Mit ‘Gentechnik’ getaggte Artikel

Sonntag, 28. November 2010, von Elmar Leimgruber

Über gesunde und moralische Nikolos

Der Sieger-Nikolo von EZA
Foto: © Greenpeace/Georg Mayer

Nur zwei von 23 Nikolaus-Hohlfiguren sind bei Ökologie, Tierschutz und sozialen Aspekten uneingeschränkt empfehlenswert. Die anderen schneiden bei einem oder mehreren Kriterien mit “Kritisch” oder “Ungenügend” ab.  Zu diesem Ergebnis kommt der Greenpeace-Online-Ratgeber marktcheck.at. Greenpeace stellt demnach Schoko-Nikolaus-Herstellern die Rute ins Fenster.

Alle konventionellen Nikolos aus Milchschokolade enthalten Milchpulver von Kühen, die Gentech-Futter gefressen haben, behauptet Greenpeace. Zudem stammten die Kühe, von denen das Milchpulver kommt, häufig aus Massentierhaltung und der in den Nikolos enthalte Kakao werde unter unfairen Bedingungen hergestellt, weshalb solche Schoko-Nikolos bei Tierschutz und bei sozialen Aspekten nur ein “Ungenügend” erzielen, so Greenpeace.

“Bei der Recherche der Produkte versuchen wir von den Schokoladeproduzenten immer Informationen zur Herstellung und über die Zutaten zu erhalten. Viele Firmen reagieren entweder gar nicht oder wissen nicht einmal, wo ihre Zutaten herkommen und wie diese hergestellt werden”, kritisiert Greenpeace-Konsumentensprecherin Claudia Sprinz.

“Die meisten der für die verschiedenen Marken verantwortlichen Firmen kennen das Problem schon lange. Kein einziges Unternehmen hat bisher die Schokoladeprodukte auf gentechnikfreies Milchpulver umgestellt. Sie ignorieren also bereits seit Jahren die Bedürfnisse der österreichischen Konsumenten und Konsumentinnen”, ärgert sich Claudia Sprinz. Dabei lehnten neunzig Prozent der Österreicher und Österreicherinnen Gentechnik in Lebensmitteln jedoch strikt ab, weshalb fast die gesamte österreichische Trinkmilch mittlerweile gentechnikfrei sei.

“Für das Nikolaus-Sackerl empfehlen wir daher aus all diesen Gründen nur den EZA Bio Nikolo und den EZA Bio Weihnachtsmann. Beide schneiden bei Ökologie und Tierschutz ‘Gut’ und bei sozialen Aspekten mit ‘Hervorragend’ ab”, empfiehlt Sprinz den Konsumenten und Konsumentinnen abschließend.

Im Friedel Weihnachtsmann, im Hauswirth Nikolo, im Hosta Choco Nippon Weihnachtsmann und im Riegelein Schoko-Nikolo ist der problematische Emulgator E 476 also Polyglycerin-Polyricinoleat enthalten. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Substanz bei Tierversuchen in höheren Dosen zu Nieren- und Lebervergrößerungen geführt hat. Die erlaubte tägliche Höchstmenge kann beim Genuss von Schokolade leicht erreicht – und bei Kindern gar überschritten werden. “In der Nikolaus-Schokolade anderer Hersteller ist dieser
Zusatzstoff nicht enthalten. Man sieht also, dass er leicht durch harmlose Zutaten ersetzt werden kann. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum manche Firmen diese problematischen Zutaten immer noch verarbeiten”, sagt Sprinz.

Bei einigen Nikolos besteht zudem der Verdacht, dass es sich beim eingesetzten pflanzlichen Fett um Palmöl handelt. Es stammt zumeist aus Indonesien, wo großflächig Urwälder gerodet werden, nur um Palmöl-Plantagen anzulegen. Durch den Verlust der Urwälder geht auch der Lebensraum der bedrohten Orang-Utans verloren.

Untersucht wurden Schoko-Nikolos der Marken After Eight, Confiserie de Fries, EZA, Favorina, Ferrero, Friedel, Hauswirth, Heindl, Hosta, Lindt, Manner, Milka, Moser Roth, Nestlé, Riegelein, Rosengarten, Suchard und Vantastic Foods.

Donnerstag, 18. November 2010, von Elmar Leimgruber

EU toleriert illegale Gentechnik im Futter?

Die EU-Kommission will nicht zugelassene Gentechnik im Futter tolerieren. Davor warnt die Umweltschutz-Organisation Global 2000: Demnach hat die EU-Kommission folgenden Vorschlag erarbeitet: Eine Verunreinigung mit 0,1 Prozent soll auch dann zulässig sein, wenn dieser GVO (gentechnisch veränderte Organismen) nirgends auf der Welt zugelassen ist.

Der Kommissionsvorschlag sieht keinen Summengrenzwert vor, sondern legalisiert eine Verunreinigung jeder dem Futtermittel zugesetzten Zutat. “Selbst im Fleisch von Jungtieren, die sich ausschließlich von Muttermilch ernährten, wurden bereits Spuren von Gentech-Soja, dem Futtermittel der Muttertiere, gefunden.

“Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass es zur Beibehaltung der Nulltoleranz gegen verbotene Gentech-Produkte keine Alternative gibt. Denn was im Futtertrog zugelassen wird, landet bald ungewollt auf dem Teller der KonsumentInnen”, erklärt Werner Müller, Gentechnik-Eperte der Umweltschutzorganisation Global 2000. Daher: “Minister Stöger bzw. seine BeamtInnen müssen die KonsumentInnen schützen und gegen diese  Regelung stimmen”.

61 Prozent der Europäer und 70 Prozent der Österreicher lehnen laut Global 2000 die Förderung der Gentechnik in Lebensmitteln ab. Laut der neuen Eurobarometer-Erhebung sind demnach nur 21 Prozent der Europäer und der Österreicher der Ansicht, dass gentechnisch veränderte Produkte für kommende Generationen sicher sind. “Der österreichische Lebensmittelhandel muss jetzt den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem klaren Wunsch der Österreicher gerecht werden und nach der Milch und den Eiern nun auch bei Fleisch die Gentechnik aus den Futtertrögen eliminieren”, so Müller.

Donnerstag, 22. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Lebensmittel: Deutsche fürchten Gentechnik und Mogelpackungen

Grafik: @ Leimgruber

Gammelfleisch, Formschinken, Analogkäse: Die jüngsten Lebensmittelskandale und die Diskussion um Zusatzstoffe oder gentechnisch veränderte Lebensmittel haben die deutschen Verbraucher nachhaltig verunsichert. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Studie “SGS Institut Fresenius Verbraucherstudie 2010: Lebensmittelqualität & Verbrauchervertrauen”, die das renommierte Institut für Demoskopie, Allensbach Institut in dessen Auftrag durchgeführt hat.

Die größte Sorge der deutschen Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln lautet demnach: Es ist am Ende nicht das in der Packung, was draufsteht: Vor solchen Mogelpackungen, dass beispielsweise eine Erdbeermarmelade gar keine Erdbeeren mehr enthält, haben 55 Prozent der Befragten Angst. Ebenso groß ist die Sorge vor Lebensmitteln mit gentechnisch veränderten Zutaten.

Diese grundsätzliche Verunsicherung drückt sich auch darin aus, dass über die Hälfte der Befragten glaubt, dass Lebensmittel gar nicht so gesund sind, wie die Hersteller behaupten. Jeweils 48 Prozent der Verbraucher befürchten, dass auf der Verpackung wichtige Angaben zu den Inhalten nur versteckt oder gar nicht angegeben sind und dass verwendete Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker oder Farbstoffe, gesundheitsschädlich sind.

Weitere Resultate: Jeder zweite Deutsche sehen die Angaben auf Lebensmittelverpackungen für weniger oder gar nicht verständlich, 75 Prozent können nicht erkennen, ob ein Produkt gesund ist, 71 Prozent können nicht einschätzen, ob ein Produkt für Kinder geeignet ist und nur einer von zehn vertraut Industrie und Politik in Lebensmittelfragen.

Freitag, 7. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Über den Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen am Beispiel Danone

Stärkt (nur) Actimel von Danone die Abwehrkräfte?
Bild: actimel.de

Ja, der französische Joghurthersteller, aber vor allem -vermarkter Danone ist schon arm dran: Für seine Werbebotschaft, dass sein “Actimel” die “Abwehrkräfte stärkt” und zwar “nachweislich”, erhielt er 2009 den Goldenen Windbeutel von der Konsumentenschutzorganisation “Foodwatch” für die “dreisteste Werbelüge des Jahres”.

“Etikettenschwindel lohnt sich nicht” schreibt hierzu Foodwatch ein Jahr später: “Direkt nach der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2009 sackten die Imagewerte der Marke Actimel ab – und blieben bis heute auf niedrigem Niveau. Aktuell (1. Quartal 2010) liegen die Imagewerte um rund 55 Prozent niedriger als vor der Wahl (4. Quartal 2008). Das belegt der BrandIndex des Kölner Marktforschungsinstituts YouGovPsychonomics.”

Die Agrar Markt Austria (AMA), die in Österreich unter anderem auch für Milchprodukte zuständig ist, ging vor einigen Monaten in die Offensive für Joghurt aus Österreich und publizierte den Slogan “Jedes Joghurt stärkt ihre Abwehrkräfte”, und auch das sei wissenschaftlich erwiesen. Danone aber beansprucht dieses Privileg für sich allein und hämmert dies in seinen Werbesports den Konsumenten auch unmissverständlich ein: “Nur Actimel stärkt ihre Abwehrkräfte”.

Doch damit nicht genug: Der französische Grosskonzern hat nun die AMA in Wien auf Unterlassung verklagt, weil er in der Werbekampagne einen Angriff auf sein Produkt Actimel, das grossteils in Polen oder in Belgien hergestellt wird, sieht. Laut der österreichischen “Bauernzeitung” soll das Wiener Handelsgericht nun rechtlich klären, ob tatsächlich jedes Joghurt oder eben nur das Danone-Produkt das körpereigene Immunsystem stimuliert und damit die Abwehrkräfte stärkt. Das Gericht hat beide Parteien wechselseitig zur Stellungnahme aufgefordert, ihre Standpunkte zu belegen. Die Stellungnahme von Danone wurde jetzt der AMA Marketing zugestellt, wobei diese nun bis zum 10. Mai Zeit hat, ihren Standpunkt zu untermauern beziehungsweise die Vorwürfe zu entkräften.

“Actimel stärkt nachweislich die Abwehrkräfte. Das ist in mehr als 30 wissenschaftlichen Studien belegt,” schrieb Danone bereits im vergangenen Jahr nach der Auszeichnung mit dem Goldenen Windbeutel. “Actimel ist damit der einzige probiotische Joghurt-Drink, dessen Wirkweise auf die Abwehrkräfte so intensiv untersucht wurde,” und daher distanzierte sich Danone auch “von dieser Form der gezielten Verbraucherverunsicherung”.

Seit einigen Jahren gilt ja -wie berichtet- in der Europäischen Union die Vorschrift, dass gesundheitliche Aussagen in der Werbung nachgewiesen sein müssen. Danone hat diesbezüglich für seine Produkte Actimel, Activia und Danacol bei der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Anträge eingebracht, letzthin aber erneut einen Antrag auf Zulassung von gesundheitsbezogenen Werbe-Aussagen (Health Claims) seiner Produkte “Actimel” und “Activia” bei der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zurückgezogen.

“Offensichtlich dämmert es endlich auch den Marketing-Strategen von Danone, dass ihre völlig überzogene Werbekampagne einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten und auch von den Kunden nicht honoriert wird”, erklärte Anne Markwardt von foodwatch, Leiterin der Wahl zum Goldenen Windbeutel: “In der Actimel-Werbung wird irreführend suggeriert, Verbraucher könnten sich mit dem Getränk vor Erkältungen schützen. Doch dafür fehlt jeder Beleg. Die Wirkung von Actimel ist nicht viel besser als die von herkömmlichem Naturjoghurt. Actimel ist jedoch drei bis vier Mal so teuer und doppelt so zuckrig” und “der Image-Einbruch von Actimel sollte eine Warnung an andere Hersteller sein”. Actimel habe vor allem die “Abwehrkräfte gegen Mogelprodukte” gestärkt, so Anne Markwardt.

Neben der kritischen Berichterstattung über die Gesundheitswirkung seiner Joghurt-Drinks hat der Danone-Konzern aber derzeit auch noch ein weiteres Problem: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace mobilisiert mit Aktionen und Aufklebern auf den entsprechenden Produkten gegen den Kauf von Babymilchpulver von Milupe (Danone-Gruppe): “Mit dem Kauf von Gen-Milch unterstützen Verbraucher die Verbreitung der riskanten Gentechnologie. Mit 65 Prozent Marktanteil haben Nestlé und Danone (Milupa) laut Greenpeace den höchsten Absatz von Babymilchpulver in Deutschland. Gegenüber Greenpeace erklärten die beiden Lebensmittelkonzerne, dass Gen-Pflanzen in der Milchviehfütterung Standard sei. Und eine Umstellung sei nicht in Planung.

Also kommen offenbar harte Zeiten auf Danone zu: Nun bleibt also vorerst abzuwarten, was das Wiener Handelsgericht in der Causa Daone gegen AMA entscheiden wird. Hoffentlich wird es es eine Entscheidung gegen irreführende Werbung und für Pluralismus treffen. Bis dahin aber wirbt Danone weiterhin mit “Stärkt die Abwehrkräfte” für Actimel und mit einem Wohlfühlbauch anstatt eines Blähbauchs durch den regelmässigen Verzehr von Activia…

Weitere Meldungen zum Thema:

- “Monte Drink” von Zott erhält “Goldenen Windbeutel” 2010 für “dreisteste Werbelüge des Jahres”

- Irreführende Werbung ist bald Geschichte

- Über “gesunde” Produkte in der Werbung

Mittwoch, 3. März 2010, von Elmar Leimgruber

EU legalisiert Gen-Kartoffel “Amflora” und drei genmanipulierte Maissorten

EU-Kommission genehmigt Gen-Kartoffel Amflora
Foto: global2000.at

(Info zuerst und mein Kommentar dazu anschliessend in kursiv)

Die Gen-Kartoffel Amflora darf künftig (zumindest 10 Jahre lang) in der EU “für industrielle Zwecke” angebaut und als Futtermittel verwendet werden. Dies hat die EU-Kommission am 2. März 2010 beschlossen und publiziert. Ausserdem dürfen auch drei genmodifizierte Maissorten in die EU importiert, verarbeitet werden und hier sowohl als Futter als auch als Lebensmittel verwendet werden. Künftig sollen zudem die EU-Mitgliedstaaten selbst entscheiden können, ob sie den Anbau einzelner Sorten zulassen wollen oder nicht. Bis Sommer will die Kommission einen Vorschlag machen, wie das bestehende, wissenschaftlich basierte EU-Zulassungsverfahren um nationale Entscheidungsfreiheiten ergänzt werden kann. Global 2000, Greenpeace und Südtirol protestieren.

“Nach einem umfassenden, im Jahr 2003 eingeleiteten Zulassungsverfahren und aufgrund mehrerer befürwortender wissenschaftlicher Gutachten hat die Kommission die Zulassung für Amflora erteilt”, schreibt der für Gesundheit und Konumentenfragen zuständige Kommisar John Dalli: Diese genetisch veränderte Kartoffelsorte soll für die Gewinnung einer (z. B. in der Papierproduktion einsetzbaren) Industriestärke genutzt werden. Diese innovative Technologie optimiert den Produktionsprozess und senkt den Verbrauch an Rohstoffen, Energie, Wasser und mit Erdöl hergestellten chemischen Produkten. Der Beschluss enthält strenge Vorgaben für den Anbau, damit nach der Ernte keine genetisch veränderten Kartoffeln auf dem Acker liegen bleiben und damit sich die Amflorasamen nicht in der Umgebung ausbreiten. Ein ergänzender Beschluss gilt den bei der Stärkegewinnung anfallenden Nebenerzeugnissen, soweit sie als Futtermittel verwendet werden.

Drei ebenfalls heute von der Kommission angenommene Beschlüsse betreffen die Verwendung der genetisch veränderten Maissorten MON863xMON810, MON863xNK603, MON863xMON810xNK603 als Lebens‑ und Futtermittel sowie deren Einfuhr und Verarbeitung. Die drei Maissorten sind von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) positiv bewertet und dem vollständigen, im EU-Recht vorgesehenen Zulassungsverfahren unterzogen worden. Sie entstehen durch die herkömmliche Kreuzung von zwei bzw. drei Maissorten (MON863, NK603 and MON810), die in der EU bereits als Lebens‑ und Futtermittel sowie zur Einfuhr und Verarbeitung zugelassen sind, obwohl durch Studien nachgewiesen werden konnte, dass bereits diese drei genmanipulierten Maissorten gesundheitsschädlich sein können.

Amflora enthält ein Resistenz-Gen gegen Antibiotika, darunter eines, das zu den wichtigsten Arzneimitteln gegen Tuberkulose gehört. Nach den derzeit gültigen EU-Richtlinien sollen jedoch keine Resistenzgene für medizinisch relevante Antibiotika in Gentech-Pflanzen genutzt werden, zeigt sich die Umweltorganisation Global 2000 entsetzt über die Entscheidung. Trotz Ablehnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der EU-Arzneimittelbehörde (EMEA) und der Bevölkerung, winkt die EU-Kommission den gentechnisch veränderten Industrie-Erdapfel “Amflora” durch. Durch die Nutzung eines Antibiotika-Resistenzgenes können Krankheitserreger immun und lebenswichtige Antibiotika somit unwirksam werden, kritisiert auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace: “Gen-Pflanzen, welche die menschliche Gesundheit gefährden können, sollten auf keinen Fall angebaut und erst recht nicht verzehrt werden.”

“Die Tatsache, dass “Amflora” heute für industrielle Anwendungen und sogar als Futtermittel zugelassen worden ist, erhöht die Gefahr, dass die Gentech-Knolle in der Lebensmittelkette landet”, schreibt Global 2000: Sogar zwei Wissenschaftler der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellten in der Risikobewertung fest, dass der Transfer zwar “unwahrscheinlich”sei, sollte er aber doch stattfinden, wären die Folgen “bislang unabsehbar”, schreibt Global 2000 und kritisiert einerseits den “Kniefall” der EU vor dem Konzern BASF und den neuen österreichisschen Kommissar Hahn, der diese Entscheidung der EU-Kommission “hätte verhindern können”.

Die EU-Mitgliedsstaaten selbst entscheiden zu lassen, ob sie Gentech-Pflanzen auf ihrem Acker zulassen oder nicht, begrüsst die Umweltschutzorganisation. Tierische Produkte, die mit Hilfe von Gentech-Futtermitteln erzeugt wurden, müssten jedoch eindeutig gekennzeichnet werden, und “Gesundheitsminister Stöger muss zumindest für Österreich die Notbremse ziehen und umgehend ein nationales Anbauverbot erlassen,” fordert Globat 2000: “Wenn der gentechfreie Anbau in Österreich abgesichert ist und den KonsumentInnen durch eindeutige Deklaration klar ist, wo sich die Gentechnik in ihren Nahrungsmitteln versteckt, dann werden wir diese Risikotechnologie in ihre Schranken verweisen”.

Einen “Dammbruch” fürchten auch die Südtiroler Landesräte Hans Berger und Michl Laimer nach dem Ja der EU zur Aussaat der gentechnisch veränderten Kartoffel “Amflora”. “Damit ist das Moratorium der EU zu gentechnisch veränderten Sorten gefallen – eine erschreckende Entwicklung”, so die Landesräte, die nun umso stärker auf die Bemühungen setzen, Südtirol gentechnikfrei zu halten.

Zwar gelte das OK der EU für die “Amflora”-Kartoffel derzeit nur für industrielle Zwecke, also nicht für die Lebensmittel-Produktion, trotzdem signalisiere die Entscheidung aber eine neue Ausrichtung in Brüssel: “Seit rund einem Dutzend Jahren hat die EU keine gentechnisch veränderten Sorten zugelassen, dieses Moratorium ist nun beendet worden”, so Laimer, der diese Entwicklung ebenso mit Besorgnis zur Kenntnis nimmt, wie Berger. “Mit dieser Entscheidung ist ein Präzedenzfall geschaffen und der Damm gegen die Aussaat neuen gentechnisch veränderten Saatguts gebrochen”, erklärt der Agrarlandesrat.

Gerade diese Entwicklung in Brüssel zeige, wie wichtig die Bemühungen seien, Südtirol gentechnikfrei zu halten, sind die Landesräte überzeugt. “Derzeit gilt ein generelles Aussaatverbot gentechnisch veränderter Organismen in unserem Land”, so Berger, der ergänzt: “Und sollte dieses Verbot einmal nicht mehr gelten, werden wir über die Richtlinien, die die Koexistenz gentechnisch veränderter und konventioneller Sorten regeln, Mittel und Wege finden, um den Anbau von GVO-Sorten zu verhindern.”

Ich habe zwar grundsätzlich nichts dagegen, wenn genmanipulierte Pflanzen ausschliesslich industriell zur Schädlingsbeskämpfung, Energiegewinnung Klebstoff- oder Papiererzeugung verwendet werden. Eine Zulassung als Futtermittel und erst recht als Lebensmittel ist hingegen äusserst bedenklich und daher bedingungslos abzulehnen, zumal die gesundheitlichen Schäden für Tiere und vor allem Menschen nicht absehbar sind.

Es ist schon mal eine gute Nachricht, dass die EU-Mitgliedsstaaten nun selbst entscheiden können, ob sie genmanipulierte Pflanzen anbauen wollen oder nicht. Und hier erwarte ich mir vor allem von Deutschland, Österreich und Südtirol, dass hier deren Anbau und Import dauerhaft verboten ist und bleibt.

Und natürlich müssen, wie von Global 2000 zu Recht gefordert, alle im Handel erhältlichen Lebens- und Futtermittel auch entsprechend (uneingeschränkt und umfassend!) gekennzeichnet werden, wenn sie gentechnisch veränderte Zutaten enthalten, um das Selbstbestimmungsrecht der Konsumenten auf gentechnikfreie Lebens- und Futtermittel zu wahren.