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Mittwoch, 18. Februar 2015, von Elmar Leimgruber

Ein paar Ideen zur Fastenzeit

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die diesjährige Fastenzeit: 40 Tage Vorbereitung auf Ostern. Doch obwohl es viele Menschen heute nicht mehr (ausschließlich) aus religiösen Gründen tun: Fasten in der verschiedensten Ausprägungen steht hoch im Trend. Unter dem Motto “Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn” (Teresa von Avila) gibts hier daher ein paar praktische Ideen zur Fastenzeit:

Bereits zum 14. Mal gibt es die „Aktion Verzicht“ des Katholischen Familienverbandes in Österreich und in Südtirol. Sie beginnt am Aschermittwoch den 18. Februar 2015 und endet am Karsamstag, den 4. April 2015. In diesen sechs Wochen soll bewusst auf Alkohol, Süßigkeiten, Konsumgüter, Fleisch oder bestimmte Gewohnheiten verzichtet werden. Jedes Jahr beteiligen sich an der „Aktion Verzicht“ neben zahlreichen Familien in Tirol, Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Steiermark und dem Burgenland auch Kindergärten, Schulen und Jugendzentren.


Während andere Menschen hungern, fasten wir und verschwenden dabei, kritisiert der evangelische Bischof Bünker zum Aschermittwoch: In Österreich werden jährlich laut Umweltministerium rund 157.000 Tonnen an Lebensmitteln und Essensresten in den Müll geworfen. “Der Wert dieser Lebensmittel beläuft sich auf über 1 Milliarde Euro. Dem gegenüber stehen aktuell fast eine Milliarde Menschen in den Entwicklungsländern, die an Hunger und Unterernährung leiden”, betont Bischof Bünker zum Aschermittwoch und zum Beginn der Fastenzeit.

“Mit einer Milliarde Euro könnte die Aktion Brot für die Welt das Leben von Millionen Menschen, die an Hunger und Durst leiden, nachhaltig zum Guten wenden. Wir könnten 70 Millionen Familien in Afrika mit dürreresistentem Saatgut versorgen oder 1,1 Millionen Brunnen mit Handpumpe bauen”, erläutert der Bischof was der Gegenwert unserer Verschwendung für Menschen in Armut bedeuten könnte. “Jeder und jede Einzelne von uns, die umdenkt, weniger Lebensmittel verschwendet und einen Teil des ersparten Geldes für eine wohltätige Organisation wie Brot für die Welt spendet, macht die Welt zu einem besseren Ort,” betont Bünker.

Ab Aschermittwoch bietet die katholische Kirche in Österreich während der Fastenzeit wieder eine SMS-Aktion mit Papstgedanken an. Bis zum Karsamstag erhalten Interessierte an den 40 Tagen der Fastenzeit kostenlos eine SMS mit Zitaten von Papst Franziskus. Dabei handelt es sich um Worte aus Reden und Predigten des Papstes aus dem ersten Jahr seines Pontifikats sowie um ausgewählte päpstliche Twitter-Kurzbotschaften. Anmelden kann man sich dazu ab Dienstag, 4. März, über das Mobiltelefon durch eine SMS mit dem Kennwort “PAPST” an die Telefonnummer 0664/6606651.

Bereits zum zehnten Mal rufen die Katholische und Evangelische Kirche heuer zum “Autofasten” auf. Die Kirchen appellieren an die Österreicher, in der Fastenzeit auf Auto-Alternativen wie Bahn, Bus oder das Fahrrad umzusteigen oder auch die eine oder andere Wegstrecke zu Fuß zu gehen. Wer sich für die Teilnahme auf der Plattform www.autofasten.at registriert, erhält einen wöchentlichen Newsletter, Zugang zu einem Autofasten-Tagebuch und zu einem Mobilitätskalender, der über die eingesparten Autokilometer die Höhe der CO2-Einsparungen berechnet.

Als Motivationshilfe winken zudem die kostenlose Rechtsschutz-, Haftpflicht- und Unfallversicherung beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) und die Teilnahme an einer Verlosung von Urlaubs- und Bahnpreisen. Aktuell haben sich bereits rund 15.700 Personen für die Aktion angemeldet, wie Markus Gerhartinger, Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien, bei der Auftaktpressekonferenz informierte. Im zehnten Jahr des Bestehens der Aktion hoffe man zudem, insgesamt auf zehn Millionen eingesparte Autokilometer zu kommen.

Viele Stifte und Klöster sprechen in der Fastenzeit speziell junge Menschen an, mit Angeboten wie etwa Kloster auf Zeit. So etwa das Stift Schlägl, das zwischen 27. Februar und 1. März Vorträge, Zeiten der Stille, Teilnahme am Chorgebet und spirituellen Impulse für interessierte junge Männer bietet. Ähnliches gilt es im Böhmerwald-Kloster auch für Senioren, wie etwa ein “besinnlicher Vormittag” am 5. März. Vom 22. bis 29. März steht in Schlägl “Heil werden durch Fasten” auf dem Programm – eine Woche mit Tees, Säften und Gemüsebrühen aus organisch-biologischer Landwirtschaft. (Infos: www.stift-schlaegl.at)

Ein “spirituelles Klosterfasten” gibt es schon zuvor zwischen dem 14. und 20. März im Missionskloster Wernberg, wo u.a. Meditation, Taize-Gesang und Tanz, kreative Gestaltung, Brotbacken, “Sinneswanderungen”, Körper- und Achtsamkeitsübungen und persönliche Wertefindung mit professioneller Begleitung angeboten werden. Wernberger Fasten-Kräutertee wird darüber hinaus von der Diözese Gurk-Klagenfurt angeboten – gemeinsam mit dem Buch “Der Geschmack des Himmels – Sieben Stufen auf dem Weg zur Fülle” von Klaus Einspieler und Michael Kapeller. (Infos: www.klosterwernberg.at und www.kath-kirche-kaernten.at)

Im Stift Zwettl gibt es vom 19. bis 22. März ein Tee- und Saftfasten u.a. mit Elementen aus Yoga und Meditation, Atem- und Entspannungsübungen für eine “äußere und innere Reinigung” zugleich. (Infos: www.stift-zwettl.at) Nicht unweit davon im Stift Altenburg können Interessierte vom 22. bis 28. März geistige und seelische “Schlacken” abbauen. Das Fasten wird hier von Gesprächsrunden, spirituellen Impulse, Meditationen, leichter Gymnastik, Wahrnehmungsübungen, Zeit der Ruhe und Stille sowie die Möglichkeit zur Teilnahme am Gebet der Benediktiner umrahmt. (Infos: www.stift-altenburg.at) Fasten nach Hildegard von Bingen bietet indes das Stift St. Lamprecht von 22.bis 28. März. (Infos: www.stift-stlambrecht.at).

Mittwoch, 14. Januar 2015, von Elmar Leimgruber

Österreich: Weltreligionen und Staat gemeinsam gegen Terrorismus

Zu einem wohl einmaligen Schulterschluss zwischen dem Staat Österreich und der in Österreich vertreetenen monotheistischen Weltreligionen (Christentum, Judentum, Islam) kam es gestern, Dienstag, in Wien. In einem gemeinsamen Statement, das auch von Bundespräsident Heinz Fischer unterzeichnet ist, betonen die Religionsvertreter ihre Ablehnung von Gewalt und Terrorismus und gegenseitigen Respekt für das, “was dem anderen heilig ist”.

“Werte und Prinzipien, die über Jahrhunderte hinweg erarbeitet und entwickelt wurden, wie Menschenwürde, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, kann der Fanatismus irregeleiteter Menschen auch mit Gewalt und Terror nicht aus der Welt schaffen”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die Bundespräsident Heinz Fischer in der Präsidentschaftskanzlei vorstellte.

“Gewalt im Namen Gottes ist für Gläubige gleich welcher Religion die größte Blasphemie,” hatte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bereits in einer ersten Reaktion auf die Mordanschläge in Paris reagiert: “Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren”, das zweite der zehn Gebote gelte nicht nur für Juden und Christen, sondern sinngemäß für jeden religiösen Menschen, hatte der Wiener Erzbischof weiter ausgeführt.

Der gemeinsamem Erklärung von Kirche und Staat war ein Treffen des Bundespräsidenten mit Kardinal Christoph Schönborn, IGGiÖ (Isalamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) -Präsident Fuad Sanac, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, Bischof Michael Bünker, Superintendent Lothar Pöll sowie Bischofsvikar Iaonnis Nikolitsis vorausgegangen. Dazu stießen die Minister Sebastian Kurz und Josef Ostermayer.

Ergebnis der Erklärung war neben dem gemeinsamen Bekenntnis zu Menschenrechten und demokratischen Werten die “Abscheu” über die terroristischen Verbrechen und die Solidarität mit den Opfern, die unterschiedlichen Religionen angehören, und deren Angehörigen. das verlange eine “brüderliche Zusammenarbeit” der abrahamitischen Religionen, denn – wie es in der gemeinsamen Erklärung heißt -”Bibel, Tora und Koran sind Bücher der Liebe, nicht des Hasses”.

Kardinal Schönborn unterstrich das nach wie vor gute Verhältnis unter den Religionsgemeinschaften in Österreich und mahnte Respekt vor dem ein, “was anderen heilig ist”: Jede Form von Gewalt als Antwort auf Beleidigungen der Religion seien abzulehnen, der Rechtsstaat stelle dafür geeignete und ausreichende juridische Mittel zur Verfügung. Der Kardinal erinnerte zugleich an die hetzerischen antisemitischen Karikaturen in der NS-Zeit, auf die staatliche Behörden damals mit “hämischem Einverständnis” reagiert hätten. Dieser Blick in die Geschichte sollte auch heute “nachdenklich machen”, wenn es um das Ausreizen künstlerischer Freiheit geht, mahnte Schönborn.

Und hier die gemeinsame Erklärung von Bundespräsident Heinz Fischer, Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Michael Bünker, Bischofsvikar Iaonnis Nikolitsis, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, IGGIÖ-Präsident Fuat Sanac und Superintendent Lothar Pöll über gemeinsame Positionen und Werte vor dem Hintergrund des Mordanschlags in Paris vom 7. Jänner im Wortlaut:

Wien, 13. Jänner 2015

Gemeinsame Erklärung:

In der vergangenen Woche hat es in Paris einen sich über drei Tage hinziehenden Terroranschlag von islamistischen Fanatikern mit zahlreichen Todesopfern gegeben.
In einer solchen Situation ist Klugheit und Verantwortungsbewusstsein erforderlich.
Frankreich hat dies in einer imposanten und eindrucksvollen Kundgebung am vergangenen Sonntag getan.
Auch in Österreich hat es eine beeindruckende Zahl von Reaktionen der Solidarität und des Mitgefühls gegeben.
Die Bundesregierung hat für vergangenen Sonntag, den 11. Jänner, zu einer öffentlichen Kundgebung auf dem Ballhausplatz zwischen Hofburg und Bundeskanzleramt gemeinsam mit den gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften eingeladen, um ein Zeichen der Betroffenheit, der Solidarität und der Entschlossenheit im Kampf gegen den Terror zu setzen.
Bei dieser Veranstaltung wurde eine Erklärung der Bundesregierung vorgetragen, in der die Lehren aus der Geschichte bekräftigt wurden, unser Bekenntnis zu Menschrechten, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit bekräftigt wurde und in der zur gemeinsamen Verteidigung unserer Werte und Prinzipien aufgerufen wurde.
Als weiteren Schritt hat der Bundespräsident Vertreter der drei größten Religionsgemeinschaften in Österreich, nämlich des Christentums, des Islams und des Judentums sowie zwei Vertreter der Bundesregierung eingeladen, um in diesem Kreis Gedanken auszutauschen und gemeinsame Positionen zu definieren.
Folgendes stand und steht dabei im Vordergrund:

1. Unsere Abscheu in Bezug auf die in Frankreich begangenen Verbrechen.

2. Unsere Solidarität mit den Opfern und deren Angehörigen.

3. Eine Warnung vor weiterem Blutvergießen: Es gibt kein Anliegen der Welt, schon gar kein religiöses Anliegen, dem man mit Mord- und Totschlag dienen oder nützen kann.

4. Werte und Prinzipien, die über Jahrhunderte hinweg erarbeitet und entwickelt wurden, wie Menschenwürde, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, kann der Fanatismus irregeleiteter Menschen auch mit Gewalt und Terror nicht aus der Welt schaffen.

5. In Österreich sind Staat und Kirche getrennt. Das ist aber kein Hindernis, bei der Abwehr von Terror sowie bei der Verteidigung von Demokratie, Menschenwürde und Menschenrechten zusammenzuarbeiten. Im Gegenteil: Diese Zusammenarbeit ist wertvoll und wichtig.

6. Bei den Terroranschlägen in Frankreich sind Christen, Juden, Muslime und vielleicht auch Menschen ohne religiöse Bindung ums Leben gekommen.
Aus diesen und vielen anderen Gründen ist die brüderliche Zusammenarbeit von Christen, Juden und Muslimen, in die auch die anderen gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften sowie Menschen ohne religiöse Bindungen einbezogen und willkommen sind, besonders wichtig.

7. Meinungsfreiheit und der Respekt vor dem, was anderen Menschen heilig ist, sind hohe Rechtsgüter, die ebenso gut nebeneinander existieren können wie Meinungsfreiheit und der Schutz vor Verleumdung und Beleidigung.

8. Christen, Juden und Muslime in Österreich sind vereint im Bekenntnis zum Rechtsstaat, in der Achtung vor unseren Mitmenschen und deren Überzeugungen und in der selbstverständlichen entschiedenen Ablehnung von Terror und Gewalt.
Wir bekräftigen den Satz:
Bibel, Tora und Koran sind Bücher der Liebe, nicht des Hasses.

9. Maßnahmen, die für die Zukunft mehr Sicherheit bewirken sollen, können nicht auf die Ausrüstung der Sicherheitsbehörden beschränkt sein, sondern müssen insbesondere auch Bildungspolitik und Integrationspolitik umfassen.

Mittwoch, 21. August 2013, von Elmar Leimgruber

Ägypten: 80 Kirchen und kirchliche Schulen attackiert

In Ägypten sind nach kirchlichen Angaben bislang mehr als 80 Kirchen und christliche Schulen Ziel von Anschlägen der Muslimbrüder und ihrer Unterstützer geworden, berichtet die österreichische katholische Nachrichtenagentur Kathpress. Das ägyptische Volk, “Christen und Muslime”, steht demnach im Kampf gegen “bewaffnete Terroristen”, die Kirchen, Klöster und öffentliche Gebäude wie die neue Bibliothek von Alexandrien niederbrennen wollen. Dies betont der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in Ägypten, P. Beshouy Helmy, in einem Rundschreiben an Kirchenführer in aller Welt, das am Sonntag veröffentlicht wurde, wie die Stiftung “Pro Oriente” berichtet.

Mit diesen Angriffen solle das Land ins Chaos gestürzt werden, sagte der koptisch-katholische Bischof von Luxor, Johannes Zakaria, am Dienstag dem vatikanischen Pressedienst “Fides”. Die Muslimbrüder gäben den Christen die Schuld am Sturz von Staatspräsident Mohammed Mursi, so der Bischof. Dies treffe jedoch nicht zu. Der Ökumenische Rat appelliert an die ägyptische Regierung und Armee, Ägypter zu beschützen und die Einheit des Landes zu verteidigen. Der ägyptische Verteidigungsminister, Armeechef Abdelfattah al-Sisi hat indes den Wiederaufbau aller zerstörten und die Restaurierung der beschädigten Kirchen angeordnet.

Helmy unterstreicht in seinem Schreiben den Wert der antiken Kirchen und Klöster Ägyptens für die Christen und die “Menschen guten Willens” in aller Welt. Der Ökumenische Rat habe an die ägyptische Regierung und die Armee appelliert, die Ägypter zu beschützen und die Einheit des Landes zu verteidigen. Helmy: “Armee und Polizei unterstützen das
Volk in seinem Kampf gegen den systematischen Terrorismus”.

Besondere Empörung hat bei den Kirchen in Ägypten die Tatsache ausgelöst, dass fanatische Islamisten am Freitag in der Provinz Minya – nach Angaben der zuständigen koptisch-orthodoxen Eparchie – nicht nur 17 Kirchen und christliche Institutionen angegriffen hatten, sondern auch drei weitere christliche Gotteshäuser besetzten, sie kurzerhand in Moscheen umwandelten und dort ihre Freitagsgebete abhielten. Christliche Geistliche unterschiedlicher Konfession haben in einer gemeinsamen Erklärung diese Vorgangsweise der Islamisten scharf verurteilt.

Es sei zwar wahr, dass sich die christliche Minderheit an den Demonstrationen gegen Mursi beteiligt habe, erklärte Zakaria. Sie sei jedoch nur ein kleiner Teil der insgesamt 30 Millionen Ägypter gewesen, die aus Protest gegen den Präsidenten aus den Reihen der Muslimbrüder auf die Straße gegangen seien. Die Mehrheit der Demonstranten seien Muslime gewesen, hob Zakaria hervor..

Mittwoch, 22. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

24. Mai: Lange Nacht der Kirchen 2013

Die diesjährige “Lange Nacht der Kirchen” am 24. Mai 2013 findet in mehr als 730 Kirchen zwischen Bodensee und dem Neusiedlersee in der Zeit von 18.00 – 01.00 Uhr statt. 3.000 unterschiedliche Veranstaltungen präsentieren in diesem Jahr bereits zum 9. Mal die christlichen Kirchen, die im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich vertreten sind. Das Programm ist online abrufbar.

“Ich finde, dass auch die Schönheit der Architektur, oder die großartigen Kunstwerke ein guter Grund sein können, sich von der speziellen Stimmung in Österreichs Kirchen berühren zu lassen. Die „Lange Nacht der Kirchen“ ist ein schönes und zeitgemäßes Angebot an die Menschen des 21. Jahrhunderts,” ist Bundespräsident Heinz Fischer überzeugt: “Alle sind eingeladen zu kommen, unabhängig von ihrer persönlichen Nähe zur Kirche, von ihren religiösen Einstellungen und Bekenntnissen.”
Die Eröffnungsfeier der Wiener “Langen Nacht 2013″ findet in der evangelischen Kirche A.B., Dorotheergasse 18, um 18.00 Uhr statt. Gemeinsam mit Pfarrerin Ines Knoll eröffnen Vertreter der christlichen Kirchen in Wien die Großveranstaltung mit einem gemeinsamen Gebet. Die Predigt der Feier, die heuer im Zeichen des Rückblicks auf die Bedeutung des 2. Vatikanischen Konzils steht, hält der em. Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Eine Besonderheit ist die Weiterführung der Feier, wenn Vertreter der Kirchen das Konzil und die Entwicklung ab 19.00 Uhr aus der Sicht der jeweiligen Kirchen darstellen.

Erstmals in der “Langen Nacht der Kirchen” erklingen von 22:00 – 23:00 Uhr, die von Pater Robert Mehlhart OP komponierten Stücke für vier Solisten und Orgel, die den Besucher zum Mitbeten und Mitsingen animieren. Die Ursulinenkirche, die der Universität für Musik und darstellende Kunst, Abteilung für Kirchenmusik, zur Verfügung gestellt ist, ist erstmals in der “Langen Nacht” geöffnet und Schauplatz der Welturaufführung. Die Schauspielerin Heidemarie Baratta trägt dabei die Lesungstexte vor, das Hohelied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief und eine Predigt von Augustinus über die Liebe.

In der Langen Nacht steht das gute ökumenische Klima in Österreich im Mittelpunkt, wie es der Vorsitzende des Ökumenischen Rates, Bischofsvikar Nicolae Dura betont: “Wir öffnen unsere Kirchentüren, weil wir um aufeinander zugehen, auch einander kennen lernen müssen. Jeder Besuch beim Anderen baut neue Brücken zueinander, das haben wir in den vielen Jahren des ökumenischen Miteinander in unserem Land gelernt.”

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer erinnert an die Intention der “Langen Nacht der Kirchen”: “Die Räume zu öffnen und Zugang zum Glauben über die Raumgestaltung zu bekommen. Räume sind Zeugnisse des Glaubens und der Geschichte.” Und die Lange Nacht sei eine Chance für die Gastfreundschaft der Kirchen, sagte Scheuer in einem Interview im Vorfeld der “Langen Nacht”.

Die ökumenische Verbundenheit greift der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn auf, wenn er vom Besuch der “Gotteshäuser der jeweils anderen christlichen Gemeinschaften in unserer Stadt und unserem Land” spricht. Gerade für jene, die vielleicht gar nicht vorhatten, an diesem Tag in eine Kirche reinzugehen, werden durch die offenen Kirchen angesprochen: “Sie werden eine offene Kirche erleben. Papst Franziskus ermuntert uns, unseren Glauben glaubwürdiger zu leben, damit die Menschen zu Christus finden. Sie sollen die Kirchen nicht nur als Gotteshäuser erleben, sondern auch als lebendige Gemeinschaft.”

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Erzbischof Arsenios Kardamakis nennt die “Lange Nacht der Kirchen” eine “Plattform der Solidarität, der Einheit in Vielfalt und des Dialogs zwischen den Religionen”. Die offenen Pforten der Kirchen seien auch die “offenen Herzen, um im Sinne der Ökumene zu wirken.” Zugleich aber sind die Menschen “Zeugen des historischen Erbes und des kulturellen Reichtums unserer Stadt Wien, welche sowohl die Einheimischen als auch Besucher gleichermaßen faszinieren.”

Die Themenvielfalt beim Programm ist auch im neunten Jahr in Wien groß und reicht von Ausstellungen über Diskussionen, Führungen, Konzerte, Lesungen bis zu spirituellem und Gottesdiensten, aber auch fremdsprachige sowie extra(vagante) & unkonventionelle Programmpunkte gehören zur “Langen Nacht” dazu. Selbstverständlich gibt es auch spezielle Angebote für Kinder, die in vielen Kirchen bereits vor dem offiziellen Start beginnen.

Die Lange Nacht der Kirchen ist eine ökumenische Veranstaltung, darum nehmen all jene Kirchen(gemeinschaften) teil, die im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertreten sind bzw. dort Beobachterstatus haben. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist das offizielle Gremium, in dem die christlichen Kirchen zu Beratungen zusammenkommen.

Sonntag, 12. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

Internationaler Befreiungstag: Mehr als 10.000 Menschen in KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Mehr als 10.000 Menschen aus ganz Europa nahmen heute Sonntag, 12. Mai an Europas größter Gedenkfeier an die in den Konzentrationslagern begangenen Verbrechen des NS-Regimes in Mauthausen teil. Allein an einer Jugendgedenkveranstaltung beteiligten sich mehr als 750 junge Menschen. Der “Internationale Befreiungstag” stand unter dem Themenschwerpunkt “Retterinnen und Retter”. Damit sollte besonders auf jene Menschen  hingewiesen werden, die der Diktatur der Nationalsozialisten Widerstand leisteten, in dem sie jenen, die aufgrund ihrer politischer Gesinnung, ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Anders-Sein verfolgt wurden, halfen oder zu helfen versuchten. Viele von ihnen bezahlten ihre Hilfe für die Verfolgten mit dem Leben.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst sind am Sonntagmorgen die Feiern zum Internationalen Befreiungstag im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen eröffnet worden. Dem  Gottesdienst in der Kapelle im Konzentrationslager standen der  Linzer Bischof Ludwig Schwarz, der evangelische Bischof Michael Bünker und – als Vertreter der orthodoxen Kirchen – Bischofsvikar Ioannis Nikolitsis von der griechisch-orthodoxen Metropolis von Österreich vor.

“Wir gedenken ihrer wahrscheinlich am besten, indem wir heute alle Menschen aufrufen, ebenfalls Zivilcourage zu zeigen”, appellierte Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), das diese Befreiungsfeier gemeinsam mit dem Comitè International de Mauthausen organisierte, vor allem an die jungen Menschen. Zu den Ehrengästen der Befreiungsfeier KZ-Gedenkstätte Mauthausen zählten – neben Botschaftern aus etwa 50 Ländern – Österreichs Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und die Verteidigungsminister Gerald Klug und Gesundheitsminister Alois Stöger.

Während die Opfer und die Täterinnen und Täter des NS-Regimes mittlerweile gut erforscht sind, kennen wir nur einen kleinen Teil derer, die jenen zu helfen versuchten, die von den Nazis verfolgt wurden. Von denen, die überlebten, wollte und konnte nur ein Teil nach dem Ende des Krieges über das sprechen, was sie getan hatten, dass sie Jüdinnen und Juden zur Flucht verholfen hatten, KZ-Häftlingen zuessen gegeben und sie gar versteckt hatten, Verfolgte geheiratet hatten, um sie so vor der Vernichtung zu retten.

Das gesellschaftliche Klima der Nachkriegsjahre war in vielen Ländern nicht sehr viel anders als während das Jahrzehnte davor. Antisemitismus, Homophobie und Ausgrenzung behinderter Menschen waren (und sind) weit verbreitet. Nur wenige Namen sind einer größeren Öffentlichkeit bekannt: Anna Hackl, die mit ihrer Familie zwei entflohene Häftlinge versteckte, Raoul Wallenberg, der wohl bekannteste Retter der Budapester Juden und Jüdinnen, Oskar Schindler, der durch Spielbergs Film weltweit Bekanntheit erlangte.

Dienstag, 12. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Papst Benedikt XVI. und das “Unvermögen”, das Petrusamt fortzusetzen

Papst Benedikt XVI., nach seinem Amtsverzicht bald wieder Kardinal Ratzinger; hier ist er bei einem sehr zahlreichen Besuchen als Präfekt der Glaubenskongregation in Brixen (Südtirol) zu sehen.Wie der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, auf einer Pressekonferenz bestätigte, setzt Papst Benedikt XVI. einen einmaligen historischen Akt: Noch nie bisher in der Kirchengeschichte hat ein über Jahre hinweg amtierender Papst seinen Amtsverzicht erklärt: Benedikt setzte dieses Zeichen in der “Gewissheit”, dass seine “Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben”.

Für die meisten Menschen kam dieser Schritt überraschend, selbst Menschen, die ihm über Jahrzehnte hindurch nahestanden, wussten nicht von diesem Schritt: Der Wiener Erzbischof und Joseph Ratzinger kennen und schätzen sich gegenseitig seit 41 Jahren; dennoch erfuhr Schönborn -wie er im Rahmen der Pressekonferenz betonte- davon gestern auch erst gegen 11.45 Uhr. Er sei überrascht und schwanke zwischen einerseits “Bewunderung für den Mut” des Papstes und andererseits “Bedauern” für diesen Schritt, erklärte Schönborn. Und mutig ist das Bekenntnis zur eigenen (Alters-)Schwäche allemal.

Eines ist sicher: Papst Benedikt XVI. wird mit diesem einmaligen Akt in die Kirchengeschichte eingehen. Und neben einem neu zu wählenden Papst (Konklave voraussichtlich Mitte März) wird es dann für einige Zeit einen “ex”-Papst und einen neuen Nachfolger Petri am Papststuhl geben, ein Gedanke, der Kardinal Schönborn äußerst sympathisch ist, habe er es doch seinerzeit auch sehr geschätzt, mit seinem Vorvorgänger Kardinal König immer wieder Gespräche zu führen, so der Kardinal gestern.

Auf meine Frage an Schönborn am Rande der Pressekonferenz, ob nach diesem Rücktritt Benedikt XVI. bei der Wahl seines Nachfolgers mitbestimmen könne, reagierte dieser sinngemäß, dass Benedikt als 85-Jähriger schon rein rechtlich (Altersgrenze beträgt 80 Jahre) nicht mehr am Konklave teilnehmen kann. Diese meine Frage könnte nämlich auch neben den vom Papst selbst angegebenen gesundheitlichen Gründen mit eine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben: Noch nie vorher war ein noch lebender Papst durch seine bloße Existenz so prägend (wenn auch nicht in der Sixtinischen Kapelle, jedoch eben als ex-Papst) für die Wahl seines Nachfolgers, was durchaus auch Bestandteil seiner zutiefst empfundenen Verantwortung für die Kirche Jesu Christi sein könnte. Ein konkretes Kirchengesetz im Konklave hat sogar er persönlich noch abgeändert: Seither muss der Papst in jedem Fall über eine Zweidrittelmehrheit im Kardinalskollegium verfügen. Kommt diese nicht zustände, muss nun so lange gewählt werden, bis sie zustande kommt. Damit soll eine tatsächlich breite Mehrheit und Loyalität für den neuen Papst gewährleistet werden.

Nicht beeindruckt hingegen bin ich über die Aussagen von Pfarrerinitiative-Chef Helmut Schüller, der spekulierte, dass es ein “Putsch der Konservativen” gewesen sein könnte, der den Papst zum Rücktritt gezwungen habe. Dafür, dass Schüller niemals einen Hehl gemacht hat, dass er Ratzinger nicht für reformorientiert hält, klingt die jetzige Aussage doch zumindest zynisch. Vor allem: Eines kann man (entgegen manchen so genannten “Vatikan-Experten”) Benedikt XVI. garantiert nicht vorwerfen: Mangelnde Charakterstärke und Durchsetzungsvermögen: dies wäre eine großes Unrecht dem großen Theologen und Philosophen gegenüber: Wohl niemand vor ihm hatte soviele auch kircheninterne Probleme (VatiLeaks, Missbrauchsfälle, …) zu meistern wie er, und er erwies sich jederzeit als starke Führungspersönlichkeit.

Und auch wenn es Machtkämpfe und Intrigen außerhalb und innerhalb des Vatikans geben mag (was zwar allzu menschlich, aber keineswegs kirchlich und erst recht nicht im Sinne Jesu Christi, des Stifters der Kirche wäre): Wegbegleiter Benedikts wie eben der Wiener Erzbischof sind felsenfest davon überzeugt, dass der Papst seinen Rücktritt aus tiefster Überzeugung freiwillig gewählt hat: Die Freiwilligkeit der Handlung ist zur Gültigkeit ja auch notwendig, wie im Kirchenrecht, im Codex Iuris Caninici (CIC) wörtlich zu lesen ist: “Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.” (Can. 332 §2)

Und was den neuen Papst betrifft: Ja, es wäre sinnvoll (wenn auch nicht notwendig), wen zum Papst zu wählen, der nicht aus Europa kommt, sondern beispielsweise aus Südamerika. Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II. wurde verdientermaßen seliggesprochen: er hat prophetisch die katholische Kirche durch seine zahlreichen Pastoralreisen, den Selig-und Heiligsprechungen und den anschließenden zahlreichen Bischofs- und Kardinalsernnennungen weltweit zu dem gemacht, was sie im Grunde immer schon war: Weltkirche. Weltkirche zu sein und noch mehr zu werden, wird auch ihre künftige Aufgabe sein: Diener aller Menschen aller Hautfarben und Rassen weltweit im Dienste Jesu Christi zu sein. Und wer auch immer der neue Papst sein mag: sicher wäre jetzt auch wieder mehr ein Seelsorger als Papst sinnvoll. Wichtiger sind jedoch die Hoffnung und das Vertrauen, dass die 118 Kardinäle, die sich Mitte März im Vatikan zur Papstwahl versammeln werden, fernab von jedem Taktieren, von Machtspielchen und von Eigeninteressen nur den Willen Gotten für seine Kirche suchen und entsprechend handeln: zur größeren Ehre Gottes und zum Segen der Kirche und der gesamten Menschheit.

 

Und hier ist die Rede von Papst Benedikt XVI. zu seinem Amtsverzicht an die zu einem Konsistorium in Rom versammelten Kardinäle in der offiziellen deutschen Übersetzung des Vatikan im Wortlaut:

“Liebe Mitbrüder!

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des
vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.

Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und
hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.

Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.”

 

Und hier ist die schriftliche Stellungnahme des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn und Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz zum Amtsverzicht im Wortlaut:

“Der Rücktritt Papst Benedikt XVI. ist ein welthistorisches Ereignis. Es ist ein Augenblick, an dem die ganze, über eine Milliarde Menschen zählende katholische Welt, den Atem anhält und zugleich im dankbaren Gebet mit dem 265. Nachfolger Petri verbunden ist. Und nicht nur wir Katholiken, auch viele andere Christen und Nichtchristen. Ich danke etwa dem Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, dem rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nicolae Dura, der in einer ersten Stellungnahme die „zutiefst christliche Haltung“ des Papstes gewürdigt hat. Es ist ein Moment, in dem die Kirche ihren Blick sowohl in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft richtet und sich dabei in der Güte dessen geborgen weiß, der nach dem christlichen Glauben die Kirche leitet – Jesus Christus.

Seit über 700 Jahren, seit Cölestin V. im Jahr 1294, ist es zum ersten Mal wieder der Fall, dass ein Papst zurücktritt. Der Schritt Benedikts XVI. ist zugleich demütig und groß. Er entspricht der Persönlichkeit dieses Menschen, der mit seiner Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit immer wieder beeindruckt hat.

Über dem Pontifikat Benedikts, ja schon über seinem Wirken davor, könnte als Leitmotiv stehen: Sammlung, Besinnung auf das Wesentliche. Benedikt XVI. war schon als Theologe immer einer, der das Innerste des christlichen Glaubens erschließen wollte, der das Wesentliche von den bloßen Zeitumständen trennen wollte, und der in dieser Konzentration auf den Kern des Evangeliums völlig vorbehaltlos und ohne Scheu auf andere Konfessionen, Religionen und auch der modernen, säkularen Gesellschaft zugehen konnte. Er ist ein Brückenbauer im Bewusstsein, dass man weite Bögen nur auf festen Pfeilern bauen kann.

Heute ist genau diese Auseinandersetzung um das Wesentliche in der katholischen Kirche in vielfältiger Weise präsent. In Europa etwa sucht die Kirche ein neues Verhältnis zur Gesellschaft. In vielen Ländern Asiens und Afrikas erlebt sie zugleich einen ungeheuren Aufbruch. Hier gilt es Weichen zu stellen, und Benedikt hat nun klar gemacht, dass dies Aufgabe für einen Papst im Vollbesitz seiner Kräfte sein muss.

Benedikt XVI. ist ein großer Freund Österreichs, wie sich besonders bei seinem Besuch 2007 gezeigt hat. Das Motto dieser Pilgerreise, „Auf Christus schauen“ ist auch der bleibende Auftrag für die ganze Kirche. Noch bei einem Gespräch am vergangenen Donnerstag war er – wie immer – bestens informiert über die Situation in Österreich und voller Wohlwollen.

Das bleibende Motto seines Pontifikats ist wohl der Titel seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas Est“ – „Gott ist die Liebe“. Das ist Auftrag und Zukunft der Kirche.”

 

Und hier noch die Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zur Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. im Wortlaut:

“Die Nachricht vom Rücktritt unseres Heiligen Vaters bewegt mich zutiefst. Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche. Christus hat ihm durch die Kardinäle das Petrusamt anvertraut. In der Stunde, in der seine Kräfte zu gering werden, um der Kirche den erforderlichen Dienst zu erweisen, legt er dieses Amt zurück in Gottes Entscheiden. Es ist eine große menschliche und religiöse Geste. Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung.

Wer Papst Benedikt in den zurückliegenden Jahren persönlich erleben durfte und seine Botschaft aufmerksam aufnahm, der spürte deutlich, worin er seinen wichtigsten Dienst sieht und worum es ihm zuerst und im Innersten geht: um Gott und damit um den Menschen. Kurz und prägnant kommt dies im Leitwort zum Ausdruck, dass er für seine Apostolische Reise nach Deutschland im September 2011 wählte: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“

Papst Benedikt ist ein großer Lehrer unserer Kirche. Dabei hat Joseph Ratzinger ein bleibendes Anliegen, das sich gleichsam wie ein roter Faden durch sein Leben und Wirken zieht. Er will Glaube und Vernunft miteinander versöhnen. Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.

Papst Benedikt ist ein überzeugter und überzeugender Hirte seiner Kirche. Um was er bei seinem Gebet an der Mariensäule in München im Jahr 2006 die Gottesmutter für alle Gläubigen bat, das zeichnete ihn aus: „Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig“.

Das Bild des Hirten hat ihn als Papst geprägt. Unvergessen sind seine drei Besuche bei uns in Deutschland: anlässlich des XX. Weltjugendtages 2005 in Köln und ein Jahr später in seiner bayerischen Heimat. Im September 2011 kam er zu einem offiziellen Besuch: Berlin, Erfurt, das Eichsfeld und Freiburg bleiben unvergessliche Momente einer Pilgerreise, die die Kirche in Deutschland tief berührt hat. Wir sehen dankbar Bilder vor uns, wie er Menschen segnet, Kinder umarmt, sich seinen Gesprächspartnern zuwendet und in der großen Gemeinschaft des Glaubens Liturgie feiert. Der Hirte seiner Herde ist demütig im Auftritt, authentisch im Zeugnis und überzeugend in den Worten, die er wählt.

Die Religionen haben den Papst gehört, die Politik hat ihn um seine Meinung gebeten. Nicht zuletzt seine drei Enzykliken sind der deutlichste Garant dafür, worum es dem Papst ging: Eine gerechte, solidarische und friedliche Welt, die sich ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen stellt. Gerade in seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ hat uns der Heilige Vater eine Magna Charta einer gelingenden Globalisierung hinterlassen, die sich um sozialen Ausgleich und die Bewahrung der Schöpfung mit aller Kraft bemüht.

Die Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz sind Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement. Der deutsche Papst wird nun das Ruder der Kirche weitergeben. Er wird uns fehlen. Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer. Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte und empfehlen ihn dem Segen Gottes, in dem er geborgen ist. Die Deutsche Bischofskonferenz wird im Gebet in besonderer Weise den Heiligen Vater begleiten.”

 

Weitere Stellungnahmen zum Amtsverzicht von Bendikt XVI.:

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (Wortlaut)

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (Wortlaut)

Internationale Stellungnahmen gesammelt von Radio Vatikan

Freitag, 6. April 2012, von Elmar Leimgruber

Kirche: Menschlichkeit steht über der Norm

Ja es stimmt: Die katholische Kirche (und allein um diese geht es in diesem Beitrag) darf niemals “zeitgemäß” oder angepasst sein. Denn sie ist an den gebunden, der sie gestiftet hat, Jesus Christus selbst. Insofern ist und bleibt die Kirche selbstverständlich aber auch eine “Semper Reformanda”, eine sich ständig Reformierende in dem Sinne, dass sie sich immer wieder – auch in Berücksichtigung der gesamten gewachsenen kirchlichen Lehre- neu an dem auszurichten hat, was in der Heiligen Schrift von ihm überliefert wurde. Bei allen Reformbestrebungen in der Kirche -und Rebellion ist immer der falsche Weg- muss es letztlich immer um die eine entscheidende Frage gehen: Was will Jesus Christus? Wie würde er bei konkreten innerkirchlichen Diskussionen agieren, welchen Standpunkt würde er einnehmen?

War Jesus Christus ein Verfechter der Ein-Ehe? Ja, ganz klar. Und die Unauflöslichkeit der Ehe ist auch direkt auf ihn zurückzuführen. Dennoch wissen wir heute, dass viele, auch kirchliche Ehen trotz besten Willens auch beider Ehepartner scheitern. Scheitern ist menschlich, und auch zutiefest gläubige Menschen können in ihrer Ehe scheitern. Natürlich wäre es der falsche Weg, würde die Kirche deswegen die Sinnhaftigkeit der Unauflöslichkeit der Ehe in Frage stellen. Die Vorgabe Jesu ist bei kaum einem anderen Thema so energisch wie hier. Daran kann und darf auch die Kirche nichts ändern.

Die Realität des Scheiterns auch von treu katholischen Ehen muss daher ein Schmerz für die Kirche selbst sein; für die Betroffenen ist sie dies sowieso. Und da kommt der zweite Aspekt hinzu: Jesus Christus hat niemals am Leben und an moralischen Vorgaben und Geboten Scheiternde verurteilt, sehr wohl aber immer wieder und dies in schärfsten Worten jene, die sich -auch in bester religiöser Absicht- zu Richtern über ihre Mitmenschen aufspielen. Und genau so muss auch seine Kirche im konkreten Umgang mit den Menschen agieren: Die Kirche wird also am Scheitern einer jeden kirchlichen Ehe mit den Betroffenen mitleiden, denn eines ist sicher: Gläubige Katholiken begraben ihre Ehe nicht leichtfertig.

Die Kirche im Sinne Jesu Christi darf also weder die Unauflöslichkeit der Ehe antasten, noch die betroffenen, sowieso schon am Boden liegenden Menschen verurteilen. Konkret ist also der Umgang Jesu mit Scheiternden der Maßstab auch für seine Diener in der Kirche: Mal abgesehen davon, dass es nur für tatsächlich gläubige Menschen von Bedeutung ist, auch nach einer Scheidung kirchlich integriert zu bleiben (und das sollte zu denken geben!): Würde sich Jesus Menschen verweigern, deren Ehe schmerzhaft zerbrochen ist und dann eine neue glückliche Beziehung gefunden haben? Ich bin davon überzeugt: Er würde sich jeden gescheiterten Menschen konkret anschauen und ihn ermutigen und aufbauen. In vielen konkreten Fällen von Gläubigen ist vermutlich -trotz der durchaus berechtigten allgemeinen kirchlichen Regelung diesbezüglich- nach eingehender Prüfung auch die Zulassung zu den Sakramenten durchaus im Sinne Jesu.

Ähnlich ist es auch mit der Homosexualität: Beruhend auf dem “Schöpfungsplan Gottes”, der Mann und Frau geschaffen hat, damit sie nicht nur geistig, sondern auch im biologischen Sinn eins werden und damit in Freiheit und Verantwortung Kindern das Leben schenken, kann die Kirche wohl nicht umhin, andere Formen sexuellen Handelns grundsätzlich abzulehnen. Sie muss also -vollkommen zu Recht- Ehe und Familie als Fundament der Gesellschaft verteidigen. Doch bei weitem nicht alle Menschen sind heterosexuell. Dieser Realität muss sich die Kirche stellen, auch in ihren eigenen Reihen. Vor allem muss sich die Kirche aber auch hier ernsthaft und ehrlich die Frage stellen, wie sich Jesus Christus konkreten schwulen Menschen gegenüber verhalten würde.

Genau dieser entscheidenden Frage hat sich auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, letzthin gestellt: Die Gläubigen einer kleinen Ortschaft seiner Diözese haben einen in einer Eingetragenen Partnerschaft lebenden Homosexuellen mit den meisten Stimmen in den Pfarrgemeinderat gewählt. Und da dies nicht in einer vielleicht großen medial aufgehetzten Pfarre geschah, sondern in einem kleinen Ort, wo jeder jeden kennt und auch fast alles über den anderen weiss, wurde selbst Kardinal Schönborn neugierig auf diesen Kandidaten, der sich übrigens nicht von sich aus für den Pfarrgemeinderat aufstellen ließ, sondern von anderen Gläubigen darum gebeten wurde. Und Schönborn sprach mit ihm und seinem Lebensgefährten, war dann “menschlich, persönlich und christlich beeindruckt” von ihm und bestätigte ihn als Pfarrgemeinderat: “Dieser junge Mann ist da am richtigen Platz, auch wenn es Kontroversen gibt. Das war eine persönliche Entscheidung, zu der ich stehe.” Denn: “Es geht doch von Jesus her gesehen zuerst einmal um den Menschen.”

So einige Kommentatoren, Kolumnisten und andere warfen nun Schönborn vor, er hätte “lauwarm”, “populistisch”, für die “linken Medien” und “feige” agiert und nun sei Rom am Zug, ihn in die Schranken zu weisen. Ich jedoch bin zutiefst davon überzeugt, dass es der Wiener Erzbischof hier niemanden Recht machen wollte, sondern dass er sich in der konkreten Situation persönlich die entscheidende Frage gestellt hat: Wie würde Jesus handeln? Und genau so hat er dann auch entschieden.

Viele von denen, die Schönborn jetzt massivst kritisieren, argumentieren damit, dass ein Pfarrgemeinderat sich an Lehre und Disziplin der Kirche zu halten hätte. Dabei weiss man aber ganz genau, dass gerade, was die Sexualmoral der Kirche betrifft, sich auch eine Vielzahl der praktizierenden Katholiken (inklusive Pfarrgemeinderäten) sich keinesfalls daran halten, weder was den Verzicht auf voreheliche Sexualität noch was Empfängnisverhütung betrifft. Demnach gäbe es vermutlich -würde man hier so streng vorgehen, wie sich dies manche offenbar wünschen- bald kaum mehr Pfarrgemeinderäte.

Das Maß der Nachfolge Jesu Christi zeigt sich am Maß der Liebe (vgl. dazu auch meinen Fastenpuls: “Echte Liebe ist das Maß aller Dinge”): Jesus Christus ist diesen Weg vorangegangen, aus Liebe zur Menschheit selbst in den Tod. Wer hingegen -vor allem aus einem falschen Glauben heraus motiviert- gegenüber anderen Menschen hart anstatt liebevoll ist, riskiert das Gericht Jesu Christi: “Ich kenne euch nicht” (vgl. Mt 7,21-23), “denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht” (vgl. Mt. 11,30), jedoch “ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten” (vgl. Lk 11,46).

Die kirchliche Lehre bezüglich Ehe, Familie und Sexualmoral wird sich aus nachvollziehbaren Gründen vermutlich nicht ändern. Sehr wohl aber muss sich die von Gott geschenkte Menschlichkeit ihrer Vertreter durch ihn jederzeit läutern und reinigen lassen: die Kirche muss verständnisvoller, gütiger und liebevoller im Umgang mit den einzelnen Menschen werden. Soweit ihr dies gelingt, folgt sie zunehmend immer mehr ihrem Stifter Jesus Christus. In diesem Sinne wünsche ich dem Papst, allen Bischöfen und Priestern, allen anderen in der Kirche Tätigen und uns allen ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Weitere ausgewählte Beiträge zum Thema Kirche und Glaube:

Fastenimpuls: Die Liebe ist das Maß aller Dinge

Mit Papst-SMS durch die Fastenzeit

Kärntner Kirche startet Reform-Kurs

Kirche startet online in den Advent

Ostern, Auferstehung der Kirche?

Heilige heute? Zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II.

Österreichische Bischofskonferenz zu Gast in Südtirol

Schönborn beim Habsburg-Requiem

Ivo Musers Bischofsweihe in Brixen

Der Papst im deutschen Bundestag über den freiheitlichen Rechtsstaat

Kirche, Atomenergie, YouCat

Über Miesmacher, die kleine Herde und die Gottesfrage

Die leise Praxiskrise des Glaubens

Schönborn über Dichand: Macht, Liebe und Versuchung

 

Montag, 5. März 2012, von Elmar Leimgruber

Echte Liebe ist das Maß aller Dinge – Impuls zur Fastenzeit

Nun fehlen uns noch fünf Wochen bis Ostern: und so manche von uns, selbst jene, die nicht wirklich einen religiösen Bezug haben, beschließen ihr Leben in der so genannten Fastenzeit umzukrempeln, ihrem Körper und ihrer Seele eine Art Frühjahrsputz zu verpassen haben. Das kann -auch unabhängig von kirchlichen Strukturen- durchaus Sinn ergeben. Manche begeben sich hingegen ganz bewusst in Klöster und in andere kirchliche Einrichtungen, um Orientierung und Hilfe in ihrem Vorhaben zu erhalten.

Und gerade in “Klösterreich” gibt es zahlreiche Angebote der Besinnung und der Einkehr, besonders auch in der Fastenzeit. Das alles ist eine sehr sinnvolle Tradition, die hoffentlich nicht nur an den Oberflächlichkeiten hängen bleibt, sondern wahrhaft in die Tiefe der menschlichen Seele reicht.

Und ja natürlich: Pflicht ist wichtig und richtig. Aber Fasten, das nur darauf abzielt, sich an seine (vielleicht auch nur vermeintliche) Pflicht zu “erinnern”, geht an seinem wahren Kern vorbei. Und da -zumindest kirchlich betrachtet- in der Fastenzeit im Grunde alles Bemühen und Ringen auf den Tod und die Auferstehung Jesu Christi ausgerichtet ist, hat Fasten letztlich auch einen eschatologischen (endzeitlichen) Charakter. Immerhin beginnt die kirchliche Fastenzeit selbst ja im Zeichen des Aschenkreuzes mit einem persönlichen “Totengedenken”, mit dem Gedanken an die eigene Sterblichkeit und Vergänglichkeit. Und das dieses volle Bewußtsein der eigenen Endlichkeit kann sehr sinnvoll, ja manchmal sogar notwendig sein, um die eigentlichen Prioritäten nicht zu vergessen, sondern sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren.
Ich persönlich halte mich nicht für einen vorbildlichen Christen. Aber davon bin ich dennoch zutiefst überzeugt: Sieht man sich selbst als Christ, also in der Nachfolge Jesu Christi, dann kann das eigentliche Kriterium, der Weg und das Ziel des Lebens letztlich nur die Liebe sein, welche laut dem Messias selbst tatsächlich das einzige “Gesetz” ist (vgl. Mt 22,35-40): Am Maß dieser unserer aufrichtigen Liebe werden wir also letztlich auch im Angesicht Gottes in der Stunde unseres Todes gemessen werden.

Wir mögen da vielleicht enttäuscht zu Jesus sagen: “Sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten:” Du irrst dich in uns Herr: wir standen ja in deinem Dienst und waren für dich und deine Kirche tätig… Ja, mögen uns da hoffentlich vorallem die harten Worte Jesu erspart bleiben: “Ich kenne euch nicht: weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!” (vgl. Mt 7,21-23).

Das ist und bleibt das Kriterium für Gläubige und Ungläubige: Das Maß der Liebe, das wir aus tiefster Überzeugung leben (vgl. auch Mt. 25,33-46): die aufrichtige und selbstlose Liebe macht uns selbst und andere Menschen glücklich und prägt den Sinn unseres Lebens: Die Liebe ist das Maß aller Dinge. Und es gibt keine Alternative zum irdischen und ewigen Glück(lichsein) außer der Liebe: Und dies wünsche ich uns allen von Herzen.

Und zum Schluss meiner Gedanken zitiere ich jetzt noch (vor allem für überzeugte Christen) ein paar höchst bedenkenswerte Anregungen aus dem diesjährigen Fastenhirtenbriefs des Kärntner Diözesanbischofs Alois Schwarz (vorher Pastoralamtsleiter und dann Weihbischof von Wien):

“Für die kommende Fastenzeit möchte ich Ihnen drei Ziele aus unserem diözesanen Leitbildprozess besonders ans Herz legen:

1.  Wir wollen so leben, dass wir gefragt werden, warum wir  so leben. Und wenn wir gefragt werden, erzählen wir von  Jesus Christus und seiner Frohbotschaft von Gott.

2.  Wir wollen so miteinander beten, dass auch andere  Menschen mit uns beten und mit Gott sprechen wollen.

3.  Wir wollen so handeln, dass die Menschen uns als Christen erleben, die sich in keiner Situation von ihnen abwenden.

Es geht also um ein überzeugendes Leben, ein Miteinanderbeten und um ein solidarisches Handeln in barmherziger Zuwendung zu jedem Menschen.”

Der vollständige Fastenhirtenbrief 2012 von Bischof Alois Schwarz ist hier abrufbar.

Mittwoch, 14. Dezember 2011, von Elmar Leimgruber

GfK Global Trust Report 2011: Wem vertrauen die Menschen?

Gewinner und Verlierer im Vertrauensranking
Grafik: GfK Verein

Die Deutschen vertrauen staatlichen Institutionen wie Polizei, Justiz und Bundeswehr am meisten, während sie den politischen Parteien stark misstrauen. Wirtschaftlich setzen die Deutschen am meisten auf das Handwerk, am wenigsten vertrauen sie Banken und Versicherungen. Der GfK Verein hat in 25 Ländern die Vertrauensfrage gestellt “Welche Wirtschaftsbranchen und Institutionen genießen das Vertrauen der Bevölkerung?” und hat anschließend die Ergebnisse im GfK Global Trust Report 2011 veröffentlicht.

Der Kirche vertrauen demnach im Durchschnitt alle untersuchten Länder 56 Prozent. Es folgen die Medien, die in Indien und Indonesien mit 81 bzw. 77 Prozent jeweils auf Platz zwei stehen. Der Kirche wird in Südafrika mit 82 Prozent das meiste Vertrauen entgegengebracht, doch auch in den USA ist mit 78 Prozent das Vertrauen in diese Institution überdurchschnittlich hoch und in Russland ist die Kirche mit 60 Prozent Vertrauenschampion der Organisationen. Dagegen ist in Deutschland das Vertrauen mit nur 40 Prozent deutlich geringer.

Im internationalen Vergleich verschiedener Institutionen können Militär und Armee mit 79 Prozent das größte Vertrauen verbuchen. Dabei zeigt sich ein international einheitliches Bild: In Frankreich, Großbritannien, Polen, den USA, Brasilien und Japan beispielsweise liegt das Militär bzw. die Armee ganz vorne. Auf Rang zwei folgen mit 59 Prozent die Medien (TV, Radio, Zeitungen).

GfK Global Trust Report: Vertrauensvergleich
Grafik: GfK Verein

Über die 25 Länder insgesamt betrachtet, liegen bei den Wirtschaftsbereichen die Unterhaltungselektronik- und Haushaltsgerätehersteller sowie die Lebensmittelhersteller an der Spitze, diesen Branchen vertrauen mehr als 70 Prozent. Jedoch zeigen sich Unterschiede zwischen den Ländern: In Großbritannien, den USA und Japan führt die Unterhaltungselektronik- und Haushaltsgerätebranche das Ranking an. In Deutschland, Italien und Polen steht das Handwerk an der Spitze. Die Franzosen halten den Handel für besonders verlässlich und in Brasilien vertrauen die Menschen vor allem den Arzneimittelherstellern. In Südafrika, wo das Vertrauen in die Wirtschaft generell besonders hoch ist, liegen die Lebensmittelhersteller mit 83 Prozent vorne, während sie global an zweiter Stelle stehen.

In Deutschland führen staatliche Institutionen das Vertrauens-Ranking an, was ein Beleg für eine gut funktionierende Demokratie sein kann. An der Spitze steht mit Abstand die Polizei, der 85 Prozent der Deutschen vertrauen. Gute Werte erzielen auch Justiz und Gerichte mit 67 Prozent, Militär und Armee mit 62 Prozent sowie Ämter, Behörden und Verwaltung mit 59 Prozent. Aber nur 29 Prozent vertrauen der Regierung. Wenig Zuversicht haben die Deutschen auch in Nichtregierungsorganisationen – sie erreichen mit 27 Prozent den schlechtesten Wert in Europa. Am wenigsten vertrauen die Deutschen den politischen Parteien – sie erlangen nur 17 Prozent. Andere europäische Länder zeigen allerdings noch größere Politikverdrossenheit: In Frankreich liegt der Vertrauenswert der Parteien bei 12 Prozent, in Italien und Spanien bei nur jeweils 9 Prozent.

77 Prozent der Deutschen gaben an, dass sie anderen Menschen allgemein voll und ganz bzw. überwiegend vertrauen. Nur 21 Prozent sagen, dass sie wenig oder überhaupt kein Vertrauen in andere haben. In Europa wird das Miteinander insgesamt eher positiv eingeschätzt: Eine deutliche Mehrheit der untersuchten Länder weist bei dieser Frage Werte von mehr als 70 Prozent auf. Nur die Italiener legen ein gewisses Misstrauen an den Tag: Lediglich 49 Prozent vertrauen dort ihren Mitmenschen. Dieser Wert wird mit 47 Prozent nur von Argentinien, Ägypten und Nigeria unterboten.

Nur 36 Prozent der Deutschen haben Vertrauen in Banken und Versicherungen – sie bilden damit das Schlusslicht bei der Bewertung von Wirtschaftsbranchen. Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern zeigt, dass die Finanzinstitutionen in Italien (24 Prozent), Spanien (30 Prozent) und Frankreich (35 Prozent) noch schlechtere Werte aufweisen. Dafür schätzen die Deutschen das Handwerk am meisten: 88 Prozent der Befragten vertrauen diesem Wirtschaftszweig. Das wird nur in den Niederlanden mit einem Vertrauenswert von 90 Prozent übertroffen.

Die Ergebnisse sind ein Auszug aus dem GfK Global Trust Report 2011 und basieren auf rund 28.000 Interviews, die im Auftrag des GfK Vereins im Herbst 2011 weltweit in insgesamt 25 Ländern durchgeführt wurden. Grundlage der Untersuchung ist die Abfrage des Vertrauens in elf Institutionen, elf Branchen und in die Mitmenschen allgemein mittels folgender Skala: “vertraue ich voll und ganz”, “vertraue ich überwiegend”, “vertraue ich weniger”, “vertraue ich überhaupt nicht”. Der GfK Global Trust Report wird künftig jährlich veröffentlicht. Der GfK Verein ist eine 1934 gegründete Non-Profit-Organisation zur Förderung der Marktforschung und Gesellschafter der GfK SE.

Montag, 28. November 2011, von Elmar Leimgruber

Kärntner Kirche startet Reformkurs

Alois Schwarz, Diözesanbischof von Kärnten
Foto: © Pressestelle der Diözese Gurk-Klagenfurt

Pünktlich für den Beginn des Advent hat Kärntens Diözesanbischof Alois Schwarz einen “in der österreichischen Kirche in dieser Form einzigartigen” Reform- und Erneuerungsprozesses  vorgestellt. Zentrales Anliegen der auf fünf Jahre ausgelegten Aktion sei es, eine die Gesellschaft einladende und für sie offene Gemeinschaft zu sein und dafür Sorge zu tragen, „dass Menschen mit großer Freude und starker innerer Verbundenheit den Glauben lebendig halten“. Alle Gruppierungen seien eingeladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen. „Kein Thema wird ausgespart“, so der Kärntner Bischof: Dabei habe er „eine Kirche des Volkes Gottes und nicht eine kleine Elite“ im Blick: Er wolle „Kirche für alle und mit allen“, so Schwarz:

„Ich trete ein für eine freie und offene Kommunikation, damit wir als Katholische Kirche in Kärnten starkes Profil zeigen und gemeinsam den Weg in die Zukunft gehen.“ Den nun gestarteten Reform- und Erneuerungsprozess, der ein Verkündigungs- und Evangelisierungsprogramm sei,  beschrieb der Bischof mit den Worten „kooperativ, frei, offen, miteinander im Austausch“. Die Katholische Kirche werde in Kärnten von vielen Menschen als Sympathieträger und sinnstiftende Institution wahrgenommen, „die vom Gebet geprägt ist und für die Menschen dieses Landes unschätzbar viel tut“.

Weitere Ziele des Prozesses seien Kostentransparenz, vernetztes Arbeiten der Dienststellen sowie die Bündelung von Ressourcen. Und auch die Errichtung einer Stelle zur Energieberatung und effizienten Nutzung von Energie in der Kirche ist geplant. Das Leitbild der Katholischen Kirche Kärnten „Mit Jesus Christus dem Menschen nahe sein“ soll in den vier Feldern „Menschen“, „Finanzen“, „Prozesse“, sowie „Lernen und Entwicklung“ „bedacht, entwickelt und umgesetzt werden“, sagte Bischof Alois Schwarz. Innerhalb dieser vier Felder werden insgesamt 13 Ziele „zur Verlebendigung und zur  Erneuerung der Kirche in Kärnten“ mit sogenannten Zielpaten umgesetzt werden.

Herwig Wetzlinger, Manager im AKH Wien, der den Strategie- Planungsprozess der Diözese Gurk im Auftrag von Bischof Alois Schwarz mit einem externen Team begleitet, erklärte, dass jene Prozessmethoden, die sich mit in der Wirtschaft bewährt haben, nun auch im konkreten Bereich einer Diözese angewendet werden sollen. Damit soll, so Wetzlinger, eine „Ziel- und Ergebnisorientierung“ gewährleistet werden.