Mit ‘Arzt’ getaggte Artikel

Montag, 12. Dezember 2011, von Elmar Leimgruber

Fraunhofer entwickelt Express-Bluttest

Dieser Biochip stellt schnell Blutvergiftungen fest
Foto: © Fraunhofer IPM

Das menschliche Blut gibt Aufschluss über vielerlei Erkrankungen. Die Geschwindigkeit des Bluttests kann daher Leben retten – etwa bei einer Blutvergiftung. Mit einem neuen Biochip, den Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) in Freiburg entwickelt haben, können Mediziner das Blut künftig direkt in der Arztpraxis untersuchen und innerhalb von zwanzig Minuten liegt das Ergebnis vor.

Um etwa die Frage nach einer Blutvergiftung zu klären, nimmt der Arzt bislang Blut ab und schickt es zur Untersuchung an ein Zentrallabor. Dabei geht wertvolle Zeit verloren, die dem Patienten unter Umständen das Leben kosten kann. “Der neue Biochip wird in einem ebenfalls von uns konstruierten Gerät ausgewertet, das alle Untersuchungsschritte vollautomatisch durchführt”, erklärt Albrecht Brandenburg, Gruppenleiter am IPM. “Der Arzt muss lediglich die Blutprobe in das System stellen und auf das Ergebnis warten.” Je schneller und gezielter die Ärzte eine Sepsis erkennen und behandeln, desto größer sind die Überlebenschancen für den Patienten. Bereits im vergangenen Jahr hatte Fraunhofer -wie berichtet- ein Mini-Labor für Ärzte angekündigt und die Uni Saarland präsentierte kürzlich einen neue Krebsfrüherkennungs-Methode durch Bluttests.

 

Einen Prototyp des Geräts und des Biochips haben die Forscher bereits gemeinsam mit Kollegen einer Universitätsklinik erfolgreich getestet. Der Biochip wird jeweils nur einmal verwendet – entsprechend preisgünstig muss er sein: “Wir rechnen damit, dass er bei entsprechender Stückzahl langfristig nicht mehr als einen Euro kosten wird”, sagt Brandenburg. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: So lassen sich auch andere Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Krebs untersuchen. Weiterhin ermöglicht der Chip Doping- und Urintests und Qualitätsprüfungen an Lebensmitteln.

Das Gerät arbeitet konkret so: Zunächst bereitet es die Blutprobe vor. Rote Blutkörperchen werden vom Blut getrennt, das zurückbleibende Blutplasma wird auf den Biochip geleitet. Leidet der Patient an einer Sepsis, bildet sein Immunsystem als Abwehrreaktion bestimmte Proteine aus. Diese nutzt der Biochip zur Diagnose: Auf dem Chip sind Antikörper verankert, die an genau diese Proteine ankoppeln können. Falls also Proteine im Blut sind, fischen die Antikörper diese aus der Flüssigkeit heraus und fixieren sie auf dem Chip.

Doch woher weiß das System, ob Proteine gefangen wurden? “Es spült eine Lösung mit passenden Antikörpern über den Chip, die wiederum mit einem fluoreszierenden Farbstoff markiert sind”, erläutert Manuel Kemmler, Wissenschaftler am IPM. “Diese binden an die Proteine – Antikörper, Protein und fluoreszenzmarkierter Antikörper sind damit fest aneinander und an die Oberfläche gekoppelt. Beleuchtet man den Chip, leuchtet der Farbstoff auf.” Das System sieht viele kleine Leuchtpunkte, die verraten, dass Protein im Blut war. Ist der Patient dagegen gesund, bleibt der Chip dunkel.

Mit ihrer Entwicklung können die Forscher sogar verschiedene Proteine in einem Ablauf gleichzeitig untersuchen. In diesem Fall befinden sich unterschiedliche Fängermoleküle auf dem Chip, an die jeweils ganz bestimmte Moleküle aus dem Blut andocken. Durch eine geschickte Wahl der nachgewiesenen Proteinmarker gewinnen die Wissenschaftler wichtige Zusatzinformationen über die Schwere und die Ursache der Erkrankung.

Sonntag, 6. März 2011, von Elmar Leimgruber

Ärztekammer fordert mehr Kompetenzen für Hausärzte

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Gallup-Instituts liegen Hausärzte mit 8,1 von zehn möglichen Punkten an der Spitze des Vertrauensindex. “Dieses Ergebnis ist für uns hoch erfreulich” betont der stellenvertretende Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, Rudolf Hainz. Er fordert nun eine Neupositionierung des Hausarztes durch mehr Kompetenz:

Ständig werde von notwendigen Einsparungen im Gesundheitswesen gesprochen. “Dass eine Stärkung der Kompetenzen der Hausärzte Effizienz mit sich bringt, sollte den politisch Verantwortlichen langsam bewusst werden”, so Hainz. Gerade in der aktuellen Diskussion rund um die überlasteten Spitalsambulanzen sei es “höchst an der Zeit”, die Rolle der Hausärzte aufzuwerten. Für die Patienten sei es enorm wichtig, einen fixen Ansprechpartner konsultieren zu können, wenn sie gesundheitliche Probleme hätten. “Hausärzte, die ihre Patienten jahrelang betreuen und über deren Krankengeschichte genau Bescheid wissen, können eine persönliche Zuwendungsmedizin auch umsetzen”, sagt Hainz.

Darüber hinaus könne der Hausarzt die wichtige Rolle der Drehscheibe im “gesundheitlichen Versorgungsdschungel” übernehmen. Hainz zufolge gehe unnötigerweise “viel Zeit und Geld verloren, wenn Patienten auf eigenen Verdacht hin Spitalsambulanzen konsultieren, ohne vorher mit ihrem Hausarzt gesprochen zu haben”.

Schon lange fordert die Ärztekammer, dass Hausärzte die Befunde ihrer Patienten verpflichtend übermittelt bekommen. “Wenn dem Hausarzt alle Befunde vorliegen, ist auch die Elektronische Gesundheitsakte, deren Implementierung eine Menge Geld kostet, überflüssig”, meint Hainz. Würden beim Hausarzt alle Informationen zusammenlaufen, könnten diese an die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachrichtungen entsprechend weitergeleitet werden und wären dabei immer “in sicheren Händen”.

Besonders in Hinblick auf die jüngsten Diskussionen rund um die Wiener Spitalsambulanzen und den Warnungen der Spitalärzte vor drohenden Leistungskürzungen im Spitalsbereich weist Hainz auf die Dringlichkeit der Stärkung des niedergelassenen Bereichs – und hier insbesondere der Hausärzte – hin: “Die Zeit drängt. Wenn nicht jetzt gehandelt wird, wird es, so wie es bereits in den ländlichen Regionen absehbar ist, auch in Wien zu einem Mangel an Hausärzten kommen.”

Montag, 19. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Ärzte gegen aktive Sterbehilfe

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der deutschen Bundesärztekammer
Foto: ÄkNo/Altengarten

“Wir Ärztinnen und Ärzte wollen nicht, dass Sterbehilfe – auch nicht als Beihilfe zur Selbsttötung – erst zur Norm und dann zur Normalität wird”. So kommentierte Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der deutschen Bundesärztekammer (BÄK), eine von der BÄK in Auftrag gegebene Befragung, bei der sich rund 80 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte gegen eine Legalisierung der Euthanasie ausgesprochen haben.

Die Studienergebnisse zeigten “Empathie mit Patienten bedeutet nicht Akzeptanz für eine Legalisierung des ärztlich assistierten Suizids sowie der aktiven Sterbehilfe”, stellte Hoppe klar. Für zwei Drittel aller Ärzte verstößt es aber gegen den hippokratischen Eid, wenn Ärzte Patienten beim Suizid unterstützen.

Tatsächlich befürchtet aber laut Studie die große Mehrheit der Ärzte (89 Prozent), eine Legalisierung des ärztlich assistierten Suizids könne leicht dazu führen, dass sich Menschen um Hilfe beim Sterben bemühen, weil sie sich als Belastung für die Familie oder die Gesellschaft empfinden.

“Wir wollen nicht, dass Kranke, entgegen ihrem eigentlichen Willen, unter gesellschaftlichen Druck geraten, Sterbehilfe meinen einfordern zu müssen”. Vielmehr müsse der Zugang zu einer modernen palliativmedizinischen Behandlung gefördert werden, die todkranken Menschen ein möglichst schmerz- und beschwerdefreies Leben ermöglicht. Ärztliche Aufgabe ist und bleibt es, Sterbenden beizustehen,” erläuterte Hoppe den klaren Standpunkt der deutschen Ärzte.

Nach der Befragung des Allensbach-Instituts ist die große Mehrheit der Ärzte (79 Prozent) davon überzeugt, dass ein Ausbau der Palliativmedizin die Wünsche nach Sterbehilfe verringern würde. Fast ebenso viele (73 Prozent) beklagen aber, die Kapazitäten für die palliativmedizinische Versorgung seien ungenügend. “Dies ist sicher einer der Gründe, warum mittlerweile jeder dritte Arzt im Laufe seines Berufslebens um Hilfe beim Suizid gebeten wird”, sagte Hoppe. Hinzu komme ein schleichender Paradigmenwechsel in der Gesellschaft. Sterben und Tod würden zunehmend tabuisiert. “Macht und Materialismus werden glorifiziert. Wer diesem Zeitgeist nicht mehr folgen kann, empfindet sich oft als Belastung. Wir Ärzte sind es dann, die den Todeswunsch der Patienten erfüllen sollen.”

“Die Studie belegt, dass wir mit unserer ablehnenden Haltung in der Diskussion um eine mögliche Legalisierung der Sterbehilfe die große Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte hinter uns haben. Die Ergebnisse lassen aber auch vermuten, dass der schleichende Paradigmenwechsel in unserer Gesellschaft unter Ärzten für Verunsicherung sorgt”, so Hoppe.

Daher müssten Ärzte in Aus-, Fort- und Weiterbildung auf den Umgang mit sterbewilligen Patienten vorbereitet werden. Die Ergebnisse ließen zudem auch darauf schließen, dass noch nicht alle Ärzte ausreichend über die Möglichkeiten der Schmerz- und Symptombehandlung informiert seien. “Wir müssen schwerstkranken und sterbenden Patienten qualifizierte Schmerztherapie und bestmögliche Pflege bieten. Dazu brauchen wir bundesweit palliativmedizinische Versorgungsstrukturen. Erst wenn dies erreicht ist und die Menschen über diese Angebote informiert sind, dann wird auch der Ruf nach aktiver Sterbehilfe verhallen”, erklärte Hoppe abschliessend.

Die Ergebnisse der Befragung können auf der Internetseite der Bundesärztekammer abgerufen werden.

Freitag, 30. April 2010, von Elmar Leimgruber

Heuschnupfen kann zu allergischem Asthma führen

Der Pollenflug über EuropaGrafik: tk-online.de

Der 4. Mai 2010 ist der Welt Asthma-Tag. In Österreich leiden bis zu 12 Prozent der Bevölkerung an Asthma, bei Kindern stellt Asthma mittlerweile die häufigste chronische Erkrankung dar. Rund 30 bis 40 Prozent aller Patienten mit Heuschnupfen entwickeln im Lauf ihres Lebens allergisches Asthma. Ein großer Teil der Allergiker geht zu nachlässig mit der Erkrankung um und riskiert damit gesundheitliche Folgen wie chronisches Asthma. Diesem Etagenwechsel Nase – Lunge kann vorgebeugt werden! Auch Patienten, bei denen Asthma bereits diagnostiziert ist, sollten vor und während der Pollensaison mit ihrem behandelnden Arzt Rücksprache halten. Mit entsprechender Therapie und Compliance ist mittlerweile ein nahezu beschwerdefreies Leben möglich.

Rund 20 Prozent der Österreicher ab 15 Jahren leiden laut Gesundheitsbefragung der Statistik Austria an Allergien. Frauen trifft es mit 24 Prozent demnach häufiger als Männer (18 Prozent). Auch für Kinder stieg das Allergie-Risiko signifikant an. So wurden von 1995 bis 2003 bei Kindern zwischen sechs und sieben Jahren hohe Steigerungsraten an diagnostiziertem Asthma (plus 16 Prozent), Heuschnupfen (plus 22 Prozent) oder Ekzem (plus 37 Prozent) festgestellt. Bei Kindern zwischen 12 und 14 Jahren steigt die Prävalenz während ihres Lebens an Asthma zu erkranken um 32 Prozent, bei Heuschnupfen um 19 Prozent und bei Ekzmen um 28 Prozent.

Die Nase läuft, die Augen jucken und man fühlt sich abgeschlagen und müde. Hasel-, Erlen- und Birkenpollen machen gerade Allergikern mit Heuschnupfen wieder das Leben schwer. Knapp jede zweite Allergie ist eine Überempfindlichkeit gegenüber Blütenpollen. Allergien sind nach Ansicht von Experten die Epidemie des 21. Jahrhunderts. Fast jeder Dritte in Deutschland leidet mittlerweile unter einer allergischen Reaktion – Tendenz steigend: Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) geht davon aus, dass 2015 schon jeder zweite Mensch in den Industrienationen eine Allergie haben wird. “Gelingt es uns nicht, das Allergieproblem einzudämmen, werden die Deutschen schon bald ein Volk der Allergiker sein”, sagt Beate Thier, Ärztin bei der Techniker Krankenkasse (TK).

Wie stark sich Allergien hierzulande ausbreiten, zeigen die Krankheitszahlen bei Kindern und Jugendlichen. In der Altersgruppe der bis zu 17-Jährigen sind Allergien eines der häufigsten Gesundheitsprobleme überhaupt: Bei rund einem Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben Ärzte schon einmal Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis festgestellt. Damit nicht genug: Laut der so genannten KIGGS-Studie des Robert Koch-Instituts tragen mehr als vier von zehn Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren schon Antikörper gegen 20 getestete Allergene in sich. Das bedeutet, dass sie zwar noch keine Allergie haben, aber ihr Immunsystem bereits sensibilisiert ist. Damit ist fast jeder zweite Jugendliche in Deutschland allergiegefährdet.

“Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten durch Allergien sind schon jetzt enorm”, so Beate Thier. “Viele Menschen können beispielsweise ihren Beruf nicht mehr wie gewohnt ausüben oder müssen ihn wegen einer Allergie ganz aufgeben.” Schulkinder können sich laut ECARF bei Heuschnupfen bis zu 30 Prozent schlechter im Unterricht konzentrieren. Den volkswirtschaftlichen Schaden durch Allergien schätzt die ECARF in der Europäischen Union mittlerweile auf 100 Milliarden Euro jährlich.

Die Weltgesundheitsorganisation erwartet, dass sich Allergien in Europa zukünftig noch weiter ausbreiten werden. Daher empfiehlt die TK, vor allem Kleinkinder vor starken Allergenen zu schützen, um so ihr Allergierisiko zu senken. Substanzen, die besonders leicht Allergien auslösen können, sind zum Beispiel Schimmel und Tabakrauch.

Zum Thema Pollenflug habe ich erst kürzlich schon informiert: hier gibts mehr dazu. Die Info-Broschüre zum Thema “Allergie” ist hier und jene zum Thema “Asthma Bronchiale” ist hier kostenlos downloadbar.