+Im Gedenken an HEINRICH FORER (2.11.1913-5.10.1997)

WEIHBISCHOF (1956-1997) der Diözese Bozen-Brixen (Südtirol)




Kurzbiografie

  • Geboren am 2. November 1913 in Mühlen (Taufers)
  • Vinzentinum mit anschließender staatlicher Matura 1933
  • Priesterweihe am 10. Juli 1938
  • Kooperator in Franzensfeste, Stilfes, Cortina und Bruneck
  • Sekretär der katholischen Aktion 1947
  • Mitbegründer des KVW und dessen erster geistlicher Assistent
  • 1951 Dekan von Cortina und in der Folge Monsignore
  • 11.2.1956 Ernnenung zum Weihbischof mit den Rechten eines Diözesanbischofs
  • 8. April 1956 Bischofsweihe in Cortina
  • Ab 1964 Weihbischof der neu vereinten Diözese Bozen Brixen
  • Bischofsvikar für Schule, Katechese, Fremdenverkehr, Heimatferne
  • 1989 Ruhestand, aber weiterhin für die Menschen da

    Persönliche Würdigung

    Südtirol ist um einen großartigen Menschen ärmer. Südtirol trauert um Heinrich Forer. Am Sonntag, 5. Oktober verstarb Südtirols Weihbischof im Alter von 83 Jahren.
    Für "Lebe", der periodisch erscheinenden Zeitschrift der Südtiroler Bewegung für das Leben führte ich vor einigen Jahren ein Interview mit Weihbischof Forer. Da durfte ich einen sehr kirchlichen und mutigen Menschen mit Prinzipien und mit einer klaren Sprache in Einheit mit der Gesamtkirche kennenlernen, der keine Angst vor der Kritik der Menschen und der Medien hat. Ich durfte Forer aber auch als einen menschenliebenden und sehr bescheidenen Menschen erleben, dem Titel und Ehrerbietungen überhaupt nichts bedeuteten. Er haßte kirchliche Bürokratie, Prunk und Protz und "wichtige" Empfänge. Auf meine Frage hin, ob ich denn nicht auch ein Foto mit ihm im bischöflichen Ornat machen dürfte, meinte er, daß er keine Bedeutung habe und auch überhaupt nicht wichtig sei. Auch trug er in seinen letzten Lebensjahren nur mehr sehr selten seinen Bischofsring.
    Heinrich Forer war ein Bischof aus dem Volk, der immer beim Volk war -mitten im Volk- bis ins hohe Alter. Er hatte für jedermann ein offenes Ohr und Herz; er war an der Seite aller, die ihn brauchten, besonders der einfachen und kranken Menschen, aber auch der Kinder. Die Seelsorge war ihm ein vordringliches Anliegen.
    Weihbischof Heinrich Forer lebte, was Jesus Christus gefordert hat:
    "Wer von euch der Größte sein will, sei der Diener aller!"
                                        Elmar Leimgruber

    Weihbischof Heinrich Forer (1913-1997)

    Interview

    L (=Lebe): Herr Weihbischof, das menschliche Leben ist heute auch in Südtirol sehr bedroht, häufig hören wir über Unfalltote vor allem durch Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit, über Drogentote und über jene die beschließen, Ihr Leben selbst zu beenden. Und das auch hier in unserem Land. Was denken Sie darüber?
    F (=Weihbischof Forer): Ja ich denke, wie Sie schon selber sagen: auch unser Land nimmt Teil an dem Verhalten, wie es auch in der Welt heutzutage überhaupt ist. Dies sind die bedenklichen Auswirkungen einer modernen Mentalität oder psychologischen Situation von Seiten der Jugend oder der Menschen, die wir alle als ungerechtfertigt empfinden. Natürlich können wir Südtirol leider auch nicht ausklammern aus der Welt, und so haben wir dieses Phänomen auch bei uns; leider.
    L: Jährlich werden ca.1000 Kinder in Südtirol durch die Abtreibung getötet. Worin liegen Ihrer Meinung nach die wahren Gründe für die hohe Zahl der Abtreibungen und was kann die Kirche dagegen tun?
    F: Ich habe leider den Eindruck, daß die Negativziffer zu gering eingeschätzt ist - leider. Ich würde sie höher einschätzen, nach meinem Empfinden, nach meiner Erfahrung. Ja, die wahren Gründe kennen wir natürlich alle nicht, wir haben nur Vermutungen, aber stellen wir uns vor: Wenn ein Mädchen schwanger wird oder eine unverheiratete Person oder eine Frau, die denkt: sie hat eh schon zwei Kinder, und die Nachbarschaft ist empört, wenn sie nun ein weiteres Kind bekommt. Die ganze psychische Situation ist ja horrend diesbezüglich,auch bezüglich Miete von kinderreichen Familien oder überhaupt Familien mit Kindern. Weiters die Bequemlichkeit, Urlaub, Spesen... Aber die Gründe sind halt: man will sich dieser Last entledigen, und weil das Leben heutzutage so geringgeschätzt wird und weil die öffentliche, staatliche Autorität die Abtreibung erlaubt, bagatellisiert man eben das Leben. Auf diese Weise denkt man sich: Da kann ich es ja auch machen. Damit meint man von schwerer Schuld frei zu sein und macht sich nicht viel draus. Was die Frauen dann allerdings nach einer solchen Tat denken, und wie belastet sie sind, das ist wieder etwas ganz anderes.
    L: Was aber kann die Kirche gegen die hohe Zahl der Abtreibungen unternehmen?
    F: Ja, sie kann dauernd, speziell z.B. über die Bewegung für das Leben immer wieder positiv für das Leben eintreten und negativ gegen die Abtreibung.Ich glaube, irgendwann steht eine Frage einfach nicht mehr zur Diskussion. Und die Abtreibungsfrage ist so eine Frage, die nicht zur Diskussion steht. Das Leben ist heilig und ist nicht in unserer Hand. Es gehört dem Schöpfer, und das Geschöpf kann nicht darüber verfügen.Was die Kirche sonst im speziellen noch tun könnte: Ich glaube, die Möglichkeit der Enthaltsamkeit, der Tugend und Keuschheit, es ist heutzutage leider überhaupt kaum mehr davon die Rede.
    L: Bei uns ist die Abtreibung gesetzlich erlaubt und bezahlt. Was sagen Sie dazu?
    F: Meines Erachtens ist ein solches Gesetz vonseiten des Staates über die sanitären Institutionen nicht nur unwürdig, sondern empörend. Es ist einfach horrend, daß ein Staat sich hergibt und Abtreibungen, also systematische Tötung von Kindern, einfach gesetzlich erlaubt und finanziert. Es ist einfach empörend,ganz unmöglich empörend,entbehrt jeden Kommentars! Wenn Katholiken nur zwischen einem schärferen und einem milderen Abtreibungsgesetz entscheiden könnten, würden sie sich in diesem Fall wahrscheinlich für das mildere entscheiden. Doch die Bewegung fürs Leben, wenn sie wählen könnte, müßte auf alle Fälle nein sagen,auf jedem Fall, auch zum mildesten Gesetz müßte sie nein sagen. Absolut auch nicht ein einziges Kind darf erlaubterweise und mit finanziellen Mitteln des Staates getötet werden.
    L: Wofür sollte die Bewegung für das Leben in besonderer Weise eintreten?
    F: Zunächst: Ja, ich denke, wofür sie heute eintritt, dafür soll sie auch weiterhin eintreten. Schon weil Gott das Leben will und es geschaffen hat,schon deswegen muß es auch der Mensch wollen, auf jede Art und Weise.Die Bewegung fürs Lebensollte viel mehr an die Öffentlichkeit treten, immer wieder Stellungnahmen abgeben in den Medien. Natürlich heißt es dann: Schon wieder diese! - Ja, schon wieder diese,aber weil sie es müssen, weil es ihre Aufgabe ist, immer wieder Stellung zubeziehen.
    L: Was kann jeder einzelne Gutgesinnte zum Schutz des Lebens, der Ungeborenen, der alten und kranken Menschen (auch, um das Problem der Euthanasie mithineinzubringen) tun?
    F: Er sollte in seinem Millieu, nach seinen Möglichkeiten für die Idee des Lebens eintreten, die entsprechende Motivation bringen und die Auswege, Hilfen und Alternativen aufzeigen, die nach der Moral der Kirche eben zulässig sind. Ich sage auch noch einmal, was leider zuwenig geschieht, daß man sich nicht der heutigen Mentalität anschließen soll: Paßt euch nicht der Welt an mit diesem absoluten Regime des Sexismus, daß Sex einfach sein muß und unverzichtbar bleibt für jeden Menschen. Von diesem Standpunkt muß man abrücken. Einen solchen Standpunkt kann man nicht vertreten, sonst läuft sich diese Sache notgedrungen wieder auf eine Abtreibung hinaus. Enthaltsamkeit und Keuschheit sind meines Erachtens Gegegenheiten, auf die die Kirche in ihrer prophetischen Aufgabe nicht verzichten darf. Sie muß sie immer wieder verkündigen.
    L: Haben Sie auch ein spezielles Anliegen an die Jugend?
    F: Was wir in bezug auf das Leben besprochen haben, das gilt natürlich genauso für die Jugend, speziell für die Jugend. Aber sonst will ich der Jugend sagen: Das Leben fordert immer wieder Opfer; Leben ohne Verzicht und Opfer und eine gewisse Härte kommt nicht durch. Schauen wir uns die Bäume im Wald an: Wenn sie nicht von Wind und Wetter hergenommen werden, dann von Wind und Sturm, dann werden sie keine richtigen Bäume. Verweichlichung und alleswollen und alles haben und alles genießen, das tut dem Menschen schlecht, das schadet ihm. Wo kein Opfer, keine Pflicht, keine Idee da ist, das verträgt der Mensch auf Dauer nicht. Deshalb ist es nicht gut für die Jugend, wenn sie nichts zu ertragen hat, wenn sie keine Opfer zu bringen braucht. Es ist notwendig, sich auf Opfer einzustellen, das ist positiv.
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    Diese Seite wurde am 6. Oktober 1997 hier gepostet und zuletzt am 11.12.1997 bearbeitet.
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