Mit ‘Helmut Wöllenstein’ getaggte Artikel

Samstag, 4. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Thomas Borcherts besinnlich-charmante Jazz-Weihnacht in Wien

“Thomas Borchert Besinnlich” im Wiener Akzent

Er hatte bestimmt nicht seinen besten Tag am 3. Dezember im Wiener Akzent. Zu “müde”, ja teilweise etwas instabil wirkte seine Stimme an diesem Abend, vor allem bei seinen Musical-Songs “Bring ihn heim” aus “Les Miserables” und “Musik der Nacht” (viel zu viel Interpretation zu Lasten der Musik) aus dem “Phantom der Oper”.

Ja selbst sein Meistersong “Die unstillbare Gier” aus dem “Tanz der Vampire” klang an diesem Abend weniger kraftvoll und energiegeladen als ich Thomas Borchert sonst gewohnt bin. Aber das Interessante ist: Wie Alexander Goebel ihn vor einigen Jahren beim Donauinselfest angekündigt hat, das scheint tatsächlich auch nach wie vor zuzutreffen: “Auch an seinem schlechtesten Tag singt er uns alle unter den Tisch”.

Thomas Borchert

Thomas Borchert hatte an diesem Abend kein volles Orchester, sondern war “unpluggend” nur mit Klavierbegleitung (bravourös gemeistert von Marina Komissartchik) zu hören. Vor allem im ersten Teil des Konzertes war zudem auch der “Hall” nicht optimal eingestellt. Und trotzdem war “Borchert Besinnlich” ein wunderbarer und genussvoller Abend:

Einerseits konnte man ihn hier auch selbst Klavier spielend und swingend und mit gänzlich neu arrangierten und interpretierten Versionen bekannter deutscher Weihnachtslieder erleben, andererseits hat Borchert Humor, ja sogar Entertainer-Qualitäten. Und er gibt zudem einen vorbildlichen Geschichten-Erzähler bzw. Vorleser. Die von ihm vorgetragene Weihnachtsgeschichte stammt übrigens nicht von einem “Anonymus”, sondern vom Marburger Propst Helmut Wöllenstein.

Zusammenfassend hiesst dies: der Abend mit Thomas Borchert hat sich voll und ganz gelohnt: Einerseits waren seine eigenwillig jazzigen Interpretationen von klassischen Weihnachtsliedern eine sensationelle Ohrenweide (teils dachte ich dabei unwillkürlich an Roger Cicero). Andererseits blühte er bei manchen seiner Musical-Songs sichtlich auf, und dies nicht nur bei seinen charmanten äusserst gelungenen Duetten mit Lisa Antoni (z.B. “True Love”), sondern auch beispielsweise in “Schliess dein Herz in Eisen ein” aus dem Musical “Mozart”. Und dass er es auch noch gewagt hat, das “Stille Nacht” im Duett mit Lisa Antoni zu singen, und dies würdevoll, aber dafür frei von jeglichem Geschnülze, hierfür gebühren ihm Dank und Anerkennung:

Thomas Borchert ist eben ein grossartiger Künstler, den man immer wieder von Herzen gern hört und vor allem auch gern live erlebt. Ja Borchert ist einer von jenen wenigen Sängern,  wo sich sich selbst dann Konzerte mit ihnen voll lohnen, wo sie vielleicht nicht gerade ihren besten Tag haben.

Und hier können Sie in die Musik von Thomas Borchert hineinhören: