Mit ‘Diktatur’ getaggte Artikel

Sonntag, 12. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

Internationaler Befreiungstag: Mehr als 10.000 Menschen in KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Mehr als 10.000 Menschen aus ganz Europa nahmen heute Sonntag, 12. Mai an Europas größter Gedenkfeier an die in den Konzentrationslagern begangenen Verbrechen des NS-Regimes in Mauthausen teil. Allein an einer Jugendgedenkveranstaltung beteiligten sich mehr als 750 junge Menschen. Der “Internationale Befreiungstag” stand unter dem Themenschwerpunkt “Retterinnen und Retter”. Damit sollte besonders auf jene Menschen  hingewiesen werden, die der Diktatur der Nationalsozialisten Widerstand leisteten, in dem sie jenen, die aufgrund ihrer politischer Gesinnung, ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Anders-Sein verfolgt wurden, halfen oder zu helfen versuchten. Viele von ihnen bezahlten ihre Hilfe für die Verfolgten mit dem Leben.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst sind am Sonntagmorgen die Feiern zum Internationalen Befreiungstag im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen eröffnet worden. Dem  Gottesdienst in der Kapelle im Konzentrationslager standen der  Linzer Bischof Ludwig Schwarz, der evangelische Bischof Michael Bünker und – als Vertreter der orthodoxen Kirchen – Bischofsvikar Ioannis Nikolitsis von der griechisch-orthodoxen Metropolis von Österreich vor.

“Wir gedenken ihrer wahrscheinlich am besten, indem wir heute alle Menschen aufrufen, ebenfalls Zivilcourage zu zeigen”, appellierte Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), das diese Befreiungsfeier gemeinsam mit dem Comitè International de Mauthausen organisierte, vor allem an die jungen Menschen. Zu den Ehrengästen der Befreiungsfeier KZ-Gedenkstätte Mauthausen zählten – neben Botschaftern aus etwa 50 Ländern – Österreichs Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und die Verteidigungsminister Gerald Klug und Gesundheitsminister Alois Stöger.

Während die Opfer und die Täterinnen und Täter des NS-Regimes mittlerweile gut erforscht sind, kennen wir nur einen kleinen Teil derer, die jenen zu helfen versuchten, die von den Nazis verfolgt wurden. Von denen, die überlebten, wollte und konnte nur ein Teil nach dem Ende des Krieges über das sprechen, was sie getan hatten, dass sie Jüdinnen und Juden zur Flucht verholfen hatten, KZ-Häftlingen zuessen gegeben und sie gar versteckt hatten, Verfolgte geheiratet hatten, um sie so vor der Vernichtung zu retten.

Das gesellschaftliche Klima der Nachkriegsjahre war in vielen Ländern nicht sehr viel anders als während das Jahrzehnte davor. Antisemitismus, Homophobie und Ausgrenzung behinderter Menschen waren (und sind) weit verbreitet. Nur wenige Namen sind einer größeren Öffentlichkeit bekannt: Anna Hackl, die mit ihrer Familie zwei entflohene Häftlinge versteckte, Raoul Wallenberg, der wohl bekannteste Retter der Budapester Juden und Jüdinnen, Oskar Schindler, der durch Spielbergs Film weltweit Bekanntheit erlangte.

Dienstag, 22. April 2008, von Elmar Leimgruber

Pater Udo verhängt den Kirchenbann

Wir erinnern uns: Pater Udo Fischer war einer der unnachgiebigsten Gegner von Bischof Kurt Krenn, dem damaligen Bischof von St. Pölten: er warf seinem Hirten seinerzeit u.a. Machtmissbrauch und einen diktaorischen Führungsstil vor. Bischof Krenn musste einige Jahre später seinen Hut nehmen.

Heute verhängt ausgerechnet dieser Pater Udo Fischer den Kirchenbann, eine Kirchenstrafe die im Laufe der Kirchengeschichte seltenst verhängt wurde. Sogar eine Exommunikation ist eine geringere Kirchenstrafe.

Und wogegen will der streitbare Pater so streng vorgehen? Gegen eine Sandverwertungsanlage, die laut P. Udo so viel Staub aufwirbelt, dass er sich Sorgen um die Menschen in der Umgebung macht.

Nun ja: bei allem Verständnis für sein Mitgefühl:
Jemand, der dereinst seinen eigenen Hirten einen autoritären Führungsstil vorgeworfen hat, sollte jetzt nicht ausgerechnet in einer so weltlichen Angelegenheit mit einer so hohen kirchlichen Strafe drohen. Man könnte ja direkt vermuten, dass es stimmt, dass jene, die sich am meisten gegen “Mächtige” zur Wehr setzen, wenn es ihnen möglich ist, selbst am liebsten Macht ausspielen.

Montag, 1. März 2004, von Elmar Leimgruber

Symposium: Musik in Diktaturen des 20. Jahrhunderts

“Musik in Diktaturen des 20. Jahrhunderts” war das Thema eines Symposiums an der Bergischen Universität Wuppertal am 28. und 29. Februar 2004. Im Mittelpunkt stand dabei die Auseinandersetzung mit Musik in diktatorischen Staatssystemen: In Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus, in Italien unter Mussolini, in Spanien unter Franco, in der ehemaligen DDR, in der ehemaligen Sowjetunion und in China während der Kulturrevolution.
Die Auseinandersetzung mit Musik in diktatorischen Staatssystemen hat sich erst seit wenigen Jahren als Feld musikwissenschaftlicher Forschung etablieren können. Mit dem Symposium griffen die Universität Wuppertal und die Bundeszentrale für politische Bildung das Thema wieder auf:
Experten untersuchten, wie einerseits in autoritären politischen Systemen ein kulturelles Umfeld geschaffen wird, das kreative Kräfte in den Bann politischer Agitationen stellt – und wie andererseits durch Instrumentalisierung auch künstlerische Gegenkräfte evoziert werden, die sich ihr auf ästhetischer Ebene entziehen wollen.
Seit dem 1995 an der Universität Wuppertal durchgeführten Symposium “Die dunkle Last: Musik und Nationalsozialismus”, das verschiedene Aspekte eines einzigen diktatorischen Herrschaftssystems beleuchtete, wurden musikalische Phänomene im Fokus verschiedener Diktaturen analysiert und verglichen.
Während sich diese Forschungsprojekte jedoch entweder ausdrücklich auf faschistische oder staatssozialistische Herrschaftssysteme konzentrierten, untersuchte das Wuppertaler Symposium Musik im Kontext faschistischer und staatssozialistischen Diktaturen. Neben vielen Unterschieden wurden auch signifikante Ähnlichkeiten in der Musikproduktion deutlich gemacht.
Veranstalter des Symposiums war das Fach Musikpädagogik der Uni Wuppertal in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung und gefördert wurde es von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Gesamtleitung hatten Dr. Oliver Kautny und Dr. Helmke Jan Keden.