Mit ‘Amstetten’ getaggte Artikel

Montag, 1. Dezember 2014, von Elmar Leimgruber

Der Sunset Boulevard in Amstetten – Musical-Kritik

Was macht eine depressive “in die Jahre gekommene” Stummfilm-Diva? Sie engagiert einen talentierten jungen Mann, um ihr Comeback zurück ins Filmgeschäft zu ebnen. Tragisch natürlich, wenn dann auch noch Liebesgefühle den Sinn für die Realität verwirren. Und wie verhält man sich dann als junger Mann in so einer verzwickten Situation? Und wenn sich dann selbst Andrew Lloyd Webber dieses von Billy Wilder geschaffenen Dilemmas annimmt, dann verspricht dies Pathos und Spannung. Aber reicht dies, um die Aussichtslosigkeit erträglicher zu machen?

Das Musical “Sunset Boulevard” von Andrew Lloyd Webber (Musik) und Christopher Hampton und Don Black/Michael Kunze (Buch und Gesangstexte/Deutsche Fassung) nach Billy Wilders gleichnamigen Film wird -auch aufgrund des nicht wirklich massentauglichen Inhalts und der überdurchschnittlich anspruchsvollen Musik- nicht so häufig aufgeführt. Die Amstettener Veranstaltungsbetriebe wagten es dennoch, eine deutsche Tourneeproduktion dieses großartigen Musicals zumindest für einen Abend nach Österreich zu holen. Und sie hatten Recht.

Allein das Stück verdiente es aufgrund seines Anspruchs, öfters aufgeführt zu werden. Und der Abend in Amstetten selbst war hervorragend. Die Produktion leistete sich mit dem Sinfonieorchester des Nationalen Akademischen Bolschoi Opern- und Ballett-Theaters der Republik Belarus unter der Leitung von Heiko Lippmann ein volles 21-Mann-Musical-Orchester, wofür der Konzertdirektion Landgraf, welche für diese Tourneeproduktion verantwortlich zeichnet, großer Dank gebührt. Und weder die Inszenierung  von Gil Mehmert noch die Ausstattung von Heike Meixner lassen Wünsche offen.

Cornelia Drese als Norma Desmond ist hervorragend besetzt, sowohl schauspielerisch als auch stimmlich: ihre gebrochene Seele spiegelt sich in der verletzten Inbrunst ihres Gesangs. Und die musikalisch anspruchsvolle Partie des Dieners Max von Mayerling könnte wohl kaum ein Zweiter so authentisch und stimmlich so präzise und sicher und einfach wunderbar interpretieren wie Reinhard Brussmann, den ich mir viel häufiger live zu sehen wünsche. Auch Oliver Arno ist mittlerweile gereift und gibt den jungen “Liebhaber” Joe Gillis zerrissen zwischen Pflicht und Oberflächlichkeit. Und auch die Besetzung der weiteren Rollen ist in dieser Tourneeproduktion bei weitem besser gelungen als in manchen  so genannten großen Produktionen.

Schade nur, dass es diese Produktion nur einmal in Österreich live zu sehen war. Wer sie also nicht gesehen hat, hat in der Tat was versäumt.

P.S.: Ein Andrew Lloyd Webber-Musical (entstanden in Zusammenarbeit mit Jim Steinman) würde ich zu gerne endlich auch mal in Wien live erleben: “Whistle Down The Wind”: Habe dieses in London gleich zweimal mit einem Abstand von ein paar Jahren im wahrsten Sinne des Wortes genossen. Vielleicht geht dieser mein Wunsch ja in Erfüllung, wer weiss:-)

Sonntag, 5. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

A Musical Christmas mit den Vereinigten Bühnen Wien

Die Musical Christmas Solisten 2010 mit Ensemble

Entgegen sonstigen Gepflogenheiten: Hier kommt das Beste zuerst: Carin Filipcic ist und bleibt DER weibliche Star am Musical-Himmel: sie rührt zu Freudentränen mit ihrer wunderschönen Stimme und ihren herzlichen Interpretationen. Vor allem “Gabriella’s Song” aus dem Film “Wie im Himmel”, gesungen von Filipcic, entführt das Publikum in traumhaft schöne Himmels-Welten, aus denen man eigentlich nicht wieder so schnell in die Wirklichkeit zurückkehren möchte. Ähnliches passiert auch bei “Cantique De Noel (O Holy Night)” und “When Christmas comes to Town” gesungen im Duett von Filipcic und Wietske van Tongeren: die beiden Frauen sind ein musikalisches Traumpaar.

Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter Koen Schoots mit Solisten und Ensemble

Der männliche Top-Star des Abend war jedoch nicht erwartungsgemäss Uwe Kröger, sondern Dennis Kozeluh: er hat eine wohltuend angenehme Stimme und es gelingt ihm jederzeit, diese auch optimal sowohl technisch, als auch emotionell einzusehen: für mich war er die grosse Überraschung des Abends: ein musikalischer Hochgenuss. Kröger hingegen enttäuschte vor allem stimmlich und stimmungsmässig bei den amerikanischen Christmas-Classics, wenn er auch “Meine Herzwunschliste” („My Grown Up Christmas List“) durchaus ok, aber dennoch nicht wirklich authentisch zu singen vermochte: Bereitet es ihm vielleicht nicht wirklich Freude, Weihnachtslieder zu singen?.

Rasmus Borkowski und Caroline Vasicek (sie glänzt vor allem beim von ihr niederländisch vorgetragenen Song “Koppången” und er als mit ihr als dem Christkind streitender Weihnachtsmann) und das Gesangs- und Tanzensemble bringen ebenfalls gute Leistungen, genauso wie das an diesem Abend grosse Orchester der Vereinigten Bühnen Wien (auf der Bühne) unter der Leitung von Koen Schoots grossteils vorbildlich musiziert. Und mich persönlich hat besonders die Interpretation des alpenländischen “Es wird scho glei dumpa” sehr gefreut, zumal die meisten Songs des Abend ja aus den USA stammten.

Zusammengefasst: Ja, “A Musical Christmas 2010″ lohnt sich sehr: Es ist ist eine gute Produktion, um sich auf Weihnachten einzustellen: sie ist musikalisch hochwertig, bietet Songs für jeden Geschmack und dazu gibts noch lustige Szenen. Und vor allem auf Carin Filipcic und Dennis Kozeluh darf man sich ganz besonders freuen: Dann kann Weihnachten kommen.

“Musical Christmas 2010″ kann noch am 5.12. um 18.00 Uhr, sowie am 18.12. um 15.00 Uhr und um 19.30 Uhr im Wiener Ronacher live erlebt werden, zudem in einer Tourneefassung jeweils um 20.00 Uhr am 8. Dezember in der Listhalle Graz, am 09. Dezember in der Messearena Klagenfurt, am 10. Dezember in der Big Box in Kempten, am 12. Dezember im Congress Saal Tirol in Innsbruck, am 13. Dezember  im Deutschen Theater in München und am 15. Dezember in der Sporthalle Amstetten.

Und hier können Sie in die aktuelle Produktion 2010 von “Musical Christmas” vor- und nachhören:

Dienstag, 29. April 2008, von Elmar Leimgruber

Verbrechen und Journalistische Verantwortung

Natürlich würde man sich einerseits als guter Journalist wünschen, niemals über solch tragische Ereignisse berichten zu müssen, wie jene über Amstetten in diesen Tagen. Andererseits stellt gerade ein solcher Fall für uns “Newssüchtler” eine Herausforderung dar, besonders für das eigene Gewissen:

Da kann man als Journalist beweisen, ob man alles tut, um die eigene berufsbedingte Neugier und Sensationsgeilheit und die seines Publikums zu befriedigen, oder ob man sich angesichts eines solch sensibles Themas ausnahmsweise selbst zurücknimmt, ja im echten menschlichen Sinne Rücksicht nimmt. Zweiteres wünsche ich mir von meinen Kolleginnen und Kollegen, den Betroffenen zuliebe.

Und nein: Es ist (und das sage ich im klaren Gegensatz zu einer Tageszeitung), nachdem der Kidnapper von Natascha Kampusch nicht mehr am Leben ist und daher zusätzliche Infos sein Strafmaß nicht erhöhen können, nicht von Bedeutung für die Öffentlichkeit, sondern sogar unverantwortlich, jetzt öffentlich auszubreiten, was die Polizei in diesem Fall aus guten Gründen seinerzeit nicht den Medien mitgeteilt hat.