Mit ‘Grundschule’ getaggte Artikel

Donnerstag, 12. Januar 2012, von Elmar Leimgruber

Schulstreit in Südtirol

Grundschule Girlan in der Gemeide Eppan in Südtirol
Foto: Gemeinde Eppan

In Südtirol herrscht derzeit ein offener Schulstreit zwischen der Landesregierung und Eltern: Die Südtiroler Landesregierung hatte sich, um Verwaltungskosten zu sparen, am 5. Dezember 2011 grundsätzlich für die 5-Tage-Woche an den Schulen ausgesprochen und den endgültigen Beschluss hierzu mit Ende Januar geplant. Die Brixner Ärztin Veronika Dellasega hat daher eine Online-Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben der Südtiroler Landesregierung gestartet. Bislang wird in den vielen Schulen Südtirols von Montag bis Samstag unterrichtet, künftig soll auch der Samstag unterrichtsfrei werden.  Dagegen wehren sich Eltern nun mit einer Petition, die noch 171 Tage andauert. Bis Redaktionsschluss dieses Beitrags gab es 850 Unterschriften.

Per Beschluss des Landtags war die Landesregierung beauftragt worden, den Schulkalender in Südtirol zu vereinheitlichen. Von den insgesamt 65.000 Kindern und Jugendlichen, die Kindergärten, Grund-, Mittel-, Ober- und Berufsschulen im Land besuchen, entfallen 44 Prozent auf Schulen mit einer 5-Tage-Woche, 32 Prozent auf solche mit einer 6-Tage-Woche, 13 Prozent gehen in Schulen, die das alternierende Modell anwenden, die verbleibenden elf Prozent besuchen schließlich Schulen, die die 6-Tage-Woche vorgeschrieben, allerdings einige freie Samstage in den Schulkalender eingebaut haben.

“Die Fünf-Tage-Woche nimmt weder Rücksicht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Besonder­heiten der verschiedenen Schulstufen (Grundschule, Mittelschule und Oberschule) noch der Altersstufen der Schüler/innen”, kritisiert Dellasega und plädiert für die Schulauonomie: “Die bestmögliche Verteilung der Unterrichtszeit auf die Wochentage ist aber wesentlich für das Erreichen der Ziele der jeweiligen Schule”. Daher sollte -da das bisherige Sysem auch zu guten PISA-Ergbenissen geführt hat- jede Südtiroler Schule auch weiterhin selbst entscheiden können, welches Modell sie aufgrund ihrer Bedürfnisse und Situation umsetzen will, so Dellasega.

Die 5-Tagewoche führe, da zusätzlich mehrmals pro Woche am Nachmittag ebenfalls unterrichtet werden müsse, zu einer massiven Überbelastung der Schüler: “Mit jedem Nachmittagsunterricht wird ihnen das Lernen erschwert” und “Übermäßiger Stress kann bei Kindern und Jugendlichen zu Psychosen führen, die sich negativ auf ihre Entwicklung auswirken”. Vor allem Schülern von Mittel- und Oberschulen würde durch den Nachmittagsunterricht auch die Chance verweigert, ihren Hobbies nachzugehen: “Sportvereine, Musikkapellen und Feuerwehren müssen daher um ihren Nachwuchs bangen, alles ehrenamtliche Einrichtungen, die im Laufe der letzten Jahrzehnte erheblichen Zuspruch und Zuwachs erfahren haben und nur durch den unermüdlichen Einsatz vieler Personen, auch Jugendlicher, zu dem geworden sind, was sie heutzutage auch über unsere Landesgrenzen darstellen”.

Der bei einer 5-Tage-Woche um eine Woche früher beginnende Schulbeginn und die eine Woche später beginnenden Ferien kann “das begehrte Sommerpraktikum von deutlich weniger Oberschülern in Anspruch genommen werden” und auch “die geliebte erste Ferienwoche der Familien im Juni (ab Mitte Juni), in der sie zum Vorzugspreis ans Meer fahren können, fällt weg”. Und nicht zu unterschätzen sei auch die zusätzliche finanzielle Belastung der Eltern, wenn durch die Ganztagsschule bedingt auch für die Schulabspeisung bezahlt werden müsste, kritisiert Dellasega.

Während laut Plan der Südtiroler Landesregierung in Kindergarten und Grundschule die 5-Tagewoche künftig ohne Ausnahmen gilt, sollen nur in der deutschen Schule auch die Mittelschulen gänzlich auf das 5-Tage-Modell umgestellt werden. In den italienischen Schulen regt sich dagegen schon seit einiger Zeit Widerstand. “Dieser ist auch bis zu einem gewissen Grad verständlich, weil die Realitäten in Stadt und Land sehr unterschiedlich sind”, reagierte Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder. Künftig soll daher eine Ausnahme von der 5-Tage-Woche vorgesehen werden. So kann sich der Schulrat mit Drei-Viertel-Mehrheit für die 6-Tage-Woche aussprechen. “Nur dann ist eine solche auch zulässig”, so der Landeshauptmann. Selbiges gelte auch für alle Oberschulen.

Montag, 20. September 2010, von Elmar Leimgruber

20. September ist Weltkindertag: UNICEF ruft zum Kampf gegen Armut

Kinderarbeit in Peru
Foto: UNICEF Alejandro Balaguer

Vor 56 Jahren beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) die Einführung des Weltkindertages mit dem Ziel, die Rechte der Kinder zu stärken und die Freundschaft unter Kindern und Jugendlichen zu fördern. Anlässlich des diesjährigen Weltkindertags unter dem Motto “Respekt für Kinder” am 20. September und des Starts des Millenniumsgipfels der Vereinten Nationen in New York am selben Tag fordert das Kinderhilfswerk der UNO, UNICEF, mehr Einsatz der Regierungen für die Rechte der Kinder.

Zum Auftakt des Millenniumsgipfels der Vereinten Nationen ruft UNICEF die Regierungen dazu auf, ihre Versprechen zu halten und den Kampf gegen Armut und Unterentwicklung zu verstärken. Insbesondere müssen mehr Investitionen in die Grundbildung von Kindern gemacht werden. Weltweit gehen über 100 Millionen Kinder nicht einmal in eine Grundschule.

Kinder in Nicaragua
Foto: UNICEF Alejandro Balaguer

Nach einer aktuellen Studie von UNICEF sind zwar in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte bei der Armutsbekämpfung, beim Kampf gegen die Kindersterblichkeit und bei den Einschulungsraten zu verzeichnen. Doch diese sind sehr ungleich verteilt und gerade die ärmsten Kinder sind vielfach davon ausgeschlossen. Die globale Finanzkrise, der Klimawandel, die wachsende Zahl von Naturkatastrophen sowie bewaffnete Konflikte verschärfen die Not der ärmsten Familien. Über eine Milliarde Menschen leben heute in extremer Armut – mehr als die Hälfte davon sind Kinder.

“Die ärmsten Kinder leiden am meisten unter Krankheiten, Hunger und Ausbeutung. Sie müssen im Mittelpunkt aller Anstrengungen stehen, sonst scheitern die Millenniumsziele. Investitionen in die ärmsten Kinder sind nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit. Sie sind der wirksamste Beitrag für nachhaltige Entwicklung und Sicherheit”, erklärt Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland.

Am Weltkindertag, 20.9.2010 beginnt in New York der Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen. Zehn Jahre nach ihrer Verabschiedung ziehen die Regierungen Bilanz über die Umsetzung ihres Versprechens, die folgenden acht messbaren Ziele zur Überwindung von Armut und Unterentwicklung bis zum Jahr 2015 zu verwirklichen:

Millenniumsziel 1: Halbierung von Hunger und Armut: Die Zahl untergewichtiger Kinder unter fünf Jahre ist zwar gegenüber 1990 zurückgegangen. Doch noch immer leidet im globalen Durchschnitt jedes vierte Kind unter fünf Jahren an Untergewicht – mit großen regionalen Unterschieden. Nur die Hälfte der Länder ist auf dem Weg, das Millenniumsziel bis 2015 zu erreichen.

Millenniumsziel 2: Grundbildung für alle: Die Einschulungsraten sind in den Entwicklungsländern seit 1990 gestiegen. Fortschritte gab es vor allem dort, wo Schulgebühren abgeschafft wurden. Doch noch immer gehen über 100 Millionen Kinder nicht zur Schule – die meisten davon in Südasien und im südlichen Afrika.

Millenniumsziel 3: Geschlechter gleichstellen: In zwei Drittel der Länder sind die Einschulungsraten von Mädchen und Jungen inzwischen in etwa gleich. Doch vor allem im Nahen Osten, Südasien und im südlichen Afrika sind insbesondere Mädchen aus armen Familien beim Schulbesuch weiter benachteiligt. Ohne Bildung und Aufklärung können sie sich schlechter gegen sexuelle und wirtschaftliche Ausbeutung schützen.

Überlebensmittel Trinkwasser
Foto: UNICEF Shehzad Noorani

Millenniumsziel 4: Kindersterblichkeit um zwei Drittel senken: 1990 starben in den Entwicklungsländern im Durchschnitt etwa 90 von 1.000 Kindern vor ihrem fünften Geburtstag. Heute ist die Rate auf 60 pro Tausend gesunken – immer noch zu wenig, um das Millenniumsziel zu erreichen. Die meisten Kinder sterben an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten. Erfolge gibt es bei der Bekämpfung der Masern, einer der Haupttodesursachen von Kleinkindern.

Millenniumsziel 5: Reduzierung der Müttersterblichkeit um drei Viertel: Die medizinische Versorgung Schwangerer wurde verbessert. Aber insbesondere in ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer gibt es kaum ausrechende medizinische Hilfe für werdende Mütter. Die Folge: Jedes Jahr sterben über 358.000 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt.

Millenniumsziel 6: Krankheiten wie AIDS und Malaria bekämpfen: Die Aids-Aufklärung bei jungen Menschen wurde verbessert, aber das Wissen und die Bereitschaft Kondome zu benutzen variieren stark. In allen Regionen haben mehr HIV-positive Kinder Zugang zu Aids-Medikamenten – trotzdem gibt es immer noch für zwei Drittel der betroffenen Kinder keine Behandlung. Die Anstrengungen zur Eindämmung von Malaria zeigen zwar Wirkung. Aber die Tropenkrankheit ist immer noch eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern.

Millenniumsziel 7: Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen: Weltweit stieg der Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Wasser haben, von 77 Prozent (1990) auf 87 Prozent. Doch bis heute haben nach wie vor über 880 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser. Rund 1,1 Milliarden müssen ihre Notdurft im Freien verrichten.

Millenniumsziel 8: Entwicklungshilfe ausbauen: Die weltweiten Entwicklungshilfeleistungen sind in den vergangenen zwei Jahren gestiegen. Doch lediglich Dänemark, Schweden, Norwegen, die Niederlande und Luxemburg erreichen das Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe aufzuwenden. Deutschland liegt bei 0,4 Prozent. Im Durchschnitt geben die Industrieländer 0,31 Prozent. Ohne verstärkte Unterstützung durch die Industrieländer wird ein Großteil der Kinder in Entwicklungsländern weiterhin in Armut leben.