“Annie”: Wenn Weihnachten wird in Baden… (Musical-Kritik)

Es erfordert Mut, eine aus Kino und Fernsehen bekannte Story auf die Bühne zu bringen. Denn es kann schief gehn, sehr schief, vor allem weil die Handlung bekannt ist und weil die dazu passenden Bilder im Kopf der Besucher sind. Daher war es auch ein großes Wagnis, zu der sich die Bühne Baden nur schwer entscheiden konnte, wie Intendant Sebastian Reinthaller auf der Premierenfeier verriet, ausgerechnet das Musical “Annie” von Charles Strouse (Musik), Thomas Meehan (Buch) und Martin Charnin (Gesangstexte) aufzuführen. Die deutsche Fassung stammt von Holger Hauer und Jürgen Hartmann.

Den Mutigen aber gehört oft die Welt, so auch in diesem Fall: Die Inszenierung von Alexandra Frankmann-Koepp passt einfach genauso wie das fast märchenhafte Drehbühnenbild von Sam Madwar und die ganz hervorragende Choreographie von Markus Tesch. Und die Bühne Bühne ist (hoffentlich auch weiterhin) in der glücklichen Lage, ein klassisches Musical auch mit vollem klassischen Orchester unter der gekonnten Leitung von Oliver Ostermann auszustatten.

Hervorragend ist auch die Besetzung der einzelnen Darsteller für dieses Musical gelungen: Die Hauptdarstellerin Johanna Öhler brilliert als das Weisenhauskind Annie genauso wie Erwin Windegger als der steinreiche Mr. Warbucks, der eigenlich nur ein armes Waisenkind über Weihnachten bei sich aufnehmen möchte. Schließlich und endlich jedoch verfällt er (dessen Wandlung geht aber auf der Bühne leider zu schnell und daher schwer nachvollziehbar vor sich) dem selbstbewussten, intelligenten und frechen Kind Annie und will sie als Tochter adoptieren, würde diese nicht unbedingt ihre echten Eltern wiederfinden wollen. Aber wer, wenn nicht Mr. Warbucks, der selbst beim US-Präsidenten Roosevelt (Franz Josef Koepp) ein- und ausgeht, könnte das schaffen.

Und da gibts noch die frustrierte und geldgierige Waisenhaus-Chefin Miss Hannigan: Dagmar Hellberg, welche ihre eigentliche Nebenrolle aufgrund ihrer hervorragenden Interpretation beinahe zur Hauptrolle werden lässt. Und da es sich um ein Musical für die ganze Familie handelt, darf da natürlich auch ein Hund nicht fehlen…

Alles in allem gerade jetzt für die Weihnachtszeit ein wunderbares Stück, großartig auf die Bühne gebracht, gespielt und gesungen, das alles für die gesamte Familie bietet: Kälte, Soziales, viel Herz, Spannung und ein märchenhaftes Finale, das man sich und seiner Familie gern sogar mehrmals gönnen könnte.  Großes Kompliment an alle bei der Bühne Baden.

 

 

 

 

Ich nütze nun auch die Gelegenheit, mich hiermit öffentlich vom langjährigen Intendanten der Bühne Baden Robert Herzl zu verabschieden, der leider zu früh verstorben ist. Ich habe schon seine zahlreichen Arbeiten an der Wiener Wiener Volksoper sehr geschätzt. Ich bedauere seinen frühen Tod und drücke hiermit allen Hinterbliebenen mein Beileid aus. R.I.P. Robert Herzl.

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