Archiv für Oktober 2011

Dienstag, 18. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Erster Wiener Journalistinnenpreis und MedienLÖWIN 2011

Obwohl die Medienbranche in Wien vorwiegend weiblich ist, werden die meisten Führungspositionen Männern übergeben. Daher ist ein Preis, der die Leistung der Kolleginnen hervorhebt, wichtig. Unter dem Motto “Frauen vor den Vorhang” werden nun heuer erstmals herausragende Journalistinnen im Rahmen einer Gala im Rathaus mit dem Wiener Journalistinnenpreis ausgezeichnet.

Nach der Nominierung durch eine unabhängige Jury wird die Preisträgerin Ende Oktober 2011 bekannt gegeben. Die Preisverleihung findet am 8. November 2011 im Wiener Rathaus statt. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die ausgezeichnete Journalistin erhält außerdem einen Preis in Form einer Statue der Künstlerin Dejana Kabilijo.

Der Wiener Journalistinnenpreis hat das Ziel, herausragende Leistungen von Frauen in den Redaktionen sichtbar zu machen. Vorgeschlagen werden können Journalistinnen aus jedem österreichischen Medium, deren Arbeit von hervorragender handwerklich-journalistischer Qualität ist und ein Bewusstsein für gesellschaftliche Realitäten widerspiegelt. Die Arbeiten sollten sich durch Courage, soziale Verantwortung und kritische Haltung auszeichnen.

Der diesjährige, der 13. Österreichische Journalistinnenkongress steht heuer übrigens unter dem Motto “Alles ist möglich” statt und findet am 9. November im Wiener Haus der Industrie statt. In deren Rahmen wird auch die MedienLÖWIN 2011 verliehen.

Montag, 17. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Informatiker bauen drahtlose Fahrradbremse

Professor Holger Hermanns präsentiert die drahtlose Bremse seines Drahtesels
Foto: Saar-Uni/Angelika Klein

Informatiker an der Universität des Saarlandes haben eine drahtlose Fahrradbremse entwickelt und deren Funktionsfähigkeit an einem sogenannten Cruiser Bike demonstriert. Darüber hinaus bewiesen sie die Zuverlässigkeit des Bremssystems mit mathematischen Methoden, die auch bei Steuersystemen von Flugzeugen oder chemischen Fabriken zum Einsatz kommen. Die drahtlose Bremse ist laut den Wissenschaftern zu 99,999999999997 Prozent sicher, „was bedeutet, dass drei aus einer Billiarde Bremsversuchen fehlschlagen“, erklärt Holger Hermanns, der an der Saar-Uni den Lehrstuhl für Verlässliche Systeme und Software leitet.

Das „Cruiser Bike“ ähnelt eher einem Easy-Rider-Motorrad ohne Motorblock als einem herkömmlichen Fahrrad. Doch gerade an der gradlinigen, langgestreckten Fahrradgabel fällt besonders gut auf, was das neu entwickelte Bremssystem so besonders macht: Weder schlängelt sich ein Bremskabel den Lenker hinunter, noch steht ein Bremsgriff für die Vorderbremse vom Lenker ab.

Um zu bremsen, muss der Fahrradfahrer lediglich den rechten Gummigriff am Lenker fest umgreifen. Je stärker er greift, desto stärker bremst, wie von Geisterhand, die Scheibenbremse im Vorderrad. Möglich macht dies ein Zusammenspiel von mehreren Komponenten. Im schwarzen Gummigriff ist ein Drucksensor integriert, der ab einem bestimmten Druck einen kleinen Sender aktiviert. Dieser sitzt in einem blauen Kunststoffkästchen von der Größe einer Zigarettenschachtel, das ebenfalls an der Lenkstange befestigt ist. Seine Funksignale gehen unter anderem an einen Empfänger am Ende der Radgabel. Dieser wiederum gibt das Signal an einen „Aktuator“ weiter, der es in eine mechanische Bewegung umsetzt, die letztendlich die Scheibenbremse greifen lässt.

Um die Ausfallssicherheit zu erhöhen, befinden sich in den Speichen des Hinterrades und an der Gabel des Vorderrades jeweils ein weiterer Sender. Sie fungieren als sogenannte Replikatoren, indem sie das Senden des Bremssignals wiederholen. Auf diese Weise soll sichergestellt sein, dass die entscheidende Funknachricht auch dann noch rechtzeitig ankommt, wenn die anderen Funkverbindungen zu langsam sind oder gar ganz ausfallen. Die Saar-Informatiker haben unter anderen herausgefunden, dass noch mehr Replikatoren nicht unbedingt noch mehr Sicherheit bieten. „Wenn es schlecht konfiguriert ist, können es auch ganz schnell drei aus fünf Bremsversuchen sein, die schiefgehen“, so Hermanns.

Die drahtlose Fahrradbremse
Saar-Uni/Angelika Klein

Mit der aktuellen Ausstattung schafft es das Cruiser Bike spätestens nach 250 Millisekunden zu bremsen, was bei einer Geschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde einem Reaktionsweg von zwei Metern entspricht. Dabei wollen es die Forscher jedoch nicht belassen. „Es ist jetzt nicht mehr schwer, ein Antiblockiersystem und Antischlupfregelung zu integrieren. Das ist schnell gemacht.“ Nach ersten Gesprächen mit namhaften Herstellern sucht Hermanns bereits ein Ingenieursbüro, das die drahtlose Fahrradbremse umsetzt. Die Arbeiten zu der drahtlosen Fahrradbremse wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Automatic Verification and Analysis of Complex Systems (AVACS) unterstützt. Die Ergebnisse haben die Saar-Informatiker im Fachaufsatz „A Verified Wireless Safety Critical Hard Real-Time Design“ dokumentiert, der von der weltweiten Ingenieursorganisation IEEE publiziert wurde.

Die drahtlose Fahrradbremse stellt für die Forscher jedoch weitaus mehr als nur eine akademische Spielerei dar. „Drahtlose Netze funktionieren nie hundertprozentig, das ist technologisch bedingt“, erklärt Hermanns, der zusammen mit seiner Gruppe die drahtlose Fahrradbremse entwickelte. Dennoch gehe man zunehmend dazu über, Systeme drahtlos zu realisieren, die,wie eine einfache Fahrradbremse, immer funktionieren müssen. „Konkrete Pläne existieren zum Beispiel für den künftigen Europäischen Zugverkehr“, berichtet Hermanns und führt weiter aus, dass Experimente mit Zügen und Flugzeugen viel zu aufwändig seien und bei Fehlfunktion sogar Menschen gefährden könnten. Daher untersuchte seine Forschergruppe den Brems-Prototypen mit Rechenverfahren, die sonst bei Steuersystemen von Flugzeugen oder chemischen Fabriken zum Einsatz kommen. „Die drahtlose Fahrradbremse bietet uns die notwendige Spielwiese, um diese Methoden für den Einsatz in weitaus komplexeren Systemen zu optimieren“, so Hermanns.

Sonntag, 16. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Heute ist Welternährungstag

Eine Mutter wartet auf Lebensmittel
Foto: UNICEF

“Obwohl weltweit genügend Nahrung für alle Menschen produziert wird, leiden mehr als eine Milliarde Menschen an Hunger”, kritsiert  UNO-Generalsekretär Ban-Ki Moon in seiner Erklärung zum heutigen Welternährungstag: “Ich appelliere an die politischen Führer der reichen und armen Länder zugleich, notwendige Energie und Ressourcen in den Kampf gegen den Hunger zu investieren. Nur so kann das Millenniumsentwicklungsziel erreicht werden, extreme Armut und Hunger zu bekämpfen. Kleinbauern müssen belastbarer werden und es muss ein Sicherheitsnetz entwickelt werden, um die Bedürftigsten zu schützen”, betont Ban-Ki Moon.

Auch wenn mehr als 13 Millionen Menschen am Horn von Afrika derzeit “von der schlimmsten Dürreperiode seit mehr als 60 Jahren” betroffen seien, bedeute dies nicht automatisch Hungersnot. Diese habe ihre Ursachen vielmehr in der “Behinderung von Nahrungsmittellieferungen durch die Al-Shabaab Menschen an Hunger leiden”. Das “politische Versagen” bestehe vor allem darin, dass kaum was gegen Preisschwankungen unternommen wird:

“Mehr als 80 Millionen Menschen wurden 2007 und 2008 durch die Inflation der Lebensmittelpreise in Hunger und Armut gestürzt. Durch den jüngsten Anstieg der Lebensmittelpreise sind weitere 70 Millionen Menschen in extreme Armut geraten”, weil die Ärmsten der Welt “bis zu 80 % ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben”.  Wir haben “das Wissen und die Ressourcen, dem Hunger ein Ende zu setzen” und daher muss die “Verbindung zwischen Armut, Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung” gebrochen werden”, fordert der UNO-Generalsekretär: “Wir müssen den Hunger besiegen.”

Freitag, 14. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

ORF-Futurezone-Archiv eröffnet

Das ORF-Futurezone-Archiv
Screenshot: futurezone

Die ehemalige ORF-Futurezone erhält ab sofort ein Archiv, das künftig kostenlos öffentlich nutzbar ist: Austria Presse Agentur (APA und ORF) öffnen ihr bewährtes ORF-Technologiearchiv über die Jahre 1999 -2010. Damit ist der rund 56.000 Artikel umfassende Bestand des ehemaligen Informationstechnologiekanals “futurezone.orf.at” wieder öffentlich verfügbar.

Nach der Einstellung der ORF-Futurezone aufgrund des neuen ORF-Gesetzes und der Übernahme und dem Neustart des Portals durch die Tageszeitung Kurier unter der Domain futurezone.at mit 1. Oktober 2010 waren die redaktionellen Technologie-Beiträge des einstigen Channels nicht abrufbar.

Ab sofort können nun sämtliche Artikel, die zwischen 20.4.1999 und 30.9.2010 auf futurezone.orf.at publiziert wurden, über www.fuzo-archiv.at sowie über das APA-OTS-Portal www.it-press.at kostenfrei gesichtet werden. Darüber hinaus stehen die Daten im APA-OnlineManager (AOM), zu dessen Anwenderkreis u.a. große Teile der österreichischen Medienlandschaft zählen, zur Recherche offen.

Donnerstag, 13. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Alice, Mulan und Aladdin im Wunderland Wien

Anetta Szabo als Jasmin mit Peter Knauder als Aladdin
Foto: Agentur Zolles/ Martin Steiger

Zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum (laut Wiener Rathauskorrespondenz) gibt es nun eine längere Kooperation zwischen Walt Disney und der Wiener Stadthalle: Gemeinsam präsentieren sie “Disneys Junge Bühne”, bei welchem innerhalb von drei Jahren bis zu vier verschiedene Disney-Musicals speziell für Jugendliche und Familien mit Kindern in Wien aufgeführt werden könnten. Das Performing Center Austria freut sich, damit jungen Talenten eine Chance für die große Bühne zu bieten.

Dabei werden mehrere Disney Shows als Produktion des Performing Center Austria, der Wiener Kaderschmiede für die Musicalstars von morgen, auf die Showbühne der Halle F gebracht. Gestartet wird mit “Aladdin jr.” am 26. Februar 2012, gefolgt von der deutschsprachigen Erstaufführung  von “Alice im Wunderland jr.” im Mai 2012. Für 2013/2014 ist zusätzlich noch die Musical-Umsetzung von Mulan und einer Überraschungs-Show geplant. Und auch Castings sind vorgesehen.

Tiziana Turano als Alice
Foto: Agentur Zolles/ Martin Steiger

Die Hauptrolle des Aladdin (Musik von Alan Menken) wird Peter Knauder übernehmen. Die Rolle der Alice spielt Tiziana Turano. Regie bei beiden Stücken führt Rita Sereinig. Für die Choreographie wurden Sabine Arthold und Susanne Rietz engagiert. Die musikalische Leitung hat Marie Landreth inne. Bei allen Shows werden erstmals in Österreich die bekannten und berühmten Disney Songs aus den bekannten Animationsfilmen zu hören und – schwungvoll tänzerisch umgesetzt – zu sehen sein.

Hintergrund für diese Kooperation sind die von der Erste Bank Wiener Stadthalle und dem Performing Center Austria bereits künstlerisch erfolgreich umgesetzten Disney Musicals “High School Musical” und “Camp Rock” in den Jahren 2007 und 2010. “Die Professionalität und hervorragende Qualität haben uns überzeugt. Deshalb hat sich Disney auch entschlossen, nun diese mehrjährige Kooperation einzugehen. Wir freuen uns auf die bevorstehende Premiere”, so Felipe Gamba, Director International Production Strategy Disney Theatrical Group.

Seit drei Jahren fördert die Wien Holding gemeinsam mit der Wiener Stadthalle und den Vereinigten Bühnen Wien junge Musicaltalente. Herzstück dieser Initiative ist eine Kooperation mit dem Performing Center Austria, der Kaderschmiede für junge Musicaltalente in Österreich. Unter der Gesamtleitung von Alexander Tinodi zeichnen seit 2010 Sabine Arthold und Marie Landreth für die künstlerische Leitung verantwortlich.

Die ersten acht Showtermine für das erste Halbjahr sind bereits fixiert:

  • Aladdin jr. ist an folgenden Sonntagen, jeweils um 11.00 und 14.30 Uhr zu sehen:
    26. Februar 2012, 29. April 2012
  • Alice im Wunderland jr. läuft an folgenden Sonntagen, jeweils 11.00 und 14.30 Uhr:
    13. Mai 2012, 17. Juni 2012

Für den Herbst 2012 sind weitere 8 Termine mit diesen beiden Shows in Vorbereitung.

Mittwoch, 12. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Rot-Grün lässt Wiens Einwohner bluten

Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl und seine grüne Koalitionspartnerin Maria Vassilakou

Eine gute Nachricht als Folge der Regierungskoalition der SPÖ mit den Grünen in Wien gibt es jetzt nach einem Jahr ja tatsächlich zu vermerken: Die Jahrestickets der Öffis in Wien sinken (warum eigentlich erst ab Mai des kommenden Jahres und nicht schon zum Jahreswechsel?) von derzeit 449 Euro auf dann 365 Euro, also auf 1 Euro pro Tag (vgl. dazu meinen Öffi-Wunschtraum vom März 2010).

Und auch die Monatskarten sinken, während die Tickets für Wenigfahrer (alle übrigen) steigen. So kann ich dem grünen Einfluss in der Stadtregierung in diesem Fall sogar etwas Positives abgewinnen.

Massiv stört mich an diesem grünen Einfluss jedoch, dass durch die geplante weitere Einschränkung der Autoparkmöglichkeiten und Verhinderung von Parkgaragen verbunden mit Gebührenerhöhungen (+ 8,3 Prozent) fürs Kurzparken offenbar der Bevölkerung nicht nur jegliche Freude am eigenen Auto genommen werden, sondern dank zusätzlichen Parkverboten das Vielautofahren gefördert werden soll: Wenn ich mein Auto nur in der Nacht straffrei abstellen darf, dann werde ich es tagsüber natürlich jederzeit nützen anstatt stehen zu lassen und ein Strafmandat zu riskieren. Wenn ich hingegen will, dass die Menschen die Öffis anstatt ihre Autos benützen, dann muss ich ihnen möglichst sicheren Parkraum schaffen, damit sie ihr Auto (auch wochenlang) beruhigt stehen lassen können.

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) mit Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne)

Auch die sonstige Bilanz der rot-grünen Zusammenarbeit in Wien sieht hingegen äußerst düster aus (und so wie die SPÖ die mitregierenden Grünen dominierend behandelt, bin ich froh, dass diese  in der Koalition sitzen und nicht die orientierungslose und viel zu zahme und kuschelbedürftige Wiener ÖVP):

Während das Wiener Valorisierungsgesetz vorsieht, dass die Tarife der Wiener Stadtwerke automatisch angehoben werden, wenn der Verbraucherpreisindex (VPI) zur Mitte des Jahres drei Prozent übersteigt, was Bürgermeister Michael Häupl sogar durch ein Veto verhindern könnte, wurden Erhöhungen bei der Müllabfuhr und beim Abwasser angekündigt, die fast doppelt so hoch liegen als der VPI, nämlich bei 6 anstatt bei vielleicht noch verkraftbaren 3,3 Prozent. Dabei wurden die Gebühren 2009 schon drastisch erhöht, und damals hatte die Grüne Maria Vassilakou -heute Vizebürgermeisterin unter Häupl- dies noch “Sozialverrat” genannt.

Doch der Gipfel der Zumutung gerade jener Partei, die immer behauptet, sozial zu denken (SPÖ), ist die Erhöhung der Gebühren für Trinkwasser um gleich 33 (!) Prozent. Und wie selbst die Bundeschefin der österreichischen Grünen, Eva Glawischnig, die Wasserabzocke (das teuerste Trinkwasser Österreichs) durch die rot-grüne Wiener Regierung verteidigen kann, ist mir gänzlich unverständlich.

Und während laut Berechnung der Arbeiterkammer (AK) die Einkaufpreise am Weltmarkt zwischen 2008 und 2001 drastisch (Gas -15,5 Prozent, Strom -17,5 Prozent) sanken, erhöhen die fest in SPÖ-Hand stehenden Wiener Stadtwerke dennoch drastisch ihre Preise: Um 23, 4 Prozent wurden zwischen 2008 und Juli 2011 die Gaspreise durch die Wien Energie erhöht. Und nun mit Oktober verteuert sich Gas für die Konsumenten um weitere 9,8 Prozent.

Aber anstatt als sozialdemokratische Partei die eigenen Ersparnisse durch günstigeren Einkauf in Form von Preissenkungen weiterzugeben, führen diese auch beim Strom zu Teuerungen: Die Konsumenten mussten von 2008 bis Juli 2011 Preissteigerungen beim Strom von 18,6 Prozent verkraften, so die AK. Es wird daher endlich ratsam sein, die E-Control online aufzusuchen und nach günstigeren Alternativen zur Wien-Energie sowohl bei Strom als auch bei Gas zu suchen. Die ebenfalls zu den Wiener Stadtwerken gehörenden Wiener Friedhöfe haben übrigens 2011 ihre Preise um bis zu über 40 Prozent erhöht.

Ich bin ja gespannt, wie lange die bislang treuen SPÖ-Wähler sich noch von ihrer “sozialdemokratischen” Partei abzocken werden lassen. Aber in typischer SPÖ-Manier wird man auch in Zukunft wieder den “bösen” Vermietern die Schuld zuschieben, wenn die Mieten aus verständlichen Gründen (weil die Abgaben an die Stadt ständig wachsen) auch steigen werden, anstatt das eigene unsoziale Vorgehen und die eigene Verantwortung für das Preistreiben in Wien einzugestehen.

Natürlich aber wäre unter anderen politischen Farben in Wien nicht alles besser als jetzt. Jedoch von Parteien, die anmaßend beanspruchen, dass die Wiener Lebensqualität ihrem Handeln entspringt oder diese durch “Autoenteigenung” erreicht werden kann und dass sie soziale Politik betreiben, erwarte ich mir – und viele andere sicher genauso- dass sie nicht ständig der Bevölkerung was angeblich Soziales vorlügen, sondern zugeben, dass es ihnen auch um nichts anderes geht als zu wirtschaften und dass es ihnen daher im Grunde relativ egal ist, wenn die Einwohner Wiens von allen städtischen Unternehmen jedes Jahr auf Neue immer noch mehr finanziell ausgeblutet werden.

Dienstag, 11. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Das Royal Concertgebouw Brass Ensemble brilliert live

Mehr zufällig als bewusst geplant entstand das Brass Ensemble des Royal Concertgebouw Orchestra (RCO) Amsterdam 2003, als erstmals keine USA-Tournee des gesamten Orchesters stattfand, man dort aber wenigstens die begehrten niederländischen Dozenten für Workshops in die Staaten einladen wollte.

Nachdem diese Meisterkurse für Blechbläser in Folge aber nicht nur in den USA, sondern auch in China, Japan, Deutschland , der Schweiz und England äußerst erfolgreich waren, beschlossen die Blechbläser des Royal Concertgebouw öfter gemeinsam aufzutreten und auch auf Tournee zu gehen. Und als solche waren sie auch in Südtirols Kulturhauptstadt Meran beim 10. Internationalen Brassfestival zu Gast.

Die 16 Musiker des RCO Brass Ensemble (je 4 Trompeten und Hörner, 3 Posaunen + Bassposaune, Tuba, 2 x Percussion, Dirigent) unter der Leitung von Theo Wolters live zu erleben, ist ein musikalischer Hochgenuss: Weder spielen sie “brav” und unscheinbar, noch besteht das Konzert aus einem einzigen Energieausbruch ohne Höhen und Tiefen. Im Gegenteil: diese Musiker verstehen es bestens, alle Facetten der Musik herauszukehren, die es gibt, was sich -je nach Werk- sowohl in den verschiedenen Tonfarben offenbart als auch in der Vielfalt nicht nur der Tempi, sondern auch in der Variation der Lautstärke, kurz: ein Bläserensemble, das man unbedingt mal live erleben sollte.

Noch selten habe ich Blechbläser sowohl so harmonisch wie auch bewegend musizieren sehen und hören. Theo Wolters ist offenbar musikalischer ein Magier, der seinen Bläsern nicht nur Höchstleistungen zutraut, sondern diese auch erfolgreich einfordert. Und der Solist des Abends, Fons Verspaandonk, der das Hornkonzert von Saverio Mercadante interpretierte, ist ein Genie an seinem Instrument, dem Horn: Hätte man ihn nicht live spielen gesehen, würde man eine solche technische Perfektion verbunden mit viel Soul nicht für möglich halten.

Das internationale Brassfestival, das heuer bereits zum 10. Mal in der ehemaligen Kaiserstadt Meran in Südtirol stattfindet, steht unter der künstlerischen Leitung von Alexander Veit. Die bedeutendsten Brass-Ensembles der Welt waren hier bereits zu Gast, darunter Empire Brass und Juvavum Brass, London Brass, bach-blech&blues, German Brass, Black Dyke Band, Fairey Breass Band, Blechschaden und Mnozil Brass. Das letzte diesjährige Konzert bestreitet Pro Brass unter der Leitung von Albert Lauss-Linhart am 15.10.2011 ebenfalls um 20.30 Uhr im Kursaal von Meran.

 

Montag, 10. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Ivo Musers Bischofsweihe in Brixen – Eindrücke in Bildern

Vor tausenden Gläubigen direkt in Brixen und vor dem TV-Gerät oder dem Radio zuhause wurde am gestrigen Sonntag (9. Oktober 2011) Ivo Muser von Metropolitanbischof Luigi Bressan zum neuen Diözesanbischof von Südtirol (Diözese Bozen-Brixen) geweiht. Der Neugeweihte bedankte sich am Ende der Liturgie vor allem bei seinen beiden Vorgängern Karl Golser und Wilhelm Egger, bei Generalvikar Josef Matzneller und bei seinen verstorbenen Eltern. Er wolle “seinem Herzen keine Grenzen setzen”, betonte die Wichtigkeit von Ehe und Familie und richtete sein Gebet zum Himmel um weitere Berufungen und appellierte an die Gläubigen -den heiligen Augustinus zitierend- : “Helft mir, mit euch Christ zu sein!”.

Bressan, der seine Predigt zunächst in deutsch begann und dann italienisch fortsetzte, betonte die Wichtigkeit des Leitspruchs des neuen Bischofs “Tu es Christus” (Du bist Christus) und erinnerte an die gemeinsame Glaubensgeschichte der Diözesen Brixen und Trient.

Gemeinsam mit Bressan, dem Erzbischof von Trient, konsekrierten der krankheitsbedingt zurückgetretene Südtiroler Bischof Karl Golser und Manfred Scheuer, Bischof der Diözese Innsbruck. Neben vielen anderen Bischöfen nahmen auch der Münchener Kardinal Friedrich Wetter und der Erzbischof von Salzburg Alois Kothgasser an de Weihefeierlichkeiten teil.

Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder, der unter anderem mit seinem Stellvertreter Hans Berger, SVP-Obmann Richard Theiner und den Landeshauptleuten Günther Platter (Nordtirol) und Lorenzo Dellai (Trentino) bei der Bischofsweihe zugegen war, bot Bischof Muser jederzeitigen Dialog zu allen wichtigen Themen an und bekundete seine Erwartung, dass der Bischof auf die drängenden Fragen der Zeit Antworten bieten werde.

Der erst 49-Jährige studierte nach seiner Priesterweihe und nach seiner Zeit als Privatsekretär von Bischof Willhelm Egger Dogmatik an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, was er später auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen unterrichtete. Von 1996-2000 war er Regens des Brixner Priesterseminars, 2005 wurde er Domdekan und im Juli 2011 wurde er -wie berichtet- von Papst Benedikt XVI. zum neuen Südtiroler Bischof ernannt.

Und hier sind Eindrücke in Bildern (Fotos) der Bischofsweihe in Brixen:

Sonntag, 9. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Ärzte-Chef warnt vor “Körperfremdheit” und “schicken Krankheiten”

Ärztechef Walter Dorner
Foto: Ärztekammer Wien/Bernhard Noll

Erfolg mit Schönheit gleichzusetzen und umgekehrt ist gefährlich, betonte Walter Dorner, der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK) anlässlich einer Tagung in Wien: Es gebe eine starke Entfremdung vom eigenen Körper, wenn Schönheit und Erfolg gleichgesetzt würden. Eine Gefahr sieht der ÖAK-Präsident auch in einer Entwicklung, in der der Nutzen von Heilung weniger in der Beseitigung persönlichen Leids bemessen wird als im wirtschaftlichen Gewinn des Gesundheitssystems liegt. Das diesjährige Symposium der ÖAK und dem Europäischen Forum Alpbach in Wien stand unter dem Motto “Medizin und Ethik”.

Genau so wie Narziss der Faszination seines eigenen Spiegelbildes erlegen war, sei uns auch unser eigener Körper offenbar so fremd geworden, dass wir ihn ohne künstliche Eingriffe und Hilfsmittel nicht mehr wahrnehmen, erklärte Dorner: Für Schönheit, sprich: Erfolg, werde die eigene Gesundheit immer bedenkenloser geopfert. Einer “kultischen Handlung” käme es gleich, wenn Männer im Fitnessstudio stundenlang am Laufband rennen und dabei die Börsenkurse auf CNN verfolgen. “Ein deutliches Alarmzeichen” sieht Dorner auch darin, “dass sich 18-jährige Mädchen zur Matura nicht mehr den Führerschein wünschen, sondern eine Brustvergrößerung”.

Ein anderes Extrem nannte der ÖÄK-Präsident, dass sich immer mehr Menschen über eine Krankheit definierten. Es sei inzwischen oft sogar “schick, an irgendetwas zu leiden – am besten, ohne berufliche Beeinträchtigung”. Dorner ermutigte die Mediziner, ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft noch stärker wahrzunehmen und forderte sie auf, ihr eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen: “Warum verschönert ein Schönheitschirurg, warum verschreibt ein Arzt Dopingmittel – wissend, dass er damit eventuell einen Menschen ins Unglück stoßen kann?”

Mit der Frage, wie man Krankheit definieren könne, beschäftigte sich Michael Musalek, Institutsvorstand und ärztlicher Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Wien. Krankheit sei Teil des Lebens, allerdings müsse man unterscheiden zwischen “eine Krankheit haben” und “krank sein”. In seinem Schlussreferat kam ÖÄK-Präsident Dorner auf die schwierige Definition von Krankheit zurück und betonte: “Wohl kann sich auch befinden, wer an objektiven Kriterien gemessen krank ist. Andererseits kann sich krank fühlen, wer nach gängiger Auffassung gesund ist.” Gesundheit und Krankheit seien immer in Wechselwirkung zum Umfeld eines Menschen und daher dynamisch zu verstehen, so Dorner.

Die Wiener Fachärztin für Plastische und Wiederherstellungschirurgie Hildegunde Piza warf ein, dass die persönliche Freiheit jedes Einzelnen zu respektieren sei. Es sei eine Tatsache, dass sich neben der kurativen Medizin eine “Wunschmedizin” entwickle, dazu gehöre die Schönheitschirurgie. Ärzte dürften aber nicht zu reinen
Dienstleistern gemacht werden, forderte Piza.

“Es gibt Krankheiten, die hat man ein Leben lang – aber man ist deswegen nicht permanent krank” erlärte Musalek: Krankheit bedeute den Verlust der Funktionstüchtigkeit, in manchen Fällen aber auch Stigmatisierung. So litten psychisch Kranke mehr an der Bedeutung der Krankheit als an der Krankheit selbst, führte der Experte aus: “Die sozialen Konsequenzen einer Krankheit dürfen nicht unterschätzt werden.” Eine Krankheit als Lebensstil zu bezeichnen, ging Musalek zu weit: “Das Wort Lebensstil impliziert, dass etwas selbst gewählt wurde. Viele suchen sich ihre Krankheiten aber nicht aus”, betonte Musalek.

Ulrich Körtner, Vorstand des Instituts für Ethik und Recht an der Medizinuniversität Wien, betonte: Wenn Gesundheit und Medizin auf eine kultisch-religiöse Ebene gehoben würden, werde Krankheit zum Lebensstil. Gesellschaftlicher Druck erzeuge im Hinblick auf gesunde Lebensführung immer öfter Schuldgefühle. Medizin solle zu einem Mehr an Freiheit verhelfen, die Patienten würden aber oft einem rigorosen “Diagnoseregime” unterworfen. Ähnlich äußerte sich der Allgemeinmediziner und Autor Günther Loewit. Mit der provokanten
Aussage “Ärzte produzieren Krankheit” forderte er Mediziner auf, den Patienten keine Schuldgefühle einzuimpfen.

 

Freitag, 7. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Philippe Jordan wird neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker

Der neue Chefdirigent der Wiener Symphoniker, Philippe Jordan
Foto: Andreas Ifkovits

Philippe Jordan wird ab der Saison 2014/2015 vorerst für fünf Jahre neuer Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Wiener Symphoniker, wie gestern Abend bekanntgegeben wurde. Bereits in der laufenden Saison 2011-12 wird das Wiener Traditionsorchester mit Jordan die traditionellen Konzerte zum Jahreswechsel im Wiener Konzerthaus bestreiten, im April 2012 folgen zwei weitere gemeinsame Auftritte im Musikverein Wien.

Nach seiner Tätigkeit als Assistent von Jeffrey Tate erlangte der 37-jährige gebürtige Schweizer vor allem durch sein Engagement an der Staatsoper Unter den Linden Berlin, wo er unter anderem als Assistent von Daniel Barenboim tätig war (1998 bis 2002) tätig war, internationale Bekanntheit. Ab der Spielzeit 2001/02 war er Chefdirigent des Grazer Philharmonischen Orchesters und des Grazer Opernhauses. Seit der Spielzeit 2009/10 ist er musikalischer Direktor der Opéra National de Paris. Zudem übernahm er ab der Spielzeit 2006/07 den Posten des Ersten Gastdirigenten an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Philippe Jordan als Dirigent an der Pariser Oper
Foto: JF Leclercq

„Ich bin sehr glücklich, dass ich mich nun als Chefdirigent eng an dieses Orchester mit seinem enormen Potenzial binde. Für meine erste Saison an der Spitze der Wiener Symphoniker sind neun Abonnement-Programme mit jeweils zwei bis drei Konzerten in Wien sowie zwei Tournee-Projekte fix eingeplant. Die künstlerische Leitung des Konzertorchesters der Stadt Wien bildet eine ideale Ergänzung zu meinen Verpflichtungen als Musikdirektor an der Pariser Oper“, erklärte Philippe Jordan, der damit einen ersten Ausblick auf die zukünftige Arbeit mit dem Orchester bietet.

Die Wiener Symphoniker sind ein ausgezeichnetes Orhester, das den Vergleich mit weit bekannteren Orchestern, auch mit den Wiener Philharmonikern weltweit keinesfalls zu scheuen braucht. Aber fast alles liegt am Dirigenten:Exzellente Musiker brauchen kein Alibi-Hansl am Dirigentenpult, sondern einen Musikchef, der Talent, Begeisterung, Persönlichkeit und Mut zu Innovationen mitbringt, der sie fördert und fordert. Insofern wurde es höchste Zeit für Philippe Jordan als Chefdirigent und  künstlerischer Leiter der Wiener Symphoniker. Und das Orchester möge dankbar sein, dass dessen Vorgänger, der umstrittene Fabio Luisi (dessen Karriere in Österreich ich schon nicht nachvollziehen konnte und erst recht nicht seinen Gang an die MET), durch anderweitige Karrierepläne (und trotz seiner Verpflichtung als Chefdirigent bis 2013) nur mehr wenig Zeit mit ihnen verbringt: Farblose und inspirationslose Dirigenten (sogar mit internationalem Renommee) gibt es in Massen, Persönlichkeiten als Dirigenten nur sehr wenige (und diese sind die einzigen, die ein Orchester zu Glanzleistungen bringen können). Und ich gratuliere den Wiener Symphonikern (im Gegensatz zu den Wiener Philharmonikern, die sich bei ihrer Wahl bedauerlicherweise für den bequemen Weg entschiedenen haben) zu ihrem offensichtlichen Wunsch und Mut, besser werden zu wollen und dafür neue Herausforderungen gerne anzunehmen.