Mit ‘Befund’ getaggte Artikel

Montag, 13. September 2010, von Elmar Leimgruber

Ärzte verschreiben Antibiotika oft zu leichtfertig

Medikamente, vor allem Antibiotika werden oft vorschnell verschrieben
Foto: © Leimgruber

60 Prozent der deutschen Ärzte verschreiben zu viele und oft falsche Antibiotika. Zu diesem Ergebnis kommt das ARD-Wirtschaftsmagazin “Plusminus”. Die Redaktion hat gesunde Frauen zu Ärzten geschickt und deckt auf: Gegen eine vermutete Blasenentzündung verschrieben sechs von zehn Ärzten unnötigerweise Antibiotika – selbst dort, wo eine Urinprobe ohne Befund gemacht wurde. Teilweise verordneten sie laut “Plusminus” sogar Reserveantibiotika, die nur eingesetzt werden dürfen, wenn andere Antibiotika gar nicht mehr helfen.

“Die Wunderwaffe Antibiotika wird stumpf. Einfache Infektionen können wir nicht mehr behandeln”. Zu dieser Wertung kommt der Infektionsspezialist Alexander Friedrich von der Universitätsklinik Münster nach dem “Plusminus”-Test. Auch Krankenkassen sind nach dem Test alarmiert: Das wissenschaftliche Institut der AOK, Wido, warnt gerade jetzt zu Beginn des Herbstes davor, massenhaft Antibiotika zu verschreiben. Schon bei 80 Prozent der Erkältungskrankheiten werden in Deutschland Antibiotika verschrieben, obwohl die meisten Erkältungen Virusinfektionen sind und Antibiotika gar nicht helfen.

Die Folgen sind verheerend, denn der bedenkenlose Einsatz der Medikamente verursacht lebensbedrohliche Resistenzen. Die Gesundheitspolitik müsse jetzt dringend eingreifen und mit Gesetzen die Ärzte zum richtigen Umgang mit Antibiotika anhalten. Sonst, so warnen Experten wie Alexander Friedrich, wird es Antibiotika als Medikament in naher Zukunft nicht mehr geben.

Der TV-Beitrag wird in “Plusminus” am Dienstag 14. September 2010, um 21.50 Uhr im Ersten (ARD) gezeigt.

In Österreich gibt es hierzu den Antibiotika-Resistenzbericht Aures: Auch hier scheint als wichtigste Ursache für die Antibiotikaresistenz die breite und
nicht immer zielgerichtete Verwendung dieser Medikamente auf. Und auch hier werden immer wieder Antibiotika bei Erkältungskrankheiten, also bei
Virusinfektionen verordnet, bei denen diese gar nicht wirken können. Darüber hinaus erfolgt laut Aures auch eine Übertragung resistenter Bakterienstämme von Mensch zu Mensch. Die erhobenen Daten des Berichts dienen der Entwicklung effizienter Bekämpfungsmaßnahmen und stehen hier kostenlos zum Download zur Verfügung. Und hier gibts nähere Informationen zum Thema Antibiotikaresistenz online.

Sonntag, 14. März 2010, von Elmar Leimgruber

Fraunhofer präsentiert Mini-Biolabor

Das Fraunhofer Biolabor
Foto: FraunhoferIBMT

Dank Labortests lassen sich viele Krankheiten heute zuverlässig diagnostizieren. Doch diese in-vitro-Analysen kosten oft wertvolle Zeit. Ein System der Fraunhofer-Forscher, das selbst komplexe Analysen vor Ort ermöglicht, steht jetzt kurz vor der Marktreife. In einem Verbundprojekt haben Forscher aus sieben Fraunhofer-Instituten nun eine modular aufgebaute Plattform für in-vitro-Diagnostik entwickelt, mit der sich unterschiedliche Bioanalysen – etwa von Blut und Speichel – direkt in der Arztpraxis durchführen lassen.

Kernelement des Mini-Labors sind laut Fraunhofer Einweg-Kartuschen aus Kunststoff, die mit unterschiedlichen Sensoren bestückt werden können. Für eine Analyse befüllt der Arzt die Kartusche mit entsprechenden Reagenzien – Bindemitteln, die bestimmte Stoffe wie Antigene im Probenmaterial nachweisen. Je nach Fragestellung stehen ihm außerdem unterschiedliche Nachweisverfahren – englisch Assays – bereit. Um einen Assay durchzuführen, muss der Arzt nur die Kartusche mit den entsprechenden Substanzen beladen, der Test läuft dann automatisiert ab.

Ist die Kartusche entsprechend präpariert, legt sie der Arzt in das Messsystem ein. Die Ergebnisse der Speichel- und Bluttests kann er wahlweise mit optischen oder elektrochemischen Biosensoren auslesen. Für beide Methoden haben die Forscher im Messsystem je ein Auslesefenster mit einem Bypass installiert, durch den die Probe gepumpt wird. So erhält der Arzt auch bei komplexen Analysen innerhalb von etwa 30 Minuten ein Ergebnis. Eine neues Modul auf der Rückseite der Kartusche ermöglicht es zudem, das Probenmaterial auf DNA-Ebene zu untersuchen.

“Dank ihres Baukastenprinzips ist unsere ivD-Plattform so flexibel, dass sie sich für alle möglichen bioanalytischen Fragestellungen eignet”, so Eva Ehrentreich-Förster vom Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT in Potsdam-Golm:” Wir haben die Assays dabei so optimiert, dass sich in einem einzigen Analyseschritt bis zu 500 Nachweisreaktionen parallel durchführen lassen”.

Das Mini-Labor steht kurz vor der Marktreife. Die Wissenschaftler stellen die ivD-Plattform vom 23. bis zum 26. März auf der Messe Analytica in München vor. Neben medizinischen Anwendungen hat Ehrentreich-Förster noch weitere Märkte im Blick: “Die ivD-Plattform eignet sich auch für die Lebensmittelanalytik oder für Dopingkontrollen.”