Mit ‘Foodwatch’ getaggte Artikel

Sonntag, 19. Juni 2011, von Elmar Leimgruber

Ferreros Milchschnitte ist Werbelüge des Jahres

Die “Milch-Schnitte” von Ferrero wurde von Konsumenten zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt. Vertreter der Konsumentenschutzorganisation foodwatch begaben sich daher zum deutschen Firmengelände des italienischen Süßwarenproduzenten, um ihm den Goldenen Windbeutel 2011 zu überreichen. Die Annahme wurde verweigert.

Laut Werbung eine leichte Zwischenmahlzeit, tatsächlich aber schwerer als Schoko-Sahnetorte: Zehntausende Verbraucher haben die “Milch-Schnitte” bei einer Online-Abstimmung auf www.abgespeist.de zur Werbelüge des Jahres 2011 gewählt. Der dreisteste Fall von Etikettenschwindel geht damit in diesem Jahr auf das Konto von Ferrero.

 

Foodwatch vor dem deutschen Firmengelände von Ferrero mit dem Goldenen Windbeutel für die dreistete Werbelüge des Jahres
Foto: foodwatch

“Die “Milch-Schnitte” hat mehr Zucker, mehr Fett und mehr Kalorien als Schoko-Sahnetorte – die Ferrero-Manager täuschen ihre Kunden nach Strich und Faden, wenn sie ein solches Produkt als sportlich-leichte Zwischenmahlzeit bewerben”, kritisiert Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel. “Mit einer so krass irreführenden Werbung trägt Ferrero eine erhebliche Mitverantwortung dafür, dass in Deutschland bereits 15 Prozent der Kinder als übergewichtig gelten.” Ferrero bewirbt die Milch-Schnitte mit dem Slogan “Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch” und mit der Unterstützung wechselnder Spitzensportler. Tatsächlich ist das Produkt mit einem Zucker- und Fettgehalt von insgesamt rund 60 Prozent alles andere als sportlich oder leicht, so Foodwatch.

117.688 Verbraucher haben bei der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2011 ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis:

1. Platz/Goldener Windbeutel: “Milch-Schnitte” von Ferrero (51.139 Stimmen/43,5 Prozent)
2. Platz: “Activia” von Danone (33.981 Stimmen/ 28,9 Prozent)
3. Platz: “nimm2″ von Storck (18.932 Stimmen/ 16,1 Prozent)
4. Platz: “Ferdi Fuchs Mini-Würstchen” von Stockmeyer (6.887 Stimmen/ 5,9 Prozent)
5. Platz: “Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen” von Kühne (6.749 Stimmen/ 5,7 Prozent)

Die Wahl lief vom 16. Mai bis zum 16. Juni 2011 auf www.abgespeist.de. Mit diesem Portal entlarvt foodwatch die legalen Werbelügen der Lebensmittelhersteller anhand konkreter Beispiele. Verbraucher können über die Internetseite Beschwerde-E-Mails direkt an die Hersteller senden, Ferrero zum Gewinn des Goldenen Windbeutels 2011 “gratulieren” und das Unternehmen zur Änderung seiner Werbepraktik auffordern. Im Jahr 2010 hatte die Molkerei Zott den Goldenen Windbeutel für ihren “Monte Drink” erhalten, 2009 wählten die Verbraucher Danones probiotischen Joghurt “Actimel” zur Werbelüge des Jahres.

Mittwoch, 18. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

Dreisteste Werbelüge 2011 gesucht

“Die Lebensmittelindustrie täuscht Verbraucher systematisch und führt sie in die Irre,” behauptet die Konsumentenschutzorganisation foodwatch. Gesucht wird daher auch in diesem Jahr “die dreisteste Werbelüge des Jahres”, die hierfür mit dem “Goldenen Windbeutel 2011″ ausgezeichnet wird.

Per Internet-Abstimmung können Verbraucher auf www.abgespeist.de und direkt hier auf redakteur.cc im Beitrag noch bis zum 16. Juni entscheiden, welcher Lebensmittelhersteller den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres verdient. Nominiert sind Nimm2 von Storck, das Schlemmertöpfchen von Kühne, die Ferdi Fuchs Mini-Würstchen von Stockmeyer, Activia von Danone und Ferreros Milch-Schnitte.

“Angesichts der alltäglichen Irreführung durch die Lebensmittelindustrie haben die Verbraucher allen Grund, sauer zu sein. Jede Stimme beim Goldenen Windbeutel zeigt den Herstellern, dass die Menschen mit ihren Werbepraktiken nicht einverstanden sind”, erklärt Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel. Der zweifelhafte Sieger 2010 war der Monte Drink von Zott, der von 2009 Actimel von Danone.

Foodwatch wörtlich über die fünf nominierten Produkte 2011 im Einzelnen:

- “Activia”, das probiotische Märchenprodukt von Danone. Der Joghurt kann die Verdauung nicht mal eben regulieren, wie es Danone suggeriert. Minimale Effekte werden maximal aufgeblasen – und teuer verkauft.

- “Ferdi Fuchs”, Stockmeyers salziges Mini-Würstchen für Kinder. Die “Ferdi Fuchs”-Würstchen enthalten zu viel Salz für ein  Kinderprodukt – dennoch bewirbt sie Stockmeyer als “täglichen Beitrag für die gesunde Ernährung”.

- Kühnes “Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen” – außen Tradition, innen modernste Lebensmitteltechnologie. Obwohl Farbstoff und Aromen drin stecken, verkauft Kühne die Gewürzgurken wie ein handwerkliches Produkt mit jahrhundertealter Tradition und “besten natürlichen Zutaten” zum Premium-Preis.

- “Milch-Schnitte” von Ferrero, die Schoko-Sahnetorte für zwischendurch. “Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch”, so der Werbeslogan – tatsächlich besteht die Milch-Schnitte zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker. Dagegen ist sogar manche Schoko-Sahnetorte ein Diätprodukt.

- “Nimm2″ von Storck, die Bonbons, die nicht nur süß, sondern auchnoch gesund sein wollen. Kinder lernen, dass sie ihren Vitaminbedarf auch mit Süßigkeiten statt mit Obst und Gemüse decken können. Dabei sind die zugesetzten, angeblich “wertvollen” Vitamine in Nimm2 überflüssig – und machen aus den Bonbons keine besseren Bonbons.

Und hier kann direkt die dreisteste Werbelüge des Jahres gewählt und damit miteintschieden werden, wer der Goldener Windbeutel- Träger 2011 wird:

 

Freitag, 6. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

Foodwatch bläst zum Sturm gegen Milka, Nutella und Milchschnitte

Vergleich: Milchschnitte und Schoko-Sahne-Torte
Grafik: foodwatch.de

Die Verbraucherorganisation foodwatch bläst zum Sturm gegen die Werbung von Spitzensportlern für Junk-Food. “Mit einem sportlichen Image lassen sich schnöde Süßigkeiten offenbar besser verkaufen. Vor allem Ferrero hat diese Marketingstrategie perfektioniert, als handle es sich dabei um eine olympische Disziplin”, kritisiert Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de gegen Etikettenschwindel: Die Sport-Stars lassen sich von der Lebensmittelindustrie vor den Karren spannen. Doch “Werbung und Wirklichkeit klaffen weit auseinander: Wenn Milchschnitte eine leichte Zwischenmahlzeit ist, dann ist Schoko-Sahne-Torte das perfekte Diätprodukt “, erklärt Markwardt.

Ganz oben auf dem Podium in der Kategorie irreführend-sportliche Werbung steht laut foodwatch die Milch-Schnitte. Ferrero verkauft sie als “Zwischenmahlzeit”, die Werbetrommel rühren dabei Box-Weltmeisterin Susianna Kentikian sowie die Sportkletterer Alexander und Thomas Huber (“Huberbuam”). Das sportliche Image unterstreicht der Slogan: “Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch.”  Tatsächlich besteht die Milch-Schnitte jedoch zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker, betont foodwatch: Sie enthält wesentlich mehr Zucker, wesentlich mehr Fett und wesentlich mehr Kalorien als zum Beispiel ein Stück Schokoladen-Sahne-Festtagstorte von Coppenrath & Wiese.

Besonders stört foodwatch auch die Empfehlung  der Milchschnitte durch das „Institut für Sporternährung e.V.“ aus Bad Nauheim, was beim hohen Fett- und Zuckeranteil verwundere: “Die Doktoren empfehlen übrigens auch Nutella zum Frühstück. Klingt, als wären die Sportfreunde aus Bad Nauheim echte Ferrero-Fans.” Die Konsumentenschützer werfen dem Süsswarenhersteller zudem Auskunftverweigerung, was die effektiven Zutaten betrifft, vor. Kompakte Informationen von foodwatch zur Milchschnitte sind hier abrufbar, Fragen und Antworten des Herstellers Ferrero zum Produkt hier.

Was Susi Kentikian und die “Huberbuam” für Ferrero sind, ist Skifahrerin Maria Riesch für Milka (Kraft Foods) – es sei auffällig, dass viele Sportler ausgerechnet für Produkte Werbung machen, die nicht gerade ausgewogen sind, erklärt foodwatch. Besonders begehrte Junk-Food-Werbepaten sind Fußballstars. Die Nationalelf wirbt für Nutella (ebenfalls Ferrero), Thomas Müller für Bifi und Müllermilch Schoko, Bastian Schweinsteiger für Chipsfrisch von funny-frisch und René Adler für Zott Monte – allesamt hochgradig verarbeitete Produkte, die sich vor allem durch zu hohe Zucker-, Fett- oder Salzgehalte auszeichnen. “Gerade Kindern wird so von ihren größten Helden vermittelt, dass Schoko, Chips und Wurst besonders begehrenswert sind und gut zu einem sportlichen Lebensstil passen. Dabei essen die meisten deutschen Kinder schon zu viele Süßigkeiten und zu viel Fleisch, aber zu wenig Obst und Gemüse. Ihrer Vorbildfunktion für Kinder werden die Sportler nicht im Geringsten gerecht”, kritisiert Anne Markwardt von foodwatch.

Mit sportlichen Werbefiguren lassen sich Kartoffelchips, Wurst, zuckrige Milchgetränke und andere Süßigkeiten offenbar besser verkaufen.
Traurig sei, dass die Sportler ihre Vorbildfunktion nicht ernst zu nehmen scheinen – als Sympathieträger genießen sie besonders bei Kindern und Jugendlichen großes Vertrauen. Doch als Maskottchen für ganz und gar nicht ausgewogene Lebensmittel werden Sie dieser Verantwortung nicht gerecht – im Gegenteil. Sie kurbeln im Auftrag der Konzerne die Verkaufszahlen für deren Produkte an. Es sei armselig, dass sich Konzerne wie Ferrero mit Hilfe von Sportlern ein besseres Image erkaufen können, so foodwatch.

Mittwoch, 23. März 2011, von Elmar Leimgruber

Das “Activia-Märchen” und die Verbraucherschützer

Die Wirkung von Activia (nach eigenen Angaben)
Grafik: foodwatch

Eine “(fast) perfekte Werbelüge” und “Activia-Märchen” nennt die Verbraucherorganisation foodwatch die aktuelle Werbekampagne des Joghurtriesen Danone: Activia sei keine Wunderwaffe für Darmwohlbefinden und gegen “Blähbauch”: “Activia kann träge Verdauung nicht regulieren, wie das Danone in seiner Werbung suggeriert”, erklärt Anne Markwardt, Leiterin von abgespeist.de, der foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel.

“Selbst wenn sich bei manchen subjektiv ein besseres Darmwohlbefinden einstellen mag – das kann man auch mit altbewährten Hausmitteln wie Trockenpflaumen oder einem Spaziergang haben, und zwar sehr viel preisgünstiger. Das Geld für den gefühlten Activia-Effekt wäre besser in eine ausgewogene Ernährung investiert”, betont Markwardt. “Ein Joghurt ist ein Joghurt ist ein Joghurt – und kein Wunderprodukt”. Angesichts eines Zuckeranteils von bis zu 13,4 Prozent (und damit mehr als Cola) könnten Activia-Produkte der Gesundheit sogar abträglich sein, so foodwatch.

Die “Wirkung” von Activia nach eigenen Angaben:
Grafik: foodwatch

Die deutsche Verbraucherschutzorganisation foodwatch kämpft schon seit Langem gegen Werbelügen im Nahrungsbereich und vergibt einmal jährlich den “Goldenen Windbeutel” für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Bereits 2009 hatte Danone für seine damalige Actimel-Werbung “nur Actimel schützt ihre Abwehrkräfte” diese “Auszeichnung” erhalten. Im Winter 2009/2010 hatte dann -wie berichtet- die Agrar Markt Austria (AMA), die in Österreich unter anderem ausschließlich einheimische Milchprodukte vermarktet, eine Offensive für Joghurt aus Österreich gestartet und publizierte den Slogan “Jedes Joghurt stärkt ihre Abwehrkräfte”, und auch das sei wissenschaftlich erwiesen.

Danone verklagte daraufhin die AMA in Wien auf Unterlassung, weil man in der Werbekampagne einen Angriff auf ihr Produkt Actimel, das übrigens grossteils in Polen oder in Belgien hergestellt wird, sah. Sowohl das Handelsgericht als auch die folgende Instanz, das Oberlandesgericht Wien, entschieden dann aufgrund der zu ähnlichen Werbeaussage zu Gunsten von Danone. Anschließlich gab es laut Danone eine gütliche Einigung mit der AMA.

Die Danone-Tochter Milupa, welche Babynahrung herstellt, die natürlich ebenfalls omnipräsent in der Werbung mit gesunden und glücklichen Babys durch ihre Produkte wirbt, hat übrigens vor Kurzem mehrere Chargen von Milumil Pre, Milumil HA 1 und Aptamil HA Pre aufgrund vermuteter zu hoher Mineralwerte und Vitamine eine Rückholaktion gestartet. Milupa schrieb hierzu unter anderem: “Grundsätzlich kann es bei erhöhten Mineralstoffwerten zu vorübergehenden Verdauungsproblemen wie Verstopfung, beim Verzehr über 5 – 7 Tage kann es im Extremfall auch zu Erbrechen oder Durchfall kommen. Bei diesen Symptomen rät Milupa einen Arzt aufzusuchen”.

Die Konsumentenschützer von foodwatch haben nun eine Recherche zu Activia auf ihrer Homepage veröffentlicht: Verbraucher können sich hier mit einer E-Mail-Aktion direkt beim Hersteller Danone aufgrund irreführender Werbung beschweren. “Dessen Werbemasche basiert auf Formulierungskniffen und minimalen, aber umso stärker aufgeblasenen Effekten. Auf seiner US-amerikanischen Internetseite (siehe Screenshots) gibt der Konzern selbst zu, dass Activia Verstopfung und andere Verdauungskrankheiten weder behandeln noch vor ihnen schützen könne,” so foodwatch.

Dienstag, 15. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Verbraucherorganisationen und Arbeiterkammer fordern Ampel-Kennzeichnung bei Lebensmitteln

Der AK Ampelrechner online: http://ak-ampelrechner.at/

Die EU Verbraucherinformations-Verordnung regelt die Lebensmittel-Kennzeichnung neu. Am 16. Juni, stimmt das EU Parlament in erster Lesung darüber ab. Die Lebensmittel-Kennzeichnung soll leicht auffindbar, klar und verständlich sein, daher muss die Ampelkennzeichnung eingeführt werden, fordern der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), die Österreichische Arbeiterkammer (AK) und die deutsche Verbraucherorganisation foodwach.

Positiv ist, dass trotz Einwand der Lebensmittelwirtschaft alle derzeit vorgeschriebenen Kennzeichnungselemente bleiben, da sie für die Information der Konsumenten unerlässlich sind. Auch dass Mindestschriftgrößen vorgesehen werden, für die sich die AK eingesetzt hat, wird die Lesbarkeit der Kennzeichnung verbessern. “Gut, dass endlich einheitliche Regeln bei der Etikett-Mindestschriftgröße kommen und dass die Nährwertkennzeichnung verpflichtend wird,” erklärt AK Konsumentenschützer Heinz Schöffl: “Von den EU-Parlamentariern verlangen wir, dass sie sich für eine konsumentenfreundliche Nährwertkennzeichnung in Form einer farblichen Ernährungsampel einsetzen“. Außerdem sollten Herkunftsland und bei offen verkaufter Ware zusätzlich auch alle Zutaten angegeben werden, verlangt Schöffl.

Die einfache, verlässliche und verständliche Art der Nährwertkennzeichnung sollte in Form einer Ampelkennzeichnung sein, insbesondere für Produkte, bei denen der Konsument den Zucker- oder Fettgehalt nicht so leicht erkennt, also etwa bei Fertiggerichten, Snacks, Sandwiches, zuckerhältigen Erfrischungsgetränken. Die Ernährungsampel informiert in Farbe über Fett, gesättigte Fette, Zucker und Salz – rot heißt viel, gelb moderat und grün wenig. Die Ampel sollte auf der Vorderseite des Produkts sein. Der Konsument soll auf einen Blick sehen können, ob das Produkt ein Fit- oder ein Schlappmacher ist, so die Arbeiterkammer, die einen Ampelrechner online anbietet.

Ein Bündnis der deutschen Organisationen Verbraucherzentrale Bundesverband, der GKV-Spitzenverband, die AOK, die Bundesärztekammer, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Herzstiftung, die Deutsche Adipositas-Gesellschaft sowie die Gesamtorganisation diabetesDE spricht sich laut Aussendung des vzbv ebenfalls für die Einführung der Ampelkennzeichnung aus. Das von der Lebensmittelwirtschaft präferierte sogenannte GDA-Modell, bei dem für Energie, Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz der Anteil einer Portion am Tagesbedarf dargestellt wird, lehnen die Verbraucher- und Gesundheitsverbände hingegen ab, da es laut wissenschaftlichen Untersuchungen schwer verständlich ist.

Ernährungswissenschaftler haben anhand der Erfahrungswerte aus  Großbritannien belegt, dass die Ampel am besten verstanden wird, erklärt foodwatch. Auch Wirtschaftswissenschaftler sprechen sich inzwischen für die Ampel  aus. Und auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stellt in  seinem jüngst erschienenen Wochenbericht (Nr. 22) fest: “Die Ampel  erreicht die Verbraucher am besten.” Und folgert daraus: “Die Politik sollte einer farblichen Gestaltung der Nährwert-Angaben den Vorzug  geben.”

Die einzigen Stimmen gegen die Ampelkennzeichnung kommen aus der  Lebensmittelbranche, erklärt foodwatch: “Die Lebensmittelmultis und ihre Lobbyorganisationen zittern vor der Abstimmung im Europaparlament. Mit der Ampel würde ihnen niemand mehr ihre dreisten Werbeversprechen von Fitness und Gesundheit für überzuckerte, fettige Industrieprodukte abnehmen”, so der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt.

Kritisch sieht die AK am EU-Entwurf auch, dass es noch keine zwingende Kennzeichnung der Herkunft gibt. „Das ist konsumentenunfreundlich. Konsumenten ist es für ihre Kaufentscheidung wichtig, woher das Produkt und seine wesentlichen Bestandteile sind. Das belegen auch unsere Tests“, sagt Schöffl, „wir erwarten uns hier, dass uns hier die Parlamentarier klar unterstützen.“

Bei der Kennzeichnung offen abgegebener Produkte beanstandet die AK, dass nur allergieauslösende Zutaten und der Zusatzstoff Schwefeldioxid zwingend angegeben wird. Die AK verlangt, dass bei offen verkauften Waren über die Zutaten informiert werden muss.

Freitag, 7. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Über den Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen am Beispiel Danone

Stärkt (nur) Actimel von Danone die Abwehrkräfte?
Bild: actimel.de

Ja, der französische Joghurthersteller, aber vor allem -vermarkter Danone ist schon arm dran: Für seine Werbebotschaft, dass sein “Actimel” die “Abwehrkräfte stärkt” und zwar “nachweislich”, erhielt er 2009 den Goldenen Windbeutel von der Konsumentenschutzorganisation “Foodwatch” für die “dreisteste Werbelüge des Jahres”.

“Etikettenschwindel lohnt sich nicht” schreibt hierzu Foodwatch ein Jahr später: “Direkt nach der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2009 sackten die Imagewerte der Marke Actimel ab – und blieben bis heute auf niedrigem Niveau. Aktuell (1. Quartal 2010) liegen die Imagewerte um rund 55 Prozent niedriger als vor der Wahl (4. Quartal 2008). Das belegt der BrandIndex des Kölner Marktforschungsinstituts YouGovPsychonomics.”

Die Agrar Markt Austria (AMA), die in Österreich unter anderem auch für Milchprodukte zuständig ist, ging vor einigen Monaten in die Offensive für Joghurt aus Österreich und publizierte den Slogan “Jedes Joghurt stärkt ihre Abwehrkräfte”, und auch das sei wissenschaftlich erwiesen. Danone aber beansprucht dieses Privileg für sich allein und hämmert dies in seinen Werbesports den Konsumenten auch unmissverständlich ein: “Nur Actimel stärkt ihre Abwehrkräfte”.

Doch damit nicht genug: Der französische Grosskonzern hat nun die AMA in Wien auf Unterlassung verklagt, weil er in der Werbekampagne einen Angriff auf sein Produkt Actimel, das grossteils in Polen oder in Belgien hergestellt wird, sieht. Laut der österreichischen “Bauernzeitung” soll das Wiener Handelsgericht nun rechtlich klären, ob tatsächlich jedes Joghurt oder eben nur das Danone-Produkt das körpereigene Immunsystem stimuliert und damit die Abwehrkräfte stärkt. Das Gericht hat beide Parteien wechselseitig zur Stellungnahme aufgefordert, ihre Standpunkte zu belegen. Die Stellungnahme von Danone wurde jetzt der AMA Marketing zugestellt, wobei diese nun bis zum 10. Mai Zeit hat, ihren Standpunkt zu untermauern beziehungsweise die Vorwürfe zu entkräften.

“Actimel stärkt nachweislich die Abwehrkräfte. Das ist in mehr als 30 wissenschaftlichen Studien belegt,” schrieb Danone bereits im vergangenen Jahr nach der Auszeichnung mit dem Goldenen Windbeutel. “Actimel ist damit der einzige probiotische Joghurt-Drink, dessen Wirkweise auf die Abwehrkräfte so intensiv untersucht wurde,” und daher distanzierte sich Danone auch “von dieser Form der gezielten Verbraucherverunsicherung”.

Seit einigen Jahren gilt ja -wie berichtet- in der Europäischen Union die Vorschrift, dass gesundheitliche Aussagen in der Werbung nachgewiesen sein müssen. Danone hat diesbezüglich für seine Produkte Actimel, Activia und Danacol bei der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Anträge eingebracht, letzthin aber erneut einen Antrag auf Zulassung von gesundheitsbezogenen Werbe-Aussagen (Health Claims) seiner Produkte “Actimel” und “Activia” bei der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zurückgezogen.

“Offensichtlich dämmert es endlich auch den Marketing-Strategen von Danone, dass ihre völlig überzogene Werbekampagne einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten und auch von den Kunden nicht honoriert wird”, erklärte Anne Markwardt von foodwatch, Leiterin der Wahl zum Goldenen Windbeutel: “In der Actimel-Werbung wird irreführend suggeriert, Verbraucher könnten sich mit dem Getränk vor Erkältungen schützen. Doch dafür fehlt jeder Beleg. Die Wirkung von Actimel ist nicht viel besser als die von herkömmlichem Naturjoghurt. Actimel ist jedoch drei bis vier Mal so teuer und doppelt so zuckrig” und “der Image-Einbruch von Actimel sollte eine Warnung an andere Hersteller sein”. Actimel habe vor allem die “Abwehrkräfte gegen Mogelprodukte” gestärkt, so Anne Markwardt.

Neben der kritischen Berichterstattung über die Gesundheitswirkung seiner Joghurt-Drinks hat der Danone-Konzern aber derzeit auch noch ein weiteres Problem: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace mobilisiert mit Aktionen und Aufklebern auf den entsprechenden Produkten gegen den Kauf von Babymilchpulver von Milupe (Danone-Gruppe): “Mit dem Kauf von Gen-Milch unterstützen Verbraucher die Verbreitung der riskanten Gentechnologie. Mit 65 Prozent Marktanteil haben Nestlé und Danone (Milupa) laut Greenpeace den höchsten Absatz von Babymilchpulver in Deutschland. Gegenüber Greenpeace erklärten die beiden Lebensmittelkonzerne, dass Gen-Pflanzen in der Milchviehfütterung Standard sei. Und eine Umstellung sei nicht in Planung.

Also kommen offenbar harte Zeiten auf Danone zu: Nun bleibt also vorerst abzuwarten, was das Wiener Handelsgericht in der Causa Daone gegen AMA entscheiden wird. Hoffentlich wird es es eine Entscheidung gegen irreführende Werbung und für Pluralismus treffen. Bis dahin aber wirbt Danone weiterhin mit “Stärkt die Abwehrkräfte” für Actimel und mit einem Wohlfühlbauch anstatt eines Blähbauchs durch den regelmässigen Verzehr von Activia…

Weitere Meldungen zum Thema:

- “Monte Drink” von Zott erhält “Goldenen Windbeutel” 2010 für “dreisteste Werbelüge des Jahres”

- Irreführende Werbung ist bald Geschichte

- Über “gesunde” Produkte in der Werbung

Freitag, 23. April 2010, von Elmar Leimgruber

Verbraucher finden: “Monte-Drink” von Zott ist “dreisteste Werbelüge des Jahres”

Bild: abgespeist.de

Die Verbraucher haben entschieden: Der “Monte Drink” von Zott ist die dreisteste Werbelüge des Jahres. So lautet das Ergebnis einer Online-Abstimmung auf www.abgespeist.de . Für seinen unverantwortlichen Versuch, eine Zuckerbombe wie eine gesunde “Zwischenmahlzeit” für Kinder zu bewerben, verlieh die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch dem Hersteller als Negativ-Preis den Goldenen Windbeutel 2010 am Firmensitz im bayerischen Mertingen (Landkreis Donau-Ries).An zweite Stelle steht der “gelbe Zitrone-Physalis” des Vorarlberger Fruchsaftmachers Pfanner, der laut foodwatch keinen Physalis enthält. Den Goldenen Windbeutel 2009 erhielt übrigens “Actimel” von Danone für die dreisteste Lüge des Jahres.

“Der ‘Monte Drink’ ist Etikettenschwindel von A bis Zott”, sagte Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de: “Mehr Zucker als Cola und doppelt so viele Kalorien wie Fanta – da lässt sich nichts gesundwerben. Die Verbraucher haben durchschaut, dass der ‘Monte Drink’ nichts anderes ist als eine flüssige Süßigkeit und im Schulranzen von Kindern nichts verloren hat.”

81.451 Verbraucher haben bei der Internet-Wahl zum Goldenen Windbeutel 2010 ihre Stimme abgegeben. Die mit Abstand meisten ihnen sahen im “Monte Drink” den dreistesten Fall von Etikettenschwindel. Das Ergebnis:

1. Platz/Goldener Windbeutel: “Monte Drink” von Zott (30.563 Stimmen/37,5 Prozent)

2. Platz: “Der Gelbe Zitrone-Physalis” von Pfanner (15.185 Stimmen/18,6 Prozent)

3. Platz: “Duett Champignon Creme-Suppe” von Escoffier (12.419 Stimmen/15,2 Prozent)

4. Platz: “Beo Apfel & Heimat” von Carlsberg (11.958 Stimmen/14,7 Prozent)

5. Platz: “Bertolli Gegrilltes Gemüse” von Unilever (11.326 Stimmen/13,9 Prozent)

Die Wahl lief vom 22. März bis zum 22. April 2010 auf der Internetseite www.abgespeist.de. Mit dieser Kampagne entlarvt foodwatch, das sich unter anderem auch für eine Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln einsetzt, die legalen Werbelügen der Lebensmittelhersteller anhand konkreter Beispiele. Auf abgespeist.de haben Verbraucher die Möglichkeit, ihren Ärger über Etikettenschwindel bei der Industrie loszuwerden, damit diese ihre irreführenden Werbepraktiken einstellt. Verbraucher können Protest-Mails direkt an die Hersteller senden – und jetzt dem Sieger des Goldenen Windbeutels 2010 Zott “gratulieren”.

Bereits 2007 schrieb ich hier zum Thema irreführende Werbung und darüber, dass die EU es ab 2009 vorsieht, dass Werbebotschaften auch zutreffen müssen. Doch nach wie vor wird unlauter geworben und der Himmel auf Erden versprochen: für Kinderbonbons, bei denen man kein schlechtes Gesundheits-Gewissen als Mutter haben müsste, weil ja eh so viele Vitamine darin vorkommen oder für irgendwelche Drinks, durch die man laut Werbung nichtz krank wird, wenn man sie nur regelmässig konsumiert.

Was nützen entsprechende Gesetze, wenn sich offenbar keine Behörde wirklich dafür zuständig hält, dass diese auch eingehalten werden?

Und eine “Ampel-Kennzeichnung” von Lebensmitteln wäre auch höchst an der Zeit.

Hier muss sich dringend was ändern: im Sinne der Konsumenten, im Sinne von uns allen.