Mit ‘Abraham Lincoln’ getaggte Artikel

Freitag, 22. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Kino-Kurzkritik: “Lincoln” und “Les Miserables”

"Lincoln" bald auf Blu Ray und auf DVD: Jetzt vorbestellen
Selten, vielleicht gar zu selten ,schreibe ich auch Kritiken über Filme. Ein guter Anlass, diese “Tradition” jetzt zu brechen, sind nicht nur zwei außergewöhnliche “Kunst”-Filme, welche aktuell im Kino zu sehen sind, sondern ist auch die Oscar-Verleihung 2013 in wenigen Tagen:
Auf dem Programm dieser Kino-Kurzkritik stehen “Lincoln” von Steven Spielberg und “Les Miserables” von Tom Hooper:

In ersten Fall handelt es sich um einen teils geschichtlichen Film (er beruht auf dem Buch “Team of Rivals: The Political Genius of Abraham Lincoln” von Doris Kearns Goodwin), werden doch die letzten Regierungsjahre von US-Präsident Abraham Lincoln filmisch festgehalten.
Anders historisch ist auch das Thema des zweiten Films: er beruht auf dem Roman “Les Miserables” (“Die Elenden”) von Victor Hugo und dem darauffolgenden gleichnamigen Musical “Les Miserables” von Kretzmer/Boubil/Schönberg.

Ja es stimmt: Steven Spielberg hat sich in seinem Filmepos nicht wirklich an historische Fakten gehalten, gilt Abraham Lincoln -historisch betrachtet- doch als gemäßigter, aber keinesfalls als verbissener und energischer Gegner der Sklaverei, als der er im Film dargestellt wird. Aber wer ins Kino geht, um authentischen Geschichtsunterricht (und gibt es solchen überhaupt?) zu erhalten, ist dort wohl sowieso fehl am Platz:

Selbstverständlich hat ein Regisseur künstlerische Freiheiten bei dem, was er macht. Und es gibt wohl wenige Anliegen, die für Spielberg persönlich wichtiger wären, sie auch in seinen Werken zu vermitteln als die Menschenrechte und der Kampf gegen Sklaverei und Ungleichbehandlung von Menschen verschiedener Hauptfarbe, vor allem von Schwarzen (Filme: “Die Farbe Lila”, “Amistad” und jetzt “Lincoln”). Und da es Spielberg in seinen Filmen viel weniger um ein Hobby geht, sondern vielmehr darum, was zu vermitteln (Botschaft): warum sollte er dann in seinem aktuellen Film “Lincoln” nicht anhand eines US-Präsidenten, der es tatsächlich geschafft hat, zumindest auf dem Papier die Sklaverei, sein Anliegen noch mehr unterstreichen und betonen, als es historisch tatsächlich der Fall war?

Für mich ist “Lincoln” eindeutig in jeder Hinsicht der Film des Jahres und er verdient einen Oscar sowohl von der Regie und vom Drehbuch (Tony Kushner) her als auch als Film insgesamt. Den Oscar als besten Hauptdarsteller würde ich zwar dennoch nicht an Daniel Day-Lewis (in der Titelrolle des Films) vergeben, aber dafür unbedingt an Tommy Lee Jones, welcher in der Rolle des republikanischen Anti-Sklaverei-Polemikers Thaddeus Stevens köstlich für gehörigen Wirbel sorgt.

Der Film selbst ist zwar äußerst “langsam”, aber er lebt lobenswerterweise von intelligenten Dialogen. Und der  Score (Filmmusik) von John Williams passt exzellent dazu. Mein Tip: Den Film anschauen, so lange er noch im Kino zu sehen ist.

"Les Miserables" bald auf Blu Ray und auf DVD: Jetzt vorbestellen
Zugegeben: “Les Miserables”, dieses große Epos über wahre Liebe und Menschlichkeit, die selbst den drohenden Tod übersteigt, ist seit vielen Jahren mein Lieblingsmusical und daher war es Muss, dessen Verfilmung im Kino zu sehen. Die gesamte Handlung und auch das Drehbuch selbst sind von den Original-Autoren und Komponisten Alain Boublil, Herbert Kretzmer (zusammen mit William Nicholson) und Claude-Michel Schönberg und auch vom Original-Produzenten des Musicals, Cameron Mackintosh produziert. Dementsprechend ist -entgegen anderslautenden Kommentaren- die Verfilmung ganz im Sinne der Schöpfer des Original-Musicals.

Tom Hooper als Regisseur setzt den Inhalt des Musicals gut, jedoch nicht exzellent (noch zu wenig stimmig) um, dafür fehlt ihm wohl noch die nötige Erfahrung. Ich hätte vermutlich Baz Luhrmann mit der Regie beauftragt. Es fließen viele Tränen und Schmerz, Leiden, Armut, Ungerechtigkeit und Tod schmerzen teils  aufgrund der Eindringlichkeit und des Pathos, mit welcher der Inhalt vermittelt wird: und das gefällt mir so: ein Musical muss mich berühren und eine Musical-Verfilmung natürlich mindestens genau so.

Hugh Jackman als Valejan ist verdient als bester Hauptdarsteller Oscar-nominiert und er verdient diesen auch zweifellos: Noch nie habe ich ihn vorher so genial erlebt sowohl als Schauspieler als auch überraschenderweise als großartiger (leider jedoch nicht in “Bring him Home”) Sänger. Ebenfalls ganz sensationell: Anne Hathaway als Fantine, welche sich eine Auszeichnung als beste Nebendarstellerin verdienen würde. Positiv aufgefallen ist mir (neben einem außergewöhnlich guten Orchester unter der Leitung des Londoner WestEnd-Dirigenten Stephen Brooker; die Orchestrierung stammt übrigens von der genialen Komponistin Anne Dudley) zudem Eddie Redmayne als Marius, welcher mal nicht wie viele seiner Vorgänger in Liebessülze versinkt. Valejans Gegenspieler Javert hingegen ist eine glatte Fehlbesetzung: Russel Crowe ist zwar ein exzellenter Schauspieler, aber dieses Musical ist offenbar nicht seine Welt: weder schauspielerisch und erst recht nicht gesanglich: warum gab man diese Rolle nicht dem gleichermaßen gesanglich wie schauspielerisch genialen Norm Lewis? Ebenfalls sehr schwach finde ich auch Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter als Ehepaar Thénardier. Dafür hat mich die zumindest kleine Rolle als Bischof für den Original Jean Valejan aus dem Jahr 1985, Colm Wilkinson, im Film ganz besonders gefreut.

Wer das Musical “Les Miserables” oder überhaupt Musicalfilme liebt, kommt an diesem Film -trotz einiger Schwächen- nicht vorbei.

Und hier können Sie sowohl in die Filmmusik von “Les Miserables” als auch in den Score von “Lincoln” reinhören:

Mittwoch, 1. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Südtiroler Jugendblasorchester beeindruckt Wien

Das Südtiroler Jugendblasorchester im Wiener Konzerthaus

Sie sind ein Auswahlorchester aus jugendlichen Musikanten aus Südtirol und es ist die Chance für Musikbegabte zwischen 16 und 30 Jahren: Das Südtiroler Landesjugendblasorchester. Im Sommer dieses Jahres wurden sie von namhaften Instrumentalisten bei einer Orchesterwoche in Schlanders geformt und anschliessend fanden zwei Konzerte in Südtirol statt und ein drittes nun erstmals im Wiener Konzerthaus. Die einstudierte Literatur ist hochanspruchsvoll und dennoch gelingt dessen Interpretation dem Orchester auch:

Alexander Perathoner aus dem ladinischen Teil Südtirols, dem Grödnertal, ist ein ganz aussergewöhnlicher Hornist: bereits im Alter von 20 Jahren wurde er Mitglied des Südtiroler Haydn Orchesters. Bei diesem Konzert bewies er einmal mehr, dass er auf dem selben hohen Niveau wie die bekanntesten Hornisten weltweit derzeit sein Instrument beherrscht: Die Rhapsody for Horn, Wind and Percussion von Jan Van der Roost interpretierte er nicht nur mit technischer Bravour, sondern auch mit viel Gefühl aus Ausdruck.

Der Südtiroler Hornist Alexander Perathoner und der oberösterreichische Dirigent Thomas Doss

Die Symphony No. 4 von des amerikanischen Komponisten David Maslanka ist ein hochanspruchsvolles musikalisch sehr vielseitiges Werk, das sich jedoch teilweise “zieht”. Hymnen und Choräle bilden das Fundament der Komposition in 6 Episoden, die traumähnlich ineinander übergehen. Ein weiterer Grundgedanke der Komposition ist die Vereinigung der verschiedenen Menschenrassen. Die Inspiration hierfür findet Maslanka im Lebenswerk Abraham Lincoln’s.

Das Südtiroler Landesjugendblasorchster unter der Leitung des begnadeten oberösterreichischen Komponisten (auch sein “Galileo” wurde zur Aufführung gebracht) und Dirigenten Thomas Doss musizierte in weiten Teilen vorbildlich, wenn auch an manchen Stellen zu unpräzise. Zudem vermochte der relativ kleine Berio-Saal des Wiener Konzerthauses kaum, das gesamte Volumen des über 70 Musiker umfassenden Orchesters kaum gut zu verwerten.

Ins Wiener Konzerthaus hatte der Wiener Blasmusikverband in Zusammenarbeit mit den Musik- und Singschulen Wien geladen. Neben dem Südtiroler Landesjugendblasorchster musizierten unter dem Motto “Mundstücke” auch diverse Wiener Kinder- und Jugendblasorchester, die aufgrund des grossen Altersunterschieds der Teilnehmer freilich nicht das exzellenten Niveau der Südtiroler erreichen konnten, aber dennoch altersgemäss erstaunliche Leistungen erbrachten.