Archiv für Juli 2008

Freitag, 11. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Das Ross am Neusiedlerseee

Normalerweise laufen in Mörbisch ja klassische Operetten, vor allem von Strauss oder Lehar. Aber heuer war “Mister Wunderbar” Intendant Harald Serafin echt mutig:
Das Weisse Rössl von Ralph Benatzky in der Inszenierung von Karl Absenger läuft in dieser Saison am Neusiedlersee, ein Singpsiel, das mehr Menschen anspricht als das reine Operettenpublikum. Und er tat gut damit.
Nicht nur, dass Serafin als Kaiser Franz Joseph glänzt, sondern auch die Besetzung des Leopold durch Rainhard Fendrich und der Josepha durch Sabine Kapfinger waren großartige Ideen, die auch in der Umsetzung und Interpretation keinerlei Enttäuschung aufkommen lassen:
Natürlich kommt niemand, auch nicht Rainhard Fendrich, an DEN Leopold heran, an Peter Alexander. Aber Fendrich liefert ein insgesamt gutes Schauspiel und -auch wenn er an manchen Gesangsstellen unsicher erscheint, weil er wohl mehr operettenhaft singen muss als er es gewohnt ist- seine Rolle als verschmähter Liebender durchaus glaubwürdig auch musikalisch wiedergibt.
Und Zabine brilliert in jeder Hinsicht: nicht nur durch ihre bereits seit ihrer Zeit mit Hubert von Goisern bekannte aussergewöhnliche Jodelstimme, die sich seither übrigens noch sehr weiterentwickelt hat, sondern auch durch ein bewunderswert aussergewöhnlich gutes Schauspiel.
Und Klaus Eberhartinger überzeugt als der schöne Sigismund, wenn er auch gegenüber den beiden Hauptdarstellern leider etwas abfällt.
Insgesamt betrachtet ist das Weisse Rössl am Neusiedlersee eine wohlgelungene klassiche Inszenierung mit einer optimalen Besetzung an der Spitze.
Die Original-CD von den Seefestspielen Mörbisch 2008 mit dem Singspiel “Im weissen Rössl” ist übrigens schon erhältlich (leider mit teils anderer Besetzung) und zwar hier (reinhören möglich) .

Freitag, 11. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Obama sei Kennedy!

In Deutschland gibt es derzeit einen großkoalitionären Streit darüber, ob der amerikanische demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama wie einst J.F. Kennedy vor dem Berliner Brandenburger Tor eine Rede halten darf oder nicht. Die SPD ist dafür, die CDU, allen voran Bundeskanzlerin Merkel, hat Probleme damit, angeblich, weil das Weisse Haus mit noch Präsident Bush die deutsche Regierung unter Druck setzt.
Ja seit wann denn lässt sich die resolute und selbstbewusste deutsche Staatschefin von irgendwem unter Druck setzen? Nur Mut Angela; auch in diesem Fall!

Donnerstag, 10. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Österreich: Endlich mehr Nichtraucherschutz

An sich ist diese große Koalition zwischen rot und schwarz bereits Geschichte. Aber der Bundespräsident ermutigte die zwei Streithähne dazu, einen würdigen Wahlkampf zu führen und zumindest gestern und wenigstens kurz hielten sie sich auch daran: So wurden gestern im Parlament nicht nur einstimmig (!) Nationalratswahlen für den 28. September festgelegt, sondern auch gemeinsame Beschlüsse gefasst.
Die beiden Koalitionspartner SPÖ und ÖVP entschieden sich gemeinsam mit den Grünen endlich -den anderen Staaten Europas folgend- die Nichtraucher mehr zu schützen. So müssen künftig Gastlokale über 50 m2 entweder gänzlich rauchfrei bleiben oder nach Möglichkeit ein eigener abgetrennter Raum für Raucher geschaffen werden. In diesem müssen aber auch gut sichtbar Warnungen vor dem Rauchen angebracht werden. Nur Betreiber von Lokalen unter 50m2 können noch frei bestimmen, ob das Rauchen bei ihnen erlaubt sein soll oder nicht.
Auch Angestellte, vor allem allem Jugendliche werden durch den neuen Beschluss mehr vor Passivrauch geschützt.
Wirte bezahlen bei Übertretungen zwischen 2000 und 10000 Euro, Gäste zwischen 100 und 1000 Euro.
Dies ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, aber ich persönlich würde ein generelles Rauchverbot in Gastlokalen bevorzugen.

Siehe dazu auch meinen Beitrag hier vom 30.3.2008!

Mittwoch, 9. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Siemens Österreich kündigt sozialdemokratisch

Ich will hier nicht jeden Tag über die Politik lästern. Und dennoch gehts letztlich auch heute wieder um Politik, wenn auch indirekt:
Der Elektronikkonzern Siemens mit seinem neuen österreichischen Chef Peter Löscher (früher bei mehreren Pharmafirmen tätig) hat angekündigt, über 16.500 Arbeitsplätze “einzusparen”. Davon sind allein in Österreich 500 Beschäftigte betroffen.
Wie wird Siemens Österreich-Chefin (Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende) Brigitte Ederer die Kündigungen den möglichen Wählern ihrer Partei erklären, die sich immer so sozial darstellt vor Wahlen?
Immerhin war die Frau des SPÖ-Europa-Abgeordneten Hannes Swoboda selbst jahrelange Spitzenpolitikerin in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs: so war sie unter anderem Klubobmannstellvertreterin, EU-Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, SPÖ-Bundesgeschäftsführerin und Finanzstadträtin ihrer Partei in der Wiener Stadtregierung.

Dienstag, 8. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Österreich ist nicht Italien

Das war ja vielleicht ein Tag gestern in Österreich: nicht nur, dass es atmosphärische Gewitter gab, sondern auch innenpolitische: Vizekanzler Molterer (ÖVP) verkündete mit den Worten: “Es reicht!” das Ende der großen Koalition.
Damit hat Molterer leider das getan, wozu die SPÖ insgeheim seit Wochen gezielt provoziert: Er hat resigniert. Ob dies die richtige Entscheidung Molterers war, wage ich zu bezweifeln, obwohl ich die lange Geduld der ÖVP mit ihrem Koalitionspartner SPÖ wirklich bewundere:
Die SPÖ mit ihrem Kanzler Gusenbauer hat nicht nur seit Monaten das mit der ÖVP gemeinsam beschlossene Regierungsprogramm boykottiert und teils sogar gemeinsame Beschlüsse zurückgezogen, wodurch es unmöglich wurde, weiterzuregieren:
Das Schwenk der SPÖ weg vom jahrzehntelangen großen Konsens in der so wichtigen Frage eines geeinten Europa in Richtung Kronenzeitung und billiger Populismus und die gescheiterte Gesundheitsreform waren letztlich jene Punkte, die ein Weiterregieren für den Koalitionspartner ÖVP unmöglich machten. Diese Blockadepolitik muss die SPÖ bewusst inszeniert haben, um Neuwahlen zu erreichen, sie aber nicht selbst ausrufen zu müssen (zu viel spricht in den letzten Wochen für den beginnenden Wahlkampf), dafür aber der aussteigenden ÖVP die Schuld zuschieben zu können.
Genau diesen Vorwurf machte gestern der neue SPÖ-Chef Faymann der ÖVP ja auch, dass sie nicht mehr arbeiten wolle.
Aber wie sollte man arbeiten können, wenn die Grundlagen des gemeinsamen Regierungsprogramms von der SPÖ plötzlich nicht mehr gelten, nur weil die SPÖ politischen Boden zurückgewinnen will.
Die SPÖ hat schon die letzten Nationalratswahlen einerseits durch eine bewusste Demobilisierung der ÖVP-Wähler und durch leere Wahlversprechen gewonnen. Die SPÖ hat keine versprochenen sozialen Gesetze umgesetzt, obwohl sie bislang den Bundeskanzler stellte. Daher ist es auch nicht glaubwürdig, wenn sie nun wieder mit sozialer Wärme wirbt. Wird also spannend werden zu beaobachten, ob sich die Wählerschaft erneut von populistischen Wahlzuckerln locken wird lassen oder ob sie nun umwählt.
Österreich ist doch nicht Italien. Oder?

Montag, 7. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

The Producers in Wien?

Da ich -trotz mehrmaliger Anfrage nach Aufnahme in den Presseverteiler der Vereinigten Bühnen Wien- leider noch keine Einladung zu dieser Musicalveranstaltung erhalten habe, kann ich Ihnen auch leider derzeit nichts darüber berichten. Schade eigentlich.

Montag, 7. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Kostenlose Öffis für alle

Südtiroler Senioren über 70 können nun alle öffentlichen Verkehrmittel kostenlos benützen. Finde ich eine gute Idee, aber warum nur die Senioren. Und: welch ein Zufall, dass diese “gute Tat” so knapp vor den dortigen Landtagswahlen umgesetzt wird.
In Österreich gabs letzthin eine Forderung, dass in Zeiten steigender Energiepreise und damit höherer Steuereinnahmen auch die Abgabenleistenden entlastet werden sollten. Und wie interessant: der direkt Adressierte, Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) ist angeblich dieser Idee, alle die öffentlichen Verkehrmittel kostenlos benützen zu lassen, nicht abgeneigt.
Ein Schelm, der hier nicht an Wahlkampf denkt. Aber zumindest spielt die ÖVP bei einem so wichtigen Thema wie der EU-Politik nicht billigen Populismuswahlkampf wie die SPÖ.

Freitag, 4. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

EZB-Zinserhöhung bedroht Wirtschaftswachstum

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzinssatz um 0,25 Prozent erhöht; er liegt demnach jetzt bei 4,25. Damit soll die Inflation bekämpft werden.
Ich kann diesem Standpunkt der EZB nichts abgewinnen: Der Wirtschaft im Euroraum geht es derzeit alles andere als gut und auch der Aktienmarkt entwickelt sich schon länger nach unten.
Zu diesem Zeitpunkt die Leitzinzen zu erhöhen bedeutet, dem Wirtschaftswachstum einen weiteren Schlag zu versetzen, da ein Großteil an Investitionen über Kredite finanziert wird, die nun natürlich teurer werden. Auch könnten viele Menschen in diesem Zusammenhang ihren Arbeitsplatz verlieren.
Hoffen wir, dass ich diesmal nicht Recht behalten werde.

Donnerstag, 3. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Das Internet muss frei bleiben!

Noch in diesen Sommer will die EU beschließen, dass Nachrichten im Internet gefiltert und damit zensuriert werden können.
Die britische Politikwissenschaftlerin Monica Horten von der Universität Westminster hat eine umfangreiche Dokumentation darüber erstellt, wie eine Koalition aus Lobbyisten der US-amerikanischen und französischen Medienindustrie über ihr nahestehende EU-Abgeordnete diesbezügliche Änderungen in das Papier einfließen lassen wollen, das vom EU-Parlament am 2. September beschlossen werden soll.
Bürgerrechtler laufen dagegen vollkommen zu recht Sturm: Das Internet muss frei bleiben.

Mittwoch, 2. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Die Wiener Öffis nach der Euro 08

Kaum gewöhnte man sich daran und freute man sich über den 5-Minutentakt der Wiener U-Bahnen bis tief in die Nacht, schon ist dies Geschichte:
Kaum zogen die Fans von ausserhalb wieder ab, liegen die Intervalle der U-Bahnen ab 20.30 Uhr wieder zwischen 7 und 8 Minuten, und ab 0.30 Uhr sind dann nur noch die Nachtbusse unterwegs.
Schade eigentlich.