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Sonntag, 1. November 2020, von Elmar Leimgruber

Corona: So schaffen wir’s!

Vorab schon mal: Ja, natürlich muss es jetzt (besser früher als später) corona-bedingt einen defakto-Lockdown in Österreich (wie in anderen Ländern Europas auch) geben. Leider.
Und warum? Weil es keine Alternative dazu gibt:

Die Infizierten-Zahlen steigen praktisch in ganz Europa und darüber hinaus rasant. Dies liegt einerseits am Wetter, aber andererseits auch am verantwortungslosen Handeln diverser Gruppierungen, selbst Parteien: Eigenverantwortung setzen diese zunehmend damit gleich, sich einfach an nichts Vernünftiges halten zu wollen: Ja selbst ein kleines Stück Stoff über Mund und Nase (Mund-Nasen-Schutz-Maske) zu stülpen, empfinden sie als „Entmündigung“, obwohl dieses erwiesenermaßen das Leben anderer Menschen retten kann.

Und dies bedeutet zum einen eine nicht zu verantwortende Überlastung der Spitäler dar. Und zum anderen: Österreich, vor allem die westlichen Bundesländer leben vom Tourismus. Gerade Tirol hätte übrigens daher selbstverständlich während der ersten Corona-Welle übrigens viel früher einen Schlussstrich ziehen müssen! Die nach wie vor nicht ausgesprochene Entschuldigung für eigenes unverantwortliches Fehlverhalten wird der Tiroler Tourismus daher wohl noch Jahre zu spüren bekommen.

Dazu kommt, dass obwohl die Grenzen aus heutiger Sicht, zumindest innerhalb der EU, zwar geöffnet bleiben, jedoch Reisewarnungen gelten, was schwerwiegende rechtliche Konsequenzen für Arbeitnehmer haben kann, welche dennoch ihren Urlaub im entsprechenden EU-Ausland verbringen.
Wollen wir also die Reisewarnungen wegbekommen, welche für den Weihnachts- und Winter-Tourismus in Österreich essentiell sind, müssen die Infizierten-Zahlen nicht etwas sinken, sondern zumindest ein Maß nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020.

Und nein, niemand in der Regierung hatte einen zweiten Lockdown geplant, man konnte nur hoffen, dass er nicht nötig sein würde. Und Ja: Obwohl praktisch alle Behörden spätestens ab Herbst mit steigenden Infizierten rechnen mussten, hat man sich in Stadt und Land offenbar kaum wo wirklich darauf vorbereitet, auch nicht die ach so vorbildliche Stadt Wien nicht:

Nach über einem halben Jahr Corona-Erfahrung (wir wissen inzwischen sehr viel über das Virus!) ist die Corona-Notfallnummer 1450 samt Teamschickung und Testauswertung nach wie vor nicht so weit, dass rasch Anrufe entgegengenommen werden, Test-Teams geschickt werden und erst recht nicht, dass die Ergebnisse rasch da sind: Das hat übrigens nichts mit Bashing des seit vielen Jahrzehnten SPÖ-regierten Wien zu tun (der Wahlkampf ist auch vorbei und ist für die regierende Partei auch corona-bedingt- erstaunlich positiv verlaufen), sondern entspricht tatsächlich der Realität.

Dass nun seit einiger Zeit dank Regierungsbeschluss selbst Hausärzte Corona-Tests durchführen können, mag zwar gut gemeint sein. Aber wenn man seit dem Frühjahr weiss, dass sich das Corona-Virus in Italien vor allem deshalb so rasant ausbreiten konnte, weil Covid19-Erkrankte in Arzt-Praxen und Spitäler gestürmt sind und damit viele andere Patienten, Ärzte und Pfleger infiziert haben; das nun zu erlauben, kann doch nicht euer Ernst sein, liebe Regierung! Selbstverständlich braucht es daher weiterhin zentrale „Anlaufstellen“ für Patienten mit Corona-Symptomen.

Aber zurück zum „Lockdown“: Welcher ist nun aber nötig, welcher schädigt nur und welcher wird vermutlich kaum nichts bringen?

Faktenbasiert ist Folgendes festzuhalten:
Das Virus ist glücklicherweise relativ „träge“: es braucht demnach eine große Anzahl dessen, um zu einer Ansteckung zu führen: Hierfür ist meist ein naher Kontakt auf engem Raum über längere Zeit (über eine Viertelstunde) nötig. Und zudem erfolgt die Übertragung grundsätzlich über Aerosole (seltener, aber doch dank niederer Temperaturen) über Oberflächen), also über die Ausatmung (mit Nase und Mund) in die Luft. Und: das Virus ist äusserlich durch die Zerstörung dessen Aussenschicht durch Desinfektionsmittel auf hoher Alkoholbasis (Händereinigung damit) leicht abtötbar.

Wenn wir wissen, dass alle bisherigen Massnahmen und Einschränkungen offenbar nicht dazu geführt haben, dass trotz des ernsthaften Bemühens des Großteils der Bevölkerung die Infizierten-Zahlen gesunken sind, sondern sie im Gegenteil seit Wochen drastisch steigen, dann hat dies seine Ursachen, auf die endlich ernsthaft eingegangen werden muss:

Natürlich bewirken auch die abnehmenden Temperaturen eine allgemeine Schwächung des Immunsystems. Aber viel ausschlaggebender sind unter anderem Reisende aus echten Risikogebieten und für Grossevents mit hunderten Leuten auf engstem Raum aus Kulturen, in welchen die Gefahr des Virus grundsätzlich heruntergespielt wird: Seit Wochen nennt man dies verharmlosend „Privatfeiern“.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind hier Betreuungseinrichtungen für Kinder und praktisch fast alle Schulen: Vor allem zweitere sind nicht für „Abstand“ konzipiert; dafür fehlt einfach der Platz in den Klassen und in den Schulbussen, aber auch in den Pausen:

Wenn man also weiss, dass sich das Virus vor allem dort verbreitetet, wo Menschen auf engem Raum über lange Zeit hindurch verbringen und sich dann in alle Windrichtungen hin verteilen, ist klar, dass vor allem die Schulen ein Superspreader für das Virus sind:

Mal abgesehen davon, dass auch die Schulbusse und die Nachmittagsbetreuungen meist zudem an Überfüllung leiden (null Abstand möglich): Nirgendwo sonst verbringen so viele Menschen so viel Zeit gemeinsam auf engem Raum und fahren dann in jeweils vollkommen unterschiedliche Haushalte.

Auch wenn erwiesen ist, dass kleinere Kinder nur sehr selten selbst an Corona erkranken: sie sind nunmal unfreiwillige Überträger des Virus nach Hause in ihre Familien. Ein halbherziger Lockdown ohne Schliessung von Schulen umzusetzen kann daher (bei allem Verständnis für überforderte Eltern) logischerweise nicht zu einer notwendigen Senkung der Infiziertenzahlen führen!

Dass es zum Thema Corona und Schule kaum vernünftigen Studien gibt, liegt übrigens vor allem daran, dass aufgrund der tagelangen oder dauernden Symptomlosigkeit der meisten Schülerinnen und Schüler leider nicht einwandfrei nachgewiesen werden kann, wer wann und wo den Virus in sich aufnahm und in Folge auch übertrug. Dasselbe gilt übrigens auch für Ölfis, in denen die meisten Fahrgäste für eine gewisse Zeit verharren und dann oft umsteigen: Auch hier ist der Nachweis der Herkunft und der Weitergabe des Virus beinahe unmöglich. Anstatt für weniger Menschen in den Öffis zu sorgen (diese steigen dann meist auf umweltschädliche Autos um), wäre es viel sinnvoller, die Intervalle der Öffis zu verkleinern und mehr Schulbusse zur Verfügung zu stellen.

Um die Wirtschaft zu stützen, müssen trotz eines defakto-Lockdowns jedoch sowohl Handel als auch Gewerbe und Industrie weiter agieren, produzieren und verkaufen können, wobei gerade im Dienstleistungssektor gerade jetzt das so genannte Home Office endlich zum Wohle aller (Nur Mut Unternehmer!) nach Möglichkeit umgesetzt werden sollte.

Die Gastronomie triffts aber wieder mal besonders hart: Da erwiesen ist, dass aufgrund der corona-angepassten Vorgaben (Gästeregistrierung, Abstand, Maximal-Plätze am Tisch, kein Barbetrieb…) in den letzten Monaten sich kaum wer dort infizierte, ist eine Schliessung dieser während des Tages nicht wirklich nachvollziehbar. Wenn man die Abend-Touren durch diese verhindern möchte, reicht eine vorübergehende frühere Sperrstunde (verknüpft an Ausgangsbeschränkungen zur selben Zeit) als Massnahme: Die Gastronomie ganztags zu schliessen, entbehrt daher jeglicher Logik, schädigt nur und bringt vermutlich für die Eindämmung der Pandemie gar nichts. Der von der Regierung beschlossene Spesenersatz in Höhe von 80 Prozent der deklarierten Einnahmen vom November 1019 für dieses Jahr ist dennoch vernünftig.

Einer frühen Gastro-Sperrstunde am Abend kann ich zwar aufgrund der aktuellen drastischen Infiziertenzunahme durchaus was abgewinnen, jedoch nicht, wenn man als Regierung verabsäumt, Gesetze zu verabschieden, die es der Polizei erlauben würde, die Verlagerung von grösseren Feiern (beispielsweise ab 20 Personen) aus der Gastronomie hin in den so genannten „privaten Bereich“ auch entsprechend ahnden zu können.

Zweifelhafter erscheint hingegen die Vorgabe, dass sich nur Menschen aus zwei verschiedenen Haushalten treffen dürfen und dies offenbar auch nur zwischen 6.00 Uhr und 20.00 Uhr: hier sollte man -trotz Pandemie- die Privatsphäre der Menschen respektieren und als Regierung -falls es keine grossen (weit über 10 Personen) Privatfeste sind- keinesfalls eingreifen.

Zudem steht diesbezüglich auch noch nicht fest, ob man für gegenseitige Besuche Öffis verwenden darf, was selbstverständlich sinnvoll wäre: Dasselbe gilt -da alle Geschäfte zu Recht geöffnet bleiben- auch für den Weg zum Geschäft: Nicht jeder hat selbst ein privates Verkehrsmittel, um von A nach B zu kommen.

Noch härter treffen die neuen Corona-Massnahmen die Kultur: Viele Künstlerinnen und Künstler leiden aktuell sehr an allem: die meisten sind freiberuflich unterwegs und verdienen demnach nur durch ihre Auftritte: Seit Corona wurden unzählige Termine gestrichen, was manche massivst an den Rand ihrer künstlerischen Existenz bringt:
Wenn es auch vielleicht nötig sein muss, dass alle kulturellen Events bis auf Weiteres behördlich verboten sind, so steht die öffentliche Hand -wie in vielen anderen Bereichen auch- zumindest in der Pflicht, gerechte Entschädigungszahlungen an die Künstlerinnen und Künstler zu leisten: auch hier sind die zugesagten 80% Entschädigung sinnvoll, richtig und notwendig.

Und nun zu uns: Ja, wir schaffen das!
Wir werden zwar sehr wahrscheinlich (da die vor dem Lockdown Angesteckten leider später erst „sichtbar werden) in den kommenden 2 Wochen noch weitere Zunahmen an Infektionen erleben. Aber dann sollten -sofern die Lockdown-Maßnahmen wirken-  die Infiziertenzahlen drastisch nach unten sinken. Hoffentlich.

Viele Unternehmen, Arbeitgeber und selbst viele Arbeitnehmer rechnen zu Recht seit Monaten mit einem zweiten Lockdown. Und ich hoffe und vertraue darauf: die meisten haben sich auch finanziell darauf eingestellt:

Mit Rücksicht, Verständnis, Abstand, Mundnasenschutz (MNS), Desinfektion und dadurch, dass wir jetzt mal zumindest für einen Monat nicht gross feiern, sondern uns in Bescheidenheit und Geduld üben:
Dann sollte auch Weihnachten und dem Winterurlaub nichts mehr im Wege stehen.
Und anschliessend werden uns dann hoffentlich wirksame Medikamente und eine Impfung für alle nachhaltig vor weiteren Corona-Schäden bewahren.

So überstehen wir Corona: Gemeinsam schaffen wir das!
Das hoffe ich zumindest.

Donnerstag, 7. Mai 2020, von Elmar Leimgruber

Analyse: Die Corona der Schöpfung

Die Einkaufszentren laden ein, Geschäfte, Parks, Schulen öffnen, gar manche Sportvereine sind wieder aktiv und Wirtshäuser, Bierlokale und Hotels warten bereits auf den Startschuss: Die Dolce Vita kann beginnen: Wir haben Corona überstanden und besiegt.

Falsch!Ich bin absolut kein Unglücksprophet. Aber: Ein Großteil unserer Bevölkerung hatte erwiesenermaßen bislang noch keinerlei Kontakt mit dem Corona-Virus: Gott sei Dank. Alle maßgeblichen Experten rechnen daher mit zunehmender Wiedereröffnung des öffentlichen Lebens mit einer wahrscheinlichen noch härteren zweiten Erkrankungswelle: sie warnen uns vor Verharmlosung und Leichtsinnigkeit und mahnen uns sowie die politischen Verantwortlichen, darauf vorbereitet zu sein.

Natürlich hat uns alle der öffentliche ShutDown zutiefst getroffen: er hat Angst, Unsicherheit und teils sogar Panik ausgelöst. Wir sind freie Menschen und wir lieben unsere Demokratie und wir lieben unsere Freiheit. Und das ist gut so und es ist essentiell und existentiell: Dies sollten wir auch nie vergessen.

Über Wochen hindurch Grundrechts-, darunter Ausgangsbeschränkungen zu erleiden, -unsere Wohnung nur für die notwendigsten Erledigungen verlassen zu dürfen und weder haushaltsfremde Angehörige noch Freunde besuchen zu dürfen- ist wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel treffend formulierte, „eine demokratische Zumutung“, die man selbstverständlich hinterfragen kann und auch soll, jedoch mit Intelligenz, Liebe, Weitsicht und Weisheit:

Wir sehen inzwischen, dass jene Länder, welche rasch und effizient auf das sich rasch verbreitende Virus reagiert haben, nur wenige Tote zu beklagen haben und sich auch die Infiziertenzahlen in Grenzen halten. Dies betrifft unter anderem Griechenland, Tschechien, Ungarn und Österreich. Jene Länder hingegen, welche zunächst noch glaubten, dass eine schnelle „Herdenimmunität“ den Covid19-Virus ausrotten würde, mussten sehr rasch erkennen, dass dies nicht nur immens viele Erkrankte, sondern eine rasant steigende Zahl von Toten bedeutet. Negativbeispiele hierfür sind unter anderem die USA und Großbritannien: Der britische Premier Boris Johnson dachte erst um, als nicht nur sein Gesundheitsminister, Prinz Charles, Robbie Williams und er selbst am Corona-Virus erkrankte und gar auf die Intensivstation musste.

Und ja: Die aktuellen Infizierten-Zahlen in Österreich sind (mit Ausnahme von Wien) weitgehend beruhigend. Aber dies liegt eben nicht an der Harmlosigkeit des Virus, sondern an den notwendigen strikten Maßnahmen der Bundesregierung (Sperrung von Altersheimen für Besuche, Hausisolation für mögliche und tatsächliche Covid19-Erkrankte, Zugangsbeschränkungen für Krankenhäuser, „Runterfahren“ des öffentlichen Lebens, Ausgangsbeschränkungen) die glücklicherweise zum Erfolg geführt haben: Das sind die Fakten.

Anders ist es mit den zahlreichen Fake News, die seit Wochen vor allem via SocialMedia-Kanäle über uns gekübelt werden: Aus heutiger Sicht wissen wir nicht mit Sicherheit, wo und wie das Virus ursprünglich entstanden ist und wie es sich dann verbreitet hat. Und Ja: Praktisch die gesamte Welt ist nicht nur vom Virus betroffen, sondern dieses schädigt indirekt auch die Wirtschaft weltweit. Daher wäre es auch mehr als spekulativ, anzunehmen, dass Staaten weltweit (darunter die einflussreichsten Großmächte China, USA und Russland) „auf Befehl“ ihre überlebenswichtige Wirtschaft in den Keller fahren würden: mit Sicherheit niemals. Ähnlich ist es auch mit den meisten anderen kursierenden FakeNews, denen wir zu Recht misstrauen sollten: diese bringen uns nämlich zu häufig unnützerweise in Panik als die Tatsachen.

Und ja: natürlich ist unsere Wirtschaft wichtig, ja essentiell: Alle Maßnahmen weltweit, auf EU-Ebene und in den einzelnen Staaten sind darauf ausgerichtet, auch jetzt in der Krise so weit wie möglich, mit immensen Geldsummen Arbeitsplätze zu erhalten, Betrieben das Überleben zu sichern und durch Stärkung der Wirtschaft im Kleinen wie im Großen unseren Wohlstand zu erhalten. Dafür sollten wir dankbar sein, auch wenn nicht alles rasch so klappt, wie es vielleicht sollte oder müsste. Diese Krise stellt nun mal alle vor bislang ungekannte Herausforderungen. All dies inklusive einem behutsamen (in Beobachtung der Infiziertenzahlen) „Hochfahren“ der Wirtschaft ist selbstverständlich zum Wohle aller auch notwendig.

Trotz der allseits bekannten Tatsachen über die Gefährlichkeit des Virus (erwiesenermaßen übrigens auch für Kinder) mehren sich leider seit Wochen immer mehr selbst ansonsten intelligente Menschen zu Wort, welche eine Aufhebung aller Schutzmassnahmen und eine vollkommene Rückkehr in die „Normalität“ fordern. Bei einigen wenigen vermute ich dahinter naive Dummheit, gefährliche Ignoranz oder rücksichtslose Egomanie, bei den allermeisten hingegen glaube ich die Hintergründe zu verstehen: Eltern, die es gewohnt sind, sich nur am Morgen, am Abend und am Wochenende mit ihren Kindern zu beschäftigen, haben durch die Corona-Krise plötzlich bemerkt, dass sie -und das meine ich durchaus verständnisvoll- mit ihren Kindern maßlos überfordert sind und die sie nun unbedingt wieder der Schule überlassen wollen: Daher auch der lautstarke Schrei nach Öffnung der Schulen und anderen Betreuungs-Einrichtungen für Kinder. Das ist alles nachvollziehbar. Und wer nur mehr Ausgaben hat aber kaum noch Einnahmen, steht natürlich auch nahe der Verzweiflung, wenn er seinen Betrieb geschlossen halten muss.

Der Wunsch nach unserer Rückkehr ins „normale Leben“ ist verständlich, berechtigt und auch richtig. Aber auch wenn meist „die leidende Wirtschaft“ als Vorwand vorgeschoben wird: Eines wird uns jedoch nicht erspart bleiben, uns selbst die entscheidenden Fragen zu stellen:

Was treibt uns -ehrlich analysiert- dazu, von der Politik die Öffnungen zu fordern? Das wichtige Anliegen, dass es „der Wirtschaft“ und den anderen wieder gut geht? Oder ist es vielmehr die eigene Überforderung, wenn das bisherig gewohnte Leben mal ein paar Wochen lang nicht mehr wie gewohnt weitergeht? Streben wir mit unseren Forderungen tatsächlich das Wohl unserer Mitmenschen, auch jener mit Vorerkrankungen und als und schwache Menschen an? Oder wollen nur WIR selbst raus aus den Grundrechtebeschränkungen, die uns psychisch erdrücken und überfordern?

Es gibt wie bei fast allen auftretenden schweren Problemen im Leben (auch wenns noch so schwer fällt) auch hier nur eine sinnvolle Antwort: Bewahren wir uns einen klaren Kopf: Aus Angst oder Verzweiflung oder Überforderung hingegen treffen wir zumeist die falschen Entscheidungen. Nur mit einem klarem Kopf lässt sich erkennen, was Sache ist und was notwendig ist zu tun:

Es geht natürlich auch um uns selbst und um unser Wohlbefinden, aber bei weitem nicht nur: Wir sind EINE Menschheit aus verschiedensten Kulturkreisen, Bildungsschichten und auch Altersgruppen. Wir stehen in Krisenzeiten nicht nur als Einzelpersonen oder als Kleinfamilie in unserer Verantwortung, sondern es geht auch um „uns alle“, auch wir uns gegenseitig gar nicht kennen: Wir alle gehören zusammen. Und so kann und darf es uns nicht egal sein, wenn andere sterben, weil wir nicht leiden wollen.

Das macht uns Menschen aus: Wir sind die „die Krone der Schöpfung“: Wir sind die „Corona“: Beweisen wir das mit Liebe, mit unserem solidarischen Handeln: Allein dafür lohnt es sich, auf eigene Grundrechte zu verzichten:

Es liegt nicht an der Gesellschaft, es liegt ganz an uns persönlich und an unserem Verantwortungsbewusstsein, ob sich das Corona-Virus wieder stark vermehren wird und (abgesehen von einem vielleicht weiteren notwendigen Shutdown) viele weitere Menschen daran sterben werden. Werden wir daher nicht unvorsichtig und leichtsinnig in Bezug auf diesen leider tödlichen Virus, der uns vermutlich noch lange beschäftigen wird. Halten wir uns nach wie vor an die notwendigen Vorgaben der Behörden (vor allem Abstand halten, Masken und Händewaschen), auch wenn wir gefühlsmässig jetzt schon voll ausbrechen möchten. Vielleicht bleiben uns dann ja neben der „guten Tat“, anderen Menschen das Leben gerettet zu haben, auch weitere Shutdowns erspart. Hoffentlich.

 

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