Mit ‘Angst’ getaggte Artikel

Dienstag, 24. September 2013, von Elmar Leimgruber

Österreichs Jugend Trend Monitor 2013: Gesundheit, Geld und Familie TOP

Gesundheit, Geld und Familie sind die Top 3 der Wünsche für Österreichs Jugendliche. Dies geht aus dem soeben veröffentlichten Jugend Trend Monitor 2013 hervor. Im realen Leben spielen demnach vor allem  finanzielle Unabhängigkeit (69,0%), der Job (65,9%) und die Karriere (59,4%) eine wichtige Rolle.  Als zunehmend bedrohlich empfinden die Jugendlichen den Leistungsdruck in unserer Gesellschaft. Acht von zehn Befragten (83,8%) beurteilen ihn als sehr bzw. eher hoch, vor allem tendenziell größer im Vergleich zu Zeiten ihrer Eltern (73,8%). Diese werden dafür aber am wenigsten verantwortlich gemacht (8,8%), eher die Gesellschaft (25,9%).

Im Rahmen des Jugend Trend-Monitors 2013 wurden über 2.500 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Youth Panel XXL von DocLX und Marketagent.com im Alter zwischen 14 und 29 Jahren zu den Themen Politik, Sorgen & Träume sowie Musik befragt. Die vollständige Studie ist hier abrufbar.

Gesundheit (31,8%), Geld (25,7%) und Familie (15,7%) sind die Top 3-Nennungen der Befragten für ihre persönliche Zukunft, hätten sie drei Wünsche frei. Eine Mehrheit der Befragten sieht daher auch die private Zukunft top (43,6%), aber nur wenige (26,9%) schätzen auch ihre zukünftige finanzielle Situation rosig ein. Die Angst vor dem Jobverlust (48,2%) steht in der Sorgenskala gleich nach persönlichen Schicksalsschlägen wie Tod (68,3%) oder Erkrankung (63,3%) eines Familienmitglieds oder eines Freundes. Nach wünschenswerten gesellschaftlichen Entwicklungen befragt, zeigen die Jugendlichen Sehnsucht nach “Mehr Respekt im Umgang mit anderen” (62,1%), gefolgt vom Wunsch nach “Gleichberechtigung von Männern und Frauen” (53,7%) sowie “Mehr Wert auf die Familie” zu legen (53,2%).

Musik hat im Leben der 14-29-Jährigen einen sehr hohen Stellenwert. 61,5% der Befragten sprechen ein- oder mehrmals pro Woche mit Freunden über bestimmte Bands oder Songs. Zwei Stunden pro Tag (32,4%: 1 Stunde, 37,0%: 1 bis 3 Stunden) hören sie durchschnittlich Musik. Dabei ist das Radio (46,6%) nach wie vor die Musik-Quelle Nummer 1, gefolgt von Handy/Smartphone (29,1%) und Internet am Computer/Laptop (29,0%). Hört man Radio, sind KroneHit (29,6%) und Ö3 (24,2%) die Lieblingssender der Jugendlichen.

Am Handy/Smartphone hat der durchschnittliche Jugendliche 100 Tracks (35,4%: bis 50 Songs, 14,5%: 51 bis 100 Songs, 50,2%: mehr als 100 Songs. Die Youngsters kaufen sich Musik inzwischen vornehmlich digital (75,2%: mp3, Downloads von iTunes etc..), der physische Tonträger (CD) verliert beim Musikkonsum zunehmend an Bedeutung (38,1%). Illegaler Musik-Download wird von 75,1% nicht als Diebstahl bzw. als Straftat, die bestraft werden sollte, wahrgenommen, sondern “auf jeden Fall” bzw. “eher” als Kavaliersdelikt. Bei den bevorzugten Genres haben Pop (55,3%), Rock (50,4%) und House/Techno (40,8%) die Nase vorn, gar nicht können die Jugendlichen Volksmusik (41,1%), Schlager (40,1%) und Heavy Metal (39,4%) ausstehen bzw. würden sie sich diese Musikrichtungen nicht freiwillig anhören.

Nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen hingegen Musikvideos. Musik möchte man vorwiegend hören (77,3%), lediglich 14% der Jugendlichen schauen täglich Musikvideos, bevorzugt über YouTube (92,9%), das sich damit zum Musik-Fernsehen von heute entwickelt hat. Weit abgeschlagen rangieren TV-Video-Kanäle wie VIVA (27,7%), gotv (20,9%) und MTV (16,8%). 1-2 mal pro Jahr stehen bei 43% der befragten Jugendlichen auch Livekonzerte (inkl. Konzerte auf Festivals) auf dem Programm. Über Events generell informiert man sich primär im Freundeskreis (64,2%) oder auf Facebook (57,7%).

Welch ein sonderbarer “Zufall”, dass der Jugend Trend Monitor 2013, der sich unter anderem auch mit der politischen Gesinnung der Jugend beschäftigt, jetzt ausgerechnet wenige Tage vor der österreichischen Nationalratswahl erscheint: So tickt demnach Österreichs Jugend: Politik ist für Österreichs Jugendliche zwar nur von geringem Interesse. Wählen gehen sie aber und entscheiden sich da -laut dieser Jugendstudie (entgegen anderen Meinungsforschern, die eher HC Strache für Jugendliche als besonders attraktiv sehen, was auch dessen Anhängerschaft beispielsweise auf Facebook belegt) – am ehesten für die SPÖ. Die FPÖ halten sie für unwählbar, finden sie aber – ebenso wie die Grünen – für die Jugend attraktiv.

Im Interessens-Ranking der Jugendlichen liegt die Politik – erwartungsgemäß – laut Umfrage mit 11,0% weit abgeschlagen. Es dominiert Musik (47,6%) vor Sport (31,3%) und Technik (30,8%). Trotzdem kann man die Jugend nicht generell als politikverdrossen bezeichnen, denn immerhin knapp 29% (28,8%) sprechen wöchentlich mit Freunden über Politik und mehr als drei Viertel der 16-29-Jährigen (76,7%) haben vor, zur Nationalratswahl zu gehen und ihre Stimme abzugeben, für sie ist der Urnengang also  eine demokratische Pflicht.

Mehr als ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (35,6%) können sich  dabei vorstellen, der SPÖ ihre Stimme zu geben. Der Partei von Werner Faymann traut man auch die größte Zukunfts-Kompetenz (15,9%) zu, gefolgt von ÖVP und FPÖ. Auf den Plätzen zwei und drei der Parteien, die grundsätzlich wählbar sind, folgen die Grünen (29,2%) und die ÖVP (28,5%), am Ende der Skala finden sich  BZÖ (7,2%) und KPÖ (5.5%). Ambivalent steht die österreichische Jugend der FPÖ gegenüber. Man hält sie zwar – ebenso wie die Grünen (FPÖ: 19,9%, Grüne: 13,8%) – attraktiv für die Jugend, würde HC Strache und Co. aber persönlich nicht wählen (43,1%), es folgen im “Unwählbarkeits-Ranking” das Team Stronach (32,6%) und das BZÖ (31,8%).

Beim Thema Abendessen müssen sich Österreichs Politiker allerdings Barack Obama geschlagen geben. Für 58,6% ist er der erklärte Favorit für ein gemeinsames Dinner (siehe Chart 3). Da können von der heimischen Politiker-Elite – mit gehörigem Respekt-Abstand – gerade noch Heinz Fischer (23,6%) und Heinz-Christian Strache (22,2%) mithalten. BZÖ-Chef Josef Bucher hingegen wäre für die Mehrzahl der Youngsters ein Grund für “Dinner-Cancelling” (2,8%).

Studiensteckbrief:
- Methode: Computer Assisted Web Interviews (CAWI)
- Instrument: Online-Interviews über die Marketagent.com reSEARCH Plattform
- Respondenten: web-aktive Jugendliche aus Österreich zwischen 14  und 29 Jahren aus dem Youth Panel XXL
- Samplegröße: n = 2.593 Netto-Interviews
- Umfang: 39 offene/geschlossene Fragen
- Befragungszeitraum: 02.08.2013 – 12.09.2013

Sonntag, 25. November 2012, von Elmar Leimgruber

2012 und das Ende der Welt


Am 21. Dezember 2012 findet der Weltuntergang statt. Und die zunehmenden Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrühe, Sturmfluten, Tornados…), verbunden mit dem Klimawandel und den zahlreichen Kriegen und Hungersnöten in der Welt belegen dies auch. Davon sind viele Menschen weltweit -auch bezugnehmend auf Nostradamus und vor allem auf einen Maya-Kalender- überzeugt.

Natürlich wird es den Weltuntergang, den “End Of Days” geben: Irgendwann. Aber dass dies zu unseren Lebzeiten geschieht, ist um ein Vielfaches unwahrscheinlicher als dass es erst in Millionen oder Milliarden von Jahren passieren wird. So betrachtet ist natürlich Vieles bei der diesbezüglichen Panikmache nichts als ein lukratives Geschäft mit der Angst.

Gewiss ist die Apokalypse sogar biblisch vorhergesagt. Doch es steht da genauso geschrieben, dass  kein Mensch weder den Tag noch die Stunde weiß, wann das geschehen wird. Dies sollten auch gewisse christliche Kreise ernstnehmen, die sonst auch immer so genau hinschauen, was geschrieben steht. Weltuntergangs-Prognosen gabs zu allen Zeiten (und wird es vermutlich auch immer geben) und -seien wir beruhigt- trotzdem ist er bislang niemals geschehen, der letzte Tag. Und -das mag jetzt besonders auf Aberglaube Ansprechende schockieren-: dass am 21.12.2012 die Welt untergeht, glauben nicht einmal die Maya selbst. Den Planeten Nibiru, der zum selben Zeitpunkt mit der Erde kollidieren soll, gibt es -wissenschaftlich betrachtet- nicht, und auch Polsprünge, Sonnenstürme oder die Prophezeiungen des Nostradamus werden im Dezember nicht zum Ende der Welt führen.

Alle diese Szenarien gehen vor allem auf den Erfindungsreichtum westlicher Esoteriker zurück, wobei die aktuell zu beobachtende “apokalyptische Lagerfeueratmosphäre” für einzelne Personen durchaus gefährliche Züge aufweisen kann. Das war der Tenor eines von der österreichischen Bundesstelle für Sektenfragen initiierten Vortragsabends letzthin in Wien.

“Man wird am 22.12.2012 nicht aufwachen und die Kompassnadel zeigt nach Süden”, klärt der renommierte Buchautor und Wissenschaftsjournalist Bernd Harder in seinem Versuch auf, verschiedene Endzeitszenarien für das Jahr 2012 wie den angeblichen Polsprung aufzuzeigen und wissenschaftlich zu widerlegen. Wichtig ist für den Skeptiker vor allem, dass man, bevor man nach Erklärungen sucht, schauen muss, ob die zugrunde liegenden Behauptungen überhaupt stimmen. Als Beispiel dazu führt er die fälschlicherweise angenommene Zunahme von Erdbeben an, die sich auf die steigende Anzahl von Messstationen zurückführen lassen.

Auch den Endzeitmythos um das Ende des Maya-Kalenders weiß Harder zu entkräften. Denn wie jeder Kalender zeigt auch das komplizierte Kalendersystem der Mayas “nur” Tage an und prophezeit nichts: “Der Adventkalender ist der einzige Kalender der endet.” Der Weltuntergang 2012 gründet nicht auf uralten Weissagungen, sondern auf den Ideen westlicher Esoteriker. An diesen stört Harder vor allem die Passivität, dass alles von außen kommen soll: “Wenn sie die Welt verändern wollen, sollen sie bei sich selbst anfangen.”

Beispiele und Erklärungen für die Faszination und Attraktivität des Themas Weltuntergang lieferte die Psychologin und Psychotherapeutin Ulrike Schiesser und stellte klar, dass es vor allem um Emotionen geht. Aus ihrer Beratungsarbeit an der Bundesstelle weiß sie auch, dass sich Erwachsene, die sich Sorgen machen, verstärkt in Internetforen treffen, Vorräte anhäufen oder sich nach alternativen Energiequellen umschauen. Beunruhigend kann das Spiel mit dem kleinen Schaudern dabei auch besonders für Kinder sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Geschäft mit der Apokalypse. “Das Internet ist eine Spielwiese der Weltuntergangsprophezeiungen und der dahinterstehende Industriezweig sehr aktiv”, so die Mitarbeiterin der Bundesstelle für Sektenfragen. Von Rasenmähern bis zu Tickets für die rettende Arche könne man auf sogenannten “Survival-Seiten” so ziemlich alles kaufen, um für den Untergang gerüstet zu sein. “Besinnliche Endzeitstimmung in jedes Wohnzimmer” bringt dann noch der “Maya-Adventkalender”, der bis zum 21.12. für jeden Tag ein kleines Katastrophenszenario bietet.

Dass die Aussicht auf einen Weltuntergang in so gut wie allen Religionen existiert, berichtete der Religionswissenschafter Franz Winter. Vor dem Hintergrund des Klassiker-Szenarios der Sintflut und hinduistischen Traditionen stellte der Religionsexperte und Mitarbeiter der Bundesstelle dem linearen Verlauf der Welt den
zyklischen gegenüber. Zwar befindet sich die Welt in der hinduistischen Kosmologie momentan im Zeitalter des Verfalls und Verderbens, dem letzten von vier Zeitaltern, aber auf das goldene wird man wohl noch warten müssen: nämlich genau 426.987 Jahre (so zumindest nach einem bekannten Berechnungsmodell).

Die Bundesstelle für Sektenfragen bietet sachliche Informationen und individuelle Beratung zum Themenbereich “sogenannte Sekten” und Weltanschauungsfragen. Dazu gehören unter anderem alternative religiöse Bewegungen, Esoterik, Guru-Bewegungen oder Satanismus. Sie agiert als zentrale Anlaufstelle sowohl für Privatpersonen, als auch für Institutionen und staatliche Einrichtungen. Die Schwerpunkte liegen auf objektiver Information und Dokumentation sowie der kostenlosen und vertraulichen Beratung von Betroffenen, Angehörigen und Bezugspersonen. Die Bundesstelle ist konfessionell ungebunden und weltanschaulich neutral.

Samstag, 24. Dezember 2011, von Elmar Leimgruber

Beistand und Hilfe zu Weihnachten

Im Advent und der Weihnachtszeit sind Einsamkeit, Verzweiflung, Lebensmüdigkeit, Angst und vieles mehr besonders spürbar und eine Anlaufstelle ist die Telefonnummer 142, wenn jemand zum Reden und vor allem zum Zuhören gebraucht wird. Die Telefonseelsorge hat ein sensibles Ohr am Telefon – rund um die Uhr. Jeweils zwei Stunden Dienst bei der Telefonseelsorge leisteten in den vergangenen Tagen auch der evangelische Bischof Michael Bünker und der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. “Es ist ein wichtiges Zeichen, dass unsere Bischöfe die Nöte der Menschen wahrnehmen”, zeigt sich Marlies Matejka erfreut, außerdem werte es die ehrenamtliche Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf.

“Zuhören mit Andacht’ ist mehr als nur die Ohren spitzen, sondern auch das wache, sensible Ohr ist wichtig”, betont Marlies Matejka, Leiterin der Telefonseelsorge in der Erdiözese Wien. “Heute ist zuhören nicht mehr selbstverständlich und viele Gespräche enden mit dem Satz ‘Danke, dass Sie mir zugehört haben’”, erzählt sie. Dabei drücke der ausgesprochene Dank aus, dass das Zuhören offensichtlich geholfen, etwas bewegt, berührt, geheilt hat. “Die Telefonseelsorge kann zuhören, weil sie rund um die Uhr nur dafür da ist”, betont Matejka. Die ökumenische Internetseelsorge ist übrigens hier aufrufbar, die Online-Seelsorge der Erzdiözese Salzburg hier.Zu Weihnachten sehnen wir uns ganz besonders nach Liebe, Familie und Harmonie. Wenn es vergönnt ist, liebende Menschen um uns zu haben sind wir gesegnet. Aber es gibt unzählige Menschen, die gerade zu Weihnachten besonders leiden: weil sie einsam sind, weil sie äußeren Zwängen und häuslichen “Weihnachts-Shows” unterworfen sind und aus vielen anderen Gründen mehr.

Ich wünsche uns allen, dass wir zu Weihnachten mit jenen Menschen zusammen sein können, die wir lieben und welche uns lieben, und zwar nicht nur oberflächlich, sondern wirklich. Und dass uns erneut bewusst, dass von ihm alles Edle und Schöne, das erste Weihnachtsgeschenk, überhaupt ausgeht: vom menschgewordenen Sohn Gottes: Vielleicht könnte ja ein besinnlicher Besuch bei ihm, dem einfachen Kind in der Krippe, hilfreich sein, unsere alltäglichen Sorgen und Probleme relativer zu sehen und gelassener zu verarbeiten.

In diesem Sinne wünsche ich uns und Ihnen allen ein frohes, gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest

Elmar Leimgruber

Dienstag, 1. November 2011, von Elmar Leimgruber

Jungschar sieht Halloween kritisch

Während Halloween der Wirtschaft heuer allein in Wien einen zusätzlichen Umsatz von 12 Millionen Euro bringt, sieht die Katholische Jungschar eine zunehmende Kommerzialisierung des Brauchtums rund um den heutigen Allerheiligentag kritisch. Deren Bundesvorsitzende Christina Schneider sieht in der Entwicklung die Gefahr einer Verflachung in der Auseinandersetzung mit dem Tod:

“Der Umgang mit dem Sterben wird in der modernen Gesellschaft immer mehr ausgeblendet”. Zu Allerheiligen und Allerseelen gehört die Erinnerung an die Verstorbenen und auch die Beschäftigung mit der eigenen Sterblichkeit”. Ein Allerheiligen-Impuls ist hier bei redakteur.cc abrufbar und eine Facebookseite zum Mitdiskutieren gibts hier.

Die Jungschar ist zwar nicht grundsätzlich ggen Halloween, betont aber: Eltern haben es heute zusehends schwer gegen die geballte Marketingmacht der Konsumwelt anzukommen und ein ruhiges Allerheiligenfest zu feiern. Und auch die Grenze zwischen dem, was Ängste abbaut und Spaß macht und dem was die seelische Gesundheit von Kindern gefährdet, wird laut Schneider, sehr oft überschritten. Die Katholische Jungschar fordert daher den Verzicht auf Gewalt- und Streichandrohung, einen überlegten Umgang mit Konsumbedürfnissen und eine höhere Sensibilität gegenüber dem kindlichen Umgang mit Angst, Sterben und Jenseitsvorstellungen. Ein Positionspapier der Katholischen Jungschar zum Themen Halloween und Angst ist hier online.

Wer  besonders jetzt zu Allerheiligen seine lieben Verstorbenen vermisst und mit wem darüber reden möchte, kann sich an die vielen seelsorglichen kirchlichen Einrichtungen wenden: Die Telefonseelsorge ist in Österreich ohne Vorwahl unter der Nummer 142 anonym und kostenlos rund um die Uhr zu erreichen. Immer stärker wird auch das Internet für seelsorgliche Begleitung in Anspruch genommen. Seit mehr zehn Jahren bietet die Erzdiözese Salzburg eine Online-Beratung. Internetseelsorge auf ökumenischer Basis bietet im deutschsprachigen Raum die Plattform www.seelsorge.net.

Samstag, 26. Februar 2011, von Elmar Leimgruber

Schon mehr als jeder zweite Deutsche fürchtet steigende Preise

Schon bald Wirklichkeit?

Inflation wird zunehmend zu einer Grundsorge der Deutschen: schon mehr als jeder zweite Deutsche fürchtet steigende Preise. Im Sorgenbarometer des Hamburger Magazins stern erklärte mehr als jeder zweite Bürger (52 Prozent), er habe zurzeit große oder sehr große Furcht vor steigenden Preisen – fünf Prozentpunkte mehr als bei der entsprechenden Umfrage vor drei Monaten. Besonders ausgeprägt ist die Sorge bei denen, die eher wenig verdienen: den Bürgern mit Hauptschulabschluss (66 Prozent). Frauen sind über das Anziehen der Preise mit 58 Prozent stärker beunruhigt als Männer (46 Prozent).

Etwas zugenommen hat auch die Angst vor der galoppierenden Staatsverschuldung, die an erster Stelle steht: 63 Prozent der Deutschen nennen sie als drängendstes Problem, 2 Punkte mehr als vor drei Monaten. Damit sind die hohen Schulden des Staates nach wie vor die Hauptsorge der Bundesbürger. Mit 57 Prozent Nennungen steht die Angst um die Sicherheit der Renten an zweiter Stelle. Drittgrößte Sorge ist die um die Ausbildung der Kinder, (54 Prozent, +1). Stark zurückgegangen ist indes die Furcht, die Politiker könnten mit den Problemen überfordert sein (52 Prozent, -5).

Angesichts der gute Konjunktur ist die Angst vor steigenden Arbeitslosenzahlen derzeit eher gering: Nur 37 Prozent der Bürger nannten dies als vordringliches Problem (+2). Am Ende der Skala steht die Sorge der Bürger, sie könnten Opfer einer kriminellen Gewalttat werden: Nur 18 Prozent fürchten dies, zwei Prozentpunkte weniger als vor drei Monaten. Die Erhebung war vom Forsa-Institut im Auftrag des Stern Anfang Februar 2011 bei 1003 repräsentativ ausgesuchten Bundesbürgern durchgeführt worden.

Montag, 1. November 2010, von Elmar Leimgruber

Der Tod als Bestandteil unseres Lebens – Impuls zu Allerheiligen

Viele Jugendliche fürchten sich beim Gedanken an den Tod. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage der GFK Nürnberg (knapp 2000 Befragte ab 14 Jahren) im Auftrag der Apotheken Umschau” hervor. Demnach gaben 48,2 %, also knapp die Hälfte  der Befragten an, sie hätten Angst vor dem Sterben, weil sie nicht wüssten, was danach kommt.

Bei den Befragten ab 70 Jahren sprachen hingegen nur knapp über ein Viertel (26,8 %) über Todesangst. Die Studie fand heraus, dass die älteren Mitbürger dafür verstärkt an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben glauben (49,2 %); bei Jugendlichen liegt dieser Prozentsatz bei 32,5%. Viele Senioren (43,8 %) hegen zudem die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang, die Befreiung von den Aufgaben des Lebens und ein Wechsel von der vergänglichen in eine beständige Welt ist. Bei den jungen Menschen sind davon deutlich weniger überzeugt (31,7 %).

Wir feiern heute das Fest Allerheiligen und gedenken so unserer Toten. Und selbst jene Menschen, die weniger gläubig sind, denken an diesem Tag in besonderer Weise an den tödlichen Verlust von Verwandten und Freunden. Und auch der Besuch eines Friedhofs an diesem Tag ist für viele Menschen selbstverständlich. Spätestens alljährlich an diesem Tag werden wir daran erinnert, dass wir alle -ohne Ausnahme- sterben und dass alles Materielle dann seinen Wert verliert. Aber was bleibt?

Der Tod ist fixer Bestandteil unseres Lebens. Und sosehr wir ihn auch zu verdrängen versuchen: wir können ihm nicht entweichen. Und ja, gerade beim Gedanken an den Tod drängt sich uns die Frage nach unserem Leben, nach der Art, wie wir leben und nach der Verantwortung für uns und für andere, auf.

Und ja: das ist sehr gut so: Verdrängung löst niemals Probleme, sondern sie schafft neue. Wir dürfen uns, ja wir sollten uns mit dem Tod an sich und auch mit dem eigenen Sterben beschäftigen, ihn uns zwar nicht wünschen, ihn aber als Teil unserer Wirklichkeit akzeptieren.

In obiger Umfrage fällt der Zusammenhang zwischen dem Glauben und der Angst vor dem Tod auf: Ältere Menschen, die an die Auferstehung und an ein Leben nach dem Tod glauben, haben eher weniger Angst vor dem Tod als jüngere, die nicht gläubig sind. Sicher ist, wer glaubt, dass es die Auferstehung und das ewige Leben gibt, und der auch entsprechend verantwortungsbewusst und liebevoll gelebt hat, im Allgemeinen zuversichtlicher dem Tod begegnen kann als wer, der machtbesessen, egoistisch und rücksichtslos gelebt hat und für den dann im eigenen Denken einfach “alles aus ist”. Das Maß der Liebe wird also vermutlich entscheidend sein, wie wir dem unentrinnbaren Tod begegnen werden.

Aber unabhängig davon, ob wir nun gläubig sind oder nicht: Das Wissen um die eigene Vergänglichkeit könnte uns dazu motivieren und inspirieren, unser Leben fruchtbar und liebend zu gestalten, für die anderen (was übrigens auch persönlich glücklich macht), und um letztlich im Angesicht des sicheren Todes (wann auch immer) beruhigt zurückblicken zu können auf die wahre Liebe, die man im Leben vollbracht hat. Und das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.

Samstag, 11. September 2010, von Elmar Leimgruber

Deutsche Kanzlerin plädiert für Selbstbewusstsein, Toleranz, Religions-, Meinungs- und Pressefreiheit

Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel zeichnet den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard aus
Foto: REGIERUNGonline/Hanschke

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat anlässlich der Verleihung des Medienpreises “M 100 Sanssouci Colloquium”an den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard die Bedeutung von Presse- und Meinungsfreiheit hervorgehoben. Dieser muss für seine Mohammed-Karikaturen seit 2005 um sein Leben bangen. “Europa ist ein Ort, in dem ein Zeichner so etwas zeichnen darf. Das ist im Übrigen kein Widerspruch dazu, dass Europa auch ein Ort ist, in dem die Freiheit des Glaubens und der Religion sowie der Respekt vor Glaube und Religion ein hohes Gut sind”, sagte Merkel. “Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.” Dieser Satz von Perikles sei heute noch genauso aktuell wie im 5. Jahrhundert vor Christus. “Freiheit zu leben, erfordert Mut, und zwar jeden Tag aufs Neue, im Kleinen wie im Großen,” betonte die deutsche Kanzlerin.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat sich indes gegen die laut gewordene Kritik von Moslem-Organisationen an der Ehrung des dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard gewandt. “Satire und Karikatur sind ironische Stilmittel der Pressefreiheit“, stellte der DJV-Vorsitzende Michael Konken klar: “Sie zu akzeptieren, selbst wenn man sich angegriffen fühlt, ist demokratisches Prinzip.“

redakteur.cc dokumentiert in Ausschnitten die beeindruckende und bedenkenswerte Jahrhundertrede von Angela Merkel zur Verleihung des Medienpreises am 8. September 2010 in Potsdam:

Die Wirkung der präzisen Frage zum richtigen Zeitpunkt, die Freiheit, sie stellen zu können, und vor allem die Freiheit, über die Antwort zu berichten, und zwar ungekürzt, unverändert, unverzüglich – welch hohes Gut. Niemals dürfen wir dieses hohe Gut als selbstverständlich ansehen – auch bei Themen nicht, die nicht sofort die Welt verändern, sondern Fragen des Alltags berühren…

Reden wir also Klartext… Aussagen, zum Beispiel von mir, münden in eine Debatte, eine breite Debatte um Artikel 5 unseres Grundgesetzes. Er lautet: “Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.” – So weit Artikel 5. Er ist es wert, gerade bei einer solchen Tagung zum Thema “Freiheit und Pressefreiheit” in Gänze vorgetragen zu werden. Er ist das auch wert, weil er neben Artikel 1 zur Unantastbarkeit der Würde des Menschen, Artikel 2 zur freien Entfaltung der Persönlichkeit, Artikel 3 zur Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und Artikel 4 zur Freiheit des Glaubens für mich zu den größten Schätzen unserer Gesellschaft gehört…

Das Thema Sarrazin ist aber gerade kein Thema der Gefährdung der Meinungsfreiheit, sondern es geht darum, ob und gegebenenfalls welche Folgen zum Beispiel ein Buch für einen Autor in einer besonders wichtigen öffentlich-rechtlichen Institution haben kann oder nicht…

Der heutige Tag kann uns für unser Thema “Pressefreiheit in Europa” – da bin ich mir sicher – Orientierung geben. Bei dem Mann, den Sie heute auszeichnen, dem dänischen Zeichner und Karikaturisten Kurt Westergaard, geht es um die Meinungs- und Pressefreiheit. Bei ihm geht es darum, ob er in einer westlichen Gesellschaft mit ihren Werten seine Mohammed-Karikaturen in einer Zeitung veröffentlichen darf, ja oder nein; egal, ob wir seine Karikaturen geschmackvoll finden oder nicht, ob wir sie für nötig und hilfreich halten oder eben nicht. Darf er das? Ja, er darf. Er ist ein Zeichner, wie es in Europa viele gibt. Europa ist ein Ort, in dem ein Zeichner so etwas zeichnen darf. Das ist im Übrigen kein Widerspruch dazu, dass Europa auch ein Ort ist, in dem die Freiheit des Glaubens und der Religion sowie der Respekt vor Glaube und Religion ein hohes Gut sind. Wenn ein fundamentalistischer evangelikaler Pastor in Amerika am 11. September den Koran verbrennen will, so finde ich das deshalb – kurz gesagt – schlicht respektlos, sogar abstoßend und einfach falsch.

In der Diskussion um die Veröffentlichung der so genannten Mohammed-Karikaturen geht es also genau darum, ob wir in Europa mit unseren Werten – Sie haben die von mir genannten ersten fünf Artikel unseres Grundgesetzes sicher noch im Ohr – aus Angst vor Gewalt und Massendemonstrationen davon absehen, die Zeichnungen dieses Karikaturisten zu veröffentlichen oder nicht, ob sie auch in anderen Zeitungen nachgedruckt werden oder nicht und, wenn nein, warum nicht.

Denen, die das seinerzeit aus welchen Gründen auch immer nicht gemacht haben, werfe ich nichts vor. Jeden Tag stehen Sie bei Ihrer Berichterstattung vor Abwägungsfragen; sie gehören zur Verantwortung der Medien in Ausübung ihrer Pressefreiheit ganz selbstverständlich dazu. Ich kenne solche Abwägungsfragen auch selbst: Soll die deutsche Bundeskanzlerin die Hauptrede anlässlich dieser Veranstaltung halten? Soll sie den Dalai Lama empfangen? Soll sie Briefe, die sie zum Beispiel von “Reporter ohne Grenzen” bekommt, ernst nehmen und den neuen ukrainischen Präsidenten bei seinem ersten Besuch in Berlin auf die Einschränkungen der Pressefreiheit in seinem Land ansprechen oder damit besser bis zur zweiten Begegnung warten?

Wie also verhält es sich mit den Werten und den Interessen, den politischen wie wirtschaftlichen, die für unser Land wichtig sind – für Sie wie für mich? Ich habe für mich die genannten drei Fragen drei Mal mit Ja beantwortet, und zwar aus einem einzigen Grund, der mich seit Beginn meiner politischen Arbeit leitet: Deutsche Politik vertritt ihre Interessen wertegebunden – nach innen wie nach außen. Werte und Interessen gehören zusammen. Wer einen Gegensatz aufmacht, hat sich bereits aufs Glatteis führen lassen…

Ja, geben wir den Menschen eine Stimme – in politischen Parteien genauso wie in den Medien. Aber überzeugen wir sie gleichzeitig, dass es in unserem Land am wenigsten darum geht, was gesagt werden darf. Richtige Entscheidungen, Taten statt Worte – das hingegen führt zum Kern dessen, was notwendig ist, zum Beispiel damit Integration gelingt und nicht scheitert, damit Parallelgesellschaften verhindert und nicht auch noch gefördert werden, damit jugendliche Gewalt eingedämmt und nicht hingenommen wird, damit der Sozialstaat denen hilft, die ihn brauchen, und nicht denen, die ihn missbrauchen, und vieles mehr…

Erstens: Freiheit ist nicht bindungslos. Das gilt für unser persönliches Leben, das gilt in der Politik, das gilt für die Verantwortung der Medien, das gilt für uns alle. Freiheit ist stets und für alle mit Verantwortung verbunden. Freiheit steht nie nur für sich. Sie ist eine Medaille mit zwei Seiten: Auf der einen Seite steht die Freiheit von etwas, auf der anderen Seite die Freiheit zu etwas. Wenn wir also von Freiheit sprechen, dann sprechen wir tatsächlich immer auch von der Freiheit des anderen. Was uns in Deutschland wie Europa auszeichnet, das ist der Umgang mit unserer Vielfalt, unserer Freiheit und der Freiheit der anderen. Wir Deutsche und Europäer haben in unserer Geschichte gelernt, aus der Vielfalt das Meiste zu machen. Die Eigenschaft, die uns dazu befähigt, ist die Toleranz.

Zweitens: Die Toleranz ist eine anspruchsvolle Tugend. Sie braucht das Herz und den Verstand. Aber sie ist nicht mit Standpunktlosigkeit und Beliebigkeit zu verwechseln. Sie hat niemals das geringste Verständnis für Intoleranz, für Gewalt von Links- und Rechtsextremismus oder für Gewalt im Namen einer Religion. Die Toleranz ist ihr eigener Totengräber, wenn sie sich nicht vor Intoleranz schützt. Religionsfreiheit meint eben nicht, dass im Zweifelsfall die Scharia über dem Grundgesetz steht. Toleranz meint nicht Wegsehen oder das Messen mit zweierlei Maß. Und Respekt bedeutet nicht Unterwerfung.

Drittens: Freiheit in Verantwortung – das gilt auch für die Wirtschaft. Eine auf Freiheit beruhende Soziale Marktwirtschaft bietet die Spielräume, damit Menschen verantwortlich handeln können. Die Lektion, die uns die Finanz- und Wirtschaftskrise schmerzhaft erteilt hat, muss überall ankommen. Seit Ludwig Erhard gilt, dass der Staat der Hüter der Ordnung unserer Sozialen Marktwirtschaft ist.

Viertens: “Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.” Dieser Satz von Perikles ist heute noch genauso aktuell wie im 5. Jahrhundert vor Christus. Freiheit zu leben, erfordert Mut, und zwar jeden Tag aufs Neue, im Kleinen wie im Großen – wenn ein Jugendlicher nicht mehr mitmacht beim Mobbing eines Klassenkameraden und den Ausschluss aus der Gruppe riskiert, wenn ein Manager nicht mehr mitmacht bei unlauteren Unternehmenspraktiken und dafür seine Karriere riskiert, wenn man in einer Diktatur versucht, jeden Tag in den Spiegel schauen zu können… Ja, so ist es: Mut fängt mit der Überwindung der eigenen Verzagtheit an…


Fünftens: Die Freiheit wird durch die schier unbegrenzten Möglichkeiten der digitalen Revolution geradezu herausgefordert. Auch ich bin fasziniert von den Möglichkeiten des World Wide Web. Trotzdem werden Sie keine Fotos von meiner letzten Geburtstagsfeier im Internet finden – zumindest keine, die ich selbst eingestellt hätte. Im Ernst: Es macht mir Sorgen, wie leichtfertig Menschen ihre Privatsphäre, den Hort individueller Freiheit, aufgeben und im Internet sensible persönliche Daten preisgeben. Gänzlich unverständlich ist mir das, wenn man bedenkt, wie erbittert wir in Deutschland über die Videoüberwachung öffentlicher Plätze oder eine Volkszählung streiten können. Politik und Medien müssen hier weiter Aufklärungs- und – ja, ich sage – Bildungsarbeit leisten, um in diesem Bereich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Freiheit zu kommen.

Sechstens: Auch unsere Außenpolitik ist wertegebunden. Ich sehe mit Sorge, dass Diktaturen und autokratische Staaten den Freiheits- und Toleranzbegriff missbrauchen. Denken wir zum Beispiel an die dritte Konferenz der Vereinten Nationen gegen Rassismus im Jahre 2001. Diese Anti-Rassismus-Konferenz und ihre Nachfolgetreffen wurden leider von Abgesandten aus Diktaturen und autoritär regierten Ländern bestimmt, die den Gedanken dieser Konferenzen in ihr Gegenteil verkehrt haben.

In Zusammenhängen wie diesen wird oft gefragt: Ist es nicht eine kulturelle, westliche, europäische, christliche Anmaßung, dass wir unsere Werte und Freiheitsrechte für universal gültig halten? Meine Antwort ist eindeutig: Nein, es ist keine Anmaßung. Fast alle Staaten sind Mitglieder der Vereinten Nationen und haben die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte anerkannt. Die großartigen 30 Artikel der Menschenrechtserklärung machen deutlich: Wer diese Rechte bestreitet, hat nicht das Wohl der Menschen im Blick. Kein kultureller Unterschied kann die Missachtung dieser Rechte rechtfertigen.

Ich bin im Übrigen überzeugt: Wenn wir selbstbewusst zu unseren Werten stehen, verschafft uns das weltweit mehr Respekt und Anerkennung, als wenn wir es nur verschämt tun.

Meine Damen und Herren, Freiheit – ich habe es schon oft gesagt – ist für mich persönlich die glücklichste Erfahrung meines Lebens. Auch bald 21 Jahre nach dem überwältigenden Geschenk der Freiheit mit dem Fall der Mauer und 20 Jahre nach der Vollendung der Einheit Deutschlands gibt es noch immer nichts, das mich mehr begeistert, nichts, das mich mehr anspornt, nichts, das mich stärker mit positiven Gefühlen erfüllt als die Kraft der Freiheit.

Montag, 23. August 2010, von Elmar Leimgruber

Schock-Regisseur Christoph Schlingensief verstorben

Christoph Schlingensief bei der Berlinale 2009
Foto: Siebbi (Wikimedia Commons)

“Das Wesentliche ist die Verwandlung. Das Sterben. Und die Angst vor dieser letzten Verwandlung ist allgemein, auf die kann man sich verlassen, auf die kann man bauen”: Christoph Schlingensief 2009 in seinem “Fluxus-Oratorium”: “Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir”.

Der erst 49-jährige deutsche Regisseur, der durch seine provokanten Aktionen und Regieführungen umstritten war, ist am 21. August 2010 verstorben.

Manche Kritiker werfen ihm vor, einfach schockiert zu haben, um aufzufallen, dass es ihm aber nicht um den Idealismus gegangen sei, wieder andere sehen ihn hingegen als vorbildlichen Weltverbesserer.

Die Wahrheit wird wohl auch in diesem Fall dazwischenliegen:

Kunst muss provozieren – Keine Frage.

Im Rahmen der Wiener Festwochen installierte der Künstler den “Ausländer Raus! Schlingensiefs Container” vor der Wiener Staatsoper, der als Vorbild die Fernseh-Show “Big Brother” hatte und in dem sich Asylsuchende befanden. Durch Abstimmungen konnte das Publikum entscheiden, welcher Teilnehmer den Container und das Land verlassen musste.

Ich mag diesbezüglich vielleicht zu sensibel sein, aber diese Aktion Schlingensiefs ging mir eindeutig zu weit: Durch Mega-Überzeichnung von manchem Gedankengut schärft man nämlich nicht selbstverständlich den Blick für das Wahre und die eigene Wirklichkeit, sondern schafft man möglicherweise geradezu eine Massenstimmung, die dem, was man eigentlich mit dieser Aktion erreichen will, entgegengesetzt ist. Hier trägt man als Künstler einfach Verantwortung für das, was man vermittelt und wie man provoziert (siehe dazu auch meinen noch sehr bissigen Kommentar vom Dezember letzten Jahres).

Die vor einigen Jahren diagnostizierte schwere Krebserkrankung Christoph Schlingensiefs aber hat nach meiner Beobachtung -in dem streitbaren Regisseur, der in seinen früheren TV-Talks zuweilen wirkte, wie wenn er von Sinnen wäre -eine “Besinnung auf das Wesentliche”, auf die Kostbarkeit der des Augenblicks und der Kürze der Lebenszeit ausgelöst: Im Gegensatz zu den meisten von schwerem Krebs (in seinem Fall Lungenkrebs) Betroffenen, die sich aus der Welt zurückziehen und sich innerlich aufgeben, ging Schlingensief gleich mehrmals in die Offensive: in seinen Werken und in seinem bewussten und aktiven Auftreten in der Öffentlichkeit: er wurde ein ehrlich rastlos Suchender.

Das zeugt von einer starken Persönlichkeit und von aktivem Überlebenwillen: das ist zutiefst beeindruckend und sein Umgang mit Krankheit und Tod könnte für viele andere Menschen, die ebenfalls eine unheilbare Krankheit diagnostiziert bekommen, hilfreich sein: “Ich habe immer entschieden: Die Leidenden. Der Aktive mag Unendliches für die Welt erreichen. Aber der Leidende, der gar nichts tun kann, erfüllt durch sein Leiden die Welt mit christlicher Substanz”.

Christoph Schlingensief war bei aller Kritik, die jeder grosse Künstler in Laufe seines Lebens wohl auch verdientermassen ernten musste, zweifelsohne ein Grosser, der kaum jemenden,d er sich für Kultur interessiert, kalt liess. Und unter anderem legte er den Grundstein für das Remdoogo Festspielhaus Afrika (oft auch Operndorf Afrika genannt) im westafrikanischen Ouagadougou (Burkina Faso).

Und wenn er in seinem Oratorium weiter schreibt: “Ich hab immer das Gute, die Totale gesucht. Ich habe es gut gemeint. Ich habe das Gute gesucht und ich habe es nicht böse gemeint,” dann glaube ich ihm dies. Und dann möge es auch so sein, wie immer es auch auf seine Kritiker gewirkt haben mag. Es möge das tatsächlich Gute, das er gewirkt hat, auch reiche Frucht bringen: Und möge nun alle Antworten auf seine brennenden Lebensfragen und das Totale und Gute gefunden haben und versöhnt und erlöst sein. Oder aber wir sehen es mit seinen eigenen Worten:

“Wir gedenken des zukünftig Verstorbenen, der vieles leisten wollte, kaum dass er schon wieder weg war. Ein Mensch, wie wir, wie du, wie ich, wie alle – und damit auch besonders. Er war der, der er war, mehr nicht, aber immerhin, wer kann das schon von sich sagen. Viele sind tot, viele sind untot, uns hat man jedenfalls noch nicht beerdigt. Halleluja!”

Und hier gibts Werke (Bücher, Filme, Hörbücher…) von Christoph Schlingensief zum Nachlesen, Nachsehen und Nachhören.

Donnerstag, 22. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Lebensmittel: Deutsche fürchten Gentechnik und Mogelpackungen

Grafik: @ Leimgruber

Gammelfleisch, Formschinken, Analogkäse: Die jüngsten Lebensmittelskandale und die Diskussion um Zusatzstoffe oder gentechnisch veränderte Lebensmittel haben die deutschen Verbraucher nachhaltig verunsichert. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Studie “SGS Institut Fresenius Verbraucherstudie 2010: Lebensmittelqualität & Verbrauchervertrauen”, die das renommierte Institut für Demoskopie, Allensbach Institut in dessen Auftrag durchgeführt hat.

Die größte Sorge der deutschen Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln lautet demnach: Es ist am Ende nicht das in der Packung, was draufsteht: Vor solchen Mogelpackungen, dass beispielsweise eine Erdbeermarmelade gar keine Erdbeeren mehr enthält, haben 55 Prozent der Befragten Angst. Ebenso groß ist die Sorge vor Lebensmitteln mit gentechnisch veränderten Zutaten.

Diese grundsätzliche Verunsicherung drückt sich auch darin aus, dass über die Hälfte der Befragten glaubt, dass Lebensmittel gar nicht so gesund sind, wie die Hersteller behaupten. Jeweils 48 Prozent der Verbraucher befürchten, dass auf der Verpackung wichtige Angaben zu den Inhalten nur versteckt oder gar nicht angegeben sind und dass verwendete Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker oder Farbstoffe, gesundheitsschädlich sind.

Weitere Resultate: Jeder zweite Deutsche sehen die Angaben auf Lebensmittelverpackungen für weniger oder gar nicht verständlich, 75 Prozent können nicht erkennen, ob ein Produkt gesund ist, 71 Prozent können nicht einschätzen, ob ein Produkt für Kinder geeignet ist und nur einer von zehn vertraut Industrie und Politik in Lebensmittelfragen.

Dienstag, 16. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Karneval ist uns egal, dafür wollen wir die Staatsschulden loswerden

Die passende Meldung zum Faschingsdienstag und zur Rückkehr in die “Normalität”:

Dem närrischen Faschingstreiben steht die Mehrheit der Deutschen gleichgültig gegenüber. In einer Umfrage für das Hamburger Magazin “stern” sagte jeder Zweite (52 Prozent), der Karneval sei ihm egal. 15 Prozent finden ihn sogar “schrecklich”. Immerhin ein Drittel (33 Prozent) begeistert sich aber für Pappnase und Konfetti. Uneinigkeit herrscht bei der Frage, ob das Fernsehen zu viel über Karnevalsumzüge und -sitzungen berichtet: 41 Prozent bejahen dies, knapp die Hälfte (47 Prozent) ist mit dem derzeitigen Angebot zufrieden. Zwei Prozent würden sogar gern noch mehr sehen.

Derzeit beschäftigen hingegen die gigantischen Staatsschulden, die Deutschland, aber auch andere EU-Staaten auftürmen, die Bundesbürger am meisten. Im Sorgenbarometer des “stern” sagten fast zwei Drittel der Bürger (62 Prozent), sie befürchteten, dass dieser Schuldenberg eines Tages nicht mehr bezahlbar sei. Allein Bund, Länder und Kommunen in Deutschland müssen sich dieses Jahr voraussichtlich mehr als 145 Milliarden Euro neu leihen.

Auf dem zweiten Platz folgt die Sorge um die Ausbildung der Kinder. 61 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten große oder sehr große Angst, dass die Kinder in Deutschland keine vernünftige Ausbildung erhalten. Dieses Thema wurde zum ersten Mal im Sorgenbarometer abgefragt. Auf Platz drei und vier liegen die Sorge vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit (59 Prozent) und unsicheren Renten (56 Prozent).

Sprunghaft gestiegen ist die Furcht, dass die Politiker ihren Aufgaben nicht gewachsen sind. Im letzten Sorgenbarometer des stern Mitte November 2009 hatten 44 Prozent der Deutschen diese Angst, jetzt fürchten sich 55 Prozent davor.

Weitere Sorgen der Deutschen sind, dass sich der Zustand der Umwelt verschlechtert (54 Prozent, -2),  die Angst vor Inflation (44 Prozent, +5) und einem Einbrechen der Konjunktur (41 Prozent, +5). Eher gering ist die Angst vor Spannungen mit Ausländern (39 Prozent, +4) oder Kriegen mit deutscher Beteiligung (36 Prozent, +4). Unter den Berufstätigen ist die Furcht vor einem Jobverlust deutlich gesunken: Nur noch 19 Prozent der Beschäftigten rechnen damit. Im November 2009 waren es 26 Prozent.

Datenbasis: 1005 repräsentativ ausgesuchte  deutsche Bundesbürger Anfang Februar 2010, durchgeführt vom Forsa-Institut, Berlin, im Auftrag von “stern”.

Die Fastenzeit kann kommen…