Sonntag, 3. Dezember 2023, von Elmar Leimgruber

Kaiserlicher Advent mit Stadtführung und Fest-Dinner in Wien

Im fernen Jahr 1870 -noch mitten in der Monarchie- wurde an der Wiener Ringstrasse das erste 5 Sterne Hotel Wiens und das Grand Hotel der Welt errichtet. Als eines der wenigen damals gebauten Paläste besteht dieses Hotel noch heute und wird laut seinem Generaldirektor Oliver Geyer ab dem kommenden Jahr -bei laufendem Betrieb- vollständig umgebaut.

Eines der fünf hauseigenen Restaurants ist das im obersten Stockwerk gelegene und mit Terrasse ausgestattete 1870:
In diesem mit zwei Hauben ausgezeichneten Restaurant soll ab dem 21. Dezember regelmässig ein wahrhaft monarchisches Mahl angeboten werden.

Die Idee für ein imperiales Abendessen im 1870 stammt aus hochadeligem Haus:
Herta Margarete Habsburg-Lothringen hat ein kaiserliches Kochbuch als Grundlage für den besonderen Abend geschrieben: „So kocht Habsburg“.

An diesem kaiserlichen Advent im Edelrestaurant soll dann auch nicht nur 3-gängig habsburgisch aufgekocht werden, sondern die Veranstaltung wird zudem auch mit Live-Musik und einer entsprechenden Lesung umrahmt.
Und eine geführte Tour durchs kaiserliche Wien wird ebenfalls angeboten.

Anmeldungen für dieses imperiale Event am 21.12. nimmt John Herzog (john.herzog@gmx.at), welcher auch die Veranstaltung moderieren wird, entgegen.

Donnerstag, 15. Dezember 2022, von Elmar Leimgruber

“Wer ist das Monstrum und wer ist der Mann?” Musical-Kritik “Der Glöckner von Notre Dame” in Wien

Sie gehören zu den Klassikern der Weltliteratur: Victor Hugo’s „Les Miserables“ und „Der Glöckner von Notre Dame“ (Notre Dame de Paris). Und von beiden gibts erfolgreiche Musicals:

„Les Miserables“ von Claude Michael Schoenberg (Musik) und von Herbert Kretzmer (Lyrics) gehört zu den bekanntesten Musicals aller Zeiten. Die Musik (Alan Menken; Lyrics: Stephen Schwartz; deutsche Texte: Michael Kunze) vom „Der Glöckner von Notre Dame“ hingegen erlangte seine Bekanntheit vor allem durch den gleichnamigen äusserst erfolgreichen Disney-Film. Erst Jahre später wurden Musical-Versionen (zunächst in Berlin, dann auch in den USA) veröffentlicht.

In Wien ist die aktuellste Adaption derzeit im Ronacher live zu erleben. Nun könnte man das Live-Musical an den Vorlagen Trickfilm und vor allem am Original-Roman von Victor Hugo messen. Doch wäre es dann nicht genauso subjektive Interpretation wie einfach das Musical an sich in seiner Gesamtheit zu betrachten? Zweiteres ist vermutlich sinnvoller, auch wenn hier angemerkt sei, dass es auch inhaltliche Abweichungen zwischen dem Disney-Film und dem Disney-Musical gibt, welche herauszufinden hier bewusst dem Publikum vorbehalten bleiben sollen.

Die Musik des Walt Disney „Haus- und Hofkomponisten“ Alan Menken ist im „Glöckner“ -im Gegensatz zu einem anderen bekannten Musical von ihm- abwechslungsreich, treffsicher , emotional erhebend und bewegend: Ohne seine unverwechselbare grossartige Musik scheint das Musical vollkommen undenkbar.

Hinzu kommt in Wien das wuchtige Bühnenbild samt Riesen-Glocken, das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), das (wie von vielen Musical-Fans sehnsüchtigst erwartet) endlich wieder größer und klassischer wirkt, zudem der grandiose Auswahlchor vom Chorverband Österreich, der die Bühne ebenfalls bereichert.

Die Hauptrolle des Glöckners Quasimodo interpretiert David Jakobs sowohl schauspielerisch als auch stimmlich so authentisch, wie es vermutlich wenige andere schaffen würden. Sein „Meister“ Claude Frollo, (am 8. November und 6. Dezember 2022), glaubhaft dargestellt von Musical-Urgestein Martin Berger, erinnert vielleicht sehr an so manche reale problematische Macht-Figuren in Gesellschaft und Kirchen. Schauspielerisch deckt Berger diese Rolle in jeder Hinsicht vollends und beeindruckend glaubwürdig ab, was stimmlich in dieser Perfektion nicht immer so gelingen mag.

Abla Alaoui ist im Wiener „Glöckner“ die Zigeunerin Esmeralda, welche durch ihre wilden Tänze die meisten Männer um den Verstand bringt: Sie tanzt und vor allem singt sie hervorragend, allerdings fragt man sich im Zuschauerraum an manchen Stellen, ob sie tatsächlich Esmeralda spielt oder sich bereits auf die Spiegel-Szene im VBW-Megaseller „Elisabeth“ vorbereitetet.

Dominik Hees ist der ideale Hauptmann Phoebus. Und -obwohl er nur der „Erzähler“ ist und nicht DIE Hauptrolle im Stück hat- beeindruckt Mathias Schlung sowohl mit seiner Präsenz, als auch mit seinem komödiantischen Talent als auch mit seinem Gesang, er nimmt die gesamte Bühne als „Showmaster“ ein: ein großartiger Allroundkünstler, der immer wieder wohlwollende Erinnerungen an die aussergewöhnliche Musical-Legende „Prof. Abronsius“ Gernot Kranner nährt, und den man sich daher wieder öfter auf den grossen Bühnen wünscht.

Gesamt betrachtet: „Der Glöckner von Notre Dame“ ist ein großes Musical, das auch inhaltlich zum Nachdenken einlädt: „Wer ist das Monstrum und wer ist der Mann?“. Und auf diese philosophische Frage sollte man sich bewusst einlassen. Diese Wiener Produktion ist ein Meisterwerk. Danke hierfür.

Donnerstag, 4. August 2022, von Elmar Leimgruber

Kulturkritik : Reichtum bewirkt Realitätsverlust (“Sunset Boulevard” in Baden)

Wenn man zu rasch wirtschaftlich zu hoch steigt, kann dies schon zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität und in Folge zum Grössenwahn führen.
Norma Desmond ist genau dieser Typ Mensch:
Sie lebt in ihrer steinreichen Scheinwelt, wo alle andere ihr selbstverständlich zu Füßen liegen müssen: denn sie ist ja DIE Desmond.

Was der bereits seit Jahrzehnten kommerziell erfolgreichste Musical-Komponisten Andrew Lloyd Webber und sein Librettist Don Black (deutsch Michael Kunze) mit „Sunset Boulevard“ an künstlerischem Anspruch geschaffen hat, ist schwer zu toppen:

Umso schwieriger ist es, eine Musical-Sängerin zu finden, die alle Höhen und Tiefen des Show-Biz kennt und daher weiss, dass der Weg vom umjubelten Superstar über einen Absturz hin zu einem -auch nur vielleicht- Comeback oft kaum mehr realistisch möglich ist.

Sie war (mit Unterbrechungen) DIE Kaiserin Musical „Elisabeth“ von Sylvester Levay und Michael Kunze und hat als diese Weltruhm erlangt.
und auch ihr diesjähriger Auftritt in dieser Rolle vor dem historischen Schloss Schönbrunn in Wien hat ihre Beständigkeit unter Beweis gestellt:
Maya Hakvoort.

Jedoch auch auch sie war eine Zeitlang abgehoben und fern und der Realität wie die Hauptrolle der Norma Desmond in „Sunset Boulevard“, die sie heuer an der Bühne Baden interpretieren sollte.

Umso mehr war ich gespannt, ob die grossteils echt erfolgs-verwöhnte gebürtige Niederländerin dieser höchst anspruchsvollen Rolle in Baden gerecht werden würde.

Und ja: Hakvoort hat mich gerade in dieser Rolle positiv überrascht:

Sie hat inzwischen eine emotionale und daher auch musikalische Tiefe erreicht, die ihr vermutlich wenige zugetraut haben:
Maya ist hier in all ihrer tragisch verträumt neurotischen, aggressiven und realitätsverweigendern Rolle Norma: Gänsehaut pur!

Lukas Hermann (im Stück ihr Liebhaber Joe, der sie masslos ausnützt) kennt man ebenfalls von den VBW-Produktionen und man erhält, was man erwartet: eine übliche ausgebildete hohe Musicalstimme.

Beppo Binder (hier: Max von Mayerling) kennt man vor allem in Baden schon sehr lange aus diversen Rollen: Dieser hat zu Beginn leichte Probleme mit den Höhen der Arien, wird aber zunehmend nicht nur in den Tönen, sondern auch emotional intensiver.

Ja, ich gebe es zu: „Sunset Boulevard“ ist keine Komödie, sondern eine Tragödie über Reichtum und damit einhergehenden Realitätsverlust. Die Melodien von Andrew Lloyd Webber sind zwar nicht so eingängig wie viele seiner anderen Musicals, aber nichtsdestotrotz:

Wir brauchen selbst in Zeiten, wo wir uns mehr denn je seichtes Entertainment wünschen, um der harten Realität zu entfliehen, Musicals mit Tiefgang wie dieses, mit “Swimmingpool” inklusive.

Daher für Kultur-Interessierte: „Sunset Boulevard“ in Baden (grossartige Inszenierung von Andreas Gergen) lohnt sich: inhaltlich, musikalisch (wo gibts noch ein echtes Top-Orchester bei einem Musical?) und ja: auch aufgrund von Maya Hakvoort in der Hauptrolle.

Mittwoch, 21. Oktober 2020, von Elmar Leimgruber

“Die Zauberflöte” oder “Lasset die Puppen tanzen”

Auch wenn sie im ehrwürdigen Theater an der Wien von Emmanuel Schikaneder (welcher auch das Libretto zur weltberühmten Oper schrieb) am 17. September 1791 uraufgeführt wurde, gehört sie inzwischen zum Standard-Repertoire beinahe jedes Opernhauses weltweit: „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Gerade diese über unzählige Generationen hindurch reichende Bekanntheit scheint es zu verunmöglichen, sie tatsächlich auf der Bühne neu in Szene zu setzen.

Henry Mason, welcher grundsätzlich ein Meister seines Fachs ist, (es mag wohl an meiner persönlichen Wahrnehmung liegen oder vielleicht muss ich mir das Stück eben ein zweites Mal gönnen) verstehe ich in dieser Neuinszenierung der „Zauberflöte“ an der Wiener Volksoper nicht oder zumindest nicht nachvollziehbar. Umso überzeugender und im wahrsten Sinne beglückend und kaum zu übertreffen ist die aktuelle musikalische Darbietung:

Der Tiroler Tenor Martin Mitterrutzner (Debut an der Volksoper) interpretiert Tamino -trotz seines jungen Alters mit noch weiterem Potential nach oben- mit einer Gänsehaut-erzeugenden und charmanten Leichtigkeit, in der er gar vielleicht bekannte so genannte Weltstars (bei denen ich teils schon beim Zuhören quälende Halsschmerzen verspüre) herausfordern könnte: da kommt hoffentlich in Zukunft noch viel Schönes und Erhebendes auf uns zu: so einen herausragenden „Tamino“ habe ich persönlich tatsächlich weder live noch auf Tonträgern gehört.

Taminos grosse Liebe Pamina, ebenfalls eine Rolle, bei der ich aufgrund der Überforderung so vieler Sängerinnen regelmässig mitleide, singt hier an der Volksoper Rebecca Nelson, die keinerlei Probleme mit Atem, Höhen und Ausdauer hat: so wünsche ich mir das.

Absolut herausragend interpretiert Anna Siminska die Königin die Nacht: Jeder Ton sitzt -im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Kolleginnen klar- präzise und taktgenau. Dies trifft genauso auf Stefan Cerny als Sarastro zu: Hier sind nicht nur die getragenen Melodien präsent, sondern auch die tiefsten Töne, die bei anderen im Nichts verschwinden. Allem in allem ist das gesamte Ensemble dieser Produktion hervorragend gecastet und eingesetzt.

Dafür empfinde ich aber dessen Inszenierung als eine sonderbare Mischung aus von Maschinengewehrträgern bewaffneten Revolutionsführer, österreichischem Kaiser mit Reiterstiefeln und Sektenguru als äußerst fragwürdig. Im „Zauberer von Oz“ in der Volksopern-Inszenierung von Mason war noch nachzuvollziehen, dass der Hund eine Puppe ist. In der „Zauberflöte“ gibts -vielleicht angelehnt an das Musical „König der Löwen“ unzählige -durchaus wunderbar gestaltete- Tiere (Rebekah Wild), und selbst die Drei Knaben (Wiener Sängerknaben) treten anfangs als Marionetten auf, während dies beispielsweise bei den Drei Damen nicht der Fall ist.

Dieses zweifelhafte „Puppenspiel“, das die Handlung mehr stört als sie unterstützt, findet absolut keinen Zugang zu mir.
Dennoch sollte diese meine Kritik keinesfalls abschreckend wirken: im Gegenteil: anschauen und selbst beurteilen.

Und vor allem: Musikalisch ist die „Zauberflöte“ in der Wiener Volksoper ein Top-Highlight vieler vergangener Jahre, was vermutlich auch auf das aussergewöhnliche Gespür der begnadeten Dirigentin Anja Bihlmaier zurückzuführen ist: Das Orchester der Volksoper musizierte noch selten (z.B. vor Jahren „Hänsel und Gretel“ unter Dietfried Bernet) so weit überdurchschnittlich wie jetzt:

Diese „Zauberflöte“ an der Wiener Volksoper ist daher -neben der vielleicht optischen Herausforderung- schon musikalisch ein „Muss“, selbst wenn man sie -wie ich- schon xfach live gesehen hat.

Samstag, 11. April 2020, von Elmar Leimgruber

Entscheiden wir uns für das Leben!

Eigentlich hätten wir in Zeiten der Globalisierung damit rechnen müssen, dass uns irgendwann ein Virus heimsucht, welches die ganze Welt in Atem hält. Und irgendwie war es auch nur eine Frage der Zeit. Und dennoch war offenbar niemand darauf vorbereitet.

Da die Amtsträger weltweit, vor allem jene in der so genannten freien Welt, seit Jahren darauf gedrillt werden, sparsam zu regieren und öffentliche Gelder einzusparen, haben wir derzeit eine Situation, in der überall dort, wo über Jahre hindurch vor allem im Sanitätswesen Kapazitäten, medizinisches Material und Personal „eingespart“ wurden, die Krankenhäuser durch Corona-Kranke vollkommen überlastet sind: Dies führte nicht nur vor allem in Italien, den USA, Spanien und Frankreich letztlich (wenn man die Zukunft mit einbezieht) zu Hunderttausenden Toten weltweit, sondern unzählige Krankenschwestern, Pfleger und auch Ärzte haben im Kampf um das Leben ihrer Patienten selbst nicht überlebt.

Vor allem in Italien und Spanien waren die Krankenhäuser nicht in der Lage, die Massen der schwer Erkrankten aufzunehmen, wodurch nicht mehr danach entschieden werden konnte, wie viele Patienten man vielleicht noch retten kann, sondern wen man noch aufnimmt und wen man einfach unbehandelt sterben lässt. Dieses unzumutbare Dilemma bringt verantwortungsbewusste Ärzte schon psychisch um.

Und dies führt zu einer ganz existentiellen Frage: Welchen Wert hat der Mensch? Wie viel ist uns ein einziges Menschenleben wert? Gibt es altersmässig qualitative Unterschiede zwischen Mensch und Mensch? Haben junge vitale Menschen mehr Anrecht auf Leben und Behandlung im Krankheitsfall als ältere, bereits vorher erkrankte oder schwache Menschen?
Steht es uns grundsätzlich zu, über Leben oder Tod zu entscheiden? Und ist es gerechtfertigt, das gesamte öffentliche Leben, die Wirtschaft, den Verkehr einfach alles runterzufahren, um Menschenleben zu retten beziehungsweise?

Vieles wirkt grundsätzlich sehr einfach beantwortbar, vor allem wenn das eigentliche Problem weit weg scheint. Natürlich wollen wir alle Menschenleben schützen. Aber doch nicht um jeden Preis oder? Es ist uns doch egal, ob ein Tiroler Bergdorf oder eine Stadt in China abgeriegelt ist. Denn genau genommen betrifft es uns ja auch nicht direkt, wenn dort Massen Menschen sterben. So lange dieses Virus, das im schweren Verlauf zu einer beidseitigen Lungenlähmung und zu schmerzhaften Ersticken bei vollem Bewusstsein führt, weder uns selbst, noch eigene Kinder, noch Eltern, noch Grosseltern noch Freunde betrifft, kann uns ja das Schicksal anderer vollkommen sein.

Und die aktuellen Zahlen in Österreich sprechen ja für sich, ist ja eh nix Schlimmes eingetreten und alles ist in bester Ordnung. Daher muss jetzt sofort das gesamte öffentliche Leben wieder hochgefahren werden:  Denn es geht letztlich um unser gewohntes Leben im Wohlstand: und dieses hat gefälligst niemand einzuschränken: alles muss weitergehen wie bisher.

Ist es so?

Verantwortungsvolle Politik in Zeiten jeder Krise (auch in dieser) bedeutet, für die Bevölkerung eine Balance zu finden zwischen maximaler Sicherheit und maximaler persönlicher Freiheit. Und jeder einzelne Mensch sollte sich und seinen Charakter gerade in einer Krise selbst ehrlich hinterfragen: Wir können zwar nicht die ganze Welt retten und wir müssen weder nach Afrika noch nach Asien: Wir können weder den Klimawandel nachhaltig beeinflussen, noch die Armut in der Dritten Welt oder die unnützen Kriege beseitigen, noch können wir die anderen grossen Probleme in der Welt lösen.

Wenn wir aber aus rein wirtschaftlichen Interessen hier in unserer unmittelbaren Nähe schon bereit und Willens sind, andere Menschen einfach sterben zu lassen, dann dürfen wir uns wohl auch nicht wundern, wenn wir selbst letztlich in unserem Tod (und der steht uns allen früher oder später garantiert auch bevor) genauso vollkommen allein sind.

Was wir also können und wohl aus Verantwortung auch tatsächlich tun, liegt nahe, sehr nahe:
Gemäss dem biblischen Motto: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“:
Lassen wir es nicht zu, dass hier Menschen sterben, nur weil wir unsere eigene Komfortzone wieder haben wollen!

Ich gebe es gern zu: ich leide mindestens genauso unter den aktuellen mangelnden realen Kontakten zu meinen geliebten Mitmenschen und ich sehne mir die “Normalität” zurück.

Aber: Es liegt jetzt in unserer grossartigen Gewissensentscheidung, im Zweifel lieber noch länger auf unser eigenes Wohlbefinden zu verzichten als viele weitere Kranke und Tote in unserem Land durch unseren Egoismus mitverantworten zu müssen.

Lassen wir nicht den Tod siegen, sondern das Leben!

In diesem Sinne: Frohe Ostern.

Freitag, 29. November 2019, von Elmar Leimgruber

Volksoper: Es regiert zwar “König Karotte”, doch die Menschen sind “verzaubert”…

Dass die Wiener Volksoper seit vielen Jahrzehnten herausragende Produktionen auf die Bühne stellt, ist ja nichts Neues. Dass aber immer wieder auch der aktuellen Politik (schon vor Jahren “Der Kongress”) auf liebenswürdige Weise gedacht wird, ist wohl der Klugheit und dem immerdar kritischen Geist der Intendanz des Nestroy- und Valentin-Verehrers Robert Meyer zu verdanken.

Die komische Zauberoper “König Karotte” von Jakob (Jacques) Offenbach (Musik) und Victorien Sardou/Jean Abel (Text), welche am 23. November in der Wiener Volksoper ihre Premiere hatte, könnte zeitgemäßer kaum sein: Zwar stammt das Werk aus dem 19. Jahrhundert, aber die Parallelen zur Gegenwart sind (wohl bewusst) kaum zu übersehen:

Ein mehr auf sich achtender, prassender und zweifelhafter Regent (Politiker), der zudem Unmengen an Schulden anhäuft und deswegen auch eine sehr reiche Prinzessin ehelichen will, soll zum Wohle aller abgesetzt werden: “Student” Robin, der nebenher ein “guter Geist” ist, zieht die Fäden in seiner Hand  und verbündet sich mit einer bösen Hexe, welche nicht nur die Bevölkerung durch “Magie” verzaubert, sondern auch einen König aus der Unterwelt, König Karotte und weiteres Gemüse an die Macht im Land bringt. Dieser neue König hat zwar weder Konzepte noch Pläne, jedoch scheint das Land ihm nun vollends zu unterliegen, während der ehemalige Prinz keine Macht mehr hat. Dieser trachtet natürlich danach, die Herrschaft wiederzuerlangen…

Unter der grossartigen Regie von Matthias Davids ist mit diesem Stück, das übrigens auch musikalisch herausragend ist, ist der Wiener Volksoper ein Meisterwerk gelungen. Die einzelnen Hauptrollen sind hervorragend besetzt, vor allem Elmira Elmadfa als Robin, Johanna Arrouas als Rosee-du Soir, Julia Koci als Prinzessin Kunigunde, Sung Keun Park als König Karotte und Mirko Roschkowski als Prinz Fridolin. Besondere Erwähnung verdienen zudem Christian Graf als Hexe, die aussergewöhnlichen Kostüme von Susanne Hubrich sowei das Orchester der Wiener Volksoper unter der Leitung von Guido Mancusi.

Wer klassische Musik zwischen Wiener Walzer, Romantik und leichter Muse liebt und sich zudem mit viel Witz und Charme gern prächtig unterhalten lassen will, dem sei “König Karotte” an der Wiener Volksoper sehr empfohlen. Bitte mehr davon, liebe Volksoper.

Dienstag, 16. Oktober 2018, von Elmar Leimgruber

30. 11.: Einmalige Benefiz-Vorstellung: “Jedermann Reloaded” mit Philipp Hochmair im Wiener Stephansdom

Philipp Hochmair: Jedermann Reloaded Foto: (c) Heike Blenk

Menschen mit AIDS werden nach wie vor vielfach isoliert und stigmatisiert. Während Erkrankte aber hier in Europa zumindest weitgehend eine umfassende medizinische Betreuung erfahren, bedeutet die Diagnose AIDS in armen Ländern insbesondere in Afrika oft ein Todesurteil. Der Souveräne Malteser Ritterorden ist eine von wenigen Hilfsorganisationen, die keinerlei Berührungsängste mit Infizierten haben und sie hautnah medizinsich betreuen. Da HIV-Medikamente äußerst teuer sind, droht die lebensnotwendige Versorgung nun zu versiegen.

Daher performt Philipp Hochmair, welcher heuer selbst bei den Salzburger Festspielen als “Jedermann” brillierte, am 30. November seine “Reloaded”-Version  dieses Klassikers über das Sterben des reichen Mannes als Benefiz-Veranstaltung im Wiener Stephansdom.

Nur ein Jahr nach dem Gedenkgottesdienst für die Opfer von HIV/AIDS, findet nun ein erneutes Zusammentreffen der katholischen Kirche und des Vereins LIFE+ im Wiener Stephansdom statt, beide in dem Wunsche vereint zu helfen. Am Vorabend des internationalen Welt-AIDS-Tages, der jährlich am 1. Dezember stattfindet, laden der Prokurator des Malteser-Ritter-Ordens Österreich Norbert Salburg-Falkenstein, Kardinal Christoph Schönborn und Gery Keszler, Obmann des Vereins LIFE+, zu einer einmaligen Benefizvorstellung des „Jedermann (reloaded)“ mit Philipp Hochmair in den Dom. Die Veranstaltung wird zugunsten des „Brotherhood of Blessed Gérard“ Malteser-AIDS-Hospizes in der südafrikanischen Region KwaZulu-Natal veranstaltet, welches von Pater Gerhard Lagleder mit Passion geleitet wird. Mit den Einnahmen soll die medizinische Versorgung von 673 PatientInnen als Überbrückung für einen Monat (93 Euro pro Patienten pro Monat) gesichert werden. Karten sind ab sofort bei Ö-Ticket unter www.oeticket.com zu erwerben. Der Preis einer Sitzplatzkarte in Höhe von 93 Euro sichert die Versorgung einer Person im Hospiz für einen Monat. Weitere Karten erhältlich zu 47 Euro (Sitzplatz hinteres oder seitliches Kirchenschiff), 24 Euro (Sitzplatz mit Sichteinschränkung) und 9,30 Euro (Stehplatz).

„Uns erreichte über Kardinal Christoph Schönborn ein Hilferuf von Pater Gerhard Lagleder. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten droht der Nachschub an lebenswichtigen HIV-Medikamenten für die dort versorgten 673 PatientInnen zu versiegen. Eine Unterbrechung der antiretroviralen Therapie fördert die Bildung von Resistenzen und führt zum Fortlauf der Immunschwäche und letztlich zum Ausbruch von AIDS. Dies wäre ein Todesurteil für die ohnehin bereits vom Leben gebeutelten Menschen in diesem bitterarmen Landstrich. Ein Umstand, den wir so nicht hinnehmen wollen.“ so Gery Keszler, Obmann von LIFE+.

Die Idee, den Jedermann vom Salzburger Domplatz in den Wiener Stephansdom zu holen, war naheliegend, denn das Spiel vom Sterben des reichen Mannes als Allegorie passt zum Leitspruch und zur christlichen Mission des AIDS-Hospizes von Pater Gerhard Lagleder: das Leid in der Welt geringer und das Elend der Menschen erträglicher zu machen. Auch für den Prokurator des Malteser-Ritter-Ordens Österreich, Norbert Salburg-Falkenstein ist die Mission klar: „Wir Malteser versuchen weltweit Menschen in Not zu helfen. Pater Gerhard ist in einer der vom HI-Virus meistbetroffen Regionen der Welt tätig, wo Armut, Unterernährung, Immunschwäche und eine hohe Ansteckungsrate vorherrschen. Er hat sich der Ärmsten der Armen, nämlich der von HIV betroffenen Kinder und Waisen, sowie der Sterbenden im Malteser-Hospiz angenommen. Hier gilt es jetzt rasch zu helfen, um Leben zu retten.“

Auch Philipp Hochmair, der nicht erst seit seinem Jedermann-Einsprung bei den Salzburger Festspielen vom Publikum umjubelt wird, zeigte sich sofort begeistert von der Idee und dem guten Zweck hinter der Aufführung. „Ein Generikum kostet 3 Euro pro Person und Tag, 93 Euro im Monat. Das heißt jeder Einzelne kann mit dem Kauf eines Tickets einem Menschen das Überleben sichern. Das ist die direkte Übersetzung von Hoffmannsthals Stück und das wunderbarste aller Geschenke,“ so der Schauspieler.

„Hier treffen sich die Bestrebungen des Malteserordens und die des Vereins von Gery Keszler in wunderbarer Weise. Beide sind bemüht, den Menschen zu helfen und das können wir hier unmittelbar und noch dazu in einer so passenden Kulisse wie dem Wiener Stephansdom, in dem Himmel und Erde, Leben und Tod einander so nahe sind. Besonders freut mich, dass Pater Gerhard persönlich an diesem Abend anwesend sein wird.“ so Kardinal Christoph Schönborn.

Unter Elektro-Beats und Rocksounds seiner Band „Die Elektrohand Gottes“ verwandelt Philipp Hochmair das 100 Jahre alte Mysterienspiel „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal in ein vielstimmiges Sprech-Konzert von heute. Wie ein Rockstar erkämpft sich der Schauspieler in „Jedermann (reloaded)“ die Geschichte vom Leben und Sterben des reichen Mannes. Getrieben von Gitarrenriffs und experimentellen Sounds wird Jedermann als Zeitgenosse erkennbar, der in seiner unstillbaren Gier nach Geld, Liebe und Rausch verglüht.

Als besonderes Highlight ist mit Gastauftritten hochrangiger Schauspieler zu rechnen.

Jedermann im Dom
am 30. November 2018
Beginn: 19:30 Uhr (Einlass: 18:30 Uhr),
Ort: Stephansdom, 1010 Wien

Karten:
Kategorie 1: 93 Euro (freie Sitzplatzwahl)
Kategorie 2: 47 Euro (freie Sitzplatzwahl)
Kategorie 3: 24 Euro (freie Sitzplatzwahl, Platz mit Sichteinschränkung)
Kategorie 4: 9,30 Euro (Stehplätze)

Besetzung:
Philipp Hochmair und die Elektrohand Gottes

Karten erhältlich über oe-ticket.com

Spenden zugunsten des „Brotherhood of Blessed Gérard“ Malteser-AIDS-Hospizes sind herzlich willkommen auf das Spendenkonto ING-Widmung „Malteser“:
ING-DiBa Austria – IBAN: AT151936000454430025 – BIC: INGBATWW

Philipp Hochmair wird darüber hinaus am Abend des 30. November gemeinsam mit seiner Band „Die Elektrohand Gottes“ seine neue CD / Doppel-LP „Jedermann (reloaded)“ präsentieren

Montag, 23. April 2018, von Elmar Leimgruber

27.+28. April: Staatsoper Stara Zagora zu Gast in Wien: Premiere:”Marilyn Monroe – Der Prozess”

Sie gehört zu den bleibendsten und bewegendsten Persönlichkeiten der Filmgeschichte und so mancher Künstler hat sie bereits auf seine Weise verewigt: Marilyn Monroe.

Der österreichische Erfolgskomponist Roland Baumgartner, der unter anderem für die Opernhäuser in Hof, Bamberg und Bratislava und die Musik zur 200-Jahrfeier der US-Verfassung komponiert und hatte, setzte bereits vor einigen Jahren ein musikalisches Denkmal zu Ehren der vielseitigen Diva der Filmgeschichte:

Die Geschichte von Marilyn Monroe ist ein Mythos und fasziniert bis heute die Menschen.

„Marilyn Monroe – Der Prozess“ von Roland Baumgartner erzählt eine ergreifende Geschichte über die Filmlegende und der durch sie ausgelösten
widersprüchlichen Reaktionen der Gesellschaft, die aktueller sind denn je.

Es ist eine hervorragende, interaktive Oper, bei der das Publikum bei der Urteilsfindung als Jury mitwirkt.

Die Kammeroper “Der Marilyn Monroe-Prozess” von Roland Baumgartner (Musik) und Geirun Tino (Libretto) wurde 2013 erstmals in Wien aufgeführt. Darüber gibts hier eine ausführliche Kritik.

Inzwischen wurde das vielbeachtete Werk in diversen Städten aufgeführt und kehrt nun unter der EU-Präsidentschaft Bulgariens in einer erweiterten Fassung als Gastspiel der Staatsoper Stara Zagora wieder nach Wien zurück: Die Kammeroper “Marilyn Monroe – Der Prozess” wird nun an nur zwei Tagen live in Wien zu erleben sein und zwar erstmals mit Orchester, Ballett und den Solisten der Staatsoper Stara Zagora aus Bulgarien:

Kammeroper: “Marilyn Monroe – Der Prozess”

Musik: Roland Baumgartner

Libretto: Geirun Tino

Kammerorchester, Ballett und Solisten der Staatsoper Stara Zagora, Bulgarien

Dirigent: Andria Pavlic

Regie: Ognyan Draganov

Zeit: (nur!) 27. und 28. April 2018, 19.00 Uhr

Ort: Theater des bulgarischen Kulturinstitutes (BKI) 1030 Wien, Parkgasse 18 „Haus Wittgenstein

Tickets zu diesen einmaligen Aufführungen sind online (kultur-schnaeppchen.at, es-promotion.at, office@haus-wittgenstein.at) und telefonisch erhältlich: Tel. 00436765072505 (es-promotion) oder 004317133164 (BKI).

 

Donnerstag, 24. Dezember 2015, von Elmar Leimgruber

Frohe Weihnachten und alles Beste für 2016

Liebe treue Freunde von redakteur.cc, kulturia.com, meinsenf.net, Ferienwohnung Wien-Schönbrunn und elmadonmusic:

Ich wünsche Ihnen allen frohe und glückliche Weihnachtsfeiertage sowie ein friedliches und erfolgreiches Neues Jahr 2016.

Ihr Elmar Leimgruber

Donnerstag, 24. September 2015, von Elmar Leimgruber

Es muss was Wunderbares sein… Kritik: “Im weißen Rössl” (Volksoper)

Am 8. November 1930 durfte man in Berlin erstmals das Singspiel “Im Weißen Rössl” von Ralph Benatzky live erleben. Und auch heute, 85 Jahre und zahllose Aufführungen und mehrere Verfilmungen (u.a. mit Peter Alexander und Waltraud Haas) später, hat die oft auch als “erstes deutsches Musical” betitelte Operette nichts von ihrer Popularität eingebüßt.

Anlässlich dieses Jubliäums präsentierte die Wiener Volksoper (über zwei Jahrzehnte nach der Inszenierung des von mir hochgeschätzten und leider inzwischen verstorbenen Robert Herzl) kürzlich eine “Revue”-Neuinszenierung des witzigen Stücks von Josef E. Köpplinger nach der Rekonstruktion der Originalfassung von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn.

Ich hatte seinerzeit bereits die Herzl-Inszenierung sowohl in der Volksoper (u.a. mit Martina Dorak als Klärchen und dem heutigen Volksopern-Intendanten Robert Meyer als schöner Siegismund) als auch dann viele Jahre später in “seinem” Stadttheater Baden sehr genossen. Umso mehr war ich gespannt auf die sich ans Original beziehende Inszenierung von Köpplinger (übrigens eine Kooperation mit dem Münchener Theater am Gärtnerplatz, dessen Intendant er auch ist).

Noch selten zuvor saß ich in einem Opernhaus fast durchgehend mit einem Grinser da, so bunt, grell, pseudo-Volkstümlich und übertrieben kitschig und daher äußerst unterhaltsam und unboshaft hintergründig wurde hierfür gearbeitet, auch wenn ich beispielsweise die menschlichen Kühe und die Liebesengel sehr witzig, den Holz-Jägerhund aber eher einfallslos finde. Ob die zahlreichen “Berg-Szenen” nicht mehr vom Stück ablenken als es zu bereichern, darf ebenfalls gefragt werden: lustig sind sie allemal.

Sigrid Hauser interpretiert die Rössl-Wirtin bei weitem nicht so aggressiv und hart wie manche andere vor ihr, sondern gibvt einerseits die verliebte Geblendete, eienrseits die mit dem liebenden Leopold Mitleidende und andererseits die verantwortungsbewusste Chefin, von der man Durchsetzungsvermögen erwartet. Und: diese Überraschung ist gelungen, für mich war sie äußerst positiv.

Dass Boris Eder eine wunderschöne Stimme hat und keinerlei Probleme mit den Höhen hat, dürfte nun hoffentlich für jedermann hörbar sein: Er gibt einen wunderbaren Oberkellner Leopold, der wohl schwer durch wen anderen getoppt werden könnte. Und auch das restliche Ensemble entspricht durchaus meinen hohen Erwartungen. Besonders lobend hervorzuheben sind hier Helga Papauschek (sie war früher selbst ion der Volksoper Rösslwirtin) als Reiseleiterin, Simon Jung als Piccolo, Martin Dablander als Todesjodler, Juliette Khalil als Klärchen, Markus Meyer als Sigismund sowie Wolfgang Hübsch als Kaiser.

Das Orchester der Volksoper Wien inklusive Jazzkombo und Zithertrio unter der Leitung von Michael Brandstätter spielt gewohnt beinahe perfekt, wenn auch an manchen Stellen Orchester und Sänger leider nicht synchron sind, so vor allem (ich sah ich Vorstellung am 8. September) der Song von Professor Hinzelmann (Hans Dieter Knebel, der dafür aber schauspielerisch in dieser Rolle großartig ist).

Alles in Allem ist das neue Rössl an der Wiener Volksoper eine wunderbare Produktion, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Allerdings sollte man hierfür auch eine gehörige Portion Humor und gute Laune mitbringen. Und: Rechnen Sie mit Blasmusik bereits vor der Vorstellung.

Und es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft an der Wiener Volksoper auch noch weitere Stücke von Ralph Benatzky zu sehen geben wird, beipielsweise “Die drei Musketiere”, welche 2012 in Baden bereits erfolgreich zur Aufführung gelangten.