Mit ‘Hygiäneset’ getaggte Artikel

Dienstag, 1. Oktober 2013, von Elmar Leimgruber

1. Oktober: Internationaler Tag der älteren Menschen

Der 1. Okober ist der Internationale Tag der älteren Menschen. An das Schicksal älterer Flüchtlinge erinnert Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, aus Anlass des heutigen Weltaltentages. Besondere Defizite gibt es demnach bei der Behandlung chronischer Krankheiten von älteren Menschen.

“Alte Menschen und Kinder, die sich auf der Flucht befinden, sind am dringendsten auf Hilfe angewiesen. Die über 60-Jährigen aber haben keine starke Lobby hinter sich. Sie leiden still und sind meist auf sich allein gestellt. Ihre Not wird zu oft übersehen”, kritisiert Oliver Müller, Leiter von Caritas international. Aktuell leiden u.a. ältere syrische Flüchtlinge unter dieser fehlenden Aufmerksamkeit, wie eine soeben veröffentlichte Studie der Caritas Libanon mit dem Titel “Forgotten Voices” zeigt. Für die Untersuchung wurden 175 ältere syrische Flüchtlinge und 45 ältere, aus Syrien stammende, palästinensische Flüchtlinge befragt.

Der Studie zufolge fehlt es syrischen Flüchtlingen, die älter als 60 Jahre sind, insbesondere an medizinischer Hilfe. 66 Prozent der Befragten im Libanon beschreiben ihren Gesundheitszustand als “schlecht” oder “sehr schlecht”. 87 Prozent der Befragten gaben in der Studie an, dass sie nicht in der Lage sind, sich regelmäßig die notwendigen Medikamente zu leisten. Chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzerkrankungen können deshalb nicht adäquat behandelt werden.

Zum Teil, so die Studie, ist der schlechte Gesundheitszustand auf eine unzureichende Ernährung zurückzuführen. Nach eigenen Angaben essen viele der älteren syrischen Flüchtlinge zugunsten jüngerer Familienmitglieder bewusst weniger. Die Studie weist aber auch auf die besonderen Potenziale der älteren Flüchtlinge hin: So erwiesen sich alte Menschen in der Ausnahmesituation der Flucht oft als Ruheanker für die unter besonderem Stress stehen Familien. Zudem seien sie aufgrund des Respekts, den sie wegen ihres Alters genießen, oftmals besser in der Lage, bei Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingsgruppen und der lokalen libanesischen Bevölkerung zu vermitteln.

Die Caritas hat seit Ausbruch der Kämpfe in Syrien im März 2011 nach eigenen Angaben bislang 125.000 Flüchtlinge im Libanon unterstützen können. Von den bei Caritas Libanon registrierten Flüchtlingen sind 1100 Personen älter als 60 Jahre. Für sie stellt die Caritas Libanon u.a. Mobilitätshilfen, an die spezifischen Bedürfnisse alter Menschen angepasste Kleidung und spezifische Hygieneartikel wie Inkontinenzwindeln bereit.

 

Die vollständige Studie der Caritas International ist hier (englisch) abrufbar. Caritas international ist das Hilfswerk der deutschen Caritas und gehört zum weltweiten Netzwerk der Caritas mit 165 nationalen Mitgliedsverbänden. Ein Lebensmittelpaket für eine Familie (6 Personen) für 1 Monat kostet 60 Euro (Zucker, Salz, Reis, Bohnen …), ein Hygienepaket für eine Familie kostet 25 Euro (Zahnbürsten, Seife, Papierhandtücher …). Daruf weist die Caritas Österreich hin.

Spenden mit Stichwort “Nothilfe Syrien”:

- Caritas international, Freiburg, Spendenkonto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe BLZ 660 205 00 oder online unter: www.caritas-international.de
- Caritas Österreich: Kennwort: Nothilfe Syrien PSK BLZ 60.000 Kto.-Nr. 7.700.004
- Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin, Spendenkonto 502 502 bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, BLZ 2106 0237 oder online www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/
- Nachbar in Not: Kennwort: Flüchtlingshilfe Syrien Bankleitzahl: 20111 Kontonummer: 400-400-440/00

 

Montag, 26. August 2013, von Elmar Leimgruber

Syrien-Krieg: Eine Million Flüchtlingskinder

Eine Million Flüchtlingskinder aus Syrien: Ein Junge im Zelt eines Flüchtlingscamps. © UNICEF/Wreford. US-Präsident Barack Obama zögert noch. Europäische Staaten wie Frankreich und Großbritannien überlegen, die Rebellen mit Waffen zu versorgen, während Russland Waffen an die Regierung Syriens schickt. Und auch der Iran solidarisiert sich mit Syriens Diktator Baschar Al-Assad.

Doch während sich die restliche Welt -trotz schätzungsweise 100.000 Toten und über 6,5 Mio. Menschen auf der Flucht- immer noch nicht darauf einigen kann, den sinnlosen Krieg in Syrien endlich zu beenden, wird die Situation vor allem der Flüchtlingskinder aus Syrien immer dramatischer:

Nach Angaben des Büros von UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay wurden während des Krieges in Syrien bislang rund 7.000 Kinder getötet. UNHCR und UNICEF schätzen, dass zusätzlich innerhalb Syriens mehr als zwei Millionen Kinder als so genannte Binnenvertriebene auf der Flucht sind. Und die Zahl syrischer Flüchtlingskinder, die ihre Heimat wegen der Gewalt verlassen mussten, ist indes auf eine Million gestiegen. Darauf weisen UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake und UN-Flüchtlingskommissar António Guterres in einer gemeinsamen Erklärung hin:

„Dieses einmillionste Flüchtlingskind ist nicht nur Statistik“, betont UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. „Es ist ein reales Kind, dass aus seiner vertrauten Umgebung gerissen wurde, vielleicht sogar aus seiner Familie, konfrontiert mit schrecklichen Erlebnissen, die wir kaum nachvollziehen können.” Nach Angaben beider UN-Organisationen sind die Hälfte aller syrischer Flüchtlinge Kinder. Die Meisten von ihnen befinden sich in Libanon, Jordanien, in der Türkei, in Irak und Ägypten. Vermehrt fliehen Syrer auch nach Nordafrika und Europa. Mehr als 740.000 syrische Kinderflüchtlinge sind laut UN-Angaben unter elf Jahren.

„Worum es geht, ist nichts weniger als das Überleben und Wohlergehen einer Generation von unschuldigen Menschen“, bekräftigt UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. „Die Jugend Syriens verliert ihre Heimat, ihre Familien, ihre Zukunft. Selbst wenn sie Zuflucht in einem anderen Land gefunden haben, so bleiben sie doch traumatisiert und verzweifelt. Sie brauchen dringend einen Grund, Hoffnung zu haben.“ Beide UN-Organisationen weisen auf die Gefahr hin, dass Flüchtlingskinder zur Kinderarbeit herangezogen werden; darüber hinaus drohen Zwangsheirat, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel. Mehr als 3.500 syrische Kinder sind unbegleitet oder ohne ihre Eltern über die Grenzen nach Jordanien, Libanon und Irak gekommen.

“Wir müssen uns alle schämen”, ergänzt Lake, „denn während wir daran arbeiten, das durch diesen Krieg verursachte Leid zu mindern, hat die Weltgemeinschaft es versäumt, die Verantwortung für dieses Kind zu übernehmen. Wir sollten innehalten und uns fragen, ob wir weiterhin die Kinder Syriens ihrem Schicksal überlassen können.” Wer den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts nicht gerecht wird, soll für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden, fordern die beiden UN-Organisationen.

UNHCR hat bislang eine Million Kinder registriert und ihnen so eine Identität gegeben. Neugeborene werden mit Geburtsurkunden und Dokumenten ausgestattet, um sie vor Staatenlosigkeit zu schützen. UNHCR arbeitet dafür, dass alle Familien und Kinder eine sichere Unterkunft finden können. In einem ihrer größten Nothilfeeinsätze unterstützen UNHCR und UNICEF Millionen betroffene Familien und Kinder. Beispielsweise konnten UNICEF und seine Partner insgesamt 1,3 Millionen syrische Kinder in den Nachbarstaaten gegen Masern impfen. 167.000 Kinder erhielten psychologische Betreuung, mehr als 118.000 Kinder konnten auch im Exil weiter zur Schule gehen, 222.000 mit Trinkwasser versorgt werden.

 

Insgesamt werden jedoch mehr als fünf Milliarden US-Dollar benötigt, um mit den Engpässen im Bereich Bildung, Gesundheit und Versorgung sowohl der Flüchtlingskinder als auch der Kinder in den Aufnahmegemeinden adäquat umgehen zu können. Mehr Ressourcen müssen eingesetzt werden, um gefährdete Flüchtlingskinder schneller ausfindig machen zu können, damit sie und ihre Aufnahmegemeinden rechtzeitig Unterstützung erhalten, erklären die UN-Organisationen.

UNICEF ruft daher dringend zu Spenden für die syrischen Kinder auf: Hier online spenden. Für 28 Euro kann UNICEF ein syrisches Flüchtlingskind mit Kleidung versorgen. Für 53 Euro erhält eine Flüchtlingsfamilie eine große Decke, eine Babydecke, warme Kinderkleidung und einen Kocher. 102 Euro kostet ein Hygieneset mit Wasserreinigungstabletten, Eimer, Kanister und Seife für zehn Flüchtlingsfamilien.

Gleichwohl gilt: Geld ist nur ein Teil der Antwort, die es braucht, um der Not der Kinder gerecht zu werden. Während verstärkte Anstrengungen benötigt werden, eine politische Lösung der Krise in Syrien herbeizuführen, müssen die Konfliktparteien aufhören, Zivilisten zur Zielscheibe zu machen und Kinder zwangsweise zu rekrutieren. Kinder und ihre Familien müssen Syrien sicher verlassen können. Die Grenzen müssen offen bleiben, damit sie eine sichere Zuflucht finden können, fordern UNICEF und UNHCR.