Mit ‘Fonds Gesundes Österreich’ getaggte Artikel

Sonntag, 27. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

VKI: Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig bis gesundheitsschädlich

Nahrungsergänzungsmittel sind nicht nur viel zu teuer, sondern meist überflüssig und manchmal sogar gesundheitsschädlich. Zu diesem Resume gelangt der Verein für Konsumenteninformation (VKI), der für die Februarausgabe seiner Zeitschrift “Konsument” die 5 meistgenannten Direktvertriebsfirmen Amway, FitLine, Herbalife, Juice Plus und Vemma getestet hat.

“Ein gesunder Mensch, der sich halbwegs ausgewogen ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel”, erklärt VKI-Geschäftsführer Franz Floss: “Wer es mit Vitaminen und Mineralstoffen allzu gut meint, tut sich keinen Gefallen. Ein Zuviel an Vitamin A, E und Beta-Carotin kann gesundheitlich sogar problematisch werden”.

Zwar kann z.B. bei Schwangeren, chronisch Kranken oder Hochleistungssportlern die Einnahme von einzelnen konzentrierten Nährstoffen sinnvoll sein – allerdings nur unter fachlicher Aufsicht. Direktvertriebsfirmen steht Floss daher skeptisch gegenüber: “Der Verkäufer benötigt kein Fachwissen, sondern nur einen Gewerbeschein. Verdient wird hauptsächlich über Provisionen.” Die Kosten der von den Beratern empfohlenen Produkte sind auch entsprechend hoch: Bei Amway rund 19 bis rund 74 Euro je nach Berater, bei FitLine rund 109 Euro, bei Herbalife zwischen 110 und 124 Euro und Juice Plus rund 75 Euro: “Viel Geld für eine nicht bewiesene – oder unter Umständen sogar negative – Wirkung”, betont VKI-Ernährungswissenschafterin Katrin Mittl.

“Die meisten der überdosierten Nährstoffe, z.B. Biotin, Folat und Vitamin C, sind zwar weniger problematisch, da sie wasserlöslich sind und über die Nieren ausgeschieden werden”. Aber so Mittl: “Auf Dauer ist ein Zuviel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen laut aktueller Studien aber nicht ungefährlich. Dazu kommt, dass es bei Nahrungsergänzungsmitteln auch zu Wechselwirkungen kommen kann. Im Vorfeld sollte daher abgeklärt werden, ob Medikamente eingenommen werden und Allergien oder Unverträglichkeiten bestehen.

“Von keinem der Berater der gestesteten Direktvertriebsfirmen (mit Amway kam überhaupt kein Beratungsgespräch zustande) kam im Test der Hinweis, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit einem Arzt oder einer Ernährungsfachkraft zu sprechen. Stattdessen versuchten nahezu alle Verkäufer, die Kunden auch als Berater bzw. Teampartner anzuwerben: Ein Teil der im Direktvertrieb erzielten Provisionen wird über Anwerbungen verdient.

Auch die Aussagen der getesteten Berater waren laut VKI teils “grenzwertig”:  So behauptete einer, FitLine-Produkte “verhindern Verkühlung”. Ein anderer gab an, er habe seinen Diabetes mit den Produkten von Amway im Griff. Weiters gab es die – nicht zutreffende – Aussage, dass die Böden ausgelaugt sind und das darauf angebaute Obst und Gemüse qualitativ nicht mehr hochwertig ist, was die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln daher nötig mache. REchtlich sieht die Situation so aus: “Unabhängig vom Vertriebsweg darf kein Nahrungsergänzungsmittel damit beworben werden, dass man damit Krankheiten vorbeugen, sie behandeln oder heilen kann”.

Der VKI erhob bei allen in der Beratung verkauften Nahrungsergänzungsmitteln den Vitamin- und Mineralstoffgehalt und verglich die Ergebnisse mit den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums. Bei FitLine gab es bei acht verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen Überschreitungen, bei Amway, Juice Plus
und Herbalife jeweils eine.Die Dosierungsvorschläge der Berater wurden zusätzlich mit den vereinheitlichten Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz verglichen (D-A-CH-Referenzwerte). Bei FitLine waren sieben Vitamine und Mineralstoffe überdosiert, bei Amway je nach Testperson vier bzw. drei und bei Juice Plus jeweils drei.

Fragen zum Thema Ernährung beantwortet der Verein für Konsumenteninformation unter der Hotline 0810 810 227 (Mo-Fr 9-15 Uhr, aus ganz Österreich Euro 0,0676/min), die in Zusammenarbeit mit dem Fonds Gesundes Österreich betreut wird. In der aktuellen “Konsument”-Ausgabe  werden übrigens auch rezeptfreie Arzneimittel getestet und DrEd kritisch beurteilt: “Finger weg vom Online-Doc”.

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Donnerstag, 17. Februar 2011, von Elmar Leimgruber

VOLLFAN statt voll fett: Wiener Jugend-Alkohol-Präventions-Projekt startet

VOLLFAN statt voll fett
Foto: fk-austria.at

Das Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien startet gemeinsam mit den Wiener Fußballvereinen FK AUSTRIA Wien und SK RAPID Wien ein Pilot-Projekt, um junge Wiener Fußballfans zu verantwortungsvollem und maßvollem Umgang mit Alkohol zu motivieren. Unter dem Motto “VOLLFAN statt voll fett” fungieren junge Fans als Testimonials und thematisieren “als Gleichgesinnte” die Nachteile von übermäßigem Alkoholkonsum mittels Postern, Freecards und im Rahmen einer Facebook-Kampagne: Rapid und Austria. Außerdem werden für dieses Projekt speziell geschulte Peers, die aus den jeweiligen Fan-Szenen kommen, auf die Fans zugehen, um mit ihnen auf Augenhöhe über risikoreichen Alkoholkonsum ins Gespräch zu kommen.

Das Projekt stellt das Fan-Sein als wichtige Aufgabe in den Mittelpunkt und packt die jungen Stadionbesucher bei ihrer Ehre, ein richtiger Fan zu sein. Sie zeigt auf, dass die VOLLPROFIS am Rasen VOLLFANS auf der Tribüne brauchen, die bis zur allerletzten Minute genauso fit sind wie sie selbst. Jugendliche sollen – wenn überhaupt – maßvoll Alkohol konsumieren.

Das Wien Ernst Happel Stadion (Prater Stadion)
Foto: CC Freedom Wizard

Nach dem “Anpfiff” durch Alex Kristan alias “Hans Krankl & Toni Polster” – mit den SK RAPID Wien Spielern Steffen Hofmann und Mario Sonnleitner sowie Julian Baumgartlinger und Manuel Ortlechner vom FK AUSTRIA Wien, RAPID-Präsident Rudolf Edlinger, AUSTRIA Vorstand Markus Kraetschmer und jungen Fan-Testimonials im Ernst Happel-Stadion – startet das Projekt bereits am 19. Februar beim AUSTRIA-Match gegen Wr. Neustadt. Am 26. Februar erfolgt der VOLLFAN-Projekt-Anstoß dann im Hanappi-Stadion beim Spiel Rapid gegen Kapfenberg.

Das Projekt läuft von Mitte Februar bis Ende Oktober 2011 und thematisiert verantwortungsvollen Alkoholkonsum in jugendaffiner Fußballsprache in drei Wellen. Welle eins soll Problembewusstsein schaffen und hat die Fokussierung auf die Fan-Rolle zum Ziel. Welle zwei soll die Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum, mit Augenzwinkern und dem Start der Mitmach-Projekte, fördern. Welle drei soll Jugendliche zur Zustimmung zur Verhaltensänderung motivieren, um langfristig den Alkoholkonsum in den Stadien zu minimieren. Das Projekt wird auch aus Mitteln des Fonds Gesundes Österreich gefördert.

Volksdroge Alkohol
Foto: © Leimgruber

Neben den Kommunikationsmaßnahmen werden auch Mitmach-Aktivitäten angeboten, um Jugendliche vor und nach einem Fußballspiel sowohl inhaltlich als auch sportlich zur Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol anzuregen. Ein VOLLFAN-Toto soll das Wissen über die Wirkung von Alkohol fördern, indem richtig “getippt” und eine Geschicklichkeitsaufgabe gelöst werden muss, um als Gratifikation einen vereins- und projektgebrandeten Fan-Schal zu erhalten. Mit dem Rauschbrillen-Pacours wird auf die Wirkung von Erfahrungslernen gesetzt: Spezial-Brillen simulieren eine Alkoholisierung, mit der verschiedene Geschicklichkeitsaufgaben, zum Beispiel mit einem Ball gaberln, zu lösen sind. Die einschränkende Wirkung von Alkohol wird so erfahrbar gemacht.

“Besonders wichtig ist es uns, auch alle Multiplikatorinnen und Multiplikatoren rund um das Setting Fußballstadion miteinzubeziehen, ganz besonders natürlich die Gastronomie”, verweist der Leiter des Instituts für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien, Artur Schroers, auf eine wesentliche Zielsetzung des Projekts. Zur Einbindung aller Schlüsselkräfte werden vom ISP regelmäßige Info-Talks und Vernetzungstreffen organisiert. Damit werden auch die Vereins-MitarbeiterInnen, die Angestellten der Stadionbetreiber, die Gastro-Teams in den Stadien und in deren Umfeld, aber auch der Stab der Executive vor Ort, das Security-Personal in den Stadien, die Belegschaft der Sanitätsdienste sowie die Fanbetreuer und Sozialarbeiter über die Ziele und Details des Projekts informiert.