Krausz, Kurt Stocker (Dor Film)), “In 3 Tagen bist Du tot 2″ (Regie: Andreas Prochaska, Produzent: Helmut Grasser (Allegro Film)) und “Der Räuber” (Regie: Benjamin Heisenberg, Produzent: Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion, Peter Heilrath) zur Verfügung.Es muss mindestens eine Szene ausgewählt, vollständig neu vertont, produziert und fristgerecht – spätestens bis zum 20. August 2010 – eingereicht werden. Die Verleihung findet am 13. September 2010 im Rahmen der “Film Composers Lounge” im Porgy & Bess statt. An diesem Abend wird das Siegerwerk auch live zur Leinwand uraufgeführt.

 

 

 

Die Musik sollte für kammermusikalische und/oder elektronische Instrumentierungen unterschiedlicher Besetzungen angelegt sein, jedoch eine Ensemblegröße von 8 Musikerinnen und Musikern nicht übersteigen. Teilnahmeberechtigt sind Komponistinnen und Komponisten ohne Altersgrenze, die in Österreich den Mittelpunkt ihres Schaffens haben. Einzureichen sind eine Audio-CD mit Musik-Layout, eine für die Live-Aufführung eingerichetete Partitur und eine Video-DVD mit der gewählten Videosequenz und der dazu angelegten Musik (Via Post: Österreichischer Komponistenbund (ÖKB) Baumannstrasse 8-10, 1031 Wien). (Bildfrequenz: 24 fps, Ton: 24 bit, 48 kHz) Alternativ kann auch ein Mp3, ein Quicktime-Video und eine Partitur im PDF-Format via Email an: stahmer@komponistenbund.at eingereicht werden.

Die “Film Composers Lounge”– ein großes Fest der österreichischen Film- und Medienmusik: Eine Standortbestimmung für audiovisuelle Kreativität “made in Austria”. Nachwuchsförderung und Verleihung des Wiener Filmmusikpreises inklusive. Vom Österreichischen Komponistenbund (dem nationalen Interessenverband der Musikschaffenden aller Genres) veranstaltet, ist die “Film Composers Lounge” ein abendfüllendes Konzertformat für Film- und Medienmusikschaffen “Made in Austria”. In Premierenkino-Atmosphäre bietet sie einem großen Publikum aus Musikfans, Cineasten, echten Filmmusikliebhabern und auch wichtigen BranchenvertreterInnen einen einzigartigen Überblick über die Facetten österreichischer Film- und Medienmusik – live und zur Leinwand.

Der kuratorische Leitfaden dieser ersten “Film Composers Lounge” führt (breit gefächert) durch Werke aus den vier Themen-Bereichen “Österreichischer Feature Film, Film & Kino”, “Österreichischer Fernsehfilm, Dokus, Jingles & Signations”, “experimentelle Medienmusik made in Austria” und “…in the making – Produktionen im Entstehen und exklusive musikalische Sneak Previews” und füllt (durch kurze Atempausen unterbrochen) ein abendfüllendes Programm (Beginn: 20.30 Uhr, Dauer: 3h) aus mindestens 7 unterschiedlichen Acts/Ensemble/Bands aus. Das konkrete Programm folgt unter www.composerslounge.at.

Die diesjährige Gala der Filmmusik “Hollywood in Vienna” findet übrigens am 16. September im Wiener Konzerthaus statt: Das ORF Radio Symphonie-Orchester Wien und sein Dirigent John Axelrod hissen die Segel und begeben sich auf eine musikalische Reise in aufregende Abenteuerwelten. Dabei begleiten sie die Komponisten Howard Shore, Klaus Badelt, Christian Kolonovits und Sängerin Rebekka Bakken und der Chor der Wiener Singakademie.

Für ein eindrucksvolles Erlebnis sorgen eine Großbild-Leinwand in einer stimmungsvollen Lichtinszenierung im prächtigen Ambiente des Wiener Konzerthauses. Hier wird auch der “Max Steiner Award” an den dreifachen Oscar-Preisträger Howard Shore (Herr der Ringe) verliehen. Da die Abendvorstellung bereits seit Wochen ausgebucht ist, wird die Generalprobe mit dem vollständigen Programm am Nachmittag öffentlich sein.

Im Vorfeld der Gala findet am 14. September, veranstaltetet durch die Musikuniversität Wien (Prof. Gerold W. Gruber) und Best Of Film Music (Sandra Tomek), das diesjährige Film Music Symposium statt, an dem Howard Shore teilnehmen wird und an dem Klaus Badelt, Christian Kolonovits und Wolfgang Schlögel (Sofa Surfers) Workshops anbieten.

Donnerstag, 22. April 2010, von Georg Jajus

Von Korngold bis Badelt, oder: Aus Wien nach Los Angeles

„Best of Hollywood“ lautete das Motto des Abends, zu dem das Tonkünstler Orchester Niederösterreich unter seinem Dirigenten Wolfgang Hattinger in den goldenen Saal des Wiener Musikvereins luden. Für Film-Enthusiasten also ein Muss, denn konzertante Veranstaltungen dieser Art sind rar in der Bundeshauptstadt, und allzu oft wird von Verfechtern der „reinen“ klassischen Musik (darunter sicher viele Abonnenten des Musikvereins) die Nase gerümpft, kommt das Thema Filmmusik zur Sprache. Der Abend sollte sie eines besseren belehren.

Eingeleitet wurde das Programm mit der „20th Century Fox“ Fanfare von Alfred Newman, der neben dem MGM-Löwen wohl markantesten Signation aller Filmstudios, die seit mittlerweile über siebzig Jahren zahlreiche legendäre Filme eingeleitet hat – zuletzt etwa „Avatar“. Hattinger gefiel sich am Dirigentenpult auch in der Rolle des Moderators des Abends, eine Aufgabe, die er amüsant und kurzweilig bewältigte. Der (thematische) Bogen wurde schliesslich mit Erich Wolfgang Korngolds Musik zu „The Sea Hawk“ gespannt: Ein für seine Zeit Masstäbe setzender Piratenfilm aus dem Jahre 1940, inszeniert vom österreichisch-ungarischen Emigranten Michael Curtiz. Auch Korngold war Emigrant, ehe er mit seinen Scores für zahlreiche Warner Bros. Filme Erfolge feierte war er vor allem als Opernkomponist bekannt („Die tote Stadt“). Das Genre des Abenteuerfilms ist heute nach wie vor populär, und so sollte man es an diesem Abend noch einmal mit Piraten zu tun bekommen.

Nicht fehlen durfte natürlich das „James Bond“ Thema von Monty Norman sowie „You only live twice“ und „Dimands are Forever“ von John Barry, aus den mittlerweile 22 Bond Filmen sicherlich jene mit dem grössten Wiedererkennungswert. Gesanglich unterstützt wurde das Orchester von der Sopranistin Andrea Malek. Die Interpreten waren dabei stets mit Engagement und Spielfreude bei der Sache, und vermochten die Faszination Filmmusik dem Publikum mit jeder Note und jedem Takt zu vermitteln. Die goldene Ära Hollywoods war auch eine Zeit des Western-Films, die mit zwei Werken gewürdigt wurden. Zunächst Elmar Bernsteins Suite zu „The Magnificant Seven“, die quasi amerikanisierte Adaption Akira Kurosawas „Shichinin no samurai“, der John Sturges als Vorbild diente. Ein Score, der das musikalische Bild des Westerns für immer prägen sollte. Aus Ennio Morricones Werken ein repräsentatives auszuwählen wäre ein Ding der Unmöglichkeit, zu vielfältig ist das Schaffen jenes Mannes, der zu weit über 300 Filmen die musikalische Begleitung beigesteuert hat. Und so entschied man sich für ein Stück bei dem eigentlich nichts schief gehen kann, ist es doch jedem bekannt: Stichwort Spaghetti-Western. „The Harmonica Man“ also aus „Once upon a time in the west“, jene markante Melodie mit der Mundharmonika, die hier vom Dirigenten höchstpersönlich bedient wurde.

Eine gelungene und überaus witzige Einlage Vergangenes Jahr, wenige Monate vor seinem Tod, war er noch mit dem Goldenen Bären für sein Lebenswerk gekürt worden: Maurice Jarre, Vater des Elektronik-Musikers Jean Michel Jarre, neun Mal für den Oscar nominiert, wurde mit einer ausdrucksstarken Interpretation seiner „Lawrence of Arabia“ Overtüre gewürdigt, für die er seinerzeit auch den Oscar gewann. Eindrucksvoll, wie der Score auch ohne Film seine Wirkung tat. Film bedeutet ja in erster Linie: eine Geschichte erzählen. Einer der innovativsten und originellsten Geschichtenerzähler Hollywoods ist ohne Zweifel Steven Spielberg. Aber was wäre ein Spielberg Film ohne die passende Musik von John Williams? Die jahrzehntelange Freundschaft der beiden brachte Werke wie „A.I.“, „Jaws“, „Schindlers List“ und „Jurassic Park“ hervor, und so schien es selbstverständlich, dass auch ein Querschnitt des William’schen Schaffens zu diesem Abend musikalisch beitrug.Von Spielberg inszeniert, von Williams komponiert. Eine simple Formel, aber immer wieder gut und nie langweilig.

Auch Michel Legrand kann auf ein die Vertonung bedeutender Filme verweisen, für diesen Abend hatte man die Musik aus dem Barbara Streisand-Film „Yentl“ gewählt. Vergegenwärtigt man sich Geschichte und Thema dieses Films, war es ein klug gesetzter Übergang von Williams/Spielberg, der die Zusammenstellung der unterschiedlichen Kompositionen harmonisch und fliessend erschienen liess. Ein Umstand, den übrigens auch die anderen Kompositionen des Abends betraf: alles wirkte aus einem Guss, fein austariert. Den offiziellen Abschluss dieses in jeder Hinsicht gelungenen Konzertabends bildete schliesslich wieder ein Abenteuer-, achtung: Piraten-Film, nämlich Klaus Badelt mit „Pirates of the caribbean“. Schon im Film ein Genuss, entwickelte der Score live gespielt ein geradezu bombastisches Klangerlebnis: So klingt Kino auf der Konzertbühne, das Leitmotiv funktioniert auch ohne Bilder, lässt den Film scheinbar plastisch im Konzertsaal schweben. Zugleich schloss sich der Kreis zur Einleitung von Korngolds „The Sea Hawk“, zahlreiche Harmonien Korngolds finden sich in Badelts Komposition wieder.

Mit „Diamonds Are A Girls Best Friends“ und „From Russia With Love“ als Zugaben hatte man abermals zwei eingängige Klassiker ausgewählt, die mit entsprechend frenetischem Applaus bedacht wurden. Das Tonkünstler Orchester Niederösterreich und Wolfgang Hattinger hatten an diesem Abend den Beweis erbracht, wie phantastisch und klangvoll Filmmusik sein kann, wie geeignet sie ist auch ohne Filmbilder zu funktionieren und das die sehr wohl, in jeder Weise, in gleicher Reihe mit der „klassischen“ Musik stehen kann. Und man darf schon gespannt sein, wann dieses Ensemble das nächste Mal zu einem „Best of Hollywood“ Konzertabend bittet.

Donnerstag, 2. Oktober 2003, von Elmar Leimgruber

CD-Kritik: Pirates Of The Caribbean/Fluch der Karibik (Klaus Badelt/Hans Zimmer)

Also…
eines muss ich vorweg schon mal sagen: Ich bin enttäuscht!
Natürlich liebe ich den typischen Stil von Hans Zimmer und seine typischen Sequenzen, aber in seinen “alten” Scores.
Klaus Badelt ist ein ganz hervorragender (klassischer) Komponist und Dirigent. Dass er ein echtes Talent im Musikschreiben hat, zeigte er schon mit seinem Score zu “The Time Machine”, den ich für einen der großartigsten Scores der letzten Jahre halte.
Aber was Klaus Badelt und Hans Zimmer hier mit dem Score zu “Fluch der Karibik” liefern, ist zwar recht nett, aber genaugenommen nur billiger Abklatsch von alten Zimmer-Scores vor allem von “The Rock” (Nick Glennie-Smith, der schon damals fleissig mitkomponiert hat, ist in diesem neuen Score übrigens auch wieder mit an Bord): genau dieselben Sequenzen, nur anders arrangiert und instrumentiert.
Sowas ist irgendwie überflüssig, wenn es auch sicherlich gut zum Film passen mag. ich kann dazu nur sagen: Klaus und Hans: Strengt euch ein bissi mehr an: Talent habt ihr ja.
Hier können Sie sich selbst ein “musikalisches Bild” über den Soundtrack Pirates Of The Caribbean (Fluch der Karibik) machen, indem Sie ihn anhören.