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Kommentare und Hintergründe aus kirchlicher Sicht

Monsignore Schüller: ein christlicher Märtyrer oder ein von den Medien erzeugter Held?

Warum der Wiener Generalvikar wirklich abgesetzt werden mußte

Kaum glaubt man, die ärgste Kirchenkrise in Österreich einigermaßen überwunden zu haben und denkt man, es sei endlich Ruhe eingekehrt, schon gibts einen neuen "Skandal".

Was ist passiert?
Eigenlich gar nichts von Bedeutung.
Der Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn hat seinen Generalvikar Helmut Schüller abgesetzt.

Der Generalvikar ist der wichtigste Mitarbeiter eines Diözesanbischofs und vertritt diesen auch nach außen hin.
Seine Aufgaben sind allerdings auch auf die eigene Diözese beschränkt.
Ein Bischof muß sich also voll und voll und ganz auf seinen Generalvikar verlassen können; bzw. der Generalvikar muß in allen seinen (auch Personal-)Entscheidungen so handeln, daß dies auch mit den Wünschen und Absichten des Diözesanbischofs übereinstimmt. Jedenfalls kann ein Bischof seinen Generalvikar jederzeit frei einsetzen und auch wieder absetzen (CIC 476 §1). Die meisten Bischöfe wechseln ihre Generalvikare auch von Zeit zu Zeit.
Während es also (fast) überall auf der Welt durchaus üblich ist und auch als "normal" gesehen wird, daß ein Bischof in seiner Diözese personelle Umbesetzungen vornimmt, will man das in Österreich dem Wiener Erzbischof offenbar nicht zugestehen.

Wenn jetzt das Magazin "News" und staatlicher Rundfunk und Fernsehen (ORF) seit Tagen einen Skandal aus der Absetzung Schüllers aus dem Boden stampfen und sich jetzt in der Folge Proteste gegen Kardinal Schönborn und die österreichische Kirche erheben, dann zeigt das einmal mehr, daß es einmal mehr NICHT um personelle Fragen geht.

Vielmehr wird wieder einmal wie schon oft in den vergangenen Jahren ein Kampf um den kirchlichen Kurs in der österreichischen Kirche von außen her erzwungen. Mit der Absetzung seines Generalvikars ist Kardinal Schönborn nun von maßgeblichen Medien des Landes zum Puhmann erklärt worden, zu einem konservativen "Fundamentalisten" gestempelt worden, mit dem man nichts zu tun haben möchte.
Dabei ist der Wiener Erzbischof einer der besten und bekanntesten Theologen weltweit und auch als solcher anerkannt.
Aber man will ihn daran hindern, sein Amt auszuführen, weil er -so wie es scheint- endlich nicht mehr bereit ist, sich den Kirchenkurs von Kirchenrebellen und Medien diktieren zu lassen.

Kardinal Schönborn ist jedenfalls zu empfehlen, sich durch massive Kritik nicht einschüchtern zu lassen, sondern einzig und allein die Sache Christi im Auge zu haben, auch wenn das personelle Konsequenzen zu rFolge haben sollte...

Sicherlich ist Generalvikar Schüller ein äußerst gewandter Redner, der aufgrund seiner Intelligenz auch sehr überzeugend wirkt, auch hat er beste Kontakte in die Chef-Etagen diverser Medien, was ihm jetzt sehr hilft, als Märtyrer dazustehn.
Aber- und das wird sich nicht leugnen lassen- Schüller hat mehrmals in den letzten Monaten seine Zuständigkeiten klar überschritten. Zum einen hat er sich mehrmals in Angelegenheiten anderer Diözesen (Diözese St. Pölten) öffentlich eingemischt, wozu ihm kein Recht zusteht. Zum anderen hat er im Herbst vergangenen Jahres -ohne Absprache mit Kardinal Schönborn- die Chefredakteurin der "Wiener Kirchenzeitung" abberufen. Erzbischof Schönborn soll damals über eine solches eigenwilliges Verhalten nicht nur überrascht gewesen sein, sondern auch zutiefst enttäuscht gewesen sein aufgrund dieses Vertrauensbruchs.
Auch mehren sich unter den Angestellten der Wiener Erzdiözese die kritischen Stimmen gegenüber Schüller. Angeblich soll er äußerst launisch sein, willkürliche Entscheidungen treffen, unter denen die Betroffenen dann zu leiden haben, er soll äußert autoritär und dominant zu seinen Angestellten sein und nicht die geringste Kritik an seiner Person zulassen.
Wenn diese Vorwürfe gegen Monsignore Schüller zutreffen, dann darf man sich nicht wundern, wenn Kardinal Schönborn personelle Konsequenzen zieht.
Aber selbst, wenn die Entscheidung des Wiener Erzbischofs von außen her nicht mitvollziehbar wäre, er hat das Recht seinen Generalvikar auszutauschen und das dürfte in keinem Fall auch nur im geringsten dazu führen, daß man dadurch eine sogenannte Kirchenkrise heraufbeschwört.

Schüller selbst jedenfalls verhält sich in dieser Situation so, wie man es von ihm in bisherigen sogenannten Krisensituationen gewohnt ist: er redet so, wie es die Medien gern hören: "Auftreten anstatt austreten" heißt es hier. Er fordert Solidarität mit sich anstatt für die Kirche, die ihm ein Anliegen sein müßte. Von einem echten Kirchenmann, der nicht nur groß "rauskommen" will und bejubelt werden will, der nicht nur der Star sein will, würde man sich erwarten, daß er eine christliche Haltung an den Tag legen würde. Er könnte ja auch öffentlich erklären, daß Absetzungen in einer Diözese etwas "Alltägliches" sind und daß sein Fall daher nicht geeignet ist, eine neue Kirchenkrise heraufzubeschwören. Er könnte auch sagen, daß er trotz allem voll und ganz zu Kardinal Schönborn steht und ihm gegenüber voll solidarisch ist und er könnte auch die Gläubigen zu dieser Solidarität aufrufen. Doch in Österreich gehen besonders in der Kirche -wie es scheint- die Uhren immer noch ganz anders als es sein sollte....(MC)
© Christlicher Medienverein




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    Dieser Kommentar wurde am 28. Februar 1999 hier gepostet und zuletzt am 5.3.1999 bearbeitet.
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