Mit ‘Besinnung’ getaggte Artikel

Mittwoch, 22. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

24. Mai: Lange Nacht der Kirchen 2013

Die diesjährige “Lange Nacht der Kirchen” am 24. Mai 2013 findet in mehr als 730 Kirchen zwischen Bodensee und dem Neusiedlersee in der Zeit von 18.00 – 01.00 Uhr statt. 3.000 unterschiedliche Veranstaltungen präsentieren in diesem Jahr bereits zum 9. Mal die christlichen Kirchen, die im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich vertreten sind. Das Programm ist online abrufbar.

“Ich finde, dass auch die Schönheit der Architektur, oder die großartigen Kunstwerke ein guter Grund sein können, sich von der speziellen Stimmung in Österreichs Kirchen berühren zu lassen. Die „Lange Nacht der Kirchen“ ist ein schönes und zeitgemäßes Angebot an die Menschen des 21. Jahrhunderts,” ist Bundespräsident Heinz Fischer überzeugt: “Alle sind eingeladen zu kommen, unabhängig von ihrer persönlichen Nähe zur Kirche, von ihren religiösen Einstellungen und Bekenntnissen.”
Die Eröffnungsfeier der Wiener “Langen Nacht 2013″ findet in der evangelischen Kirche A.B., Dorotheergasse 18, um 18.00 Uhr statt. Gemeinsam mit Pfarrerin Ines Knoll eröffnen Vertreter der christlichen Kirchen in Wien die Großveranstaltung mit einem gemeinsamen Gebet. Die Predigt der Feier, die heuer im Zeichen des Rückblicks auf die Bedeutung des 2. Vatikanischen Konzils steht, hält der em. Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Eine Besonderheit ist die Weiterführung der Feier, wenn Vertreter der Kirchen das Konzil und die Entwicklung ab 19.00 Uhr aus der Sicht der jeweiligen Kirchen darstellen.

Erstmals in der “Langen Nacht der Kirchen” erklingen von 22:00 – 23:00 Uhr, die von Pater Robert Mehlhart OP komponierten Stücke für vier Solisten und Orgel, die den Besucher zum Mitbeten und Mitsingen animieren. Die Ursulinenkirche, die der Universität für Musik und darstellende Kunst, Abteilung für Kirchenmusik, zur Verfügung gestellt ist, ist erstmals in der “Langen Nacht” geöffnet und Schauplatz der Welturaufführung. Die Schauspielerin Heidemarie Baratta trägt dabei die Lesungstexte vor, das Hohelied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief und eine Predigt von Augustinus über die Liebe.

In der Langen Nacht steht das gute ökumenische Klima in Österreich im Mittelpunkt, wie es der Vorsitzende des Ökumenischen Rates, Bischofsvikar Nicolae Dura betont: “Wir öffnen unsere Kirchentüren, weil wir um aufeinander zugehen, auch einander kennen lernen müssen. Jeder Besuch beim Anderen baut neue Brücken zueinander, das haben wir in den vielen Jahren des ökumenischen Miteinander in unserem Land gelernt.”

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer erinnert an die Intention der “Langen Nacht der Kirchen”: “Die Räume zu öffnen und Zugang zum Glauben über die Raumgestaltung zu bekommen. Räume sind Zeugnisse des Glaubens und der Geschichte.” Und die Lange Nacht sei eine Chance für die Gastfreundschaft der Kirchen, sagte Scheuer in einem Interview im Vorfeld der “Langen Nacht”.

Die ökumenische Verbundenheit greift der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn auf, wenn er vom Besuch der “Gotteshäuser der jeweils anderen christlichen Gemeinschaften in unserer Stadt und unserem Land” spricht. Gerade für jene, die vielleicht gar nicht vorhatten, an diesem Tag in eine Kirche reinzugehen, werden durch die offenen Kirchen angesprochen: “Sie werden eine offene Kirche erleben. Papst Franziskus ermuntert uns, unseren Glauben glaubwürdiger zu leben, damit die Menschen zu Christus finden. Sie sollen die Kirchen nicht nur als Gotteshäuser erleben, sondern auch als lebendige Gemeinschaft.”

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Erzbischof Arsenios Kardamakis nennt die “Lange Nacht der Kirchen” eine “Plattform der Solidarität, der Einheit in Vielfalt und des Dialogs zwischen den Religionen”. Die offenen Pforten der Kirchen seien auch die “offenen Herzen, um im Sinne der Ökumene zu wirken.” Zugleich aber sind die Menschen “Zeugen des historischen Erbes und des kulturellen Reichtums unserer Stadt Wien, welche sowohl die Einheimischen als auch Besucher gleichermaßen faszinieren.”

Die Themenvielfalt beim Programm ist auch im neunten Jahr in Wien groß und reicht von Ausstellungen über Diskussionen, Führungen, Konzerte, Lesungen bis zu spirituellem und Gottesdiensten, aber auch fremdsprachige sowie extra(vagante) & unkonventionelle Programmpunkte gehören zur “Langen Nacht” dazu. Selbstverständlich gibt es auch spezielle Angebote für Kinder, die in vielen Kirchen bereits vor dem offiziellen Start beginnen.

Die Lange Nacht der Kirchen ist eine ökumenische Veranstaltung, darum nehmen all jene Kirchen(gemeinschaften) teil, die im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertreten sind bzw. dort Beobachterstatus haben. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist das offizielle Gremium, in dem die christlichen Kirchen zu Beratungen zusammenkommen.

Montag, 5. März 2012, von Elmar Leimgruber

Echte Liebe ist das Maß aller Dinge – Impuls zur Fastenzeit

Nun fehlen uns noch fünf Wochen bis Ostern: und so manche von uns, selbst jene, die nicht wirklich einen religiösen Bezug haben, beschließen ihr Leben in der so genannten Fastenzeit umzukrempeln, ihrem Körper und ihrer Seele eine Art Frühjahrsputz zu verpassen haben. Das kann -auch unabhängig von kirchlichen Strukturen- durchaus Sinn ergeben. Manche begeben sich hingegen ganz bewusst in Klöster und in andere kirchliche Einrichtungen, um Orientierung und Hilfe in ihrem Vorhaben zu erhalten.

Und gerade in “Klösterreich” gibt es zahlreiche Angebote der Besinnung und der Einkehr, besonders auch in der Fastenzeit. Das alles ist eine sehr sinnvolle Tradition, die hoffentlich nicht nur an den Oberflächlichkeiten hängen bleibt, sondern wahrhaft in die Tiefe der menschlichen Seele reicht.

Und ja natürlich: Pflicht ist wichtig und richtig. Aber Fasten, das nur darauf abzielt, sich an seine (vielleicht auch nur vermeintliche) Pflicht zu “erinnern”, geht an seinem wahren Kern vorbei. Und da -zumindest kirchlich betrachtet- in der Fastenzeit im Grunde alles Bemühen und Ringen auf den Tod und die Auferstehung Jesu Christi ausgerichtet ist, hat Fasten letztlich auch einen eschatologischen (endzeitlichen) Charakter. Immerhin beginnt die kirchliche Fastenzeit selbst ja im Zeichen des Aschenkreuzes mit einem persönlichen “Totengedenken”, mit dem Gedanken an die eigene Sterblichkeit und Vergänglichkeit. Und das dieses volle Bewußtsein der eigenen Endlichkeit kann sehr sinnvoll, ja manchmal sogar notwendig sein, um die eigentlichen Prioritäten nicht zu vergessen, sondern sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren.
Ich persönlich halte mich nicht für einen vorbildlichen Christen. Aber davon bin ich dennoch zutiefst überzeugt: Sieht man sich selbst als Christ, also in der Nachfolge Jesu Christi, dann kann das eigentliche Kriterium, der Weg und das Ziel des Lebens letztlich nur die Liebe sein, welche laut dem Messias selbst tatsächlich das einzige “Gesetz” ist (vgl. Mt 22,35-40): Am Maß dieser unserer aufrichtigen Liebe werden wir also letztlich auch im Angesicht Gottes in der Stunde unseres Todes gemessen werden.

Wir mögen da vielleicht enttäuscht zu Jesus sagen: “Sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten:” Du irrst dich in uns Herr: wir standen ja in deinem Dienst und waren für dich und deine Kirche tätig… Ja, mögen uns da hoffentlich vorallem die harten Worte Jesu erspart bleiben: “Ich kenne euch nicht: weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!” (vgl. Mt 7,21-23).

Das ist und bleibt das Kriterium für Gläubige und Ungläubige: Das Maß der Liebe, das wir aus tiefster Überzeugung leben (vgl. auch Mt. 25,33-46): die aufrichtige und selbstlose Liebe macht uns selbst und andere Menschen glücklich und prägt den Sinn unseres Lebens: Die Liebe ist das Maß aller Dinge. Und es gibt keine Alternative zum irdischen und ewigen Glück(lichsein) außer der Liebe: Und dies wünsche ich uns allen von Herzen.

Und zum Schluss meiner Gedanken zitiere ich jetzt noch (vor allem für überzeugte Christen) ein paar höchst bedenkenswerte Anregungen aus dem diesjährigen Fastenhirtenbriefs des Kärntner Diözesanbischofs Alois Schwarz (vorher Pastoralamtsleiter und dann Weihbischof von Wien):

“Für die kommende Fastenzeit möchte ich Ihnen drei Ziele aus unserem diözesanen Leitbildprozess besonders ans Herz legen:

1.  Wir wollen so leben, dass wir gefragt werden, warum wir  so leben. Und wenn wir gefragt werden, erzählen wir von  Jesus Christus und seiner Frohbotschaft von Gott.

2.  Wir wollen so miteinander beten, dass auch andere  Menschen mit uns beten und mit Gott sprechen wollen.

3.  Wir wollen so handeln, dass die Menschen uns als Christen erleben, die sich in keiner Situation von ihnen abwenden.

Es geht also um ein überzeugendes Leben, ein Miteinanderbeten und um ein solidarisches Handeln in barmherziger Zuwendung zu jedem Menschen.”

Der vollständige Fastenhirtenbrief 2012 von Bischof Alois Schwarz ist hier abrufbar.

Sonntag, 21. November 2010, von Elmar Leimgruber

Tipps für eine entspannte Adventszeit

Foto: Techniker Krankenkasse

Von Besinnlichkeit und Ruhe ist in der am kommenden Woche beginnenden Adventszeit trotz Tannengrün, Kerzenlicht und Weihnachtsmusik oft keine Spur: Dies zeigt eine Forsa-Umfrage (1026 befragte Erwachsene bundesweit) im Auftrag der deutschen Techniker Krankenkasse (TK): Für jeden Vierten bedeutet die Vorweihnachtszeit demnach sogar Stress pur.

“Ganz ohne Hektik geht es in der Adventszeit wohl nicht. Doch viele setzen sich selbst stärker unter Druck als es sein muss”, sagt Inga Margraf von der TK. Die Psychologin rät deshalb, die Weihnachtsplanung und -einkäufe rechtzeitig anzugehen und sich mit Hilfe einer Checkliste auf das Wesentliche zu beschränken.

“Eine Liste hilft dabei, an alle wichtigen Vorbereitungen zu denken, “Last-Minute-Aktionen” zu vermeiden und sich bewusst zu machen, was wirklich sein muss. Außerdem kann man die anstehenden Aufgaben vom Einkaufen bis zum Schmücken des Baumes so in der Familie gerecht auf alle Schultern verteilen”, empfiehlt Margraf. Dabei sollte jedes Familienmitglied kleine Ruheinseln für sich einplanen – ein langer Spaziergang oder ein wohltuendes Bad können in stressigen Zeiten Wunder wirken.

Zusätzlich schont seine Nerven, wer gegen den Strom schwimmt und lieber einen Tag freinimmt, um Geschenke zu kaufen, anstatt sich erst am letzten Adventssamstag ohne Einkaufszettel ins Getümmel zu stürzen. Für Weihnachtsmuffel kann zudem Online-Shopping eine Alternative sein.

Auch ein Weihnachtsmarktbesuch ist erst außerhalb der “Rushhour” ein wirklicher Genuss: “Um den Bummel über den Weihnachtsmarkt möglichst entspannt genießen zu können, sollte man den größten Wochenendtrubel meiden und lieber in der Woche gehen”, rät die TK-Psychologin.

Darüber hinaus gilt es, auch einmal “Nein” zu sagen. Margraf: “In der Adventszeit drängelt sich meist Termin an Termin – insbesondere Weihnachtsfeiern können da mehr Stress als Freude machen.” Hier hilft es, sich zu überlegen, welche Verabredungen wirklich sein müssen und was verzichtbar ist. “So kann man die Feiern, die einem wichtig sind, wenigstens auch wirklich in Ruhe genießen”, sagt die Psychologin.

Montag, 23. August 2010, von Elmar Leimgruber

Schock-Regisseur Christoph Schlingensief verstorben

Christoph Schlingensief bei der Berlinale 2009
Foto: Siebbi (Wikimedia Commons)

“Das Wesentliche ist die Verwandlung. Das Sterben. Und die Angst vor dieser letzten Verwandlung ist allgemein, auf die kann man sich verlassen, auf die kann man bauen”: Christoph Schlingensief 2009 in seinem “Fluxus-Oratorium”: “Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir”.

Der erst 49-jährige deutsche Regisseur, der durch seine provokanten Aktionen und Regieführungen umstritten war, ist am 21. August 2010 verstorben.

Manche Kritiker werfen ihm vor, einfach schockiert zu haben, um aufzufallen, dass es ihm aber nicht um den Idealismus gegangen sei, wieder andere sehen ihn hingegen als vorbildlichen Weltverbesserer.

Die Wahrheit wird wohl auch in diesem Fall dazwischenliegen:

Kunst muss provozieren – Keine Frage.

Im Rahmen der Wiener Festwochen installierte der Künstler den “Ausländer Raus! Schlingensiefs Container” vor der Wiener Staatsoper, der als Vorbild die Fernseh-Show “Big Brother” hatte und in dem sich Asylsuchende befanden. Durch Abstimmungen konnte das Publikum entscheiden, welcher Teilnehmer den Container und das Land verlassen musste.

Ich mag diesbezüglich vielleicht zu sensibel sein, aber diese Aktion Schlingensiefs ging mir eindeutig zu weit: Durch Mega-Überzeichnung von manchem Gedankengut schärft man nämlich nicht selbstverständlich den Blick für das Wahre und die eigene Wirklichkeit, sondern schafft man möglicherweise geradezu eine Massenstimmung, die dem, was man eigentlich mit dieser Aktion erreichen will, entgegengesetzt ist. Hier trägt man als Künstler einfach Verantwortung für das, was man vermittelt und wie man provoziert (siehe dazu auch meinen noch sehr bissigen Kommentar vom Dezember letzten Jahres).

Die vor einigen Jahren diagnostizierte schwere Krebserkrankung Christoph Schlingensiefs aber hat nach meiner Beobachtung -in dem streitbaren Regisseur, der in seinen früheren TV-Talks zuweilen wirkte, wie wenn er von Sinnen wäre -eine “Besinnung auf das Wesentliche”, auf die Kostbarkeit der des Augenblicks und der Kürze der Lebenszeit ausgelöst: Im Gegensatz zu den meisten von schwerem Krebs (in seinem Fall Lungenkrebs) Betroffenen, die sich aus der Welt zurückziehen und sich innerlich aufgeben, ging Schlingensief gleich mehrmals in die Offensive: in seinen Werken und in seinem bewussten und aktiven Auftreten in der Öffentlichkeit: er wurde ein ehrlich rastlos Suchender.

Das zeugt von einer starken Persönlichkeit und von aktivem Überlebenwillen: das ist zutiefst beeindruckend und sein Umgang mit Krankheit und Tod könnte für viele andere Menschen, die ebenfalls eine unheilbare Krankheit diagnostiziert bekommen, hilfreich sein: “Ich habe immer entschieden: Die Leidenden. Der Aktive mag Unendliches für die Welt erreichen. Aber der Leidende, der gar nichts tun kann, erfüllt durch sein Leiden die Welt mit christlicher Substanz”.

Christoph Schlingensief war bei aller Kritik, die jeder grosse Künstler in Laufe seines Lebens wohl auch verdientermassen ernten musste, zweifelsohne ein Grosser, der kaum jemenden,d er sich für Kultur interessiert, kalt liess. Und unter anderem legte er den Grundstein für das Remdoogo Festspielhaus Afrika (oft auch Operndorf Afrika genannt) im westafrikanischen Ouagadougou (Burkina Faso).

Und wenn er in seinem Oratorium weiter schreibt: “Ich hab immer das Gute, die Totale gesucht. Ich habe es gut gemeint. Ich habe das Gute gesucht und ich habe es nicht böse gemeint,” dann glaube ich ihm dies. Und dann möge es auch so sein, wie immer es auch auf seine Kritiker gewirkt haben mag. Es möge das tatsächlich Gute, das er gewirkt hat, auch reiche Frucht bringen: Und möge nun alle Antworten auf seine brennenden Lebensfragen und das Totale und Gute gefunden haben und versöhnt und erlöst sein. Oder aber wir sehen es mit seinen eigenen Worten:

“Wir gedenken des zukünftig Verstorbenen, der vieles leisten wollte, kaum dass er schon wieder weg war. Ein Mensch, wie wir, wie du, wie ich, wie alle – und damit auch besonders. Er war der, der er war, mehr nicht, aber immerhin, wer kann das schon von sich sagen. Viele sind tot, viele sind untot, uns hat man jedenfalls noch nicht beerdigt. Halleluja!”

Und hier gibts Werke (Bücher, Filme, Hörbücher…) von Christoph Schlingensief zum Nachlesen, Nachsehen und Nachhören.