Mit ‘Journalismus’ getaggte Artikel

Montag, 8. April 2013, von Elmar Leimgruber

DJV warnt Bildjournalisten vor Vermarktungsportalen

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnt hauptberuflich tätige Bildjournalisten vor Vermarktungsportalen, die sich vornehmlich an Amateure wenden. Hintergrund der Stellungnahme ist die kürzlich bekannt gewordene Kooperation der WAZ-Mediengruppe (welche über die österreichische Kronenzeitung auch in Österreich tätig ist) mit dem finnischen Foto- und Videovermarkter Scoopshot. Sie bietet den WAZ-Titeln die Möglichkeit, ihre Fotos künftig über Scoopshot zu beziehen. Offen ist dabei die Höhe der Honorierung, fest steht nur die 30-prozentige Provision für das Portal. „Damit wird dem Honorardumping Tür und Tor geöffnet“, kritisiert der DJV-Vorsitzende Michael Konken.

„Profi-Journalisten sollten sich nicht in den Wettbewerb mit Laien und Leserreportern begeben, die Fotos ohne jeden journalistischen Anspruch zu Dumpingpreisen liefern“, mahnt Konken. „In Vermarktungsportalen, die auf Breitenwirkung setzen, ist der Unterschied zwischen Profi- und Amateurbildern nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Es dürfte für Bildjournalistinnen und -journalisten unmöglich sein, für ihre Fotos angemessene Honorare zu bekommen, wenn sie in einer Reihe mit Schnappschüssen von Handykameras stehen, die für Preise im 10-Euro- Bereich angeboten werden.“

 

Konken fordert in diesem Zusammenhang die Tageszeitungen dazu auf, endlich ihre Honorarpolitik zu korrigieren und auch die Freien angemessen zu bezahlen. Zeitungen müssten auch weiterhin mit professionellen Bildjournalisten aus ihrer Region zu fairen Konditionen zusammenarbeiten.

Freitag, 5. April 2013, von Elmar Leimgruber

Reporter ohne Grenzen: Merkel sei hart zu Putin! (Info und Kommentar)

INFO: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel soll bei ihrem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Sonntag (7. April) ihre Sorge um die zunehmende Kontrolle des Internets in Russland zum Ausdruck zu bringen, forert “Reporter ohne Grenzen” (ROG). „Die neuen Regeln, die angeblich Kinder und Jugendliche schützen sollen, sind so schwammig formuliert, dass sie leicht gegen Oppositionelle und kritische Medien benutzt werden können“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. „Es ist hochproblematisch, wenn einige wenige Beamte darüber entscheiden, welche Seiten sich Nutzer anschauen dürfen und welche nicht.“

Seit November 2012 führt laut ROG die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor eine schwarze Liste von Webseiten, die Internetprovider im Land blockieren müssen (Internetzensur). Offiziell dient sie dem Jugendschutz und soll Pornografie und Themen wie Drogenkonsum oder Selbstmord aus dem Netz fernhalten. Doch schon kurz nach dem Start fanden sich darauf auch Seiten von Oppositionellen und angeblichen Extremisten. So sperrte der russische Blog-Anbieter Live Journal im Februar das Konto von Michael Jakowlew, dem Oppositionsführer in Russlands siebtgrößter Stadt Omsk. Kurz zuvor hatte der Youtube-Beitreiber Google vor einem Moskauer Gericht gegen die Sperrung eines angeblich jugendgefährdenden Videos geklagt.

Mehr als 2000 Seiten finden sich Angaben der russischen Piratenpartei zufolge inzwischen auf der schwarzen Liste. Vor allem Seiten über Homosexualität und „Extremismus“, Glücksspiel und Drogen seien in den vergangenen Monaten gesperrt worden, so der russische Journalist Andrej Soldatow. Er hat sich mit seiner Webseite Agentura.ru auf Überwachung und Geheimdienste spezialisiert und dokumentiert akribisch alle bekannten Fälle von Internetzensur. Soldatow berichtet von einem Experiment in der Region Kostroma, wo lokale Internetprovider ihren Nutzern nur noch Zugang zu einem „gesäuberten“ Internet anböten.

Doch es sind nicht nur strenge Internetgesetze, die die Pressefreiheit in Russland bedrohen. Im März verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das den Gebrauch von Schimpfwörtern in den Medien verbietet und dafür bis zu 5000 Euro Strafe vorsieht. Dies hielt selbst die russische Regierung für so unpräzise, dass sie die Abgeordneten bat, das Gesetz noch einmal zu überarbeiten. Im November 2012 hatten Abgeordnete der Regierungspartei Einiges Russland versucht, das umstrittene Agentengesetz von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf Medien auszuweiten. Medien, die über russische Politik berichten und sich zu 50 Prozent aus dem Ausland finanzieren, müssten sich als ausländische Agenten registrieren, forderten sie in ihrem Gesetzvorschlag.

Nur wenige Medien wagen in dieser Lage noch offene Kritik an der Regierung. Zu ihnen gehören der Internet-Sender Doschd TV, die Boulevard-Zeitung Moskowski Komsomolez, die Zeitung Nowaja Gaseta und der Radiosender Echo Moskwy. Auf der ROG Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 148 von 179 – nur zwei Plätze vor dem Irak. Nowaja Gaseta-Chefredakteur Dmitri Muratow zeichnete zum 20-jährigen Jubiläum seiner Zeitung ein entsprechend düsteres Bild: In Russland habe die Presse ihre grundlegende Aufgabe aufgegeben, die Mächtigen zu kontrollieren. „Heute kontrollieren die Medien eher die Bevölkerung“, so Muratow.

KURZKOMMENTAR: Sicher ist es notwendig, dass gegen Internetzensur aufgetreten wird. Dies gilt auch und im Besonderen für Russland. Und sicher ist es auch sinnvoll, dass “Frau Europa” Angela Merkel (CDU), die sich immer wieder für Pressefreiheit eingesetzt hat, hier beim russischen Machthaber auftritt. Aber mindestens genauso notwendig wäre es, dass das, was ROG von Merkel verlangt, auch von Deutschlands Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) erwartet wird, der immerhin nun in Diensten Putins steht.

Und bei aller berechtigten Kritik Russland gegenüber sollte nicht vergessen werden, dass Internet-Überwachung und -Zensur inzwischen auch im “freien” Europa auf der Tagesordnung steht und dies hier nicht nur toleriert, sondern offensichtlich sogar erwünscht ist. Erinnert sei hier beispielsweise an die fast kritiklose Umsetzung von Internetkontrollmaßnahmen durch das als besonders liberal geltende Frankreich. Ebenfalls fragwürdig in diesem Zusammenhang ist auch, dass bekanntlich selbst die Vereinten Nationen (UNO) eine weltweite Kontrolle des Internet fordern. Es wäre daher angemessen, dass Reporter ohne Grenzen auch hier mahnt.

Und noch eine grundsätzliche Frage sei abschließend gestattet: In welchem (auch westlichen) Land manipulieren und kontrollieren nicht “öffentliche Meinung” und Medien die Bevölkerung?

Montag, 18. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Prof. Claus Gatterer Preis 2013 für sozial engagierten Journalismus ausgeschrieben

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) schreibt den “Prof. Claus Gatterer Preis 2013″ für sozial engagierten Journalismus aus. Vorschläge für Preisträger können alle Mitglieder des Österreichischen Journalisten Clubs sowie Redaktionen aller Print-und Funkmedien in Österreich und Südtirol in deutscher und ladinischer Sprache (mit deutscher Übersetzung) einreichen. Ende der Einreichungsfrist ist der 3. Mai 2013, 24.00 Uhr (Poststempel). Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Die Anträge sind zu richten an den Österreichischen Journalisten Club,
Kennwort “Prof. Claus Gatterer-Preis 2013″,
A-1010 Wien, Blutgasse 3.

Telefonische Auskünfte zum Journalistenpreis erhalten Sie unter der Wiener Rufnummer 98 28 555/0.

Die Jury entscheidet am 13. Mai 2013. Die Verleihung des Prof. Claus Gatterer-Preises 2013 findet Ende Juni 2013 in Wien statt.

Mittwoch, 13. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Polemische ORF-Senioren-Hetze: Dennoch keine Senioren-Nessel

Zunächst die Info zur Veranstaltung, anschließend folgt der Kommentar dazu.

Info:

Am 12. Februar wurden auf Einladung von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer im Budgetsaal des Parlaments seitens des Österreichischen Seniorenrates (Präsidenten Karl Blecha und Andreas Khol) (ÖSR) und des Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) die Preisträger der Senioren-Medienpreise “Senioren-Rose” und “Senioren-Nessel” für 2012 vor den rund 150 Gästen bekannt gegeben. Die “Senioren-Nessel” wird jenen überreicht, die in der Auswahl von Wort und Bild weiterhin mit längst überholten schablonenartig vorgefassten Meinungen arbeiten. Die “Senioren-Rose” wird an jene verliehen, die sich einer zeitgemäßen Darstellung der Lebensrealitäten der Senioren bedienen.

Die vollständige Preisverleihung inklusive Laudatoren-Reden ist hier als Video abrufbar.

Die Prämierten:

Als besonders erfreulich wurde es gewertet, dass – wie im Vorjahr – keine Senioren-Nessel in der Kategorie Werbung vergeben werden musste.

Die Senioren-Nessel in der Kategorie Journalismus ging an die Tageszeitung HEUTE für ihren Artikel vom 22.3.2012 mit den Überschriften “Warum es sich neben einem Studenten leichter lebt als neben einer Oma” und “Die größten Plagen: Kontroll-Senioren”.

Für das Magazin des Österreichischen Roten Kreuzes HENRI Ausgabe 14/2012 gab es sowohl eine Rose-Nominierung als auch eine Nessel-Nominierung. Letztlich wurde die Nessel für das Titelbild bei HENRI mit einem Rollstuhlfahrer am Ende eines Steges, vor einem See und bei rot leuchtenden Himmel mit dem Titel “Der Preis des Alter(n)s” vergeben. Henri-Chefredakteur Robert Dempfer nahm den Preis persönlich entgegen und betonte, dass er die Rüge ernst nehme. Motiv bei der Auswahl des Bildes sei gewesen, genau die bereits genannten Klischees zu vermeiden und Dempfer strich hervor, dass das Bild auch so interpretiert werden könnte, dass ein in seiner Mobilität eingeschränkter (älterer) Mensch nach vorne in die Morgenröte blickt.

Die Senioren-Rose verliehen wurde für das Titelbild von “Leben & Freude” 01/2012 mit einem lebensechten und fröhlichem älteren Paar, dass sich über das Internet kennen gelernt hatte.

Erstmalig vergeben wurde in Sonderkategorie UN-belehrbare eine UN-ehrende Anerkennung. Diesen Preis erhielt die ORF TV-Information stellvertretend für alle Medien, die bei Berichten über das Pensionssystem oder das Alter auf nicht mehr zeitgemäße Archivbilder zurückgreifen. Laudator Oswald Klotz vom ÖJC führte bedauernd aus, dass es offensichtlich unmöglich sei jene klischeehaften Bilder von stockhaltenden Händen oder auf der Parkbank sitzenden und Tauben fütternden älteren Menschen aus den Archiven der Medien zu vertreiben.

Die Senioren-Rose in der Kategorie Werbung wurde für die Kampagne der Apothekerkammer “Ich liebe meine Apotheke, weil…” vergeben.

Die Senioren-Rose Journalismus wurde an das Profil für eine sehr ausgewogene Cover-Story “Oldtimer Rallye” über den Wandel der Generation 70 plus vom 16.1.2012. Besonders positiv zu bewerten ist bei dieser Preisvergabe, dass Profil zu den ersten Nessel-Preisträgern im Jahr 2009 gezählt hatte.

 

Kommentar:

Zunächst Dank an alle, die sich Gedanken über Senioren-Rose und Senioren-Rose machen und an den Seniorenrat und den ÖJC dafür, dass es diesen Preis gibt. Doch nach dem Lob folgt die Kritik:

ORF verwendet tagelang diese Grafik zur Senioren-Hetze: Alte zwingen Jungen ihren Willen auf. In dieser Grafik stimmen weder die Zahlen (siehe zweite Grafik mit 6000 Befragungen), noch kommen die 30 bis 59-Jährigen vor, um die Hetze noch klarer betreiben zu können.

Es hat wohl noch nie eine solch schockierend tagelang anhaltende seniorenfeindliche Aktion, vor allem nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gegeben wie jene des ORF zusammen dem Politologen Peter Filzmaier im Anschluss an die Volksbefragung: In allen ZIBs und Sondersendungen des ORF wurde auch anhand einer einprägsamen, manipulativen Aufstellung (siehe Grafik links) gegen “die Alten” polemisiert, die “den Jungen” wieder mal ihrer Sicht der Dinge aufzwingen.Volksbefragung: Abstimmungsverhalten im Detail

Mal abgesehen davon, dass die angegebenen Daten, wie eine tatsächlich breitangelegte Statistik (siehe Grafik rechts) belegt, nicht stimmten (weil über Altergruppen hinweg eine Mehrheit von mindestens 53% für die Beibehaltung von Grundwehrdienst/Zivildienst stimmten), handelte es sich hier selbst bei (nichtvorhandener) Richtigkeit der Daten eindeutig um eine noch nie dagewesene mediale Hetze gegen Senioren.

Ich habe deswegen den ORF für die Journalismus-Senioren-Nessel vorgeschlagen, was bedauerlicherweise leider ignoriert wurde. Die ORF TV-Information erhielt zwar lobenswerterweise eine UN-ehrenhafte Anerkennung für die Bedienung von Alten-Klischees, jedoch nicht für die weit schwerwiegendere tagelange ORF-Hetze gegen Senioren (diese wurde mit keinem Wort auf der Veranstaltung erwähnt), auf welche dann weitere Medien aufsprangen bis hin zur Forderung, dass man doch Senioren das Wahlrecht absprechen möge.

Wenn solche öffentlichkeitsprägende Anti-Senioren-Propaganda durch den ORF von der Jury der Senioren-Preise (aus falscher “Rücksicht?) nicht in aller Deutlichkeit verurteilt wird (dafür aber die Zeitschrift des Roten Kreuzes, welches wohl maßgeblich und vorbildlich ältere Menschen betreut, an den Pranger gestellt wird), dann stellt sich die Frage, ob solche Auszeichnungen in Zukunft überhaupt noch einen Sinn ergeben.

Dienstag, 15. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Journalisten und ihre Befindlichkeit – ÖJC plant PR-Offensive

Murhammer, Turnheim und Bachmayer präsentieren Journalistenstudie
Foto: ÖJC Hannes Hochmuth

Journalisten sind mit der Arbeit ihres eigenes Berufsstandes (oder ihrer eigenen?) unzufrieden. 56 Prozent würden den Beruf des Journalisten wiederwählen, 7 Prozent lehnen dies kategorisch ab. Die Bevölkerung betrachtet Journalisten nur zu 26 Prozent als kompetent an, die Journalisten selbst glauben aber, dass sie zu 53 Prozent kompetent sind. OGM-Chef Wolfgang Bachmayer präsentierte heute (15.1.2013) vormittag im Vienna International PressCenter des ÖJC die vom Österreichischen Journalisten Club – ÖJC in Auftrag gegebene Journalistenuntersuchung.

Das durchschnittliche Gesamteinkommen eines Journalisten beträgt demnach 2.600 Euro, wovon 86 Prozent durch journalistische Tätigkeiten erzielt werden. Die Einkommensunterschiede sind aber teilweise beträchtlich. So gibt es auch eine große Gruppe von sogenannten „prekären Arbeitsverhältnissen“, besonders bei jungen JournalistInnen und bei Frauen. Einige Highlights der Journalisten-Studie waren bereits im Dezember vorab veröffentlicht worden.

ÖJC-Präsident Fred Turnheim sieht in diesen Untersuchungsergebnissen den Auftrag, neue Strategien zur Sicherung des Journalistenberufes zu erarbeiten. Dafür hat der ÖJC eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Kommunikationsprofis Christian Murhammer eingesetzt. Diese Gruppe wird bis April 2013 ein umfassendes PR- und Kommunikationskonzept entwickeln. Denn „die vorliegende Studie belegt eindeutig, dass etwa die vorherrschende Meinung und auch das Selbstverständnis der Medienmitarbeiter die Entwicklung von PR-Strategien für das Berufsbild Journalismus dringend notwendig erscheinen lassen“, so Murhammer in der Pressekonferenz.

ÖJC-Präsident Fred Turnheim stellt fest: „Es geht um die Absicherung des Berufsbildes JournalistIn. Und es geht um das Überleben unseres Berufes in der größten Strukturkrise, die die Medien je erlebt haben. Es geht um neue Jobs und die Entwicklung neuer Medien und es geht um die Verbesserung des Ansehens des Journalisten-Berufes in der Bevölkerung“.

63 Prozent der Journalisten sind Männer, 37 Prozent Frauen. Nur 6 Prozent der Journalisten sind unter 30 Jahre alt, 57 Prozent sind unter 50 und 37 Prozent älter als 50 Jahre. 83 Prozent der Befragten sind hauptberuflich journalistisch tätig. Die meisten Journalisten arbeiten in Printmedien (73 Prozent), 39 % in Fach-/ Special Interest – Medien, 18 % bei Rundfunk- und Fernsehen und 23 Prozent im Online-Bereich. Hier sind Mehrfachnennungen möglich.

60 Prozent aller österreichischen Journalistinnen und Journalisten wurden „on the Job“ ausgebildet, nur 22 Prozent haben einen Universitätsabschluß. Das durchschnittliche monatliche Gesamteinkommen der befragten JournalistInnen liegt bei 2.600 Euro. Davon werden 86 Prozent durch journalistische Tätigkeiten erzielt.

Abgefragt wurde das Fremd- und Selbstbild der Journalisten. Im Vertrauensgrad, abgefragt wurden die vier Säulen der Demokratie. Hier stehen die Polizisten an erster Stelle, gefolgt von Richtern. Journalisten stehen an dritter Stelle. Zu den Politikern haben nur 4 Prozent der Bevölkerung und nur 2 Prozent der Journalisten Vertrauen.

Für die Umfrage wurden mehr als 5.000 österreichische Journalistinnen und Journalisten von OGM angeschrieben. 718 Journalistinnen und Journalisten füllten den Online-Fragebogen aus. Diese größte Journalistenuntersuchung in der 2. Republik hat eine maximale Schwankungsbreite von +/- 3,7 Prozent. Der Videomitschnitt der Pressekonferenz ist hier online abrufbar.

Mittwoch, 2. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

2012: 88 Journalisten und 47 Blogger getötet

88 Journalisten sowie 47 Blogger und Bürgerjournalisten wurden 2012 bei ihrer Arbeit getötet – mehr als je zuvor, seit Reporter ohne Grenzen (ROG) 1995 die erste Jahresbilanz veröffentlichte. Das geht aus der ROG-Bilanz für 2012 hervor. Die vollständige ROG-Jahresbilanz 2012 ist hier abrufbar.
“Zu den enorm hohen Opferzahlen haben vor allem der Syrien-Konflikt, die Gewalt der Taliban in Pakistan und der Bürgerkrieg in Somalia beigetragen”, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin. Die Bürgerkriegsländer Syrien und Somalia, das von den Taliban und Stammesrivalitäten destabilisierte Pakistan sowie Mexiko und Brasilien, wo Drogenkartelle und Banden die Staatsmacht herausfordern, gehörten 2012 zu den gefährlichsten Orten für Journalisten.

Die meisten inhaftierten Journalisten und Blogger zählte Reporter ohne Grenzen 2012 in der Türkei, wo sich die Zahl der Festnahmen seit der Verschärfung des Kurdenkonflikts verdoppelte, sowie in China, wo die Regierung die Zensur vor dem Parteitag enorm verschärfte. Zahlreiche Journalisten sitzen zudem in Syrien und im Iran im Gefängnis sowie in Eritrea, das seit Jahren den letzten Platz auf der ROG-Rangliste einnimmt.

Donnerstag, 27. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Deutscher Journalisten Verband (DJV) plädiert für sichere Jobs 2013

Sichere Jobs für Journalisten wünscht sich der Deutsche Journalisten Verband (DJV). Mit einer Grußbotschaft zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel hat sich DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken an die Mitglieder des Deutschen Journalisten-Verbands gewandt:

In seinem Weihnachtsbrief erinnerte Konken an die aktuellen Probleme bei mehreren Medien, darunter Frankfurter Rundschau, FTD und dapd. An die Adresse der dort beschäftigten Journalistinnen und Journalisten gerichtet, sagte er: „Sie alle machen jetzt eine schwere Zeit durch, eine Zeit der Sorgen und der Ungewissheit. Ihnen gilt wie noch nie zuvor die Solidarität des Deutschen Journalisten-Verbandes und seiner 38.000 Mitglieder. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass es für Sie so schnell wie möglich wieder eine Perspektive im Journalismus gibt.“

Nicht die Beliebtheit gedruckter Medien lasse nach, wohl aber die Bereitschaft zum Kauf oder zum Abonnement. „Wir haben über die Finanzierung von Qualitätsjournalismus zu reden. Wir müssen intensiv darüber nachdenken, ob die Kopplung von redaktionellen Arbeitsplätzen und Honoraretats von Freien an Anzeigenaufkommen und verkaufte Auflage auch zukünftig das richtige Rezept ist, um dem Journalismus seine Rolle als vierte Gewalt im Staate dauerhaft zu sichern.“

Als wichtigstes Ereignis des nächsten Jahres bezeichnete der DJV-Vorsitzende die Tarifverhandlungen mit den Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern: „Der DJV wird sich 2013 für den Fortbestand der Flächentarifverträge einsetzen und für angemessene Gehälter und Honorare streiten.“ Denn: „Gute journalistische Arbeit hat ihren Preis.“ Er hoffe, dass das Jahr 2013 sichere Arbeitsplätze mit sich bringe und neue schaffen.

Dienstag, 18. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Julia Ortner (ZIB 2), Johannes Kaup (Ö1) und Kurt Kuch (News) mit Rennerpreis ausgezeichnet

Rennerpreis-Verleihung: Johannes Kaup, Reinhard Seiss, Julia Kovarik, Edith Meinhart, Cornelia Krebs, Harald Vaca, Kurt Langbein, Prof. Mag. Ulike Truger, Fred Turnheim, Christoph Kotanko, Julia Ortner, Brigitte Voykowitsch, Kurt Kuch, Oswald Klotz und Norbert Welzl
Foto: ÖJC/Hannes Hochmuth

Die ZIB2-Fernsehredakteurin Julia Ortner (ORF) , der Aufdeckungsjournalist Kurt Kuch (News) und der Ö1-Radiojournalist Johannes Kaup (ORF) wurden gestern Abend im Wiener Rathaus mit dem Dr. Karl Renner Publizistikpreis 2012 ausgezeichnet.

Nominiert waren, neben den Ausgezeichneten, in der Kategorie Print: Christoph Kotanko und Reinhard Seiss, in der Kategorie Radio: Judith Brandner und Brigitte Voykowitsch und in der Kategorie Fernsehen: Julia Kovarik. Laudatoren waren: Edith Meinhart (profil), Cornelia Krebs (ORF-Radio) und der langjährige TV-Journalist Kurt Langbein.

ÖJC-Präsident Fred Turnheim kritisierte die massiven Kündigungswellen in den österreichischen Medienunternehmen und forderte von der Medienbranche mehr Mut und Zuversicht: “Ich wage hier zu behaupten, dass es nicht im Sinne unseres Staatsgründers ist, dass die vierte Säule der Demokratie so bewusst geschwächt wird. Es darf nicht im Sinne einer bürgerlichen Demokratie sein, dass sich die Medien wegen eines falsch verstandenen, fast psychotischen Sparzwanges gerade selbst pulverisieren”. Der “Dr. Karl Renner-Publizistikpreis” wird vom Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) für hervorragende, langjährige journalistische Tätigkeiten vergeben.
Wiens Bildungs-Stadtrat Christian Oxonitsch unterstrich in seiner Festrede die Bedeutung des kritischen Journalismus: “Die Weigerung Zustände so zu nehmen wie sie scheinbar sind und Erkenntnisse weiterzugeben, ist ihre Verantwortung. So entsteht kritischer und fairer Journalismus. Unsere Aufgabe – und die aller mündiger Bürger – ist dies zu ermöglichen, indem wir ein Klima der Offenheit und Transparenz schaffen.” Medien seien Transporteure von Information an unterschiedliche Zielgruppen aber auch Informationsverdichter und Aufklärer: “Wir bekennen uns ohne Einschränkung zur medialen Freiheit. Gleichzeitig sehen wir es als Aufgabe der Öffentlichen Hand, Medienfreiheit zu schützen und zu fördern”, so Oxonitsch.

Sonntag, 16. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Journalisten sehen eigenen Berufsstand kritischer als die Bevölkerung

Journalisten haben bekanntlich (siehe Bericht dazu vom September 2012) einen ähnlich zweifelhaften Ruf in der Bevölkerung wie Politiker. Befragt man die Journalisten aber über sich selbst, sehen sie sich sogar noch kritischer als die Bevölkerung. Dies geht aus einer Journalistenbefragung hervor, welche das meinungsfoschungsinstitut OGM im Auftrag des Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) durchgeführt hat. Demnach sehen die Befragten ihren Berufsstand, was Objektivität der Berichterstattung und journalistische Ethik betrifft, äußerst kritisch.

Weitere Ergebnisse der Grobauswertung: Das Vertrauen der Journalisten in Politiker ist sogar noch geringer als bei der Bevölkerung. Nur jeder dritte Befragte hat eine journalistische Fachausbildung abgeschlossen, der größte Teil wurde on the job journalistisch ausgebildet. Das Interesse an Weiterbildung ist daher sehr hoch, die interessantesten Themen sind online-Journalismus und Recherche.

Die Arbeitszufriedenheit ist sehr gut bei Klima und Kollegialität, schwach bei interner Information und Weiterbildung. Die arbeitsrechtliche Problematik hat sich in den letzten Jahren offensichtlich verbessert, drei von vier Befragten haben ein Dienstverhältnis, prekäre Dienstverhältnisse kommen nur noch selten vor, jeder Vierte ist selbständig. Auch persönliche Probleme wie Stress, burn out, Partnerschaft, Ernährung und Alkohol werden offen beantwortet.

Insgesamt 718 Journalisten haben sich laut ÖJC an der OGM-Umfrage beteiligt. Damit hat diese Studie große Aussagekraft nicht nur für den Berufsstand insgesamt, sondern auch für verschiedenste Segmente und Gruppen im Journalismus. Detailanalysen und Feinauswertungen erfolgen am 15. Jänner 2013 um 10.00 Uhr im Rahmen einer Presssekonferenz im ÖJC-Press Center, Blutgasse, 1010 Wien.

Samstag, 1. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Neue Journalisten-Zeitschrift und -App – New Media Award an Paroli vergeben

Der “New Media Journalism Award 2012″ geht an das “paroli-Magazin”. Der Preis wurde heute, Freitag, im Rahmen der diesjährigen Adventfeier des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC) vergeben. Die ehrende Anerkennung geht an das Pressefreiheitsportal “20zwoelf” der Axel Springer Akademie in Berlin. Mit dem Journalistenpreis “New Media Journalism Award” werden hervorragende journalistische Leistungen im Bereich des Online-Journalismus ausgezeichnet. Anlässlich des diesjährigen 35. Geburtstags des ÖJC wurde “OeJC2Go”, eine neue kostenlose App für iOS und Android veröffentlicht und erscheint nun monatlich “Statement”, ein Magazin “von Journalisten für Journalisten:

Am Dienstag, 27.11., erschien die erste Ausgabe der neuen Journalisten-Zeitschrift [Statement] und sie widmet sich der aktuellen Kündigungswelle in den österreichischen Medienbetrieben. Die heimischen Printunternehmen, wie auch der ORF, bauen immer mehr Journalistinnen und Journalisten ab. Begründet werden diese Kündigungen mit der angeblich schwierigen wirtschaftlichen Lage der Unternehmen. Das “[Statement] – von Journalisten für Journalisten” erscheint mit 32 Seiten und  in einer Auflage von 25.000 Stück jeweils am letzten Dienstag im Monat und liegt der Medienzeitschrift “Medianet” bei.

Anlässlich des 35. Geburtstags  wurden alle Medien, die der ÖJC herausgibt “runderneuert”. Bereits im Jänner 2012 wurde die neue ÖJC-Homepage relauncht. Im Sommer 2012 wurde die Video-Podcast-Schiene auf HD-TV umgestellt. Am 27. November 2012 folgte nun das [Statement]. Chefredakteure sind die erfahrenen Journalisten Oswald Klotz und Fred Turnheim. Ressortleiter: Hannes Hochmuth (Bildredaktion), Herbert Koczera (Technik), Michael Mohapp (Glossen, Kommentare), Christiane Laszlo (Philosophicum), Markus Szyszkowitz (Karikaturen) und Fred Turnheim (Politik). Die monatlichen Redaktionssitzungen sind öffentlich. Die Mitarbeit wird nach Kollektivvertrag bezahlt.

Höhepunkt des neuen ÖJC-Medienauftritts ist der Start des ersten Journalisten-Apps im deutschsprachigen Raum. Aktuelle Meldungen, der vollständige Zugriff auf die Videodatenbank des ÖJC und ein vollständiges [Statement]-Archiv sind die wichtigsten Applikationen des Apps, das für beide große Smart- und Tablet-Plattformen Android und iOS angeboten wird: [OeJC2go] – von Journalisten für Journalisten. Es ist im Play-Store von Android und im App-Store bei Apple kostenlos erhältlich.  Das Wesentliche des für Tables-Computers und Smartphones entwickelte APP ist aktueller Nachrichtendienst mit Journalismus-News aus der ganzen Welt und die Einbindung des [OeJC-TV2go] für mobile Devises.

Der Österreichische Journalisten Club ÖJC betreibt seit 1997 auch einen Videopodcast-Channel bei YouTube. Im Sommer des heurigen Jahres wurde dieser Channel auf HD-TV umgestellt. Dafür musste das gesamte Aufnahme- und Bearbeitungssystem umgestellt werden. Die ÖJC-Videogruppe besteht aus Kameramännern, Cuttern und TV-Redakteuren. Außerdem besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Fernsehstudiomannschaft des Europäischen Parlaments in Brüssel und Straßburg. Die Videogruppe berichtet von wichtigen Events im Journalismus und zeichnet mehrmals im Jahr Diskussionen zu wichtigen journalismusbezogenen Themen im Europäischen Parlament auf. Bis heute wurden 58 Sendungen produziert, die eine Gesamtlänge von knapp 100 Stunden haben. Im Rahmen der Umsetzung eines Gesamtkonzepts wird mit dem heutigen Tag der bisherige ÖJC-Podcast-Channel auf [OeJC-TV2go] umbenannt.

Der Österreichische Journalisten Club ÖJC (gegründet 1977 von Wolf in der Maur und Günther Nenning) ist mit 6.700 Mitgliedern die größte, standespolitische Journalistenorganisation in Österreich. Für die Mitgliedschaft ist ein Berufsnachweis erforderlich. Der ÖJC engagiert sich sehr stark in der Qualitätssicherung im Journalismus und in der Berufsaus- und Weiterbildung für Journalistinnen und Journalisten. Der ÖJC betreibt in Wien ein modernes Pressezentrum, das Vienna International PressCenter und das Schulungszentrum der Journalismus & Medien Akademie. Außerdem verleiht der ÖJC die Journalistenpreise „Prof. Claus Gatterer-Preis“, Dr. Karl Renner Publizistikpreis“ und den „New Media Journalism Award“. Außerdem verleiht er mit dem Österreichischen Seniorenrat die „Senioren – Rose und Senioren – Nessel“ und unterstützt den „ÖZIV Medienpreis“.