In Gedenken an Hans Hermann Kardinal Groer

Kardinal Groer 1991 (wie meist in einfacher Benediktiner-Kleidung) bei einem seiner öffentlichen Sprechtage als Erzbischof von Wien im Hof des Erzbischöflichen Palais
Foto: © Leimgruber

Er war sicherlich kein großer Staatsmann, auch keine rappräsentative Schönheit nach außen hin: Hans Hermann Groer: Diözesanpriester, Benediktiner, Seelsorger; Klostergründer (Zisterzienzerinnenabtei Marienfeld) und ex-Erzbischof von Wien, der am 5. April 2002 in Maria Roggendorf zu Grabe getragen wurde.
Ihm ging es nicht um die große Welt, sondern um die kleinen, scheinbar unbedeutenden Dinge, die die Welt verändern. Er setzte wichtige pastorale Akzente nicht im innovativen Sinn, sondern in dem, was dem Glauben eigen ist: im Gebet: in zahllosen Gebetsgruppen und Wallfahrten.
Er sah sich als Diener Gottes, der Kirche und des Volkes. Und dabei ging es ihm nicht darum, die Wünsche seines -geistlichen wie ungeistlichen- Umfeldes zu erfüllen, sondern einerseits auf die Stimme Gottes zu hören, andererseits auf die Stimme des einfachen Volkes, das ihm ganz besonders am Herzen lag. Inmitten des nicht-theologischen, aber gläubigen und betenden Gottesvolkes fühlte er sich denn auch am wohlsten.
Er war es auch, der wohl -weltweit einmalig- die Türen des Erzbischöflichen Palastes für jedermann öffnete: Einmal wöchentlich war Sprechtag für Kleriker, und einmal wöchentlich Sprechtag für jedermann (ohne Anmeldung!), der ihn sprechen wollte.
Er hat den Menschen vertraut, auch jenen, denen er wohl besser misstraut hätte. Aber es lag in seiner Natur, die Menschen zu lieben, gütig zu sein, herzensgut und sie manchmal auch eng zu umarmen als Zeichen der Liebe und Wertschätzung. Vieles von dem, was er tat, ist sicher missverstanden worden. Dennoch musste er sein Amt räumen, weil er schwieg zu Vorwürfen ihn betreffend. Er hat äußerst gelitten unter den öffentlichen Verfolgungen der letzten Jahre.
Was auch immer geschehen sein mag: Gott weiss es und in diesem Gott und in Maria, die Groer kindlich verehrt und geliebt hat, ruht er nun. Ihnen vertraute er zeitlebens. Sie haben ihm nun Frieden geschenkt.

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2 Antworten zu “In Gedenken an Hans Hermann Kardinal Groer”

  1. Maurizio Vallauri sagt:

    Sehr geehrter Herr Leimgruber,
    Ihre Worte haben mich tief bewegt. Ich hatte das Glück Seine Eminenz Dr. Groër sehr gut, lange zu kennen und schrieb vor Jahren drei Seiten von meinen Erinnerungen an Ihn für eine Gruppe von Freunden in Österreich und Deutschland. Wenn Sie Ihre E-Mail Adresse mir geben will ich dieses kurze Dokument als E-Mail Anlage Ihnen gerne senden.
    Mit vorzüglicher Hochachtung,
    Ihr Maurizio Vallauri
    (Univ.-Prof.i.R., Dr.-Ing.)

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