Mit ‘Gott’ getaggte Artikel

Freitag, 23. September 2011, von Elmar Leimgruber

Der Papst (im deutschen Bundestag) über den freiheitlichen Rechtsstaat

Der Maßstab und der Grund um Politiker zu sein, ” darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein”, betonte der aus Deutschland stammende Papst Benedikt XVI. (mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger) bei seiner mit Spannung erwarteten Rede im deutschen Bundestag am 22. September: “Die Politik muß Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen”. Erfolg könne auch “Verführung sein und so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit” erläuterte der Papst den Parlamentariern seine Gedanken: “Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers”.

Das Christentum habe im Unterschied zu anderen Religionen nie eine staatliche Rechtsordnung aufgrund göttlicher Offenbarung vorgegeben. Eine (auch parlamentarische) Mehrheit könne zwar für “einen Großteil der rechtlich zu regelnden Materien ein genügendes Kriterium sein”. Dies gelte jedoch nicht in “den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht”. geltendes Recht könne auch genauso Unrecht sein. In dieser Überzeugung hätten auch “Widerstandskämpfer gegen das Naziregime und gegen andere totalitäre Regime gehandelt und so dem Recht und der Menschheit als ganzer einen Dienst erwiesen”.

Bei der Suche nach der Wahrheit und nach den richtigen Antworten auf die aktuellen Probleme appellierte der Papst, “geöffnete Vernunft” (Gewissen) und Natur (beide begründet “in der schöpferischen Vernunft Gottes”) als Grundlagen und Rechtsquellen zu erkennen, die letztlich über die Jahrhunderte hindurch auch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geführt hätten, erklärte der Papst.

“Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden”. Die “zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat im Bewußtsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist” forderte Papst Benedikt XVI.

“Dramatisch” seien hingegen aktuelle Tendenzen die besagten: “Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört danach nicht in den Bereich der Vernunft im strengen Sinn. Deshalb müssen Ethos und Religion dem Raum des Subjektiven zugewiesen werden und fallen aus dem Bereich der Vernunft im strengen Sinn des Wortes heraus.” Hierzu fordert der Papst eine öffentliche Diskussion. Das “positivistische Konzept von Natur und Vernunft” sei zwar “großartig” und gar “notwendig”, aber es reiche bei weitem nicht aus, sondern “verkleinert den Menschen” und “bedroht seine Menschlichkeit”. Als Antwort appelliert Benedikt XVI, die inneren Fenster zu öffnen und “die Weite der Welt, den Himmel und die Erde” zu sehen “und all dies recht zu gebrauchen lernen”. Hier gelte es auf die “Ökologie des Menschen” zu achten: “Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann.”

In Anlehnung an die weise Bitte König Salomons an Gott (im Alten Testament der Bibel), appellierte der Papst schließlich: “Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden”.

Die Rede von Papst Benedikt XVI. im deutschen Bundestag im Wortlaut ist hier vollständig online und (inklusive Empfang und Begrüßung; Papstrede ab Minute 41) hier als Video abrufbar.

Freitag, 24. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Über das Christkind und seine Nachfolger

Tradionell mag das weihnachtliche Schenken wohl in Folge der Verehrung des heiligen Nikolaus von Myra (lebte und wirkte als Bischof im 4. Jahrhundert) begonnen haben, der durch Wohltätigkeit auszeichnete und aus reichem Hause stammend- sein gesamtes Vermögen verschenkte und dessen Verehrung als Heiliger daher auch sogleich nach seinem Tod einsetzte.

Es mag auch sein, dass der rebellische Martin Luther, dem jegliche Heiligenverehrung zuwider war, im 16. Jahrhundert, diese gute jahrhundertealte Tradition, sich am 6. Dezember im Gedenken an den heiligen Nikolaus gegenseitig zu beschenken, abschaffte und daher das Christkind “gründete”, um zurück zu Christus zu führen. Hätte Luther aber damit -wie dies manche Quellen behaupten- eine gänzlich neue unbiblische Person, ein Gott zur Seite stehendes weibliches engelhaftes Christus helfendes Wesen,”erfunden”,  würde dies genauso von Gott und von Christus ablenken; somit bezweifle ich dies.

Hat Luther aber mit der Bezeichnung Christkind tatsächlich auch das Kind Christus verstanden, dann würde dies wirklich auf das eigentliche christliche Zentrum von Weihnachten lenken und daher auch tatsächlich Sinn ergeben: Gott wird Mensch, ja Kind.

Wir beschenken uns zu Weihnachten gegenseitig. Wenn dies aus reinem Herzen und guter Absicht (also nicht aus Egoismus, Nützlichkeit oder gar Zwang) geschieht, also wirklich um einander Gutes zu tun und uns gegenseitig zu erfreuen, dann ist dies direkt oder indirekt eine gute Tat, die an das erinnert, was vor über 2000 Jahren geschah:

Der unendliche Gott ist Mensch geworden, der Gesalbte (Christus) wurde Kind, Gott wurde Christus, das Kind, das Christkind. Er hat uns zuerst beschenkt und so beschenken wir uns gegenseitig: hoffentlich nicht nur, aber besonders zu Weihnachten. Dann ergibt Weihnachten auch tiefen Sinn, Bedeutung für unser Leben.

Und was ist nun mit dem Weihnachtsmann? Die deutsche Bezeichnung unterscheidet sich ja leider massgeblich vom englischen Original Santa Claus. Und damit wären wir wiederum beim heiligen Nikolaus angelangt. Richtig populär und umrankt von zahlreichen Legenden (rote Kleidung, Nordpol, Rentiere…) wurde er allerdings erst im 20. Jahrhundert durch eine Getränkefirma, die ihn auch medial entsprechend vermarktete.

IDas Christkind in der Krippem Grunde sind also alle drei grossen Traditionen christlichen Ursprungs und haben so auch ihre Berechtigung.

Das eigentliche Zentrum aber ist und bleibt die einmalige Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus, der sich auch nicht zu schade dafür war, einfaches Christkind für uns alle zu werden (also nicht als König oder gar Feldherr zu erscheinen) und uns so alle ein für alle Mal mit seiner Gnade zu beschenken.

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern von redakteur.cc, kulturia.com und meinsenf.net besinnliche, friedliche, gesegnte, beschenkte und erholsame Weihnachtstage.

Elmar Leimgruber

Montag, 6. September 2010, von Elmar Leimgruber

Proteste gegen Abriss der Wiener Baumgarten-Kapelle (Info + Kommentar)

Weihbischof Franz Scharl solidarisiert sich mit den Gottesdienstbesuchern
Foto: stephanscom.at

Er habe keine Zustimmung zum Abbruch der katholischen Kapelle im Geriatriezentrum Baumgarten erteilt. Dies erklärte Weihbischof Franz Scharl, der als “Bischofsvikar für die Kategoriale Seelsorge” auch für die Krankenseelsorge und damit für die Pastoral in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zuständigist, gegenüber dem Pressedienst der Erzdiözese Wien. Der SPÖ-geführte Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hatte zuvor nach Protesten der Einwohner des Pflegewohnheims und von besorgten Anrainern behauptet: “Die Erzdiözese war seit langer Zeit in die Vorbereitungen eingebunden und stimmte der Übersiedlung des Tabernakels schriftlich zu” und man agiere “im Einvernehmen” mit dieser.

Es müsse klar sein, “dass es im Zusammenhang mit dieser Kapelle auch staatsgrundgesetzliche und konkordatäre rechtliche Fragen gibt”, reagierte Weihbischof Scharl. Darüberhinaus sei zu bedenken, dass die Kapelle nicht nur den Bewohnern und dem Personal des Geriatriezentrums dient, sondern auch von anderen Menschen aufgesucht wird, die dort am Gottesdienst teilnehmen. Durch den Fortbestand einer Gottesdienstgemeinde sei ein Gewohnheitsrecht entstanden, das zu beachten ist. Daher sei der “frühere Zustand bezüglich der Kapelle wiederherzustellen”, die unter anderem ein grosses Altarbild im Sgrafitto-Stil von Sepp Zöchling beherbergt.

Das Bundesdenkmalamt habe den Denkmalschutz auch für das Altarbild und die genannten Malereien des Künstlers Sepp Zöchling aufgehoben, erklärte hingegen der KAV. Und was Kritiker befürchteten, bestätigte dieser ebenfalls: “Im neuen Pflegewohnhaus Baumgarten ist ein Andachtsraum vorgesehen, der von den gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften genützt werden kann.” Eine katholische Kapelle ist demnach nicht mehr vorgesehen.

Die SPÖ will diese katholische Kapelle des Geriatriezentrums in Wien Baumgarten niederreissen

Ich bin schon erschüttert -und die Proteste gegen diesen politischen Angriff auf das Christentum laufen zu Recht schon viel länger als auch die Politik und die Erzdiözse drauf aufmerksam wurden-: Auf der einen Seite betont die Wiener SPÖ immer wieder, wie wichtig ihr die Senioren sind (ja eh klar, die wählen ja bekanntlich noch am am treuesten die SPÖ in Wien), aber wenns konkret wird, will sie ihnen offenbar jenen Halt im Glauben nehmen, der für vielen ältere Menschen eine essentielle Bedeutung hat.

Letzthin liess das Geriatriezentrum übrigens nicht nur das Schloss der Kapelle austauschen, um Menschen den Kirchenbesuch zu verwehren , sondern verständigte auch noch die Polzei-Sondereinheit WEGA, um die friedlich nun vor der verschlossenen Kapelle sitzenden Gläubigen abzutransportieren.

Und nein, es ist nicht egal, ob man sich allsonntäglich zur Heiligen Messe in eine katholische Kapelle oder in einen “für alle anerkannten Religionsgemeinschaften” geschaffenen Raum begibt, der für Christen jeder Konfession genauso vorgesehen und auch entsprechend gestaltet ist wie für Juden, Moslems, Buddhisten, Hinduisten, Zeugen Jehovas und andere.

Das “Wohlbefinden” der Gläubigen aber, sowie das Wissen darum, jederzeit den Herrn Jesus Christus in der Kapelle und vor dem Tabernakel begegnen zu können, ist entscheidend und wichtig: Altar, Tabernakel, christliche Symbole und Altarbilder geben besonders älteren Gläubigen dieses wichtige Gefühl der Geborgenheit bei ihrem Gott, an den sie sich jederzeit vertrauensvoll wenden können. Natürlich spricht aber nichts dagegen, dass -auf Wunsch und bei Bedarf- zusätzlich zur katholischen Kapelle auch ein Andachtsraum für andere Gläubige errichtet wird, aber nicht anstelle von dieser.

Den Menschen innerhalb und ausserhalb des Geriatriezentrums ihre Kapelle wegnehmen zu wollen, ist nicht nur rücksichtslos gegenüber berechtigten Bedürfnissen von Senioren, sondern auch engstirnig. Mal ganz abgesehen davon, dass es mir rätselhaft ist, wie leichtfertig in Wien offenbar der Denkmalschutz für schützenswerte Gebäude aufgehoben werden kann: Ich hoffe ernsthaft, dass aufgrund des mittlerweile auch öffentlichen Hilfschreis besonders so kurz vor der Wiener Gemeinderatswahl (ansonsten wäre wohl leider jeder Widerstand gegen diese Glaubens-Unterdrückung zwecklos) auch die SPÖ ein Einsehen haben wird und gemäss der Vorgabe des dafür zuständigen Weihbischofs Scharl den bisherigen Zustand der Kapelle raschest wiederherstellen wird. Und sollte dies -auch bei bestem Willen- nicht (mehr) möglich sein, dann muss eben im Neubau die Errichtung einer neuen katholischen Kapelle -natürlich in Abstimmung mit der Erzdiözese Wien- Ehrensache sein.

Weiterführende Links zum Thema:

- Stellungnahme von Weihbischof Franz Scharl

- Stellungnahme des KAV

- Bürgerinitiative: Rettet die Kapelle Baumgarten

- unzensoriert.at

- Penzing-Blog von Gerhard W. Loub

- Kapellen-Rettungs-Seite auf Facebook

- Kopten ohne Grenzen und Jugend für das Leben

- Grundsätzlicher Bericht der Kronenzeitung

- Beitrag der Kronenzeitung über die nächtliche Polizeiaktion

- Gloria.tv

- SOS Heimat


Sonntag, 18. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Bischof Schwarz und die leise Praxiskrise des Glaubens

Bischof Alois Schwarz
Foto: kath-kirche-kaernten.at

Die “Stimme der Kirche” sei heute “manchmal zu leise geworden” und ihre Sprache “zu wenig differenziert im Vermitteln des Sinnangebotes”. Das betonte der Kärntner Bischof Alois Schwarz in einem Interview für die Kärntner Kirchenzeitung “Der Sonntag”. Schwarz sprach dabei von einer “Praxiskrise des Glaubens”: Der Glaube werde oftmals nicht mehr als “alltäglich präsente Lebenswirklichkeit”, sondern als “Sonderbereich” wahrgenommen. Darauf gelte es von Seiten der Kirche mit neuen kreativen seelsorglichen Ansätzen zu reagieren und so die Relevanz des Glaubens für die “Alltagspraxis” aufzuzeigen.

War bislang der sonntägliche Kirchgang das zentrale Messinstrumentarium für die Kirchlichkeit der Menschen, so müsse man heute auch alle jene Formen eines Lebens nach dem Evangelium in Betracht ziehen, die sich außerhalb der Sonntagsgemeinde abspielten, so Schwarz. Dies bedeute für Priester nicht selten auch eine Überforderung – ein Problem, dem man sich gerade nach der jüngsten Pfarrerstudie in Kärnten besonders zuwenden werde, kündigte der Bischof an.

Im Blick auf die jüngst in Mariazell von den österreichischen Bischöfe beschlossene neue Rahmenordnung zum Thema Missbrauch sagte Schwarz, dass man in Kärnten “immer schon das offene Gespräch in großer Vertraulichkeit” mit Betroffenen gesucht habe. Dies sei mit dem “Kärntner Weg” gemeint: “Es wird nichts vertuscht oder unter den Teppich gekehrt.”

“Priester sind starke, gottgeprägte Biografien mit großer Erdung und einem starken Herz für die Menschen”, sagte Schwarz indes beim Festgottesdienst im Dom zu Gurk zum Abschluss des “Jahres des Priesters” und er dankte den Priesterjubilaren und allen Priestern für ihren treuen Dienst:

“Der Ruf Gottes führt in die Weite” und Priester seien “Zeugen der Liebe Gottes, die Zukunft nicht als Utopie verstehen, sondern als erfüllte Verheißung”. Aufgabe der Priester sei es, Menschen im Schauen auf Jesus Christus zu sammeln und in der Feier der Eucharistie zusammen zu führen, so Schwarz.

Für den Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz, der in der Bischofskonferenz unter anderem auch zuständig für die Allgemeine Pastoral und das Laienapostolat ist, sind die Ergebnisse der letzthin vorgelegten Studie des Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner zum Denken und Wollen der Priester “Anlass für Diskussion und Nachdenklichkeit und gleichzeitig eine Bestärkung, auch nach Beendigung des “Jahres der Priester” auf weltkirchlicher Ebene die Sorgen, Nöte und Anliegen der Priester weiterhin auf der Agenda zu haben“.

Er habe, so Bischof Schwarz, bereits veranlasst, dass diese Studie im Priesterrat und in der Dechantenkonferenz der Diözese Gurk-Klagenfurt im Herbst diesen Jahres ausführlich analysiert, diskutiert und eine weitere Vorgehensweise gemeinsam mit den Priestern entwickelt werde.

Sonntag, 27. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Macht, Liebe und Versuchung: Kardinal Schönborn zelebrierte Requiem für Hans Dichand

Kardinal Schönborn zelebrierte das Requiem für Hans Dichand
Foto: © Leimgruber

Wer Macht hat, ist mehr als alle anderen versucht, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Daher gelte es nach dem Tod Hans Dichands die Frage zu stellen: “Wie gehen wir mit der uns anvertrauten Macht um?” fragte Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn beim Requiem im Wiener Stephansdom für den einflussreichsten Medienmacher Österreichs seit Jahrzehnten.

Der am 17. Juni verstorbene Herausgeber der Kronenzeitung habe viel Macht gehabt in einer Zeit, da die vierte Macht im Staat – die Medien – oft zur ersten werde, erklärte Schönborn. Am “Zahltag” beim Tritt vor Gottes Richterthron aber zählten weder vorangegangene Wahltage noch die öffentliche bzw. veröffentlichte Meinung, sondern die nach Paulus entscheidende Frage für ein geglücktes, gottgefälliges Leben: “Hast du geliebt?”

Die Familie Dichand wurde von der Öffentlichkeit abgeschirmt in einer abgedunkelten Limousine vom Stephansplatz weggefahren
Foto: © Leimgruber

Hans Dichand habe seine Frau, seine Kinder, seinen Beruf und seine Zeitung ohne Zweifel sehr geliebt. Und er habe auch das Land Österreich leidenschaftlich geliebt “und oft auch aufgeregt”. Die Seelenmesse sei Ausdruck der christlichen Überzeugung, dass der Tod “nicht Ende, sondern Durchgang” sei, und zugleich Aufforderung, für die Seele dieses “großen, aber gewiss auch umstrittenen Österreichers” zu beten, sagte der Kardinal.

Dichand habe zudem ein gutes Gespür dafür gehabt, dass Religion und Glaube kostbare Sinnressourcen in einer Zeit seien, die diese dringend braucht. Schönborn wies darauf hin, dass der “Krone”-Chef offen für Anliegen der Caritas und Diakonie gewesen sei, und nannte es “nicht selbstverständlich”, dass Dichand dem Evangelium in seiner Zeitung allsonntäglich Platz gab: “Hat es die restlichen Seiten der Zeitung durchsäuert?”, fragte der Erzbischof in Anlehnung an das Bibelwort von Sauerteig und Brot.

Wer sich im Stephansdom ins Kondolenzbuch eintrug, erhielt Sterbebildchen des Verstorbenen

In einer ersten Stellungnahme nach dem Tod des Krone-Chefs hatte der Kardinal Dichand als einen “großen Publizisten und Zeitungsmacher” und als einen, “dem die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden ein Anliegen waren,” gewürdigt: “Man musste nicht alle seine Entscheidungen und Vorlieben teilen”, so der Kardinal. “Aber eines stand außer Streit: seine Überzeugung, dass Religion zum Menschen gehört, dass die Geschichte Österreichs ohne die katholische Kirche nicht verständlich ist und dass die Botschaft des Evangeliums eine Antwort auf die Fragen des heutigen Menschen nach dem Woher, Wohin und Wozu des Lebens sein kann,” so der Wiener Erzbischof.

Am Trauergottesdienst für den erfolgreichen Publizisten, der ohne Leichnam stattfand (der Verstorbene war bereits vorher im privaten Kreis beigesetzt worden) und an dem Kameras nicht zugelassen waren, nahmen neben seiner Familie auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben teil, darunter Bundeskanzler Werner Faymann, Aussenminister Michael Spindelegger, Unterrichtsministerin Claudia Schmied, Umweltminister Nikolaus Berlakovich, Gesundheitsminister Alois Stöger, Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, ORF-Generalintendant Alexander Wrabetz, die Landeshauptleute von Wien (Michael Häupl), Niederösterreich (Erwin Pröll) und Burgenland (Hans Niessl), Hannes Androsch, Ursula Stenzel, Dagmar Koller und Barbara Rosenkranz.

Weitere Meldungen zum Thema:

- Kardinal Schönborn gibt Medienempfang

- Hans Dichand ist tot -Lang lebe Hans Dichand

- Dichands Österreich und die EU

- Wolfgangs Österreich

Dienstag, 27. April 2010, von Elmar Leimgruber

Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl erhält Roland Berger Preis für Menschenwürde

Diese Medaille wird dem Preisträger übergeben: “Die Weltformel ist totale Demut. Die Weltformel, bestehend aus Quadrat, Kreis, Dreieck und dem Unendlichkeitszeichen bildet die Grundlage jeglicher Existenz. Die Weltformel will nichts anderes, als den totalen Frieden.” (Jonathan Meese)

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl wurde gestern mit dem diesjährigen “Roland Berger Preis für Menschenwürde” geehrt. Kohl wurde mit dem “Roland Berger Preis für Menschenwürde” für sein politisches Lebenswerk ausgezeichnet. Der jährlich vergebene Roland Berger Preis ist mit einer Million Euro dotiert und wird von Bundespräsident Horst Köhler übergeben. Davon wird mit 700.000 Euro an der Universität Heidelberg eine “Helmut Kohl Gastprofessur für Europäische Kultur und Politische Philosophie” errichtet, und 300.000 Euro werden für den Neubau eines Kinderkrankenhauses in Sri Lanka eingesetzt, das Helmut Kohl seit der Tsunami Katastrophe Ende 2004 unterstützt.

Mit der Wahl Helmut Kohls als Preisträger 2010 würdigt die Roland Berger Stiftung dessen unermüdlichen Einsatz für die Einheit Deutschlands: “Für Helmut Kohl war die deutsche Einheit nie Utopie”, sagte der Gründer und Vorsitzende des Kuratorium der Roland Berger Stiftung Prof. Roland Berger in seinem Grußwort zur Preisverleihung. “Sie war ihm immer eine Lebensaufgabe. Er hat sein gesamtes politisches Leben lang am Ziel der deutschen Einheit und an der Präambel unseres damaligen Grundgesetzes festgehalten, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden. Dass in einem Teil Deutschlands Menschen unterdrückt und ihrer bürgerlichen Freiheitsrechte beraubt wurden, widersprach Helmut Kohls Werten von Freiheit und Selbstbestimmung zutiefst.”

Hessens Ministerpräsident Roland Koch nahm den Preis stellvertretend für Helmut Kohl entgegen und überbrachte dabei auch die Grüße des Preisträgers, der aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend war. Auch der offizielle Festakt zu seinem 80. Geburtstag findet deshalb am 5. Mai in Ludwigshafen statt.In seiner Dankesrede überbrachte Roland Koch die Grüße des Preisträgers. Helmut Kohl habe ihn gebeten, seinen Dank unter das Leitmotiv des Beginns der deutschen Nationalhymne zu stellen: “Einigkeit und Recht und Freiheit – diese Trias war für Helmut Kohl nie nur ein Lippenbekenntnis. Sie wurde zu seinem politischen Programm bei allen Herausforderungen seines politischen Wirkens”, erklärte Koch.

Mit dem langjährigen Bundeskanzler verbänden die Deutschen vor allem die deutsche Einheit als dessen größte politische Leistung. Die deutsche Frage sei für Kohl jedoch nie ohne Europa zu beantworten gewesen, sagte der Hessische Ministerpräsident weiter. Der vor Gott rechenschaftspflichtige Mensch sei für Helmut Kohl der Grund für die Unabdingbarkeit der Freiheit. Roland Koch: “Ein Leben ohne Menschenwürde, ohne Menschenrechte ist mit diesem Bild vom Menschen unvereinbar.” Wenn Helmut Kohl heute, mit 80 Jahren und 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, zurückblicke, dann tue er dies, so Roland Koch wörtlich, “sicherlich in Demut, in Dankbarkeit und – das fällt mir leichter zu sagen als es ihm gefallen wäre – auch mit Stolz.

Helmut Kohl erhält die Auszeichnung “für sein historisches politisches Lebenswerk, das seinen Höhepunkt gefunden hat in der Vertiefung der europäischen Integration und der Wiedervereinigung Deutschlands sowie in dessen Eingliederung in das vereinigte Europa und das westliche Bündnissystem. Helmut Kohl vollendete die deutsche Einheit, als sich die historische Chance dazu bot. Damit wurde für die fast 17 Millionen Bürger des ehemaligen Unrechtsstaates DDR ein Leben in Freiheit und Menschenwürde gemäß Artikel 1 des Grundgesetzes Wirklichkeit”, begründet das Preisvergabekomitee der Roland Berger Stiftung seine Wahl.

Die bisherigen Preisträger des seit 2008 vergebenen Preises sind die Kambodschanerin Somaly Mam (2008), die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen und die iranische Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi (2009). Weitere Informationen zum Roland Berger Preis für Menschenwürde und zu den Preisträgern sind online verfügbar: www.rolandbergerstiftung.org.

Mittwoch, 17. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Fastenzeit: Aktion Verzicht 2010: “Weniger ist mehr” – Einladung zur inneren Erneuerung


(Meine Gedanken zu diesem Thema finden Sie am Ende dieses Beitrags in kursiv geschrieben)

Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?

Zum sechsten Mal findet heuer während der Fastenzeit von heute Aschermittwoch bis Karsamstag 03.04.10 die organisations- und länderübergreifende “Aktion Verzicht” in Südtirol und verschiedenen österreichischen Bundesländern (getragen u.a. von Familienverbänden, Caritas, Schulämter, Jugenddiensten) statt. Ziel ist die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gewohnheiten und Verhaltensmustern und der freiwillige Verzicht auf bestimmte “geliebte” Konsumgüter (z.B. Alkohol, Zigaretten, Süssigkeiten…). Sich von diesen eine Zeit lang zu distanzieren, verbessert das Gespür für sich selbst; die Sensibilität für die eigene Lebensweise steigt, schreiben die Initiatoren in ihrer Aussendung. Diese Selbstprüfung und Suche nach einem ausgeglichenen Maß wirft eine interessante Frage auf: Inwieweit ist es einem möglich, die eigenen Wünsche und Handlungen zu kontrollieren? Das Durchhaltevermögen wird auf die Probe gestellt.

Ergebnisse der modernen Gehirnforschung und Lernpsychologie belegen laut Aussendung der Initiatoren, dass durch den zeitweiligen Aufschub einer Belohnung die Fähigkeit zur Selbstregulierung trainiert wird. Die Fastenzeit bietet eine gute Gelegenheit dafür. All jene, die sich an der Aktion beteiligen, werden in ihrem Verzichtsversuch neben den Mitmachaktionen der Projektträger durch Aufkleber mit dem Motto der Aktion: „Weniger ist mehr“ unterstützt. Diese können – als sichtbares Bekenntnis zum Verzicht und als Erinnerung an den guten Vorsatz – auf persönlichen Verzichtsgegenständen platziert werden. In Südtirol gehört die „Aktion Verzicht“ übrigens zu den Begleitmaßnahmen der Kampagne “Alkoholprävention in Südtirol”. Und die “Aktion Verzicht” ist jetzt als “Event” auch auf facebook vertreten.

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Bischof Alois Schwarz
Foto: Diözese Gurk-Klagenfurt/ Neumüller

Die Fastenzeit lädt zur inneren Erneuerung und zur Unterstützung der Notleidenden ein, schreibt Diözesanbischof Alois Schwarz (Gurk-Klagenfurt) in der Einleitung zu seinem Fastenhirtenbrief 2010: “Dazu können das Lesen in der Heiligen Schrift, die Mitfeier der hl. Messe sowie die Feier des Bußsakramentes eine wertvolle Hilfe sein”, schreibt der Kärntner Bischof. Die Fastenzeit ermögliche “einen persönlichen Weg der Erneuerung”, so Bischof Schwarz, der dazu aufruft, “die einzelnen Fastensonntage wie geistliche Rastplätze auf dem Weg zur Auferstehung zu verstehen” und “mit dem Evangelium die persönliche Berufung zum Christ-Sein zu stärken”.

Bereits im Jänner dieses Jahres hielt Bischof Schwarz, der vor seiner Ernennung zum Kärntner Diözesanbischof gleichzeitig Pfarrer und Pastoralamtsleiter und anschliessend Weihbischof in der Erzdiözese Wien war, einen viel beachteteten Vortrag: Er appellierte dafür, Mut zum öffentlichen Bekenntnis des Glaubens aufzubringen. “Wir leben heute in einer Welt, in der die Menschen erfahren und sehen wollen, dass der Glaube Sinn macht und Sinn stiftet auf Zukunft hin”, sagte Schwarz bei einem Vortrag in der Kärntner Pfarre St. Leonhard im Lavanttal. Die Gottesbeziehung sei entscheidend für das Leben der Menschen, sagte der Gurker Bischof: “Wenn Gott uns abhanden kommt, verliert der Mensch die Kontrolle über sich selbst und unsere demokratische Gesellschaft wird hilflos”. Ein Abschied von Gott in der Gesellschaft führe zum Verlust der “Sprache der Hoffnung” und der “Sprache des Trostes”. Alle Christen seien dafür verantwortlich, “Gott in dieser Welt gegenwärtig zu halten”, appellierte Bischof Schwarz.
Der 32 Seiten umfassende Fastenhirtenbrief von Diözesanbischof Alois Schwarz ist in Broschürenform, der auch in slowenischer Fassung aufgelegt wird, ist kostenlos im Behelfsdienst der Diözese Gurk-Klagenfurt und in den Kärntner Pfarren erhältlich sowie hier kostenlos downloadbar.

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Das offizielle katholische Fastengebot schreibt übrigens ein striktes Fleischverbot am Aschermittwoch und an allen Freitagen der Fastenzeit vor.

Der Aschermittwoch und der Karfreitag gelten bei den Fastengeboten zusätzlich auch noch als sogenannte Abstinenztage, an denen nur eine einmalige Sättigung am Tag erlaubt ist.

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Wir dürsten manchmal in dieser Zeit des Überflusses nach mehr, nach etwas, das trotz allem Verfügbarem, vielleicht unsere tiefsten Sehnsüchte stillen könnte. Vielleicht ist weniger manchmal tatsächlich mehr, vielleicht wäre es sinnvoll, mal einfach “Neues” bzw. über die Jahre und Jahrzehnte Verlerntes wieder neu auszupobieren, um unseren inneren Hunger zu stillen. Vielleicht wirkt es ja tatsächlich.

Aber niemand “muss” ja fasten oder verzichten. Zwang ist immer verkehrt und führt teilweise zum genauen Gegenteil dessen, was man will. Besonders problematisch ist hier der innere Zwang, den man sich zuweilen auch selbst auferlegt und der einen erdrücken kann. Einmal pro Woche auf Fleischgenuss zu verzichten, schadet jeodch nicht.

Ich begrüsse daher auch solche Aktionen: Einladungen zu Verzicht und zu innerer Erneuerung sind unbedingt sinnvoll, zumal es ja unsere persönliche Freiheit ist, die es uns ermöglicht, Angebote anzunehmen oder abzulehnen.

Und ja: Man darf sich bewusst und freiwillig für Verzichten und Fasten entscheiden.

Samstag, 2. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Benedikt XVI. fordert: Legt die Waffen nieder!

Der 28. Dezember wird traditionell von der Katholischen Kirche als Tag der Unschuldigen Kinder, der 1. Jänner als Hochfest der Gottesmutter Maria und als Weltfriedenstag gefeiert. Papst Benedikt XVI. erklärte bei seiner Neujahrspredigt im Petersdom: “Die Gesichter der Kinder sind wie ein Abglanz der Sicht Gottes auf die Welt. Warum also ihr Lächeln auslöschen? Warum ihre Herzen vergiften?”.

Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI.
Foto © vatican.va

Von klein auf sei es wichtig, zum Respekt vor dem Nächsten erzogen zu werden, “auch wenn er anders ist als wir”. Immer alltäglicher sei die Erfahrung von Schulklassen, die aus Kindern verschiedener Nationalitäten bestehen, aber “die Gesichter dieser Kinder sind wie eine Weissagung für die Menschheit, die zu bilden wir berufen sind: eine Familie aus Familien und aus Völkern”, erläuterte der Papst seine Vision der einen versöhnten Menschheit: “Gott im Herzen haben, dazu fähig, im Gesicht des anderen einen Bruder als Mitmenschen zu erkennen, kein Mittel zum Zweck, sondern ein Ziel in sich, keinen Rivalen und keinen Feind, sondern ein anderes Ich, eine Facette des unendlichen Geheimnisses des menschlichen Wesens.”

Die Wahrnehmung der Welt hänge wesentlich “ab von der Anwesenheit des Geistes Gottes in uns. Es ist eine Art „Echo“: Wer ein leeres Herz hat, nimmt nur flache Bilder ohne Tiefe wahr. Je mehr wir dagegen von Gott bewohnt sind, umso empfänglicher sind wir auch für seine Gegenwart in allem, was uns umgibt: in allen Geschöpfen, besonders in anderen Menschen.”

Dennoch sei es manchmal schwer, gerade das menschliche Gesicht, wenn es von der Härte des Lebens und des Bösen gezeichnet ist, als Offenbarung Gottes wertzuschätzen und wahrzunehmen. Jedoch: “Wenn wir einander anerkennen und respektieren wollen als das, was wir sind, nämlich als Geschwister, müssen wir uns auf das Antlitz eines gemeinsamen Vaters berufen, der uns alle liebt, trotz unserer Grenzen und unserer Fehler”, forderte Benedikt XVI.

Die Gesichter der unschuldigen Kinder, die gezeichnet seien von Hunger und von Krankheiten und entstellt von Schmerz und Verzweiflung, seien ein stiller Appell an unsere Verantwortung: “Gegenüber ihrer Wehrlosigkeit fallen alle falschen Rechtfertigungen des Kriegs und der Gewalt in sich zusammen. Wir müssen uns einfach bekehren zu Projekten des Friedens, müssen Waffen jeder Art niederlegen und uns alle zusammen einsetzen für eine Welt, die des Menschen würdiger ist.”

Es bestehe ein enger Zusammenhang zwischen der Achtung des Menschen und dem Schutz der Schöpfung und daher müsse zu einem “erweiterten und vertieften Verantwortungsbewusstsein” erzogen werden, das sich gründe auf dem Respekt des Menschen und seiner grundlegenden Rechte und Pflichten. “Nur so kann der Einsatz für die Umwelt wirklich eine Erziehung zum Frieden und eine Aufbau des Friedens werden”, erklärte der Papst.

Die vollständige bedenkenswerte Neujahrspredigt von Benedikt XVI. ist hier online abrufbar.

Sonntag, 6. April 2003, von Elmar Leimgruber

In Gedenken an Hans Hermann Kardinal Groer

Kardinal Groer 1991 (wie meist in einfacher Benediktiner-Kleidung) bei einem seiner öffentlichen Sprechtage als Erzbischof von Wien im Hof des Erzbischöflichen Palais
Foto: © Leimgruber

Er war sicherlich kein großer Staatsmann, auch keine rappräsentative Schönheit nach außen hin: Hans Hermann Groer: Diözesanpriester, Benediktiner, Seelsorger; Klostergründer (Zisterzienzerinnenabtei Marienfeld) und ex-Erzbischof von Wien, der am 5. April 2002 in Maria Roggendorf zu Grabe getragen wurde.
Ihm ging es nicht um die große Welt, sondern um die kleinen, scheinbar unbedeutenden Dinge, die die Welt verändern. Er setzte wichtige pastorale Akzente nicht im innovativen Sinn, sondern in dem, was dem Glauben eigen ist: im Gebet: in zahllosen Gebetsgruppen und Wallfahrten.
Er sah sich als Diener Gottes, der Kirche und des Volkes. Und dabei ging es ihm nicht darum, die Wünsche seines -geistlichen wie ungeistlichen- Umfeldes zu erfüllen, sondern einerseits auf die Stimme Gottes zu hören, andererseits auf die Stimme des einfachen Volkes, das ihm ganz besonders am Herzen lag. Inmitten des nicht-theologischen, aber gläubigen und betenden Gottesvolkes fühlte er sich denn auch am wohlsten.
Er war es auch, der wohl -weltweit einmalig- die Türen des Erzbischöflichen Palastes für jedermann öffnete: Einmal wöchentlich war Sprechtag für Kleriker, und einmal wöchentlich Sprechtag für jedermann (ohne Anmeldung!), der ihn sprechen wollte.
Er hat den Menschen vertraut, auch jenen, denen er wohl besser misstraut hätte. Aber es lag in seiner Natur, die Menschen zu lieben, gütig zu sein, herzensgut und sie manchmal auch eng zu umarmen als Zeichen der Liebe und Wertschätzung. Vieles von dem, was er tat, ist sicher missverstanden worden. Dennoch musste er sein Amt räumen, weil er schwieg zu Vorwürfen ihn betreffend. Er hat äußerst gelitten unter den öffentlichen Verfolgungen der letzten Jahre.
Was auch immer geschehen sein mag: Gott weiss es und in diesem Gott und in Maria, die Groer kindlich verehrt und geliebt hat, ruht er nun. Ihnen vertraute er zeitlebens. Sie haben ihm nun Frieden geschenkt.

Montag, 24. Februar 2003, von Elmar Leimgruber

Gounods “Cäcilienmesse” unter Markevitch: Ein Meisterwerk an spiritueller Tiefe (CD-Besprechung)


Diese Einspielung aus den 60er Jahren ist zwar technisch keinesfalls einwandfrei. Zudem hat Irmgard Seefried zuweilen etwas Probleme, nach “oben” zu springen. Dennoch gibt es meines Erachtens keine bessere Aufnahme der Cäcilienmesse von Charles Gounod wie diese mit der Tschechischen Philharmonie unter Igor Markevitch:

Es gibt wenige Dirigenten, die besonders bei geistlicher Musik das entsprechende Einfühlungsvermögen und auch selbst die nötige Spiritualität besitzen, geistliche Musik “authentisch” zu interpretieren. Bei Brahms ist dies Daniel Barenboim (Markevitchs Schüler in jungen Jahren), bei Verdi und Mozart ist dies Carlo Maria Giulini, und bei Gounod ist dies eben Igor Markevitch: Die Seele öffnet sich und macht sich bereit für das Übernatürliche, für Gott, vor allem beim Hören des Benedictus.

Hier können Sie in diese Jahrhundertaufnahme hineinhören, sich selbst Ihre Meinung darüber bilden und bei Gefallen sich die CD auch gleich downloaden bzw. bestellen: