Impuls zum Gründonnerstag

Provokantes zu Eucharistie und Priestertum (nach Franz von Assisi)

Jesus wußte, so heißt es im heutigen Evangelium, er wußte, daß seine Stunde gekommen war: die Stunde, zu sterben, die Stunde, sein Leben für seine Freunde hinzugeben, als Hirt sein Leben für seine Schafe hinzugeben. Wahrscheinlich hätten seine Jünger ihn nicht verstanden, wäre er nur hingegangen und hätte sich kreuzigen lassen: Als Verbrecher verurteilt zu werden, noch dazu gekreuzigt werden, wie könnte man zu so jemanden stehen. Wie lächerlich hätte man sich da gemacht, hätte man die Anschuldigungen nicht geglaubt, hätte man sich weiterhin zu ihm bekannt. Und daß Jesus sich aus Liebe kreuzigen lassen wollte, das dürfte man wohl noch weniger verstanden haben. Glauben wir es ihm heute?
Jesus wollte sein Handeln erklären, seine Jünger nicht unvorbereitet lassen. Er wollte ihnen ein Zeichen dafür geben, wie ernst er es mit ihnen meinte. So stand er vom Mahl auf, das er mit seinen Jüngern feierte, goß Wasser in eine Schüssel, und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und abzutrocknen. Die Füße der Herren zu waschen war zur damaligen Zeit Aufgabe der Sklaven. Warum tat er es also, er der von Petrus bekannte Messias? Warum? "Weil er die Seinen, die in der Welt waren, liebte", ja liebte "bis zur Vollendung". Und lieben heißt nicht, davon zu reden. Das Lieben ist auch kein Problem, wenn wenn es nur allgemein gedacht ist. Das Lieben beginnt beim Nächsten, also mit dem oder mit der, der oder die gerade zufällig neben mir ist; und nicht bei denen, die weit weg sind, sodaß wir uns nicht gegenseitig auf die Nerven gehen könnten. Da erst -in der Nähe- da zeigt es sich, wie ernst wir es mit der Nächstenliebe meinen.
Beim letzten Abendmahl ging es Jesus um ein letztes gemeinsames Essen mit seinen Jüngern. Gemeinsam essen werden auch wir heute nach der Kommunion. Aber was Jesus eigentlich seinen Jüngern geben will, was er sie eigentlich zu überliefern beauftragt, das ist er selbst. Sein Leiden, sein Tod, aber auch seine kommende Auferstehung können gegenwärtig gesetzt werden, versichert er, und zwar immer dann, wenn seine Jünger dies möchten. Und das, was er, unser Erlöser und Heiland damals auf Kalvaria zur Vergebung unserer Sünden vollbracht hat, kann und soll unblutig erneuert werden, zu allen Zeiten, in jeder Messe, in jeder Eucharistiefeier. Denn Jesu Wort: "Dies ist mein Leib für euch" und "dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut" bewirkte damals, daß Jesus sich selbst seinen Jüngern in Gestalt von Brot und Wein zur Speise gab, sich selbst an sie auslieferte, sich selbst an sie verschenkte. Und diese Vollmacht übertrug er seinen Aposteln: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Diese Vollmacht bekommt bis heute jeder Priester. Das heißt: das, was sich damals im Abendmahlsaal und am Ölberg vollzog, und das was wir gerade feiern, ist ein und dasselbe Opfer Christi zur Vergebung unserer Schuld. Denn sooft wir von diesem Brot, -dem Leib Christi in der Kommunion- essen und sooft wir aus diesem Kelch, dem Blut Christi trinken, verkünden wir den Tod des Herrn, bis er kommt. Ich wünsche mir von uns allen, daß wir an diesem heutigen Gedenktag der Einsetzung des Geheimnisses der Eucharistie, unseren Herrn in der hl. Kommunion ganz bewußt empfangen und die darauf folgenden Minuten zu einer intimen Begegnung mit ihm, unserem Erlöser nützen.
Der Gründonnerstag ist auch der Gedenktag der Einsetzung des Priestertums. Der hl. Franz von Assisi, der vorallem aufgrund seiner Liebe zur Armut, zur Einfachheit und zur Natur sehr bekannt ist, hat zu seiner Zeit auch viel über die tiefe Verbindung zwischen dem Priestertum und der Eucharistie nachgedacht. So schrieb er im September 1226 in seinem Testament unter anderem die folgenden beeindruckenden Sätze, Sätze die für unsere heutigen Ohren und für unsere Herzen äußerst provokativ klingen:
"Und der Herr gab mir in den Kirchen einen solchen Glauben, daß ich in Einfalt so betete und sprach: "Wir beten dich an, Herr Jesus Christus -und in allen deinen Kirchen, die in der ganzen Welt sind, und preisen, dich, weil du durch dein heiliges Kreuz die Welt erlöst hast". Danach gab und gibt mir der Herr einen so großen Glauben zu den Priestern, die nach der Vorschrift der heiligen Römischen Kirche leben, wegen ihrer Weihe, daß ich, wenn sie mich verfolgen würden, bei ihnen Zuflucht suchen will... Und diese und alle anderen will ich fürchten, lieben und ehren wie meine Herren. Und ich will in ihnen die Sünde nicht sehen, weil ich den Sohn Gottes in ihnen erblicke und sie meine Herren sind. Und deswegen tue ich das, weil ich leiblicherweise von ihm, dem höchsten Sohn Gottes, in dieser Welt nichts sehe als seinen heiligsten Leib und sein heiligstes Blut, das sie selbst empfangen und [sie allein] den anderen darreichen. Und diese heiligsten Geheimnisse will ich über alles hochgeachtet, verehrt und an kostbaren Stellen aufbewahrt wissen. Die heiligsten Namen und seine geschriebenen Worte will ich, wo immer ich sie an ungeziemenden Stellen finden werde, auflesen und bitte, daß sie aufgelesen und an einen ehrbaren Ort hingelegt werden. Und alle Gottesgelehrten und die Gottes heiligste Worte mitteilen, müssen wir hochachten und verehren als die (die) uns Geist und Leben mitteilen."

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    Diese Seite wurde zuletzt am 4. April 1998 bearbeitet.

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